Auf Umwegen zum Großen Eyberg


Publiziert von ABoehlen , 17. Oktober 2016 um 12:23.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum:28 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 450 m
Abstieg: 450 m
Strecke:Reichenbach – Retschelfelsen – Eisenbahnfelsen – Rauhberg – Rechelsteinerloch – Großer Eyberg – Lämmerfelsen – Reichenbach, 15.2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:QNV-Bus bis Reichenbach bei Dahn. Im Sommerhalbjahr fahren jeweils am Mittwoch, Samstag und Sonntag auch Züge ins Dahner Felsenland. Speziellen Fahrplan beachten.
Unterkunftmöglichkeiten:Ferienbahnhof Reichenbach www.ferienbahnhof-reichenbach.de/
Kartennummer:Geoportal Rheinland Pfalz http://geo4.service24.rlp.de/client/geobasisviewer (direkt verlinken geht nicht) sowie vor Ort erhältliche Wanderkarten

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Nach einer guten Nacht und reichhaltigem Frühstück starten wir wie gestern im dichten Nebel um ca. 09:30 Uhr. Nach dem Durchqueren der Gewerbezone steigen wir gegen den Großmagazin auf und bereits hier beginnt der Nebel zurückzuweichen und bald strahlt die Sonne in den Wald hinein. Dieser Weg ist nicht markiert und wir begegnen niemandem – dazu später mehr. Auf dem Grat des Wöllmersberges münden wir in den Napoleon-Steig, der von Bruchweiler heraufkommt und sogleich herrscht reger Betrieb, denn nebst uns sind diverse andere Wandergruppen unterwegs. Der Weg ist abwechslungsreich und folgt dem felsigen Grat der Retschelfelsen und ab dem höchsten Punkt (Pt. 352) jenem der Eisenbahnfelsen. Hierbei handelt es sich also um zwei Sandsteingrate, die im spitzen Winkel aufeinandertreffen; im Prinzip dasselbe wie zuhause in Geristein, nur grösser, spektakulärer und viel besser erschlossen!

Entlang der Nordseite des Rauhberges folgen wir weiter dem Grat der Rauhbergfelsen (oder Rauschbergfelsen gemäss amtlicher Karte – nicht nur in der Schweiz scheint Uneinigkeit bezüglich der Toponyme zu herrschen). Die Ruhebank bei der Schutzhütte des Alpenvereins aus Kaiserslautern (325 m) ist leider belegt, weshalb wir weitergehen. Steil zieht sich der Pfad jetzt im Zickzack hinunter ins Tal des Wöllmersbaches (ca. 215 m), wo der offizielle Weg nun weit ausholend zum Napoleonsfelsen führen würde. Ich ziehe aber den höchsten Gipfel der Gegend vor – den Großen Eyberg. Dazu folgen wir dem unmarkierten Pfad der den Reinighof (Reinigshof auf der amtlichen Karte) südlich umgeht. Das klappt gut, aber man muss den Kopf bei der Sache haben, da es in diesen riesigen Wäldern viele Pfade gibt und der «richtige» manchmal nicht besonders ausgeprägt ist. So ist es auch hier und zeigt, dass eine durchgezogene Linie auf der amtlichen Topo-Karte in der Realität ganz unterschiedlich ausschauen kann. Wir folgen dem Weg, der in den dunklen Abgrund des Rechelsteinerloches führt und dessen südliche Flanke erklimmt. Eine Frau, die uns vom offiziellen Weg aus erspäht, ruft uns zu, zum Napoleonsfelsen gehe es «da lang», weil sie wohl denkt, wir hätten uns verlaufen. Das ist aber nicht der Fall!

Unser Weg ist aber sehr anspruchsvoll und definitiv nicht jedermanns Sache: Viel Fallholz liegt herum und in einem Hohlweg ist das recht umständlich. Entweder untendurch kriechen, darüber hinweg kraxeln oder versuchen, im Abhang zu umgehen, lautet die Devise. Welche Variante die beste ist, muss situativ beurteilt werden. Landet man in den Brennnesseln, hätte man vielleicht besser eine andere gewählt…

Egal, schliesslich erreichen wir die Schutzhütte «Am Hundel» auf 382 m. Hier wird erstmal etwas gegessen, nämlich Cherrytomaten, pardon «cœurs de pigeon» und dazu geröstete Erdnüsse. So sind wir bestens gestärkt für den finalen Gipfelsturm. Dieser ist vergleichsweise ganz einfach; 130 Höhenmeter im Zickzack bergauf auf einem markierten und tadellosen Weg. Ich bin völlig erstaunt, dass wir auf dem 513 m hohen Gipfel die einzigen sind. Nach dem Ansturm heute morgen bei den Felsen hätte ich mehr «Volk» erwartet!

Um die Aussicht über die Baumwipfel geniessen zu können, muss man auf den zwischen 1945 und 1949 vom französischen Militär erbauten Aussichtsturm klettern. Er besteht aus teilweise angerostetem Metall und enorm steile Treppen führen hinauf. Dabei muss man höllisch aufpassen, dass man nirgendwo anstösst. Leider ist mir dies beim Abstieg nicht gelungen und mein Schädel knallt dabei in eine Metallstrebe. Die Aussicht vom 18 m hohen Turm ist aber sehr sehenswert. Schmerzlich vermisse ich lediglich die Panoramatafeln, die nicht Ortskundigen wie uns helfen würden, sich zu orientieren. Als Verantwortlicher für die Produktion solcher 3D-Ansichten bei swisstopo weiss ich, dass in der Schweiz auf vielen Aussichtspunkten und -türmen solche Tafeln stehen, nicht nur von unserem Amt, sondern auch von vielen privaten Produzenten erstellt. Ich kann mich aber an eine Aussage unseres Software-Entwicklers aus Wien erinnern, wonach derartige Tafeln in Österreich eher unüblich sind. Offenbar trifft dies auch auf Deutschland zu!

Für uns ist es nun aber Zeit für ein Nickerchen. In der Schutzhütte legen wir uns auf die Bänke und dösen eine Weile. Niemand stört uns.

Der Abstieg führt uns anschliessend die Nordseite hinunter, den Kleinen Eyberg umgehend zum Wanderparkplatz (310 m) und weiter zu den Lämmerfelsen. Und hier sind wieder jede Menge Wanderer unterwegs. Die Aussichtsbank ist aber gerade frei und somit können wir nochmals eine kleine Rast einlegen und den Blick auf Dahn und die Umgebung geniessen.

Es folgt noch der steile Abstieg zum Radweg (Pt. 206) und gleich wie gestern geht es heimzu. Ankunft: 16:30 Uhr. Nach dem Duschen können wir uns wiederum eine Weile auf dem Gartensitzplatz entspannen. Gegen 18:00 Uhr beginne ich dann, das Abendessen zu kochen: Pasta mit Tomatensauce, ergänzt mit Peperoni und geriebenem Emmentaler Käse made in Germany. Die Küche im Ferienwaggon ist zwar klein, aber mit allem bestückt, was man braucht.

Erkenntnis von heute: Auf den Wanderwegen rund um die zahlreichen, in Talnähe liegenden Klippen wird rege gewandert. Sobald man sich davon entfernt und in die entlegeneren und höheren Teile des Gebietes vordringt, ist man alleine unterwegs. Dies sogar auf den markierten Wegen und auf den anderen sowieso!

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Tourengänger: ABoehlen, Stini


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