Canyon du Buement - If de Crémines


Publiziert von kopfsalat , 18. April 2018 um 19:27. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Jura
Tour Datum:17 April 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SO   CH-BE 
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Strecke:12km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Crémines Zoo
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Crémines Zoo
Kartennummer:map.geo.admin

Nach Makubu's Vorlage musste ich "natürlich" so schnell wie möglich nachlegen. Gestern wars soweit.

Mit Bahn via Solothurn nach Crémines Zoo. Dem dürftig ausgeschilderten Wanderweg entlang bis Pt. 711. Hier nach rechts und bei Pt. 800 wiederum nach rechts auf dem (durchzogenen) Wirtschaftsweg bis zur ersten Haarnadelkurve. Hinter dem Bänkli führen Wegspuren nach unten. Der jähe Abbruch des "Canyons" wird nacht recht umgangen. Hier erkennt man auch die neue (auf der Karte noch nicht eingezeichnete) Waldstrasse, welche sich wohl auf rund 760m um den Berg herumzieht und als Einstieg ideal wäre. (T3)

Nun habe ich also das untere Ende des Cañons erreicht. Somit bleibt mir nur noch, zum oberen Ende zu gelangen. Die Wegwahl ist beliebig. Wie Makubu schon schreibt, bleibt man tendenziell links. Die rechten Seitenarme steigen meist an, bis sie den Rand der Schlucht erreicht haben. Immer wieder bieten sich faszinierende Tief- und Hochblicke. Auch auf dem Rücken liegend ergeben sich hervorragende Ausblicke. Achtung: Aufgrund der starken Laubbedeckung sieht man meist nicht, was sich darunter befindet! (T3)

Leider viel zu schnell habe ich das, durch das geneigte Felsband angezeigte, Ende der Schlucht erreicht. Ein kurzer Abstecher in die eisige Creux de Glace bildet den würdigen Abschluss dieses Teils des heutigen Ausflugs. Nun gehts unschwierig auf einem Pfad durch ein ausgetrocknetes Bachbett zu einer Weidetränke mit herrlich kaltem Quellwasser hoch. (T3)

Ich folge dem zusehends verfallenden Waldweg nach Süden. Wie man der LK 1:25k entnehmen kann, führt auf ca. 1000m ein etwas breiteres Band durch die ganze abschüssige Flanke und erreicht oberhalb der Felsen von Les Rougés den Südwestkamm der Walenmatt. Und just hier entlang verläuft eine etwa zwei-schuh-breite Pfadspur oder ists eventuell gar nur ein breiter Wildwechsel? Den Chainsen/Microspikes ists einerlei, sie krallen sich fest in den erdigen, laubbedeckten, felsdurchsetzten und wurzelüberwachsenen Hang. Zusammen mit einem kurzen Wanderstock erlaubt mir dies ein sicheres und auch kräftesparendes Gehen. Einzig die letzten paar Meter bis auf den Kamm erfordern ein wenig Handeinsatz an den zahlreich vorhandenen Wurzelgriffen. (T3. T4 nur die letzten paar, leider unumgehbaren, Meter)

Auf dem ausgeholzten Kamm angelangt, genehmige ich mir eine längere Pause und geniesse den, die Flanke heraufziehenden, warmen Wind. Auch ist mein Rastplatz leicht zurückversetzt, so bemerkt mich der Rehbock, der mit heraushängender Zunge den Hang heraufkeucht, erst im allerletzten Moment - und so ich ihn. Für den Bruchteil einer Sekunde starren wir uns an, beide etwa gleich verdutzt, dann macht er kehrt und hüpft in eleganten Sprüngen durch den lichten Wald bis ich ihn nicht mehr sehen kann.

Weiter gehts dem Kamm entlang zu Pt. 1127 mit schöner Aussicht auf die erste und zweite Jurakette, sowie das Becken von Moutier. Schon bald verlasse ich den Wald und schlendere über die weite, offene Juraweide an den Alpgebäuden der Walenmattweid vorbei zu Pt. 1240 mit Aussicht bis zum Rocheturm in Basel. Hier gibts das obligate "Mittags"-schläfchen. (T1)

Ausgeruht mache ich mich auf den Rückweg, denn es gilt noch die von Makubu erwähnte Eibe zu besuchen. Bei Pt. 1179 gelange ich nach einem kurzen Abstecher ins Solothurnische zurück ins ehemaligen Gebiet des ehemaligen Fürst-Bischofs von Basel, wie dies ein prächtiger Grenzstein bezeugt. (T1)

Nachdem der Weg in die Nordflanke dreht, bleibe ich auf der etwas stotzigen Weide bis ich auf ca. 1030 auf zwei Wanderer treffe. Der eine spricht mich an, ob ich wisse, wo denn diese Eibe stehe. Ich ging eigentlich davon aus, dass der Weg zu dieser wohl ältesten Eibe der Schweiz schon irgendwo angeschrieben wäre. Leider weit gefehlt. Das Pärchen sei schon seit Stunden erfolglos am Suchen. Auf ihrem äusserst dürftigen Wegbeschrieb steht einzig, dass der Baum sich auf 1050m befinde und den Höhepunkt der Wanderung darstelle. Leider fehlen jegliche weiteren Hinweise, wo dies auf diesem rund 1km breiten Rücken sein müsste, von Koordinaten ganz zu schweigen. (T1)

Deshalb hier die ungefähren (nach Karte, nicht nach GPS) Koordinaten: 602'550 / 235'725. Der Weg dahin ist recht einfach, wenn man mal weiss wie und wo. Nach dem Weidebrunnen (siehe oben) dem verfallenden Weg für ca. 20m folgen bis zu einer Gabelung. Nun den nach links oben abzweigenden Weg nehmen. An dessen Ende führt linkerhand bei einem Steinmann ein Pfad durch den Wald zur Eibe. Ein typischer Kraftort, denn ohne hätten wir ihn nie gefunden. (T1)

Der Rückweg gestaltet sich wesentlich kraftloser, indem man sich auf dem Fahrweg zurück zur Station Crémins Zoo runterbaumeln lässt. Es fahren zwar zwei Züge pro Stunde aber dies in einem Abstand von 12 Minuten. Das heisst, nahezu eine Dreiviertel-Stunde warten und die Beiz der Siky-Ranch ist auch schon zu. Einzig ein paar Jungs von der Pfadi/Jungschi ziehen mit zentnerschweren Rucksäcken in unrundem Gangbild an mir vorbei. Die haben wohl schon die ersten Blasen an ihren in luftdichten Gortexschuhen steckenden Schweissfüssen. Mein Mitleid hält sich aber in Grenzen. (T1)

NB:

Die Eibe (Taxus baccata) hat(te) einen schweren Stand in unserem Kulturkreis. Einerseits wächst sie nur sehr langsam und erhält dadurch ein sehr dichtes, zähes, widerstandsfähiges Holz. Im Mittelalter machten sich dies vorallem die Engländer zu Nutzen und stellten daraus ihre Langbogen her. Eibenholz wurde in ganz Europa zur begehrten Handelsware, was dazu führte, dass es gegen Ende 16. Jahrhundert fast keine Eiben mehr gab, die es sich zu fällen lohnte.

Auch wenn die Erfindung der Schusswaffen der Eibe eine Verschnaufpause gönnte, wurde ihr in der Neuzeit der Umstand, dass praktisch alles an ihr stark giftig ist, zum Verhängnis. Sie wurde von Bauern und Viehzüchtern niedergemäht, denn ihre im Vergleich zu Tannen und Föhren weichen Nadeln führten immer wieder zum Tod der davon fressenden Weidetiere.

Dies sind wohl die Gründe, weshalb wir heute Eiben vorallem auf schwer zugänglichen (Jura)-Berggraten antreffen.

Flurnamen mit "ib" weisen auf einen früheren Eibenbestand hin. z.B. Unter-i(b)-berg auf dessen Wappen eine Eibe prangt.

***

Am 29.04.2018 Tour zusammen mit lemon wiederholt. Dieses Mal mit Direktaufstieg ab Crémines-Zoo Hauptbahnhof zum neune Forstweg (T4) und Einkehr im Malsenberg mit Abstieg nach Gänsbrunnen. (T1) Der Besitzer des Malsenbergs machte uns auf ein weiteres Kleinod aufmerksam: das Franzosenloch oder genauer eines der Franzosenlöcher, denn u.a. in der Klus von Lobisei soll es auch noch ein solches geben.

Tourengänger: kopfsalat, lemon


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Kommentare (3)


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Makubu hat gesagt:
Gesendet am 18. April 2018 um 22:18
Hallo Dani
Den Tip mit der Strasse als Zugang zur Schlucht merk ich mir! Dann werde ich auch den untersten Abschnitt begehen. Ich hab ja etwas weiter oben begonnen. Ebenso merk in mir das Weglein zum Südwestkamm hinüber!

LG, Markus

Makubu hat gesagt:
Gesendet am 30. April 2018 um 08:37
... und den Tip zum Franzosenloch :-))

LG, Markus

Felix hat gesagt:
Gesendet am 30. April 2018 um 13:35
schöne Route - merk' ich mir!


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