Sunnigen Stöck IV-VII
|
||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Es ist geschafft, alle Sunnigen Stöck sind bestiegen! Im Gegensatz zum Königsweg, sprich der Überschreitung aller sieben Felstürme an einem Tag, habe ich die Unternehmung in drei Etappen aufgeteilt (
klick und
klack). Derart lassen sich die heiklen Übergänge zwischen I und II bzw. III und IV vermeiden und das entschärfte Programm steht nun jedem gestählten Alpinwanderer offen.
Die Begehung der vier westlichen Stöcke bildet dabei den unbestrittenen Höhepunkt dieser Miniserie. Stundenlang bewegt man sich durch schroffes, kaum begangenes Gelände mit bizarren Felsformationen. Noch nirgends bin ich so messerscharfem Kalk begegnet, er schneidet mühelos durch Stoff und Haut. Bei guter Sicht ist die Routenfindung recht logisch. Zur Vorbereitung empfiehlt sich
lorenzos Referenzbericht - den Urner Clubführer kann man getrost ignorieren.
Angesichts des happigen Tagesprogramms laufen wir um 7:45 recht spät vom Brüsti (1530m) los. Es liegt viel Feuchtigkeit in der Luft, die Sicht beträgt höchstens ein paar Hundert Meter, häufig auch weniger. Das sind keine guten Vorzeichen für den Erstaufstieg durch die unübersichtliche Nordflanke. Immerhin konnte ich das Gelände ums Rund Stöckli im Rahmen der zweiten Etappe letzte Woche grob inspizieren. Direkt beim Alpgebäude P. 1444 auf der Hinteren Waldnacht beginnen wir unseren Aufstieg durch die verwachsene Steilflanke. Als gute Orientierungshilfe dient eine prägnante Runse, der wir lange Zeit folgen. Aufgrund der Anstrengung und des schwülen Milieus fliesst der Schweiss rasch in Strömen. Zu weit östlich kann man nicht wirklich geraten, denn Felswände bilden eine natürliche Begrenzung. Weiter oben öffnet sich das Gelände und geht in Schutt über. Wir halten uns weiterhin möglichst östlich und passieren so die Westwand des Rund Stöcklis. Ein Blick auf die LK zeigt natürlich, dass das Gelände gegen Westen zahlreiche Varianten zulässt. Bis hierhin max. T5-, meist einfach nur mühseliges Gehgelände. Etwas schwieriger gestaltet sich der Ausstieg in den Hinter Chessel, im steilen Schrofengelände ca. T6-. Auf dem Rund Stöckli (2027m) legen wir eine erste Pause ein. Von Süden ist das Gipfelchen höchstens eine Weidekuppe, bricht aber nach Norden senkrecht ab.
Glücklicherweise lichten sich hier oben die Wolken immer wieder und wir können die Route durch den Hinter Chessel studieren. Von unten präsentiert sich dieser aufgrund der zahlreichen Felsbänder recht unübersichtlich. Trotzdem erwischen wir vermutlich die geradezu perfekte Linie: eine wunderbare Führe über Schutt, Bänder und Rinnen, welche überall logisch ist und nirgends die T5 überschreitet (s. Topo). Wir stehen nun am Fuss der Nordwand vom Sunnigstock V, wenig westlich der Follenfurggi. Diese lassen wir rechts liegen und gewinnen den Westgrat zum Sunnigstock IV über eine Scharte weiter östlich. Der Westgrat besteht aus geschichteten Platten und ist stellenweise sehr schmal (meist T5 bis T5+). Erwähnenswert ist ein ca. drei Meter hoher, senkrechter Aufschwung, den wir im Aufstieg direkt erklettern (II). Im Abstieg werden wir ihn nordseitig über Bänder umgehen (T6). Die schwierigste Stelle der Tour war damit bereits gemeistert. Auf dem Sunnigstock IV (2488m) pausieren wir nur kurz, denn die Wolken haben wieder zugezogen.
Zurück beim Einstieg queren wir nordseitig von Sunnigstock V nach Südwesten und steigen über Schneefelder zunehmend steil in eine markante Senke zwischen V und VI hoch (klick).
lorenzos Aufstiegsroute haben wir damit verpasst, was auch am dichten Nebel lag. Stattdessen benutzen wir seine Abstiegsroute über den Westgrat auch für den Aufstieg: Von der Senke einige Meter nach Süden absteigen, dann knapp fünfzig Meter ostwärts queren, um wieder den Grat zu gewinnen. Über eine markante Rinne gewinnen wir in schöner Kletterei (II) direkt den Gipfel vom Sunnigstock V (2576m) - vor Ort ist das alles offensichtlich. Mittlerweile haben sich die Wolken wieder gelichtet und geben herrliche Blicke frei auf die Ostwand vom Fläugenfadhorn (aka Sunnigstock VI).
Zurück über die gleiche Route verbleiben wir kurz in der Südflanke, steigen aber bei erstbester Gelegenheit zurück zum Grat (grosser Steinmann). Dann weiter über den Verbindungsgrat in unschwieriger Kraxelei nach Westen. Überrascht stossen wir plötzlich auf Steinmänner und rote Markierungen. Wie wir erst später feststellen, queren letztere im Sinne eines "Höhenweges" durch die Nordflanken der Sunnigen Stöcke VI und VII - was hier jemand etwas über Sinn und Zweck? So traversieren wir recht weit nach Westen (bis T5+), um schliesslich durch die Nordflanke zum Sunnigstock VI (2710m) aufzusteigen. Im unteren Bereich sind wir Steinmännern gefolgt, es gibt aber unzählige Varianten, die T5 bis T5+ sollte nicht überschritten werden. Oben ist Zeit für die grosse Pause, zumal auch das Wetter mitspielt. Im Süden liegt der Glatt Firn mit seinen Gipfelriesen Krönten, Zwächten, Spannort und Schlossberg, im Norden thronen Brunni- und Blackenstock. Das kleine Buch beweist, wie selten der Gipfel begangen wird, gerade acht Mal seit 2013.
Im Abstieg folgen wir zunächst dem Westgrat, weichen aber aufgrund kleiner Abbrüche bald in die Nordflanke aus. Der Kalk ist hier (und nicht nur hier) übrigens messerscharf: unversehens schlitzt man sich Kleider und Hände auf. Je nach Linie ergibt das T5+ bis T6-. Gleichzeitig sind am heutigen Tag alle Flanken brüchig, ein Helm sehr empfehlenswert. Weiter unten treffen wir wieder auf den markierten "Höhenweg" und folgen ihm in den Sattel P. 2601 - ein wahrlich eindrücklicher Ort am gefühlten Ende der Welt. Der Wiederaufstieg über den Gratrücken verbleibt längere Zeit ihm gehobenen Gehbereich. Erst zuletzt, wie bereits zuvor, müssen in der teils scharfen, teils brüchigen Nordflanke die Hände zuhilfe genommen werden, um den Sunnigstock VII (2710m) aka Älplistock zu erreichen (T5).
Während einer letzten Pause unterhält uns ein zutraulicher Falter. Dann raffen wir uns auf - meine Batterien sind ziemlich leer - und machen uns an den langen Schlussabstieg Richtung Waldnacht. Der Übergang zur Älplilücke (271m) bietet bei vernünftiger Routenwahl keine grösseren Schwierigkeiten (T5) mehr, wir hingegen verpassen streckenweise die Ideallinie und lösen im Sekundentakt Steinschlag aus. Im Sattel treffen wir auf den wbw-markierten Wanderweg, welcher Guggi- und Erstfeldertal verbindet. Er ermöglichst zum Beispiel einen (umständlichen) Zustieg zur Kröntenhütte oder die komplette Umrundung der Sunnigen Stöcke. Das ist zuwenig für hohe Besucherzahlen... Dankbar erreichen wir den Guggitaler Schnee, nun können wir knieschonend bis ins Stäfeli abrutschen. Nach Überquerung der Waldnacht warten als Sahnehäubchen nochmals 150Hm Gegenanstieg ins Brüsti.
Besten Dank an
Tobi für die unterhaltsame Begleitung.
Zeiten
1:50 Rund Stöckli
1:20 Sunnigstock IV
1:00 Sunnigstock V
0:50 Sunnigstock VI
0:45 Sunnigstock VII
2:00 Brüsti


Die Begehung der vier westlichen Stöcke bildet dabei den unbestrittenen Höhepunkt dieser Miniserie. Stundenlang bewegt man sich durch schroffes, kaum begangenes Gelände mit bizarren Felsformationen. Noch nirgends bin ich so messerscharfem Kalk begegnet, er schneidet mühelos durch Stoff und Haut. Bei guter Sicht ist die Routenfindung recht logisch. Zur Vorbereitung empfiehlt sich

Angesichts des happigen Tagesprogramms laufen wir um 7:45 recht spät vom Brüsti (1530m) los. Es liegt viel Feuchtigkeit in der Luft, die Sicht beträgt höchstens ein paar Hundert Meter, häufig auch weniger. Das sind keine guten Vorzeichen für den Erstaufstieg durch die unübersichtliche Nordflanke. Immerhin konnte ich das Gelände ums Rund Stöckli im Rahmen der zweiten Etappe letzte Woche grob inspizieren. Direkt beim Alpgebäude P. 1444 auf der Hinteren Waldnacht beginnen wir unseren Aufstieg durch die verwachsene Steilflanke. Als gute Orientierungshilfe dient eine prägnante Runse, der wir lange Zeit folgen. Aufgrund der Anstrengung und des schwülen Milieus fliesst der Schweiss rasch in Strömen. Zu weit östlich kann man nicht wirklich geraten, denn Felswände bilden eine natürliche Begrenzung. Weiter oben öffnet sich das Gelände und geht in Schutt über. Wir halten uns weiterhin möglichst östlich und passieren so die Westwand des Rund Stöcklis. Ein Blick auf die LK zeigt natürlich, dass das Gelände gegen Westen zahlreiche Varianten zulässt. Bis hierhin max. T5-, meist einfach nur mühseliges Gehgelände. Etwas schwieriger gestaltet sich der Ausstieg in den Hinter Chessel, im steilen Schrofengelände ca. T6-. Auf dem Rund Stöckli (2027m) legen wir eine erste Pause ein. Von Süden ist das Gipfelchen höchstens eine Weidekuppe, bricht aber nach Norden senkrecht ab.
Glücklicherweise lichten sich hier oben die Wolken immer wieder und wir können die Route durch den Hinter Chessel studieren. Von unten präsentiert sich dieser aufgrund der zahlreichen Felsbänder recht unübersichtlich. Trotzdem erwischen wir vermutlich die geradezu perfekte Linie: eine wunderbare Führe über Schutt, Bänder und Rinnen, welche überall logisch ist und nirgends die T5 überschreitet (s. Topo). Wir stehen nun am Fuss der Nordwand vom Sunnigstock V, wenig westlich der Follenfurggi. Diese lassen wir rechts liegen und gewinnen den Westgrat zum Sunnigstock IV über eine Scharte weiter östlich. Der Westgrat besteht aus geschichteten Platten und ist stellenweise sehr schmal (meist T5 bis T5+). Erwähnenswert ist ein ca. drei Meter hoher, senkrechter Aufschwung, den wir im Aufstieg direkt erklettern (II). Im Abstieg werden wir ihn nordseitig über Bänder umgehen (T6). Die schwierigste Stelle der Tour war damit bereits gemeistert. Auf dem Sunnigstock IV (2488m) pausieren wir nur kurz, denn die Wolken haben wieder zugezogen.
Zurück beim Einstieg queren wir nordseitig von Sunnigstock V nach Südwesten und steigen über Schneefelder zunehmend steil in eine markante Senke zwischen V und VI hoch (klick).

Zurück über die gleiche Route verbleiben wir kurz in der Südflanke, steigen aber bei erstbester Gelegenheit zurück zum Grat (grosser Steinmann). Dann weiter über den Verbindungsgrat in unschwieriger Kraxelei nach Westen. Überrascht stossen wir plötzlich auf Steinmänner und rote Markierungen. Wie wir erst später feststellen, queren letztere im Sinne eines "Höhenweges" durch die Nordflanken der Sunnigen Stöcke VI und VII - was hier jemand etwas über Sinn und Zweck? So traversieren wir recht weit nach Westen (bis T5+), um schliesslich durch die Nordflanke zum Sunnigstock VI (2710m) aufzusteigen. Im unteren Bereich sind wir Steinmännern gefolgt, es gibt aber unzählige Varianten, die T5 bis T5+ sollte nicht überschritten werden. Oben ist Zeit für die grosse Pause, zumal auch das Wetter mitspielt. Im Süden liegt der Glatt Firn mit seinen Gipfelriesen Krönten, Zwächten, Spannort und Schlossberg, im Norden thronen Brunni- und Blackenstock. Das kleine Buch beweist, wie selten der Gipfel begangen wird, gerade acht Mal seit 2013.
Im Abstieg folgen wir zunächst dem Westgrat, weichen aber aufgrund kleiner Abbrüche bald in die Nordflanke aus. Der Kalk ist hier (und nicht nur hier) übrigens messerscharf: unversehens schlitzt man sich Kleider und Hände auf. Je nach Linie ergibt das T5+ bis T6-. Gleichzeitig sind am heutigen Tag alle Flanken brüchig, ein Helm sehr empfehlenswert. Weiter unten treffen wir wieder auf den markierten "Höhenweg" und folgen ihm in den Sattel P. 2601 - ein wahrlich eindrücklicher Ort am gefühlten Ende der Welt. Der Wiederaufstieg über den Gratrücken verbleibt längere Zeit ihm gehobenen Gehbereich. Erst zuletzt, wie bereits zuvor, müssen in der teils scharfen, teils brüchigen Nordflanke die Hände zuhilfe genommen werden, um den Sunnigstock VII (2710m) aka Älplistock zu erreichen (T5).
Während einer letzten Pause unterhält uns ein zutraulicher Falter. Dann raffen wir uns auf - meine Batterien sind ziemlich leer - und machen uns an den langen Schlussabstieg Richtung Waldnacht. Der Übergang zur Älplilücke (271m) bietet bei vernünftiger Routenwahl keine grösseren Schwierigkeiten (T5) mehr, wir hingegen verpassen streckenweise die Ideallinie und lösen im Sekundentakt Steinschlag aus. Im Sattel treffen wir auf den wbw-markierten Wanderweg, welcher Guggi- und Erstfeldertal verbindet. Er ermöglichst zum Beispiel einen (umständlichen) Zustieg zur Kröntenhütte oder die komplette Umrundung der Sunnigen Stöcke. Das ist zuwenig für hohe Besucherzahlen... Dankbar erreichen wir den Guggitaler Schnee, nun können wir knieschonend bis ins Stäfeli abrutschen. Nach Überquerung der Waldnacht warten als Sahnehäubchen nochmals 150Hm Gegenanstieg ins Brüsti.
Besten Dank an

Zeiten
1:50 Rund Stöckli
1:20 Sunnigstock IV
1:00 Sunnigstock V
0:50 Sunnigstock VI
0:45 Sunnigstock VII
2:00 Brüsti
Tourengänger:
Tobi,
Bergamotte


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (5)