Turtmannspitze (3080) über Ost- und Nordgrat (Hikr-Erstbegehungen)


Publiziert von Alpenorni , 23. September 2014 um 12:29.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 9 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Meid Oberstafel, ca. 1 1/4 Std. zu Fuß von Gruben/Turtmanntal

Während meiner Biwakwoche auf dem oberen Meidstafel (Turtmanntal) durfte ich eine sehr einsame Gegend kennenlernen, die auch auf Hikr.org nur spärliche Einträge aufweist.
Von 7 Touren, die ich unternommen habe, traf ich nur auf einer einzigen (Bella Tola) andere Personen an ! Einzig der Meidpass, Übergang zum Val d`Anniviers, wurde einige Male begangen.
Die Turtmannspitze (3080m) wird normalerweise von der Gegenseite aus bestiegen, der Grat in Richtung Touno vermittelt hier, vom Lac Touno ausgehend, den einfachsten Anstieg zur Spitze.
Im Winter ist die Turtmannspitze als Skiziel machbar, und dabei ist auch der hier beschriebene Ostgrat eine Option.
Im Sommer präsentiert sich die Turtmannspitze als zwar wohlproportionierter Berg, allerdings doch von sehr schuttigem Aussehen. Nachdem ich ihn bei den vorhergegangenen Touren eingehend studiert hatte, unternahm ich einen eher beiläufig entstandenen Versuch, der mich aber prompt über den ONO-Grat auf die Spitze und über den Nordgrat wieder hinunterführte auf die Hochebenen von Meid. Leider alles in den Wolken, daher keine Aussichten, aber das gab dieser Tour auch wiederum ein ganz eigenes Ambiente, so ganz allein auf weiter Flur.

Ich startete also am Meidtipi erst mittags bei zweifelhaftem Wetter und wanderte weglos zunächst zu den kleinen Seeli SW des großen Meidsees.
Hier erklomm ich den Rasenhügel von P. 2593, wo ich eine längere Rast einlegte. Ein hübscher Aussichtspunkt. Und da von hier aus die Turtmannspitzengrate eher machbar denn abschreckend ausschauten, wollte ich nun doch wenigstens den Zugang rekognoszieren. Also auf und weiter zum kleinen Langseewji auf 2570m. Das Wetter blieb sehr trübe, aber trocken. Bei Sonnenschein bestimmt ein sehr schöner Ort, dies Seeli.
Es gilt nun, die über den Felsabstürzen gen Augsttal liegende Geröllterrasse zu erreichen, die den Zugang zum Ostgrat vermittelt : Vom Langseewji geradeaus den Rasenhang Richtung Meidzähne empor, und dann nach Süden. Details siehe Fotos + Erläuterungen. Ich fand eine passable Route, die, ohne allzu rutschige Blockhalden betreten zu müssen, auf diese Terrasse führt. Etwas Turnerei auf Blockgeröll war mit dabei, aber ganz überwiegend Gehgelände auf verfestigtem Schutt und gutgängigen verschiedenartigen Blockfraktionen. So kam dann auch bald der Gipfel mit dem mysteriösen Namen Gälus Häupt (2918m) in Reichweite, der von hier aus wohl recht einfach "mitzunehmen" wäre.
Doch war es mittlerweile schon recht spät am Nachmittag, und mich hatte die Turtmannspitze nun in ihren Bann gezogen :
Etwa 300 Meter vor Erreichen des kleinen namenlosen Passes oberhalb des Gälus Häupt bog ich nach rechts von der Terrasse ab und erklomm einen Schutthang, der mich direkt auf den Grat, schon oberhalb der ersten felsigen Hindernisse, führte. Von hier alles über den Grat, 2,3 felsige Erhebungen überschreitend, steil, nahezu ohne Pfadspuren, etwas Kraxelei. Auch der klobige Gipfelaufbau lässt sich gut gestuft erklimmen, und kurz darauf kann ich es selbst kaum glauben, aber der massige Gipfelsteinmann steht direkt vor mir. Ich bin oben !!
Tiefe Klüfte durchziehen den Gipfelaufbau. Naja, mit Aussicht ist heute nichts zu wollen. Ich bin froh, dass es trocken geblieben ist. Angesichts der vorgerückten Tageszeit bleibe ich nicht lange und mache mich an den Abstieg. Würde man hier über den Westgrat absteigen, der recht einladend vor mir liegt, ließe sich die Turtmannspitze sehr schön von Gruben im Turtmanntal nach St. Luc im Zinaltal überschreiten.
Aber meist muss man ja zum Ausgangspunkt wieder zurück, so auch ich heute.
So wende ich mich dem steilen Nordgrat zu. Neuland. Eine sehr brüchige Angelegenheit. Neben festen Felspartien hat es Schutt und lockere Brocken zur Genüge. Ich rutsche mal etwas rechts des Grates ab, aber an Surfen ist hier nicht zu denken. Wer es schafft, hier keinen Stein loszutreten, hat einen Preis verdient ! Aber schneller als gedacht komme ich voran bzw. bergab und nach Überkraxeln einer letzten Felsbarriere lande ich unten kurz vor der Scharte "Gämschwart".
Hier hatte ich mir schon im Aufstieg eine blockige Abstiegsrinne ausgeguckt, die mich jetzt tatsächlich zügig zurück auf die Terrasse mit ihren Blockfeldern führte. Hier traf ich bald auf meinen Anstiegsweg, den mir ein selbst gebauter Steinmann bald signalisierte ( Er markiert quasi die Gegend des Wegabzweigs, entweder zum ONO-Grat (links weiter) oder zum N-Grat (rechts ab zur zweifarbigen Rinne Richtung Gämschwart).
Wieder im sicheren Bereich, und eine halbe Stunde später auch die etwas mühsamen Blockfelder hinter mir, schlenderte ich schließlich am Ende eines grauen Tages zurück zu meinem Biwakzelt und konnte es immer noch gar nicht recht glauben, dass dieses Projekt quasi als Nachmittagstour sich so urplötzlich hatte realisieren lassen ! Wunderbar !

Hier noch ein paar weitere Touren meiner Turtmannwoche,
siehe auch mein Journal :

Burgihorn, mein 50.Dreitausender
Rotighorn über Rotiggrat
Rotighorn, Normalweg
Bella Tola und Nachbargipfel








Tourengänger: Alpenorni


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