Mürtschenstock Fulen 2410m via Fynns Weg - neue Wege zu alten Zielen


Publiziert von Mueri , 12. Juli 2016 um 23:33.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:11 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Schilt-Mürtschengruppe 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Hüttenberge - Talalp - Spannegg - Gadenstatt - Fulen - Gchasseten - Robmen - Meerenboden - Hüttenberge
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit PW zu P. 1035 bei Hüttenberge

Es gibt Berge, deren Anziehungskraft gross genug ist, um sie allenfalls weit hinten auf der Pendenzenliste als Verlegenheitstour aufzulisten und irgenwann abzuhaken. Es gibt Berge, die eine wunderbare Route bereithalten, die zu wiederholen einem nichts ausmacht. Und es gibt Berge, die ganz einfach faszinieren.

Es liegt nicht einfach am prestigeträchtigen Gipfel. Es liegt nicht einfach an der Schönheit oder idealen Herausforderung des Weges dahin. Es liegt nicht einfach am herrlichen Ausblick.

Etwas ganz anderes macht den Anreiz aus. Etwas ganz anderes sorgt dafür, dass man neue Wege entdecken und in unbekannte Ecken vordringen möchte. Etwas ganz anderes treibt einen an, die schönen Seiten des rauhen Klotzes sehen zu können.

Worin die Faszination eines Berges liegt, lässt sich nur schwer in Worte fassen. Es ist etwas Geheimnisvolles, das nicht wie ein Rätsel gelöst werden kann, sondern erfahren werden muss. Der Mürtschenstock scheint mir persönlich ein geeigneter Kandidat zu sein, auch wenn meine erste Begegnung mit ihm alles andere als Liebe auf den ersten Blick war...



Um 7.00 Uhr starte ich bei Hüttenberge (P. 1035), wo einige Gratisparkplätze zur Verfügung stehen, und erreiche schon bald die Talalp. Natürlich könnte man seinen PW auch hier parken, doch müsste man dann die wenig spannende Strecke von Hüttenberge nach Talalp noch als Auslauf bewältigen und käme zudem in den Genuss eines bewirtschafteten Parkplatzes.

Auf dem Wanderweg steige ich zum Spaneggsee hoch und verlasse den Weg ungefähr am Ende des Sees, kurz vor der Alp Hummel (P. 1560). Zu diesem Zeitpunkt ist das enge Couloir (nicht zu verwechseln mit dem Couloir, welches etwas weiter südlich verläuft und bei einem Gendarm auf dem Südgrat endet), welches zum Ruchen hochzieht, längst sichtbar. Da am unteren Ende des Couloirs noch reichlich Schnee sichtbar ist und damit gute Verhältnisse zu herrschen scheinen, zögere ich keine Sekunde und peile dieses an (s. rote Route auf dem Foto von Stockloch), anstatt im südlicheren Couloir hochzusteigen und sodann von oben wieder etwas abzusteigen (s. gelbe Route auf demselben Foto).

Beim Einstieg angelangt herrscht Gewissheit: Auch wenn wir bereits Juli haben, so kann doch noch quasi durchgehend im Schnee aufgestiegen werden. Wie viel angenehmer dies ist, illustrieren weitere Fotos im Bericht von Stockloch. Steigeisen hätten hier einen guten Dienst erwiesen, doch habe ich zumindest einen Pickel dabei und fühle mich soweit wohl. Mitten im Couloir bin ich mir dann doch nicht mehr so ganz sicher, wann ich nach links aussteigen sollte. Ich versuche es mit Intuition, obwohl diese - meist ganz gut - mir im Mürtschenmassiv nicht immer ein guter Ratgeber war, und verlasse das Couloir linksseitig dort, wo ich vorher eine Gämse erspähte und das Gelände gut begehbar nach oben führt.

Problemlos steige ich in schönem Kraxelgelände nach oben und bin nicht ganz unglücklich, das Couloir verlassen zu haben, zumal weiter oben im Couloir ein steilerer, schneefreier, eher mühsamer Abschnitt nahte. Irgendwann, nördlich ansteigend, erstreckt sich vor mir eine Felswand; und dort ist auch schon eine weisse Markierung sichtbar - untrügliche Zeichen, dass der Mürtschenkenner Stockloch auf demselben Weg auf- bzw. abgestiegen ist. Ab hier folge ich der Felswand, immer nördlich haltend, und erreiche bald einmal den ausgesetzten Felsturm, der technisch einfach auf einem schmalen, ausgesetzten Felsband links umgangen wird - ein toller Abschnitt, wenngleich auch ein Prüfstein für jene, die mit der Höhenangst zu kämpfen haben.

Nach einem weiteren, technisch einfachen und nicht ausgesetzten Kamin erreiche ich bereits die Gadenstatt: eine saftige Wiese am Fusse der mächtigen Nordwestwand des Ruchens, wie man sie in diesem Gelände nie erwarten würde. Weiter nördlich aufsteigend peile ich die Schlucht an, die sich zum Grateinschnitt hochzieht, der den Fulen vom Ruchen trennt (s. Foto von Stockloch). Dank der weissen Markierungen weiss man sich im linken Couloir am richtigen Ort und erreicht bald einmal den Grateinschnitt. Die letzten Meter hoch zum Gipfel geht man sodann auf der Ostseite des Fulens an, etwas ausholend oder direkt hoch zum Gipfel.

Der Abstieg dürfte sodann kein Problem mehr sein - sollte man meinen. Ich steuere direkt die Scharte zwischen dem Fulen und der Nordwand des Ruchens an, überschreite diese und steige damit zu weit südlich auf ziemlich mühsamem Gelände zur Gchasseten ab. Nach einer Korrektur finde ich mich dann doch wieder auf dem T5-Abstiegspfad und finde mich schon bald auf dem grossen Schneefeld der Gchasseten. Im Eiltempo, beim Mittelchopf links haltend, steige ich südlich vom Bigasbüel nach Robmen hinunter und trete von dort meinen Heimweg an.


Tour im Alleingang


Fazit: spannende, abwechslungsreiche und landschaftlich höchst lohnenswerte Rundtour in typischem Mürtschengelände, die ich versierten T6-Gängern mit Orientierungssinn nur empfehlen kann. Wenn im Einstiegscouloir noch Schnee liegt, steht einem ungetrübten Glück kaum mehr 'was im Wege.



Tourengänger: Mueri


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Kommentare (1)


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stockloch hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 13. Juli 2016 um 09:34
Schön dass Du es alleine trotzdem gewagt hast. Aber etwas neidisch bin ich schon. Hab noch keine Tour gemacht diesen Sommer... da fällt es mir nicht gerade leicht, deine Bilder anzuschauen! Bis dann! Gruss


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