"Wägital-Rundtour" im Winter
|
||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Eine grosse Ski-Runde im Wägital - eine Neu-Definition der legendären Wägital-Rundtour für den Winter?
Seit es Hikr gibt, ist die Wägital-Rundtour zu neuem Leben erwacht. Nach einer Handvoll Begehungen zwischen den 60er Jahren und 2006, packt nun fast jedes Jahr jemand die lange Alpin-Wanderung an. Rund 5000 Höhenmeter und 20 Gipfel sind es nach der etabliertesten Definition. Bei so vielen Skitouren im Wägital habe ich mich schon gefragt: Gibt es auch eine Wägital-Rundtour im Winter? Wie und was ist möglich? Die strikte Begehung auf den Graten mit allen Gipfeln im Winter liegt weit jenseits meiner Möglichkeiten, aber eine Kombination der wichtigsten Eckpfeiler auf den klassischen (und weniger klassischen) Skirouten scheint eine spannende und herausfordernde Option zu sein. Heute gelang es mir bei traumhaften Skibedingungen eine solche "Wägital-Rundtour" im Winter zu begehen - ein geniales Erlebnis mit über 4000 Höhenmetern und unzähligen Eindrücken.
Die "Wägital-Rundtour" im Winter stellt einige Ansprüche an die Kondition. Vier Aufstiege sind zu meistern. Um die einzelnen Touren zusammenhängen zu können, sind vor allem zwischen Mutteristock und Zindlenspitz sichere Lawinenbedingungen nötig, da kurze Passagen von teils über 40 Grad vorkommen. Die Fussaufstiege zu den Gipfeln sind meist einfach, am anspruchsvollsten am Wannenstöckli. Ausrüstung ist aber nicht erforderlich. Ich war gewichts-optimiert unterwegs (total ca. 1.5 kg ohne Getränk), was eine deutliche Erleichtung war.
Fluebrig (ZS) - Die Vorspeise
Um 5 Uhr geht es im Licht der Stirnlampe los zur grossen Unternehmung. Schneller Aufstieg auf sehr gut angelegter Spur zum Skidepot und über die komplett schneefreie Stufe zu Fuss auf den Gipfel. Ich treffe exakt mit dem Sonnenaufgang ein - was für ein Bergerlebnis! Zum meinem Erstaunen lässt sich bis auf eine Höhe von 1300 m.ü.M. Pulverschnee finden. Ich fahre eine steile Rinne, welche direkt zum Beginn der langen Querung führt. Anschliessend sehr mühsam im pickelharten Schnee. Die anderen Skitourengänger betrachten mich - verständlicherweise - misstrauisch, als ich da um 7 Uhr morgens mit lautem Getöse angekratzt komme...
Wannenstöckli - Mutteristock (WS+) - Der Hauptgang
Gut verpflegt starte ich etwas später gegen den Mutteristock. Oberhalb der Rinderweid bin ich wieder als erster unterwegs. Ich fühle mich etwas vom Teufel geritten als ich oberhalb der Alp Mutteri die angenehme und kraftsparende Spur verlasse und durch teils tiefen Pulver gegen die Schwalbenchöpf spure. Doch nun kommt richtiges Skitouren-Feeling auf - Sonne, Schnee, Einsamkeit. Einfach wunderschön! Leicht abfahrend über den Rücken an den Fuss des Wannenstöckli, das im Winter sehr selten besucht wird. Der kurze Nordgrat ist mir zu steil, aber man kann in der Nordflanke etwas queren und findet dort eine versteckte Verschneidung, die den Aufstieg zum W-Grat erlaubt (kurze, etwas abdrängende Kletterei). Dann steil, aber einfach zum Gipfel.
Die Distanz zum Mutteristock beläuft sich auf 3 Kilometer. So geht die Querung und die Spurarbeit doch etwas in die Beine. Nach 5 Tourenstunden und schon fast 3000 Höhenmetern erreiche ich den höchsten Punkt des Wägitals.
Zindlenspitz (S) - Der Zwischengang
Vom Mutteristock rein in die schon ziemlich verfahrene Nordabfahrt. Gleich nach der Querung halte ich ganz rechts hinaus und entdecke eine schmale, steile, aber fahrbare Rinne, welche direkt gegen den Reddertengrat hinunterführt. In der Einfahrt kurz ca. 45°, unten öffnet sie sich schnell und erlaubt (1) sehr schöne Schwünge in idealem Pulver und (2) das Halten der Höhe für die lange Querpassage in Richtung Zindlenspitz. Die Fahrt über die Charren ist ein Highlight der Tour. Da ich noch früh unterwegs bin, ist der Schnee noch gefroren und mit geringem Höhenverlust und gutem Tempo gleite ich durch die unberührte Wunderwelt von Schnee und Fels. Ich schaffe es grad rechts an Pt 1818 vorbei und kann weiter abfahren bis die Felswände nach Ober Zindlen abbrechen.
Schöner Aufstieg über die Zindlencharren. Entlang des Sommerweges zum Lachenstock lässt sich die Steilstufe queren (einzige Stelle! anfangs kurz sehr steil und unangenehm abwärts). Dann in den offenen sonnendurchfluteten Hängen gegen den Zindlenspitz. Ein steiles, perfekt aufgefirntes Dreieck führt weit hinauf. Dann zu Fuss zum im Winter selten besuchten Gipfel - genial!
Schiberg (WS) - Der Dessert
Die Abfahrt vom Zindlenspitz entlockte mir so manchen Jauchzer - oben beste Sulzverhältnisse, weiter unten dann luftiger Pulver in steilen Nordhängen. Im Wald wird es aber nicht nur ruppig, sondern unfahrbar. Das Weglein ist zu schmal für Stemmbogen und dazu felsig. Es gelingt mir einiges abzurutschen, einen Teil muss aber getragen werden.
Noch vor Mittag starte ich zum letzten Aufstieg des Tages. Die Sonne brennt nun unbarmherzig in die Hänge, die Schneekruste trägt kaum mehr, die Felle sind nass. Trotzdem geht es immer noch recht gleichmässig, nur etwas weniger schnell als morgens gegen den Schiberg durch die idyllische Fanenhöli. Vom Skidepot kraxelt man über ein paar Felsen zum höchsten Punkt. Die 4000 Höhenmeter sind im Sack, und dies mit 8.5 Stunden (inkl Abfahrten, Anfellen und Pausen) schneller als erwartet. Angesichts des schon sehr weichen Schnees in der Abfahrt war dies allerdings auch nötig. Während oben noch genussreiches Abschwingen möglich ist, wird der Schnee ab Hohfläschen zur Tortur und reicht ca. 50 Höhenmeter über der Strasse definitiv nicht mehr aus. Umsteigen auf die Jogging-Schuhe (morgens deponiert) und zurück ans Seeende.
Durchgangszeiten:
Seeende: 5.05
Fluebrig: 6.36
Seeende (Abmarsch): 7.24
Wannenstöckli: 9.08
Mutteristock: 10.05
Zindlenspitz: 11.20
Schiberg (Nordgipfel): 13.30
Seeende: 14.18
Seit es Hikr gibt, ist die Wägital-Rundtour zu neuem Leben erwacht. Nach einer Handvoll Begehungen zwischen den 60er Jahren und 2006, packt nun fast jedes Jahr jemand die lange Alpin-Wanderung an. Rund 5000 Höhenmeter und 20 Gipfel sind es nach der etabliertesten Definition. Bei so vielen Skitouren im Wägital habe ich mich schon gefragt: Gibt es auch eine Wägital-Rundtour im Winter? Wie und was ist möglich? Die strikte Begehung auf den Graten mit allen Gipfeln im Winter liegt weit jenseits meiner Möglichkeiten, aber eine Kombination der wichtigsten Eckpfeiler auf den klassischen (und weniger klassischen) Skirouten scheint eine spannende und herausfordernde Option zu sein. Heute gelang es mir bei traumhaften Skibedingungen eine solche "Wägital-Rundtour" im Winter zu begehen - ein geniales Erlebnis mit über 4000 Höhenmetern und unzähligen Eindrücken.
Die "Wägital-Rundtour" im Winter stellt einige Ansprüche an die Kondition. Vier Aufstiege sind zu meistern. Um die einzelnen Touren zusammenhängen zu können, sind vor allem zwischen Mutteristock und Zindlenspitz sichere Lawinenbedingungen nötig, da kurze Passagen von teils über 40 Grad vorkommen. Die Fussaufstiege zu den Gipfeln sind meist einfach, am anspruchsvollsten am Wannenstöckli. Ausrüstung ist aber nicht erforderlich. Ich war gewichts-optimiert unterwegs (total ca. 1.5 kg ohne Getränk), was eine deutliche Erleichtung war.
Fluebrig (ZS) - Die Vorspeise
Um 5 Uhr geht es im Licht der Stirnlampe los zur grossen Unternehmung. Schneller Aufstieg auf sehr gut angelegter Spur zum Skidepot und über die komplett schneefreie Stufe zu Fuss auf den Gipfel. Ich treffe exakt mit dem Sonnenaufgang ein - was für ein Bergerlebnis! Zum meinem Erstaunen lässt sich bis auf eine Höhe von 1300 m.ü.M. Pulverschnee finden. Ich fahre eine steile Rinne, welche direkt zum Beginn der langen Querung führt. Anschliessend sehr mühsam im pickelharten Schnee. Die anderen Skitourengänger betrachten mich - verständlicherweise - misstrauisch, als ich da um 7 Uhr morgens mit lautem Getöse angekratzt komme...
Wannenstöckli - Mutteristock (WS+) - Der Hauptgang
Gut verpflegt starte ich etwas später gegen den Mutteristock. Oberhalb der Rinderweid bin ich wieder als erster unterwegs. Ich fühle mich etwas vom Teufel geritten als ich oberhalb der Alp Mutteri die angenehme und kraftsparende Spur verlasse und durch teils tiefen Pulver gegen die Schwalbenchöpf spure. Doch nun kommt richtiges Skitouren-Feeling auf - Sonne, Schnee, Einsamkeit. Einfach wunderschön! Leicht abfahrend über den Rücken an den Fuss des Wannenstöckli, das im Winter sehr selten besucht wird. Der kurze Nordgrat ist mir zu steil, aber man kann in der Nordflanke etwas queren und findet dort eine versteckte Verschneidung, die den Aufstieg zum W-Grat erlaubt (kurze, etwas abdrängende Kletterei). Dann steil, aber einfach zum Gipfel.
Die Distanz zum Mutteristock beläuft sich auf 3 Kilometer. So geht die Querung und die Spurarbeit doch etwas in die Beine. Nach 5 Tourenstunden und schon fast 3000 Höhenmetern erreiche ich den höchsten Punkt des Wägitals.
Zindlenspitz (S) - Der Zwischengang
Vom Mutteristock rein in die schon ziemlich verfahrene Nordabfahrt. Gleich nach der Querung halte ich ganz rechts hinaus und entdecke eine schmale, steile, aber fahrbare Rinne, welche direkt gegen den Reddertengrat hinunterführt. In der Einfahrt kurz ca. 45°, unten öffnet sie sich schnell und erlaubt (1) sehr schöne Schwünge in idealem Pulver und (2) das Halten der Höhe für die lange Querpassage in Richtung Zindlenspitz. Die Fahrt über die Charren ist ein Highlight der Tour. Da ich noch früh unterwegs bin, ist der Schnee noch gefroren und mit geringem Höhenverlust und gutem Tempo gleite ich durch die unberührte Wunderwelt von Schnee und Fels. Ich schaffe es grad rechts an Pt 1818 vorbei und kann weiter abfahren bis die Felswände nach Ober Zindlen abbrechen.
Schöner Aufstieg über die Zindlencharren. Entlang des Sommerweges zum Lachenstock lässt sich die Steilstufe queren (einzige Stelle! anfangs kurz sehr steil und unangenehm abwärts). Dann in den offenen sonnendurchfluteten Hängen gegen den Zindlenspitz. Ein steiles, perfekt aufgefirntes Dreieck führt weit hinauf. Dann zu Fuss zum im Winter selten besuchten Gipfel - genial!
Schiberg (WS) - Der Dessert
Die Abfahrt vom Zindlenspitz entlockte mir so manchen Jauchzer - oben beste Sulzverhältnisse, weiter unten dann luftiger Pulver in steilen Nordhängen. Im Wald wird es aber nicht nur ruppig, sondern unfahrbar. Das Weglein ist zu schmal für Stemmbogen und dazu felsig. Es gelingt mir einiges abzurutschen, einen Teil muss aber getragen werden.
Noch vor Mittag starte ich zum letzten Aufstieg des Tages. Die Sonne brennt nun unbarmherzig in die Hänge, die Schneekruste trägt kaum mehr, die Felle sind nass. Trotzdem geht es immer noch recht gleichmässig, nur etwas weniger schnell als morgens gegen den Schiberg durch die idyllische Fanenhöli. Vom Skidepot kraxelt man über ein paar Felsen zum höchsten Punkt. Die 4000 Höhenmeter sind im Sack, und dies mit 8.5 Stunden (inkl Abfahrten, Anfellen und Pausen) schneller als erwartet. Angesichts des schon sehr weichen Schnees in der Abfahrt war dies allerdings auch nötig. Während oben noch genussreiches Abschwingen möglich ist, wird der Schnee ab Hohfläschen zur Tortur und reicht ca. 50 Höhenmeter über der Strasse definitiv nicht mehr aus. Umsteigen auf die Jogging-Schuhe (morgens deponiert) und zurück ans Seeende.
Durchgangszeiten:
Seeende: 5.05
Fluebrig: 6.36
Seeende (Abmarsch): 7.24
Wannenstöckli: 9.08
Mutteristock: 10.05
Zindlenspitz: 11.20
Schiberg (Nordgipfel): 13.30
Seeende: 14.18
Tourengänger:
Delta

Communities: Monstertouren
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (7)