Crap Grond (3196 m) und Cavistrau Pign (3221 m) - Brigelserhörner von hinten


Publiziert von PStraub , 4. August 2016 um 19:08.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum: 3 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bifertengruppe 
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m

Der Crap Grond war einer der noch vier Berge "meiner" Region, die in HIKR zwar eine Nennung, aber keine wirkliche Besteigung hatten. Um das zu "korrigieren", habe ich Bergamotte angefragt, ob er Lust habe, das zu ändern. Und er hat kurzfristig zugesagt.
 
Recht früh fuhren wir mit dem Auto bis zu einem kleinen Parkplatz bei P. 1630. Die Fahrbewilligung kostet Fr. 5.-und muss vorab eingeholt werden.
 
Ab da auf einem bis zur Wasserfassung bei P.1926 markierten Weg ins Val Frisal. Auf zunehmend spärlichen Spuren weiter durch die eindrückliche Schwemmebene, erst über Vegetation, hinten eher über Geröll. Am frühen Morgen führten die Bäche noch wenig Wasser, das würde sich im Verlauf eines heissen Tages noch ändern.
 
Von Stavel da Nuorsas einfach hinauf nach Corns las Fauntanas. Ab hier sieht man den Aufstieg über den Gletscher. Vorher, beim ersten Anblick von weitem, zweifelte ich an dessen Begehbarkeit.
 
Auf etwa 2300 m sahen wir ein Steinbockkitz im Gras liegen, abseits der Geissenherde und noch ohne Krickel. Beim Weggehen sah es zwar gesund aus, aber in seiner Entwicklung ist es (zu)weit zurück.
 
Der Anstieg auf dem Gletscher erfolgt anfangs dem linken (östlichen) Wandfuss entlang. Nach dem ersten Steilaufschwung, also auf ca. 2860 m, wechselten wir eher an das untere (nördliche) Ende. Wir gingen die ganze Zeit auf Altschnee, die Spalten sind bedeckt, die wenigen offenen einfach zu umgehen.

Grundsätzlich ist der Aufstieg unschwierig, unangenehm ist einzig, dass der Gletscher seitlich steil abfällt - das Ganze ist über weite Strecken eher eine Schräghang-Traverse als ein Aufstieg.
 
Nach diversen steileren und flacheren Stufen erreichten wir den aperen, schieferigen Gipfelgrat und auf diesem den unscheinbaren, ja fast nicht auszumachenden höchsten Punkt des Crap Grond. Für einen Gipfel fehlt ihm fast alles: Es gibt kein Kreuz, kein Gipfelbuch, ja nicht einmal einen Steinmann.  
Dafür bietet er eindrückliche Ein- und Ausblicke in die Gipfelwelt rings ums Val Frisal, mit Bifertenstock und Piz Russein als Höhepunkte. 
 
Der Tag war noch jung (genug) und die Versuchung gross, den Aufstieg in die Senke zwischen Cavistrau Grond und Pign zu versuchen. Früher galt das quasi als Normalroute, doch beim Schreiben des Führers (um 2004) hatte ich niemanden gefunden, der diese Route je selber begangen hatte; Beschreibung und Bewertung waren notgedrungen Zitate aus früheren Führern.
 
Aus der Nähe betrachtet sah das gar nicht so schlimm aus. Der Hang ist nicht besonders steil und besteht aus bröckeligen Schieferbändern. Wenig hält wirklich zuverlässig, aber die Bänder sind recht gut begehbar, ungefähr ein T5
 
Der Einstieg muss oberhalb des Riffs aus hellem Kalk erfolgen (auf ca. 3100 m). Solange der Schrund so harmlos ist wie bei unserem Versuch geht das locker. Wir haben uns dort der Gletscher-Ausrüstung entledigt. Entgegen jedem Bergsteiger-Instinkt darf nur langsam aufgestiegen werden, ca. 30 m Aufstieg auf ca. 250 m nach vorn, sonst kommt man zu hoch im Grat des Cavistrau Grond an.
 
Nach Erreichen des Sattels bestiegen wir den Cavistrau Pign, das ist gutgängiges Gelände, ca. ein T3.
Die Aussicht von diesem war eindrücklich. Unten Brigels und die Surselva, dahinter Adula und Medelserhörner, und ganz in der Ferne waren sogar die Gipfel der Mischabel- und Monte-Rosa-Gruppe auszumachen.
 
Der Abstieg via die Schieferbänder ging recht gut, jener über den oft recht steilen Gletscher war eine Plackerei. Der mittlerweile total vernässte Schnee pappte an den Steigeisen und war ziemlich rutschig. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit konnten wir von Gletscher- auf normale Ausrüstung wechseln. Und dann kamen immer noch 1100 Hm und 5 km bis zum Auto.
 
Die Gegend ist geologisch hochinteressant. Hier versinken die Granite und Gneise des Aarmassivs unter den Helvetischen Decken. Schon auf 2300 m quert man ein Granitriff, oben herrscht ein Durcheinander von jungem Jura und altem Trias. Oberholzer vermutete einen Ausläufer der Glarner Decke in der Cavistrau-Gipfelregion: Quartenschiefer-Fundstücke im Schutt würden für diese These sprechen.
 
Noch selten habe ich mich mit der Bewertung einer Route so schwer getan. Wie bewertet man eine Tour, deren Hauptschwierigkeit ein Gletscher ist? Da gibt es keine "optimalen Verhältnisse", je nach Temperatur und Schneebedeckung sind die Verhältnisse anders - manchmal innert weniger Stunden.
Wir haben uns ohne Begeisterung auf ein WS- geeinigt.

Mit dieser Route kann eine Brigelserhörner-Überschreitung als Rundtour ausgeführt werden.

Danke an
 Bergamotte für die angenehme Begleitung. 

Tourengänger: PStraub, Bergamotte


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Kommentare (2)


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Becks hat gesagt: Schön :)
Gesendet am 4. August 2016 um 20:26
Jetzt isser also doch gefallen, und auch noch über die Route, bei der ich damals solo umgedreht habe, weil mir der Gletscher zu unsicher war.

Bergamotte hat gesagt:
Gesendet am 5. August 2016 um 17:04
Sali Peter

Der Crap Grond mag als Gipfel unbedeutend sein, die Tour ist es nicht. Die Landschaft rund ums Val Frisal und die Aussicht auf die höchsten Glarner zählt zum Eindrücklichsten, was ich in Deinem Führergebiet bisher erleben durfte. Nochmals besten Dank für die Organisation.


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