Rundtour über und um die Brigelser Hörner


Publiziert von Schlomsch , 23. August 2016 um 22:07.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum:14 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bifertengruppe 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 2200 m

Lohnende Rundtour ab Brigels durchs Val Frisal via Crap Grond auf die grossen Brigelser Hörner Cavistrau Grond, Cavistrau Pign und Piz Tumpiv. Die kleinen Brigelser Hörner Piz Dado und Piz Dadens werden dabei umrundet.

Unmittelbar nach *dieser Tour vor 3 Jahren habe ich die heutige Rundtour durchgerechnet und als nicht ÖV-tauglich befunden. Noch vor 2 Wochen war ich der Meinung, dass das nicht geht. Heute habe ich familiär bedingt im St. Galler Rheintal übernachtet und siehe da, von dort ist Brigels eine Stunde früher erreichbar. Abgesehen davon fährt werktags das letzte Postauto 1 Stunde später als noch vor 3 Jahren. Das müsste jetzt knapp machbar sein.

Crap Grond (3196m)

Mit dem Postauto nach Brigels Pundual, wo ich 8:15 starte. Ab hier auf dem Wanderweg landschaftlich lohnend via Alp Nuova ins Val Frisal. Auf der Schwemmebene weiden derzeit zahlreiche Mutterkühe mit Kälbern, so dass ich gezwungen bin, die Schwemmebene mühsam am nordseitigen Hang zu umgehen.

Nach der Schwemmebene folgt man weiter dem Talverlauf und steigt über Moränen südlich des Bachs auf. Auf etwa 2300m nach Süden zum Cavistrau-Gletscher. Der Gletscher ist bis zum Gletscherboden auf 2900m arg ausgeapert. Heute liegt noch knapp genügend Altschnee, so dass ich linksseitig den Felsen entlang aufs Plateau gelange. Noch ein paar warme Tage, und da kommt Blankeis der unangenehmen Sorte zum Vorschein.

Heute zeigen mir Gämsen, dass es da links noch einen zweiten Weg zum Gletscherboden gibt. Auf etwa 2720m kann über ein breites Schuttband nach Osten ausgewichen werden, von wo ein höher gelegenes Schuttband auf den Gletscherboden führt, vgl. hier.

Erst mal auf dem Gletscherboden geht es einfach zum Crap Grond bzw. in dessen Nähe. Selber bin ich erst auf die Felsen am Nordwestende des Gletschers. Das ist zwar ein Vermessungspunkt, aber nicht der Crap Grond. Auf dem Grat hinüber zum Cavistrau Grond lande ich dann auf einem "lokalen Maximum". Da sich hier der Grat nach Südosten wendet und erst noch ein kleiner Steinmann steht, muss das der Crap Grond sein (WS).

Cavistrau Grond (3252m)

Nun, wer zum Crap Grond aufsteigt, geht normalerweise auch weiter zum Cavistrau Grond. Das ist die logische Fortsetzung. Abschreckend dabei wirkt nur das ZS im Führer. Als ich vor 3 Jahren von der Lücke zwischen Vorgipfel und Hauptgipfel hinunter geschaut habe, habe ich mich entsprechend gewundert. ZS? Nein, das ist das nie und nimmer!

Mit diesem Wissen im Kopf schreite ich relaxed über den Grat zum Fuss des Cavistrau Grond. Das ist bis auf die westseitige Umgehung einer Felsnadel (T4) eine wahre Genusswanderung (T3).

Zu meiner Überraschung sind im Nordaufstieg zum Cavistrau Grond bereits 2 andere Wanderer unterwegs. Die sind von der Punteglias-Hütte via Barcun Frisal Sut zum Crap Grond und weiter zum Cavistrau Grond geklettert, und sind jetzt bereits wieder zu 2/3 abgestiegen. Als ich ihnen erkläre, dass der Cavistrau Grond Ostgrat abgesehen von der Kletterstelle zum Vorgipfel "einfach" ist, kehren sie um und wir gehen fortan zu dritt.

Wie nicht anders erwartet sind die Schwierigkeiten im Nordaufstieg zum Cavistrau Grond moderat. Das unterste Drittel, wo noch etwas Schnee liegt, ist brüchig (T5-). Danach wird der Fels rasch besser und man schreitet über gut gestufte Bänder einfach zur Lücke zwischen Vorgipfel und Hauptgipfel auf. Eine bestimmte Route drängt sich da nirgends auf (T4).

Von der Lücke zwischen Vorgipfel und Hauptgipfel bin ich heute nordseitig auf einem Band unter den obersten Kopf, wo ich, wie im Führer beschrieben, von einer kleinen Nische aus den Gipfel erreiche (II).

Cavistrau Pign (3220m)

Inzwischen haben meine Begleiter in der Lücke zwischen Vorgipfel und Hauptgipfel des Cavistrau Grond ihr Seil ausgepackt. Den Vorgipfel klettere ich frei (III+) und hieve dann die Rucksäcke hoch. Beim Sichern meiner Begleiter muss ich auf den HMS zurückgreifen, "auf die Schnelle" kann ich ihr Sicherungsgerät nicht bedienen - obwohl ich dasselbe selber besitze ;-)

Danach wandert das Seil in den Rucksack und wir schreiten gemeinsam den wunderbaren Cavistrau Grond Ostgrat hinunter in die Cavistraulücke (T5-), wo wir uns noch kurz die *hier beschriebene Route ansehen. Das sieht wesentlich unangenehmer aus als der Nordaufstieg zum Cavistrau Grond, da sind wir uns einig.

Von der Cavistraulücke hinauf zum Cavistrau Pign ist Wandergelände, und wir gehen auch mit Wanderstöcken (T3).

Piz Tumpiv (3101m)

Für den ebenfalls äusserst lohnenden Grat vom Cavistrau Pign zum Piz Tumpiv hinunter wandern die Stöcke dann wieder in den Rucksack. Im Abstieg klettert man zu Beginn südlich des Grats, im mittleren Teil auf dem Grat, dann eher auf oder nördlich des Grats, und ganz zum Schluss quert man südlich auf Schuttbändern weit unter dem Grat (WS+, II).

Nach dem Besuch des Piz Tumpiv (II) verabschieden wir uns, denn meine Begleiter "skifahren" auf den Bergschuhen das steile Schneefeld über das Gletscherchen hinab. Das ist mir zu heikel. Lieber steige ich "klassisch" mit Pickel und Steigeisen ab. Viel langsamer bin ich nicht; die beiden treffe ich gleich wieder etwas unterhalb bei einer Pause.

Definitiv trennen wir uns auf 2200m, von wo sie nach Schlans zum Auto absteigen und ich Richtung Brigels ziehe. Brigels Posta erreiche ich schliesslich noch 25min vor dem letzten Kurs, welcher am Sonntag bereits um 18:50 fährt. An dieser Stelle noch ein Dankeschön an meine Begleiter: War unterhaltsam mit euch beiden!

Fazit: Eine geniale Rundtour ab Brigels. Im Frühsommer wohl in Gegenrichtung noch attraktiver, da dann genügend Schnee liegt, um weit hinunter abrutschen zu können.

Tourengänger: Schlomsch


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