Alte Eule und Rundloch - knapp im und über dem Nebel


Publiziert von kopfsalat , 28. Oktober 2015 um 12:46.

Region: Welt » Schweiz » Solothurn
Tour Datum:27 Oktober 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SO 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Strecke:8km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Oberdorf SO
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Oberdorf SO
Kartennummer:1107 Balsthal

Heute galt es wieder einmal ein paar Pendenzen aufzuarbeiten.

Nachdem ich das letzte Mal den Einstieg zur Alten Eule nicht fand, habe ich mir heute den Bericht von Pit ausgedruckt, sowie die entsprechenden Seiten aus plaisir Jura kopiert. Für das Rundloch habe ich mir das Foto von Makubu memorisiert (aber leider den Bericht zu wenig aufmerksam gelesen ...).

Mit Bahn - Achtung! In Moutier nicht auf den Bahn-Ersatzbus umsteigen wollen, denn der ist nur für die Strecke nach Sonzeboz, sonst fährt einem, wenn man wieder beim Perron ist, der Zug vor der Nase ab - nach Oberdorf SO Pt. 655. Dem Wanderweg entlang via Forsthaus Pt. 620 zum Steinbruch  oberhalb Pt. 698. (T1)

Alte Eule (T5)

Schuhwechsel. Ein weiterer Grund für eine eher anspruchsvollere Tour sind meine, am vergangenen Sonntag am 63. Baselbieter Team-OL (Sie+Er 29. von 33) neu erstandenen Schuhe mit Dobbsula, da bei meinen bisherigen Schuhen die Sohle kolabierte, sodass ich mit der Ferse neben den Schuhen stand. War wohl der Hauptgrund, weshalb wir nicht in die Ränge kamen.

Frischbeschuht gehts dem WW entlang aufwärts Richtung Balmfluechöpfli. Nach rund 300m treffe ich linkerhand auf den allbekannten Steinhaufen (ca. 790m) , der im Vergleich zu früher aber ein wenig eingestürzt zu sein scheint. Hier links abbiegen und dem steilen Pfad, der sich stellenweise sehr gut unter dem Herbstlaub verbirgt, so gut es geht folgen.

Bei einem weiteren kleineren Steinmann auf ca. 870m nicht - wie ich - der besseren Spur nach rechts aufwärts folgen, denn diese führt zum Einstieg der Kletterroute, sondern weiter geradeaus. Wie oben schon angetönt, erschwert das viele Herbstlaub am Boden die Wegfindung stellenweise recht stark, hinzu kommt der heute recht zähe Nebel. Also nicht einfach der erstbesten Spur folgen, denn es könnte sich um einen der zahlreichen Wildwechsel handeln.

So gelangt man um eine Felsbarriere (Kapuziner) herum, deren linker (westlicher) Flanke man nun nur noch zu folgen braucht. Wobei das Gelände schon recht steil und mit all dem Laub auch arg rutschig ist. Für die OL-Schuhe aber null problem. Wovor mich die Schuhe aber nicht schützen können, ist der Steinschlag. Dafür hab ich heute (dank hikr-Berichten) meinen Helm mitgebracht. Schliesslich stehe ich in einem Felskessel unter der Glatten Fluh, aus dem es kein "Entrinnen" zu geben scheint. Deshalb empfiehlt sich eine kurze Pause in der riesigen Balm auf der westlichen Seite.

Während man so dasitzt und seinen Tee schlürft, sieht man auf der Gegenseite, wie sich eine geschickt angebrachte Kette durch die im Nebel nahezu senkrecht erscheinende Ostwand des Kessels zieht. Bei näherem Betrachten entpuppt sich das Steilgelände dann aber als durchaus gut gestuft. Ohne Kette käme ich hier zwar nie rauf, aber mit wird es zu einer "anregenden", wenn auch anstrengenden Kraxelei, sodass ich oben recht ausser Atem bin.

Keine gute Voraussetzung für das, was nun folgt. Die Schlüsselstelle ist ein ca. 10m langes, zwar horizontales aber äusserst enges Band von rund einer Schuhbreite. Rechts davon gehts ziemlich ruppig abwärts, wenn auch einige Bäume die tatsächlichen Ausmasse geschickt kaschieren. Links davon gehts senkrecht hinauf, wenn auch mit einigen schmalen Zwischenbändern, welche gut als Handgriff dienen können. Ein erster Versuch scheitert kläglich. Am ganzen Körper zitternd muss ich den Rückzug zu einer etwas flacheren Stelle hinter einem Baum antreten. (Vertigo/Höhenschwindel ist echt Schei**e. Wer das nicht hat, weiss nicht wie unendlich glücklich er ist.)

Tief durchatmend, verzehre ich erst mal einen Schokoriegel und spiele die Alternativen durch. Abstieg? Will ich eigentlich nicht. Also weiter tief durchatmen und auf die Schuhe starren, denn der Blick in das abschüssige Gelände ist nicht gerade zuträglich für das Vertigo. Nach etwa 10 Minuten hat sich der Puls wieder normalisiert und ich wage einen zweiten Versuch. Mit "Todesverachtung" hangle ich mich erst um einen abdrängenden Baum herum, dann mit Dreipunkte-Technik süferli, süferli über das Band, die Augen immer auf die Wand und die Hände fixiert ... nur nicht hinuntergucken.

Schliesslich, nach einer gefühlten Ewigkeit von vielleicht einer Minute hab ich das Bödeli am jenseitigen Ende erreicht. Es zittert immer noch alles, sodass es mir unmöglich ist, die Kamera hervorzukramen und ein Foto der Schlüsselstelle zu schiessen.

Nun drückt auch die Sonne durch und gibt den Blick frei auf das Filetstück des heutigen Tages. Eine herrliche Kletter-/Kraxelei durch besten Jurakalk. Zahlreiche Griffe und Tritte ermöglichen es die Route so richtig zu geniessen. Nicht dass es nicht anstrengend wäre, aber das gehört dazu. Just als ich oben ankomme, steht da ein weiterer Berggänger, der nach einem frühmorgendlichen Aufstieg und ein wenig Abseilen nun wieder hier runter steigt. Er erklärt mir noch den Weiterweg, der nicht immer ganz einfach zu erkennen ist. An dieser Stelle nocheinmal besten Dank!

Über ein paar Felsstufen und durch einen Kessel gehts zu einem erdig-felsigen Couloir, das wiederum ein wenig Kraxeltechnik erfordert. Oben lädt ein Bödeli zur Rast ein, was ich nun auch ausgiebig wahrnehme. Irgendwie scheine ich die Abzweigung zum Ausstieg der Kletterroute mit Wandbuch verpasst zu haben aber das ist mir im Moment eigentlich schnurz. Das kann ich ja bei der nächsten Begehung einbauen.

Ab hier ist der Weiterweg eigentlich klar. Man folgt mehr oder minder klaren Wegspuren über einige Felsabsätze und schuttige Hänge nach Norden bis man auf den Wanderweg trifft. Heute überquere ich diesen und gelange weglos zum Pfad auf dem breiten Bergrücken bei ca. 1130m. An einer besonnten Stelle mache ich ein kurzes Nickerchen. Es ist herrlich warm.

Rundloch (T4)

Dem Pfad entlang gehts zu Pt. 1034, wo ich in der Diretissima durch den lichten, etwas schuttigen Wald zum heute komplett trockenen Chesselbach hinuntersteige. Durch die schattige Westseite erreiche ich den Wanderweg auf 1000m, dem ich nun ohne Schwierigkeiten die Treppen von Stigelos hinunter folge.

Wie ich mir den Bericht von Makubu memorisiert habe, suche ich bei der ersten Kurve unter der Felswand nach der Abzweigung zum Rundloch. Aber da ist nix. Ich kraxle eine schuttige Rinne rauf. Fehlanzeige. Ich versuchs bei der nächsten Kurve. Wieder nichts. Langsam dämmerts mir, es ist nicht die erste Kurve von oben, sondern die erste Kurve von unten. Und siehe da, hier liegen auch die zwei Baumstämme und versperren offensichtlich den Zugang zum Rundlochweglein. Ich glaube, ich werde langsam alt.

Der Weiterweg ist klar, auch wenn stellenweise etwas überwachsen oder abgerutscht. Zwei ungefährliche Felsstufen sind mit Ketten versichert. Ein wenig vertrauenserweckendes Geländer gibt wenigsten psychischen Halt. Schliesslich führt eine weitere Kette zum Sitzplatz unter dem Rundloch. Eine stabile Eisenleiter führt zur ca. 10m höher gelegenen Höhle des Rundlochs. Der obere Ausstieg ist nun auch mit einer Kette versehen, was vorallem den Abstieg wesentlich vereinfacht.

Als ich hier ankomme sitze ich noch im Nebel, der sich aber zusehends verflüchtigt und den Blick auf ein phantastisches Alpenpanorama freigibt. Nach einer ausgedehnten Rast mache ich mich wieder auf den Rückweg. Dafür folgt man schlicht dem Aufstiegsweg hinunter.

Auf 800m führt der Wanderweg zu Pt. 759, wo ich ein paar weglose Abkürzungen nehme, um nicht auf der Asphaltstrasse laufen zu müssen. Bei der Station Oberdorf Pt. 655 geniesse ich, mit einem feinen Schinkensandwich aus der neuen Buvette die letzten Sonnenstrahlen, bevor mich der Zug wieder nach hause bringt.

Fazit

Eine sehr lohnenswerte Rundtour, wobei mir nicht ganz klar ist, weshalb die Schlüsselstelle der Alten Eule nicht mit einem kurzen Seil versichert ist.

Wie ich gerade in einem anderen hikr-Bericht gelesen habe, ist die Alte Eule im Abstieg mit roten Strichen markiert. Wer also nicht sicher ist, ob er noch am richtigen Ort ist, ein Blick zurück kann unter Umständen helfen.

Tourengänger: kopfsalat


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

artishokka hat gesagt:
Gesendet am 29. Oktober 2015 um 04:56
spannende lektüre, hab grad einen solidarischen schweissausbruch ...

Felix hat gesagt:
Gesendet am 4. November 2015 um 21:33
Gratulation!


Kommentar hinzufügen»