Wiedenbachtal Nordkamm Über/Unterschreitung exträjm - und Gertelbachfälle


Publiziert von Nik Brückner , 2. Dezember 2014 um 10:44.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:26 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 550 m
Abstieg: 550 m
Strecke:11km

Diese Tour war eine Wiederholung dieser Tour (dort auch eine Karte der Route), aber in der Exträjmvariante. Unterwex war ich statt mit Judith7, die derzeit in Südamerika 6000er besteigt, mit Anna Helene, Rieke und Christos, und wir haben versucht, noch konsequenter auf der Kante zu gehen. Dafür haben wir diesmal den Mehliskopf ausgelassen, der war uns zu lasch.

Hier also der Tourenbericht, copy & paste, aber mit den entsprechenden Modifikationen:



Wiedenbachtal Nordkamm Über/Unterschreitung exträjm

Der hintere Teil des Bühlertals, nördlich und südlich von Wiedenbach und Gertelbach, wartet mit felsigen Kämmen aus dem bekannten Bühlertalgranit auf. Die Hänge sind mit Felskanzeln besetzt, aber vor allem die Kämme bestehen aus diesem Gestein, dessen Formenschatz hier durch die typische Wollsackverwitterung geprägt ist.

Vor allem der von West nach Ost zum Hauptkamm des Grindenschwarzwalds ansteigende Rücken nördlich des Bühlertals weist einen langgezogenen Granitkamm auf, den man mit viel Vergnügen im Bereich von T4/I-II überklettern kann. Dabei gibt es kaum ausgesetzte Stellen, was das Vergnügen nur erhöht. Allerdings lässt die für Granit typische Wollsackverwitterung kaum gute Tritte und Griffe übrig, weshalb eine Begehung des Kamms hier und da mit Stellen konfrontiert, die man nur kraftraubend hinaufspreizen oder hinunterklemmen kann. Wer es aber liebt, sein Gleichgewicht mehr einzusetzen als seine Fingerkuppen, der ist hier genau richtig.



Ab in's Auto, und Pascal Duffards "Dieu est fou" aufgelegt. Unsere Runde startet an dem Wanderparkplatz im Bühlertal, an dem die Gertelbach-Wasserfälle angeschrieben sind (380m). Allerdings geht man vom Parkplatz erst einmal wieder hinauf zur Sandstraße (L83), überquert diese und wendet sich dann gleich rechts hinauf, auf den Briefträgerweg. Diesem Pfad folgt man nun, immer ansteigend, in östlicher Richtung den Hang hinauf. Bald quert ein erster breiter Weg, den man ignoriert. Dann kommt oberhalb ein weiterer breiter Weg in Sicht, den man bei einer Infotafel erreicht. Hier endet der Pfad, und man folgt dem breiten Weg nach rechts, leicht ansteigend, bis etwa 200 Meter weiter ein weiterer breiter Weg links abzweigt. Diesem folgt man in die Nordseite des Berges. Etwa 700 Meter nach dem Abzweig kommt vom Tal ein Wanderweg herauf. Kurz danach passiert man eine markante Rechtskurve mit einer Bank. Nun die Augen rechts: Gleich nach der Kurve, wo man oberhalb imposante, moosig-grüne Felsen erblickt, verlässt man den breiten Weg und steigt wild irgendwie zu den Felsen hinauf

  • Stand Juli 2014: Das ist zur Zeit ziemlich zugestrüppt, wird aber besser, je weiter man sich vorwärtswühlt.
     
  • Stand August 2019: Ein netter Mensch hat die Tour bis über die Brockenfelsen freigeschnitten. Vielen Dank dafür!

Unter einem riesigen Felsentisch hindurch (hinten hinauf kurz I-II) und den nächsten Turm rechts umgehend höher (I). Hier merkt man schon, dass man die moosbedeckten Felsen, so schön sie sind, besser meidet: Ist das Moos nass, glitscht man schnell ab, ist es trocken, rutscht es oft einfach vom Felsen ab. Eine nächste Stufe erklimmt man schnell, dann eher halbrechts haltend auf die nächsten Felsen hinauf (I). Dahinter geht es noch ein bisschen weglos weiter, dann stößt man linkshaltend auf einen Wendeplatz, von dem aus ein kaum noch benutzter, ziemlich zugewucherter Weg in einer Linkskurve nach Osten führt. Hier kann man nochmal nach links zu einem auffällig abgebrochenen Felsfinger hinaussteigen, von dem aus man einen tollen Blick auf das Schlosshotel Bühlerhöhe hat (T4+). Eine weitere Felsbastion zur Rechten wird optional in ihrer Ostseite erstiegen (I) und über die Nordflanke wieder verlassen.

Bald stößt man an einem größeren Platz auf erste Zeichen von Zivilisation: Hier steht ein großer Hochsitz. Vor dem Hochsitz nach links und am besten direkt am Kamm hinauf zu den nächsten Felsen.

Hier beginnt der für mich schönste Abschnitt der Tour: In freier Routenwahl geht es nun über die frei liegenden Granitwollsäcke geradewegs hinauf, auf den optisch höchsten Punkt zu. Einer senkrechten Wand weicht man nach links aufsteigend aus. Ein paar Meter weiter kriecht man in Schräglage unter einem riesigen Brocken hindurch, unmittelbar dahinter eine Rinne links hoch (I-II) und über die nächsten Felsen weiter hinauf, möglichst immer der höchsten Linie folgend (das meiste ist rechts (südseitig) umgehbar). Ein großer Brocken direkt am Grat kann rechts auf einem Band absteigend umgangen werden, mehr Spaß macht es allerdings, ihn direkt zu überklettern. Dabei darf man sich nicht scheuen, fest in die Heidelbeersträucher zu packen, die in Mannshöhe aus einem Spalt wachsen, und den rechten Fuß auf einen alten, aber halbwegs sicheren Baumstumpf zu stellen, der ebenfalls an der Wand klebt (I-II). Der Abstieg ist dann deutlich leichter.

Nun ist man in kleinteiligerem, von üppigem Grün durchsetzten Felsgelände. Wer Spaß daran hat, kann sich eher nach rechts orientieren, hier ist es etwas ausgesetzter. Bald darauf stößt man dann auf alte, zugewucherte Treppenstufen. Kurz danach hat man nochmal die Gelegenheit, eine schräge Spalte unter einem Felsendach zu durchklettern. Nun entweder geradeaus und über eine steile Rinne fast senkrecht hinunter, oder scharf links über Stufen links hinauf zu einem Aussichtspunkt. 

Von diesem aus findet man über noch mehr Stufen in der Nordseite der Felsen entspannt hinunter, dann geht es auf einem breiten, aber ziemlich zugewachsenen Weg weiter abwärts in einen Sattel.

Hier überquert ein breiter Weg den Bergrücken. Wir haben uns geradeaus gehalten, auf einem markierten Weg, immer am Kamm entlang. Bald sieht man linker Hand die nächsten Felsen. Ein aufwändig gebauter Weg mit einem alten Metallgeländer (am Fels, nicht auf der Talseite) führt scharf links in die Südflanke hinauf und zu einer Aussichtskanzel. Anstatt nun, wie bei meinem ersten Besuch, in der Nordseite problemlos über den alten Weg zur Herthahütte zu wandern, sind wir vom Aussichtspunkt aus direkt auf dem felsigen Rücken hinauf.

Hier sind zwei Steilstufen zu überwinden, jeweils in freier Routenwahl (I oder II, je nachdem, jeder von uns ist ein bisschen anders gegangen). Nur an einer Stelle muss man durch den gleichen Durchschlupf, gebildet von einem Baum, dessen Äste man am besten gleich zum Klettern nutzt, und dem Felsen daneben. Dann steht man in einer kleinen, etwas unübersichtlichen Senke unterhalb des Falkenfelsens, auf dem die Herthahütte steht. Hier nun entweder in einem Linksbogen "oben rüber" und alsbald auf dem Weg zur Hütte oder, wie ich es gemacht habe, über eine der griffarmen Granitrippen in direkterer Routenführung hinauf (II) zur Herthahütte (769m)

An der Herthahütte haben wir wieder eine gemütliche Pause eingelegt und uns die nächsten Felsen angesehen. Die haben zwar alle Namen, in der Karte findet man "Eulenstein" oder "Marienstein", aber die Zuweisung zu den Felsen ist in den drei Karten der Gegend, die ich kenne (ADAC, Kompass, Outdooractive) unklar.

Nun zunächst auf dem Weg ein paar Meter nach Osten hinunter. Den kleinen Felsturm rechts des Weges sind wir diesmal umgangen. Dann gelangt man an eine Stelle, an der der gut erkennbare Weg in die rechte Flanke schwenkt, um eine nächste Felsbastion zu umgehen. Die war unser nächstes Ziel. Wer hier genau schaut, der erkennt am Bergrücken ein paar alte Stufen. Hier führt unsere Route weiter.

Es geht heran an die nächsten Felsen, und zunächst in einen engen Durchschlupf hinein. Am Ende links hinauf auf eine Granitscheibe und danach rechts hinaus. Nun immer auf dem Kamm weiter, ein markanter Turm wird links umgangen (Umgehung und Abstieg in die folgende Scharte kurz T5). Hier stößt man wieder auf Treppen, die zu einem Signalgipfel mit rot-weiß-rotem Stangerl führen. Wunderbar, diese alten Treppen, die vermutlich vom Schlosshotel aus angelegt wurden, um die wildromantische Felsszenerie für Sommerfrischler zu erschließen.

Wer nun konsequent nach Osten weitergeht, muss nicht mehr viel kraxeln, stattdessen geht es auf den alten, treppenbewehrten Wegen weiter durch die Granitbrocken hindurch. Spektakulär ist eine äußerst steile, im unteren Teil stark verfallene Felstreppe, über die Rieke und Christos sogar rückwärts abgestiegen sind. Drüben wieder hinauf und zwischen Felsen weiter zum Eulenstein. Wir sind ihn diesmal direkt angegangen, über den Wanderweg, der zu seinem Gipfel führt. Oder besser: Zu einem Rastplatz unter dem überhängenden Gipfelfelsen, auf den man nur über eine ausgesetzte IIer-Stelle kommt. Die Passage ist griffarm, aber ein senkrecht verlaufender schmaler Spalt hilft auf den höchsten Punkt.

Nun auf einem schönen schmalen Wanderpfad unterhalb des Eulensteins hinüber zum Sand. Man könnte hier, wie es einst Judith7 und ich gemacht haben, den Mehliskopf mitnehmen, diesmal aber haben wir uns dagegen entschieden.

Sand (824m) ist nicht wirklich ein Ort, sondern eine Ansammlung von Häusern an einem Pass. Hier überquert ein Übergang vom Rheintal ins Murgtal die Schwarzwaldhöhe. Früher war das mal ein Skigebiet, das wurde mittlerweile mangels Schnee in einen Outdoorspielplatz mit Sommerrodelbahn und Baumklettergarten umgewandelt.

Etwas südlich von Sand geht es über die Bundesstraße. Drüben auf einem breiten Waldweg weiter geradeaus hinunter. Bald kommt der Wanderweg vom Sand hinzu und es geht beschildert weiter zwischen unzähligen Granitblöcken hindurch zum Wiedenfelsen. Hier steht eines der alten Hotels, von denen es auf den Höhen des Nordschwaldes einige gibt. Leider stehen die meisten leer und sind dem Verfall preisgegeben. Dieses ist zum Glück renoviert worden und lässt wieder etwas vom Glanz alter Tage erahnen.

Nun auf einem Treppen-und-Geländerweg hinauf zur Aussichtskanzel Wiedenfelsen (694m). Hier haben wir gemütlich gepaust.

Nun wieder zurück zur Haarnadelkurve und gut beschildert rechts hinunter zum touristischen Highlight des Bühlertales: den Wasserfällen des Gertelbachs. Auf einer Strecke von etwa 800 Metern (mir kam es wieder doppelt so lang vor) stürzt sich der Bach kaskadenartig 220 Meter tief in zahlreichen Fallstufen von bis zu 7 m Höhe hinunter, um sich unten mit dem Wiedenbach zum Wiedenbach zu vereinigen. Das ist nochmal ein herrlicher Abschnitt! Grün bemooste Granitfelsen liegen im Bach und im rötlichen Laub des Vorjahrs. Zahlreiche Treppen und Holzbrücken führen hinunter in den Talgrund.

Unten geht es dann an ein paar lustigen Schildern vorbei in wenigen Minuten zurück zum Parkplatz.


Fazit:

Diese Tour ist immer noch, und in dieser Variante umso mehr eine großartige Alternative zum benachbarten Karlsruher Grat, der an schönen Tagen ziemlich überlaufen ist. Hier, in ebenso unbezeichnetem wie unbekanntem Gelände, trifft man dagegen nur auf wenige Geher. Erst im stärker erschlossenen Bereich, östlich des Falkenfelsens, ändert sich das. Aber auch hier kann man den Massen gut aus dem Weg gehen, wenn man sich immer schön im T4-Gelände bewegt.

Die runden Granitfelsen sind rauh, und krallen sich in die härteste Sohle. Das macht viel Spaß, auch in solch griff- und trittarmem Gelände. Eine herrliche, und eher lustige als luftige Kraxelei! Man muss allerdings deutlich sagen, dass diese schöne Runde mehr und mehr zuwuchert. Zusätzlich zur Kraxelfähigkeit muss man mittlerweile auch eine Protion alpinen Humor mitbringen. Allerdings hat inzwischen (Stand August 2019) ein netter Mensch die Tour bis über die Brockenfelsen wieder freigeschnitten. Vielen Dank dafür!

Alles andere sind normale Wanderwege, aber für den Nordschwarzwald, der alles in allem ja gegen den Südschwarzwald ein wenig abfällt, besonders schön. Absolute Empfehlung für Erfahrene mit Sinn fürs Abenteuer!



Tipp:

Wer mag, kann die Direttissima zu den Brockenfelsen suchen: Von der Straße aus, die aus dem Bühlertal hinauf Richtung Sand führt, sieht man mehrere Granitrippen, die die gesamte Südflanke des Bergs bis hinauf zum Kamm durchziehen. Gleich auf der ersten dieser Rippen (von Westen kommend) kann man bis hinauf zu den Brockenfelsen aufsteigen. Ich gelangte zwischen dem schmalen Durchschlupf und dem Aussichtspunkt auf den Kamm. Meine Route: T6/II-III.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (2)


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Judith7 hat gesagt: 6.000er
Gesendet am 4. Dezember 2014 um 23:01
Hallo Nik,
ein neuer 6.000er ist es nicht geworden - aber ich war heute Morgen auf 5.897m! :-)
Lieben Gruss, Judith

Nik Brückner hat gesagt: RE:6.000er
Gesendet am 5. Dezember 2014 um 09:41
Der Cotopaxi! Geil! Geil! Du geile Sau, du!


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