360° Glarus: Glärnisch, Wiggis und Schilt
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Als kleinste Hauptstadt der Schweiz wird Glarus ab und an bezeichnet. Doch was die Bergkulisse anbelangt, überragt das Städtchen wortwörtlich alle anderen Kantonshauptorte. Das Vrenelisgärtli beispielsweise thront knapp 2400 Höhenmeter über dem Landsgemeindeplatz. Einfach aus Freude an diesem wilden, oft verkannten Bergkanton überschreite ich heute mit dem Vorder Glärnisch, dem Wiggis und dem Schilt das bekannte Dreigestirn um Glarus. Die Idee stammt vom bekannten Schwandner Kletterer und Künstler Felix Ortlieb, welcher die Rundtour zu Beginn der 80er Jahre absolviert hat.
Bereits zwei Mal war ich zuvor an der Umsetzung dieser - was die Höhenmeter anbelangt - gigantischen Unternehmung gescheitert und hatte nach jeweils zwei Gipfeln völlig aufgerieben die Waffen gestreckt. Heute, vier Jahre später und in der Form meines Lebens, wollte ich einen letzten Versuch wagen. Auch abgesehen vom Trainingsstand standen die Zeichen auf Grün. Neu war ich ultraleicht unterwegs und konnte alleine bei den Schuhen 1.2kg einsparen. Auch die Verpflegung, auf meinen Touren sonst dem Genuss gewidmet, habe ich der Belastung angepasst. Und das Wetter hätte besser nicht sein können: schöner, stabiler Sommertag (fürs Gemüt), aber kühl und leicht windig (für den Körper).
Zugegeben, die Runde ist in erster Linie eine Bolzerei von Höhenmetern - eine Herausforderung mit besonderem Reiz. Technische Herausforderungen sucht man vergebens und meist bewegt man sich auf viel begangenen Pfaden. Etwas Spürsinn erfordert bloss der Südaufstieg zum Vorder Glärnisch via Schwändisienen. Gerade im Halbdunkeln kommt man ohne Routenkenntnis schnell vom (teils verwachsenen) Weg ab. Der übliche Südaufstieg via Guppenalp ist diesbezüglich gutmütiger.
Es dämmert bereits, als ich um halb fünf an diesem Samstag nach der Sonnenwende in Mitlödi (504m) loslaufe. Ich verspüre leichte Aufregung und Nervosität, die Beine sind noch kalt. Der Weg der Hanslirus entlang ist verwachsen und feucht vom Morgentau - die nassen Füsse werden mich den ganzen Tag begleiten. Das malerisch gelegene Schwändisinien (1435m) mit seiner Handvoll Ferienhütten bietet Gelegenheit für eine kurze Verschnaufpause und Auffüllung der Wasservorräte. Ein ganz passabler Weg (und erst noch markiert, aber nicht auf LK) quert anschliessend zur normalen Südroute (von der Guppenalp) rüber; man erreicht sie unterhalb der Gelben Wand. Und hier treffen mich auch die ersten Sonnenstrahlen. Den Weiterweg über Chilchli, Gareplatz und durch die Hanslirus kenne ich aus dem Effeff, ist aber jedes Mal wieder eindrücklich. Anschliessend von der Furggle über den breiten Rücken zum Vorder Glärnisch (2328m) hoch: 45 Minuten schneller als beim ersten Versuch und das ohne Jufeln. Kurze Verpflegungspause und dann bleibt noch etwas Zeit, die Tiefblicke ins Klöntal und auf Glarus zu geniessen.
Auf dem zügigen Abstieg nach Hinter Saggberg (1051m) kommen mir bereits zahlreiche Wanderer entgegen. Schnee liegt keiner mehr. Im Restaurant Rhodannenberg am Klöntalersee kehre ich auf einen schnellen Kaffee ein und - oh Wunder - werde hier zum ersten Mal freundlich bedient. Nun sollte sich zeigen, wie es um meinen Formstand wirklich bestellt ist. Denn bei den früheren Versuchen war ich jeweils im Zweitaufstieg arg ans Limit gekommen. Heute klappt das schmerzfrei und oben auf dem Wiggis (2282m) bin ich überzeugt, die Runde vollenden zu können. Ach ja, unterwegs überhole ich ein älteres Ehepaar und der Mann kann sich einen Kommentar über meine "unpassenden" Trailrunners nicht verkneifen. Natürlich gibt's eine dicke Retourkutsche an den alten Narr und seine steigeisenfesten Totschläger. In der Zwischenzeit umschwirren übrigens Wolkenfetzen die Gipfel. Das ergibt einerseits ganz schöne Stimmungen und kommt mir wegen der stundenlangen Sonnenexposition auch sonst ganz gelegen.
Der lange Abstieg über 1800Hm runter nach Netstal (458m) verläuft ereignislos und ich bin meist im Laufschritt unterwegs. Am Vorder Glärnisch hatte ich mich diesbezüglich noch zurückgehalten, um die Muskeln nicht vorschnell zu verbraten. Nun folgt der von mir gefürchtete Schlussaufstieg: 1800Hm mit bereits 3500Hm in den Beinen ist keine besonders tolle Perspektive. Um die lange Etappe zu durchbrechen, verzichte ich auf die Pause im Tal und gönne mir stattdessen im Alpenblick auf den Ennetbergen Glacé und Kaffee. Nicht gerade die ideale Sportlernahrung, aber im letzten Drittel geht es ohnehin nur darum, den Kopf bei Laune zu halten. Das ist übrigens eine super Bergbeiz mit einer spannenden Wirtin. Ich bin erstaunt, wie gut es mir nach wie vor läuft. Erst kurz vor Überschreiten der magischen 5000Hm-Grenze - der Schilt (2299m) bereits in Sichtweite - wird es mühsam.
Oben erwartet mich ein giftiger Wind und die wenigen Kleiderschichten inkl. Handschuhe kommen zum Einsatz. Zum ersten Mal gönne ich mir eine etwas längere Pause von dreissig Minuten. Vielleicht ein Fehler, denn nach dem Aufbruch geht es mir gar nicht gut: Übelkeit, Seitenstechen, rebellierende Fussgelenke. Aber das Ende ist absehbar. Und eine halbe Stunde ist alles wie verflogen und im gewohnten Laufschritt geht's talwärts. Um Punkt 19 Uhr oder 14:30 nach meinem Aufbruch bin ich zurück in Mitlödi (504m). Ach ja, weil mir das Restaurant Alpenblick so gut gefallen hat, fahre ich vor der Heimreise nochmals hoch und gönne mir Rösti mit Spiegelei.
Zeiten (inkl. Pausen)
2:45 Vorder Glärnisch
1:45 Klöntal
2:30 Wiggis
1:40 Netstal
3:15 Schilt
2:15 Mitlödi
Pausen
0:10 Vorder Glärnisch
0:15 Klöntal
0:20 Wiggis
0:20 Otschlag
0:30 Schilt
Ankunftszeiten
04:30 Mitlödi
07:15 Vorder Glärnisch
09:00 Klöntal
11:30 Wiggis
13:30 Netstal
16:45 Schilt
19:00 Mitlödi
Bereits zwei Mal war ich zuvor an der Umsetzung dieser - was die Höhenmeter anbelangt - gigantischen Unternehmung gescheitert und hatte nach jeweils zwei Gipfeln völlig aufgerieben die Waffen gestreckt. Heute, vier Jahre später und in der Form meines Lebens, wollte ich einen letzten Versuch wagen. Auch abgesehen vom Trainingsstand standen die Zeichen auf Grün. Neu war ich ultraleicht unterwegs und konnte alleine bei den Schuhen 1.2kg einsparen. Auch die Verpflegung, auf meinen Touren sonst dem Genuss gewidmet, habe ich der Belastung angepasst. Und das Wetter hätte besser nicht sein können: schöner, stabiler Sommertag (fürs Gemüt), aber kühl und leicht windig (für den Körper).
Zugegeben, die Runde ist in erster Linie eine Bolzerei von Höhenmetern - eine Herausforderung mit besonderem Reiz. Technische Herausforderungen sucht man vergebens und meist bewegt man sich auf viel begangenen Pfaden. Etwas Spürsinn erfordert bloss der Südaufstieg zum Vorder Glärnisch via Schwändisienen. Gerade im Halbdunkeln kommt man ohne Routenkenntnis schnell vom (teils verwachsenen) Weg ab. Der übliche Südaufstieg via Guppenalp ist diesbezüglich gutmütiger.
Es dämmert bereits, als ich um halb fünf an diesem Samstag nach der Sonnenwende in Mitlödi (504m) loslaufe. Ich verspüre leichte Aufregung und Nervosität, die Beine sind noch kalt. Der Weg der Hanslirus entlang ist verwachsen und feucht vom Morgentau - die nassen Füsse werden mich den ganzen Tag begleiten. Das malerisch gelegene Schwändisinien (1435m) mit seiner Handvoll Ferienhütten bietet Gelegenheit für eine kurze Verschnaufpause und Auffüllung der Wasservorräte. Ein ganz passabler Weg (und erst noch markiert, aber nicht auf LK) quert anschliessend zur normalen Südroute (von der Guppenalp) rüber; man erreicht sie unterhalb der Gelben Wand. Und hier treffen mich auch die ersten Sonnenstrahlen. Den Weiterweg über Chilchli, Gareplatz und durch die Hanslirus kenne ich aus dem Effeff, ist aber jedes Mal wieder eindrücklich. Anschliessend von der Furggle über den breiten Rücken zum Vorder Glärnisch (2328m) hoch: 45 Minuten schneller als beim ersten Versuch und das ohne Jufeln. Kurze Verpflegungspause und dann bleibt noch etwas Zeit, die Tiefblicke ins Klöntal und auf Glarus zu geniessen.
Auf dem zügigen Abstieg nach Hinter Saggberg (1051m) kommen mir bereits zahlreiche Wanderer entgegen. Schnee liegt keiner mehr. Im Restaurant Rhodannenberg am Klöntalersee kehre ich auf einen schnellen Kaffee ein und - oh Wunder - werde hier zum ersten Mal freundlich bedient. Nun sollte sich zeigen, wie es um meinen Formstand wirklich bestellt ist. Denn bei den früheren Versuchen war ich jeweils im Zweitaufstieg arg ans Limit gekommen. Heute klappt das schmerzfrei und oben auf dem Wiggis (2282m) bin ich überzeugt, die Runde vollenden zu können. Ach ja, unterwegs überhole ich ein älteres Ehepaar und der Mann kann sich einen Kommentar über meine "unpassenden" Trailrunners nicht verkneifen. Natürlich gibt's eine dicke Retourkutsche an den alten Narr und seine steigeisenfesten Totschläger. In der Zwischenzeit umschwirren übrigens Wolkenfetzen die Gipfel. Das ergibt einerseits ganz schöne Stimmungen und kommt mir wegen der stundenlangen Sonnenexposition auch sonst ganz gelegen.
Der lange Abstieg über 1800Hm runter nach Netstal (458m) verläuft ereignislos und ich bin meist im Laufschritt unterwegs. Am Vorder Glärnisch hatte ich mich diesbezüglich noch zurückgehalten, um die Muskeln nicht vorschnell zu verbraten. Nun folgt der von mir gefürchtete Schlussaufstieg: 1800Hm mit bereits 3500Hm in den Beinen ist keine besonders tolle Perspektive. Um die lange Etappe zu durchbrechen, verzichte ich auf die Pause im Tal und gönne mir stattdessen im Alpenblick auf den Ennetbergen Glacé und Kaffee. Nicht gerade die ideale Sportlernahrung, aber im letzten Drittel geht es ohnehin nur darum, den Kopf bei Laune zu halten. Das ist übrigens eine super Bergbeiz mit einer spannenden Wirtin. Ich bin erstaunt, wie gut es mir nach wie vor läuft. Erst kurz vor Überschreiten der magischen 5000Hm-Grenze - der Schilt (2299m) bereits in Sichtweite - wird es mühsam.
Oben erwartet mich ein giftiger Wind und die wenigen Kleiderschichten inkl. Handschuhe kommen zum Einsatz. Zum ersten Mal gönne ich mir eine etwas längere Pause von dreissig Minuten. Vielleicht ein Fehler, denn nach dem Aufbruch geht es mir gar nicht gut: Übelkeit, Seitenstechen, rebellierende Fussgelenke. Aber das Ende ist absehbar. Und eine halbe Stunde ist alles wie verflogen und im gewohnten Laufschritt geht's talwärts. Um Punkt 19 Uhr oder 14:30 nach meinem Aufbruch bin ich zurück in Mitlödi (504m). Ach ja, weil mir das Restaurant Alpenblick so gut gefallen hat, fahre ich vor der Heimreise nochmals hoch und gönne mir Rösti mit Spiegelei.
Zeiten (inkl. Pausen)
2:45 Vorder Glärnisch
1:45 Klöntal
2:30 Wiggis
1:40 Netstal
3:15 Schilt
2:15 Mitlödi
Pausen
0:10 Vorder Glärnisch
0:15 Klöntal
0:20 Wiggis
0:20 Otschlag
0:30 Schilt
Ankunftszeiten
04:30 Mitlödi
07:15 Vorder Glärnisch
09:00 Klöntal
11:30 Wiggis
13:30 Netstal
16:45 Schilt
19:00 Mitlödi
Tourengänger:
Bergamotte

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