Vrenelisgärtli 2904m via Chalttäli - ENDLICH!!!


Publiziert von Mueri , 26. Juli 2013 um 17:02.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:21 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:Hinter Saggberg - Mittelstafel - Chnoren - Schwandergrat - Vrenelisgärtli - Glärnischfirn - Glärnischhütte SAC - Wärben - Chäseren
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit PW nach Hinter Saggberg
Zufahrt zum Ankunftspunkt:mit Alpentaxi (15 CHF pro Person) ab Chäseren bis Plätz, danach mit Wohnmobil eines anderen Berggängers zurück zum PW

Wie oft habe ich schon sehnsüchtig vom Klöntalersee hoch zum Vrenelisgärtli geschaut! Wie oft schon habe ich die Berichte anderer Hikr über ihre Durchsteigung des Chalttälis gelesen und mich dabei von meinem Bürotisch aus mit dem dort beschriebenen Chalttäli-Virus infizieren lassen! Der Virus hielt sich hartnäckig. So konnte ich nun - nachdem es etliche Male aufgrund des Wetters oder anderer Umstände nicht klappen wollte - endlich das Chalttäli durchsteigen; und damit ein Projekt realisieren, das seit geraumer Zeit (Jahre?) wohl zuoberst auf meiner Favoritenliste stand, ganz am Anfang unerreichbar fern. Die Angst, im letzten Moment noch aufgrund einer unvorgesehenen Wetterverschlechterung, einer Magenverstimmung (die ich zwar nie habe) oder aufgrund sonst irgendwelcher abstruser Dinge die Tour für ein weiteres Jahr begraben zu müssen, hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet. Allerdings hat nicht nur diese Vorgeschichte zum Glückserlebnis auf dem Gipfel beigetragen, sondern auch die Tour selber, die Genuss vom Feinsten bietet...

Wer präzise Angaben zur Chalttäli-Tour sucht, der braucht hier bestenfalls als Ergänzung weiterzulesen. Ein m. E. phantastischer Bericht existiert nämlich bereits, der in Wort und Bild den Verlauf bestens beschreibt und damit dem Aspiranten der Chalttäli-Route bei der Vorbereitung und der Durchführung der Tour die notwendige Sicherheit gibt: Alpinist's *Routenbeschreibung. Dabei lässt er keine Schlüsselstelle aus und vergisst wohl auch kaum ein Detail. Da der Bericht sehr dicht geschrieben ist, lohnt es sich m. E., diesen ausgedruckt und mit Fotos ergänzt mit auf den Weg das Chalttäli hoch zu nehmen. Und genau dies haben Justus und ich getan.

Um ca. 4.00 Uhr treffen wir uns bei der Staumauer des Klöntalersees. Ein Auto sollte unten bleiben, mit dem anderen fahren wir hoch zum Hinter Saggberg. Nach dem Materialcheck geht's auf einem breiten Weg via Tschingel hoch zur Alp Mittelstafel. Auf der östlichen Seite des Baches, der die Alp durchzieht, steigen wir hoch zum Chalttäligletscher. Auf dem von Alpinist bestens mit Foto dokumentierten Schuttband steigt man über Gras- und Schrofengelände (T5-T6) hoch zum Chnoren, wobei oftmals Spuren sichtbar sind.

Auf dem Rücken des Chnorens gehen wir wenig steil (Richtung SSO) bis zur Felswand, sodann links rüber Richtung 'Chrumme Würm'. Dort, unmittelbar vor dem Einstieg in den Couloir neben den 'Chrumme Würm', geniessen wir eine Morgenpause und montieren Steigeisen, Helm und Pickel. Oben rechts am Couloir folgt die ca. 800 Meter lange Querung bis oberhalb P. 2390. Die Qualität des Schnees ist optimal, der Schnee allerdings an einigen Orten bereits spärlich. Die Chalttäli-Route dürfte damit bei ähnlich guten Bedingungen erst 2014 wieder machbar sein.

Oberhalb P. 2390 befindet sich sodann das Ausstiegscouloir, in dem man, immer links haltend, auf den Schwandergrat gelangt. Noch bleibt allerdings die Frage offen, wie uns die Umsteigung des bereits seit längerer Zeit freigelegten Klemmsteins im Couloir (vom Klöntalersee mit Feldstecher problemlos sichtbar) gelingen würde. Diese Frage lässt nochmals Adrenalin hochkommen, zumal in anderen Berichten von Klettern im oberen dritten bis unteren vierten Grad die Rede war. Dort angekommen, entdecken wir ca. 10 Meter unterhalb des Steins auf der rechten Felsseite einen überraschend einfachen Aufstieg (ca. zweiter Grad, max. 10 Höhenmeter), der auch nicht ausgesetzt ist.

Was danach bis hoch zum Schwander Grat noch folgt, ist ein anstrengender und mässig steiler, aber angenehmer Aufstieg; am besten mit zwei Pickeln zu bewältigen. 

Vom Schwander Grat steigt man, sich unters Volk mischend, der gut sichtbaren Spur folgend auf dem Normalweg zum Gipfel des Vrenelisgärtli.

Beim Abstieg gönnen wir uns den Normalweg, dazu ein Bier auf der Glärnischhütte und ab den Chäseren das Alpentaxi runter zum Plätz für 15 CHF pro Person. Als Supplement wird uns dann ein Privattransport mit einem Wohnmobil bis zur Staumauer geschenkt. Ein traumhafter Tag geht langsam zu Ende...



Fazit: Schlichtweg geniale, aber auch anspruchsvolle Tour mit Wiederholungswert (Chalttäli-Virus;-)), die eine gute Planung sowie gute Schnee- und Wetterverhältnisse voraussetzt. Die Exponiertheit dieser Tour haben wir als weit geringer denn angenommen empfunden, die Tour selber ab dem Chnoren als Genuss, frei von ungewollten Adrenalinschüben.

Der Aufstieg ist - wenn man nach dem Chnoren in den Couloir neben den 'Chrummen Würm' ausweicht und auf diesem bis zum langen Band hochsteigt, in dem traversiert wird - eher eine ZS oder ZS+ als eine S. Die Bewertung S im Alpinführer Glarner Alpen bezieht sich wohl darauf, dass dort vom Chnoren direkt über Bänder und Wandstufen kletternd das grosse Schuttband erreicht wird.

Tour mit Justus. Danke, war toll mit dir!!! Und danke auch für die Pics...

Last but not least: Auf dem Normalweg hoch und runter zum Vrenelisgärtli waren an diesem Tag bestimmt 100 Berggänger und andere Gänger unterwegs, mindestens zwei davon frei nach dem Motto: Angeseilt zu sein ist alles, was bei einer Bergtour nötig. Wie heisst's doch immer so schön: Man möge darauf achten, dass das Gepäck nicht zu schwer werde...


Tourengänger: justus, Mueri


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Kommentare (9)


Kommentar hinzufügen

Hydrant hat gesagt:
Gesendet am 26. Juli 2013 um 21:57
farbenpracht der bilder die mich entzücken

justus hat gesagt:
Gesendet am 27. Juli 2013 um 15:16
es war mir ein vergnügen. wirklich eine schöne tour.

ciao
/justus

Bergamotte hat gesagt:
Gesendet am 27. Juli 2013 um 16:59
Gratulation Euch beiden, super gemacht! Da wird man fast neidisch, wobei bei mir erstmal (endlich) der Guppengrat "erledigt" werden muss.

Gruss

Mueri hat gesagt: Danke!
Gesendet am 27. Juli 2013 um 20:36
Der Guppengrat ist auch eine geniale und sehr vielseitige Tour. Ich werde wohl auch diesen Herbst wieder über den Guppengrat aufsteigen. Wenn du möchtest, kann ich mich vorgängig bei dir melden...

3614adrian hat gesagt: Schwierigkeit
Gesendet am 28. Juli 2013 um 08:17
Es stimmt, die Schwierigkeit S SAC-Führer (P. Straub) stimmt irgendwie nicht. Als ich jedoch damals www.hikr.org/tour/post7269.html nur mit den spärllichen Routenangaben im SAC-Führer mit delta hochstieg, hatten wir noch mit der Wegfindung zu kämpfen.
Man ist stets in wildem, abschüssigen Gelände unterwegs, was sich auch auf die Schwierigkeit auswirkt.
Bei optimalen Verhältnissen und guten Routeninfos (wie sie es nun ja gibt) entspricht die Tour whs. einem T6 mit Nordwandcharakter. Kletterschwierigkeiten im Bereich S oder ZS gibt es eigentlich ja nicht (bei Umgehung der Kletterstelle oberhalb Chnorren).

Unabhängig von der Schwierigkeit eine eindrückliche Tour, die aber nicht unterschätzt werden darf (Tageszeit, Steinschlag, Schneeverhältnisse, Rückzug, ...)

Alpinist hat gesagt:
Gesendet am 29. Juli 2013 um 06:48
Saluti.

Gratuliere zum Chalttäli :-) endlich hast du es geschafft, suuuper :-)

Mueri hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. August 2013 um 19:19
Salve Alpinist

An dieser Stelle danke ich dir nun noch persönlich für deine tolle Wegbeschreibung, mit der die Routenfindung optimal gelungen ist und die Tour so richtig zum Genuss wurde! Merciiiiii!

Schlomsch hat gesagt: Geniale Tour, gratuliere!
Gesendet am 29. Juli 2013 um 20:53
Darf ich kurz nachfragen: An welchen Stellen wird im III. Grad geklettert?

Mueri hat gesagt: RE:Geniale Tour, gratuliere!
Gesendet am 3. August 2013 um 19:28
Hoi Schlomsch

Eine Kletterstelle im III. Grad ist mir persönlich nur unterhalb des Chnorens begegnet - und auch diese liesse sich problemlos umgehen. Wie 3614adrian im Kommentar oben festhält, könnte man die Tour von der technischen Schwierigkeit her fast als T6-Tour durchgehen lassen. Dafür muss allerdings der perfekte Weg gefunden werden - und überdies müssen die Bedingungen stimmen. Steinschlag, die starke Abhängigkeit von den Routenverhältnissen, die spärlichen Absicherungs- und Rückzugsmöglichkeiten dürfen nicht unterschätzt werden. Die Route sollte m. E. nicht verharmlost werden, und deswegen habe ich mich für die gewählte Bewertung entschieden.


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