Hoher Riffler (3168 m) - der Höchste im Verwall


Publiziert von 83_Stefan , 13. November 2011 um 20:22.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum:12 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:In Kappl von der Paznauntalstraße (B 188) ins Ortszentrum abbiegen und von dort der Beschilderung in Richtung Oberhaus folgen. Kurz vor Oberhaus zweigt scharf rechts ein Fahrweg ab, an dem ein gelber Wegweiser in Richtung Edmund-Graf-Hütte zeigt. Hier parken - sehr begrenzte Parkmöglichkeiten am Rand der Straße.
Kartennummer:AV-Karte 28 - Verwallgruppe 1:50.000.

Der Hohe Riffler ist ein sehr markanter Berg, denn er befindet sich ganz am östlichen Rand der Verwallgruppe und ist noch dazu der höchste Berg des gesamten Gebirgsstocks. Durch das nahe, tief gelegene Inntal, das bei Landeck nach Süden abknickt, wirkt er noch mächtiger, als er es ohnehin schon ist.
Bei Wanderern hat der Hohe Riffler einen guten Namen, schließlich lässt er sich auf dem Normalweg über die Edmund-Graf-Hütte ohne besondere Schwierigkeiten "erwandern". Aber halt, nicht ganz! Der Wanderweg endet nicht am höchsten Punkt, sondern nur am Vorgipfel. Der Übergang zum Hauptgipfel (T6, II+) mit Kreuz bleibt dem engagierten Bergsteiger vorbehalten, auch wenn's nur ein Katzensprung ist.
Auch von Süden - vom Paznauntal - führte einst eine Steiganlange hinauf, die aber seit langer Zeit aufgelassen und dem Verfall preisgegeben ist. Möchte man einen einsamen Aufstiegsweg, wird man hier sicher seine Freude finden.
Los geht's kurz vor Oberhaus bei Kappl, wo ein Fahrweg von der Straße scharf rechts abzweigt. Lange folgt man ihm bergauf, bis die Durrichalpe mit ihren zahlreichen kleinen Hütten erreicht ist. Hier beginnt linker Hand der Steig, der über's Kappler Joch zur Edmund-Graf-Hütte hinüberleitet. Er führt links des Blankabachs, anfangs in lieblichem Wiesengelände, später am steilen Hang über dem tief eingeschnittenen Bach bergauf und in ein Blockkar hinein, in dem der unterste der Blankaseen erreicht wird.
Achtung, hier wird der offizielle Weg verlassen! Direkt am See zweigt rechts der aufgelassene Weg ab (nicht bezeichnet). Ein Holzschild weist darauf hin, dass der Weg aufgegeben wurde und betont die Eigenverantwortlichkeit der Begehung. Macht nix, sonst geht man ja schließlich auch eigenverantwortlich - also weiter! Die alten roten Dreiecke weisen nach Norden weiter ins Blockkar hinein und an den zweiten See. Die beiden herrlichen Blankaseen sind das erste Highlight der Tour. Im November 2011 waren sie bereits von einer Eisdecke überzogen, die in regelmäßigen Abständen schwingende Laute von sich gab, die auf die Spannung in der Eisdecke zurückzuführen sind. Früher wäre der Ort wohl zum Platz der Hexen erklärt worden. Ein faszinierendes Naturspektakel!
Nach den beiden Seen geht's in nordöstlicher Richtung im Kar weiter und über einen steileren Hang wird in einem Linksschwenk der Südsporn des Hohen Rifflers erreicht, der die rechte Begrenzung eines kleinen Kars bildet, das vor einiger Zeit noch einen Gletscher beherbergte. Versicherungen helfen hier bergauf, bis die Spur deutlich schwächer ansteigend um den Sporn herumquert und über dem mit Firnresten erfüllten Kar auf seiner Westseite in nördliche Richtung führt. Der alte Steig ist hier teilweise erodiert, aber mit etwas Aufmerksamkeit gut zu begehen.
Am Rande einer steilen Rinne schwingt sich der Steig nochmal auf und steil geht es den Hang hinauf, um dann nur noch mäßig ansteigend hoch über dem Kar hinüber zur Scharte zwischen Blankahorn und Hohem Riffler zu queren. Hier gibt es teilweise uralte Versicherungen, die allerdings nicht mehr zu gebrauchen sind und sich teilweise bereits im Abrutschen befinden. Finger weg davon! Das letzte Stück vor der Scharte ist nochmal besonders kritisch, da oft vereist oder überwächtet. Hier ist auch ein Anstieg über Felsen kurz vor der Scharte durch eine Rinne möglich (II, rutschiger Schutt).
Der gut ausgetretene Steig führt nun durch unschwieriges Schuttgelände zum Normalweg hinüber, der von der Edmund-Graf-Hütte herauf kommt. Ihm folgt man weiter durch Schutt nach oben, bis bald der Vorgipfel erreicht ist. Eine grandiose Aussicht erwartet den Bergsteiger hier.
Nur wer es sich zutraut, riskiert noch den Abstecher zum Hauptgipfel, der eigentlich nur einen Katzensprung entfernt ist. Dazu verlässt man den Gipfel ein kleines Stück durch eine Gasse in nördlicher Richtung. Der Fels zur Scharte fällt senkrecht und glatt ab, aber im Norden geht es über gute Tritte hinunter (II) und es lässt sich im Anschluss unschwierig in die Scharte queren. Dort leitet dann ein steiler Riss durch eine griffarme Platte (II+, Schlüsselstelle) auf den Gipfelgrat hinauf und nach einigen Metern über Blöcke (I) ist man am großen Kreuz angelangt.
Die Schau ist sogar noch besser als vom Vorgipfel. Man steht auf einem gewaltigen, exponierten Balkon hoch über dem Tal und blickt tief hinunter. Die beiden Gletscher des Hohen Rifflers, Flirscher Ferner und Pettneuer Ferner, ziehen die Blicke auf sich. Steil fallen sie ins Stanzer Tal ab, durchzogen von gewaltigen Spalten. Den Rundblick kann man kaum beschreiben - vom Säntis bis zur Wildspitze und vom Ortler bis zur Zugspitze zeigt sich alles, was Rang und Namen hat. Kaum zu überbieten und für einen klaren Herbsttag wie geschaffen.
Zurück geht's wieder auf dem Anstiegsweg, es sei denn man plant eine Nacht auf dem Edmund-Graf-Haus. Dann würde man dem Normalweg zur Hütte folgen und am nächsten Tag über das Kappler Joch wieder zurück zum Auto wandern.

Schwierigkeiten:
Zu den wunderschönen Blankaseen: T2.
Aufstieg über Blankascharte zum Vorgipfel: T4+, I+.
Übergang zum Hauptgipfel: T6, II+ (nur ein kurzes Stück).

Fazit:
Eine landschaftlich sehr schöne 4*-Tour auf einen herausragenden Aussichtsberg, der der Höchste seiner Gruppe ist. In der Hauptsaison gut besucht, aber sobald die Hütte geschlossen ist, wird es ruhig. Vor allem der Anstiegsweg über die Südseite ist einsam. Aber Vorsicht: Der Weg ist längst aufgelassen und teilweise in schlechtem Zustand, die Versicherungen sind teils völlig unbrauchbar. Der hier beschriebene Anstieg hat einen überraschend alpinen Charakter, denn lange Zeit im Jahr ist er von Schnee und Eis bedeckt.

Mit auf Tour: Bäda und Hermann.

Kategorien: Verwall, Gruppenhöchste, 4*-Tour, 3100er, T4.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (14)


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Sputnik Pro hat gesagt: Im November auf den Hohen Riffler
Gesendet am 13. November 2011 um 23:15
Salü Stefan,

Gratuliere zum Hohen Riffler im November als Tagestour! Die Fotos sprechen für sich für die schöne und gelungene Tour.

Viele Grüsse und wieterhin unfallfreie Touren,

Sputnik

83_Stefan hat gesagt: RE:Im November auf den Hohen Riffler
Gesendet am 14. November 2011 um 07:39
Guten Morgen! Ich danke dir! Viele und vor allem unfallfreie Touren wünsche ich auch dir. Beste Grüße vom Kochelsee!

Gemse hat gesagt: Mein Blick vom Balkon
Gesendet am 14. November 2011 um 00:15
Hallo Stefan,

Gratulation zu Deiner Tour und den tollen Bildern. Bei diesem traumhaften Spätherbst schaffst Du heuer noch die restlichen Berge die ich von meinem Balkon sehe. Für mich ist das nur ein Traum.

LG und ein kräftiges "Berg Heil"

Karl

83_Stefan hat gesagt: RE:Mein Blick vom Balkon
Gesendet am 14. November 2011 um 07:42
Hallo Karl! Vielen Dank! Dieser Herbst ist wirklich phantastisch!
Aber schau: Du siehst diese Berge ja alle vom Balkon aus. Ich habe da nur Rabenkopf, Jochberg, Herzogstand und Heimgarten - zugegeben, dafür halt etwas größer. Neblige Grüße aus Kochel!

Tef hat gesagt:
Gesendet am 14. November 2011 um 20:20
Seawas Stefan,
super Tour, Gratulation.. und Danke für die Südroutenbeschreibung...denn das hat uns noch gefehlt, um das Projekt endlich angehen zu können :-)
Wenn ich jedoch das Foto von der Schlüsselstelle so anschaue..müssen wir mal schaun, obs da für uns auch noch rübergeht
beste Grüße
Tef

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. November 2011 um 20:26
Hallo Tef, Dankeschön! Bei euren Touren bin ich mir ziemlich sicher, dass ihr die Schlüsselstelle meistern werdet. Ich würde sie mit II+ bewerten.
Der Südanstieg ist recht schön, aber halt sehr von den Verhältnissen abhängig.

quacamozza hat gesagt: Einmalig...
Gesendet am 15. November 2011 um 16:55
...Deine Erlebnisse, die Seen im Vorwinter, die Aussicht...diesen Berg muss man wirklich im Herbst besteigen...Gratulation zur 1 A-Planung und zu Deiner tollen Tourensaison mit den vielen Highlights! Wobei am Heiligabend vielleicht noch das Weißhorn auf Dich wartet????

Bei mir wird der Tourenabschluss dagegen in hügeliges 2000er-Gelände führen.

Sportliche Grüße von Ulf





83_Stefan hat gesagt: RE:Einmalig...
Gesendet am 15. November 2011 um 20:57
Hallo Ulf! Vielen Dank für dein Lob!
Diese tollen Bedingungen können ja nicht mehr allzu lange halten und dann bin ich auch wieder "eine Stufe tiefer" anzutreffen. Auch die Voralpen & Co. sind ein tolles Revier!
Beste Grüße vom nebligen Kochelsee!

PS.: Deine Saison war ja wirklich auch beneidenswert!

ADI hat gesagt:
Gesendet am 15. November 2011 um 21:52
Hallo, Stefan!

Da bedauere ich jetzt doch nicht dabeigewesen zu sein.
Man müßte sich eben zweiteilen können.
Spitzentour um diese Jahreszeit!
Gratulation nochmals, auch für die vielen schönen Bilder!

VLG aus M. von Deinem Bergspezi ADI

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. November 2011 um 22:11
Danke dir! Hätte dir sicher gefallen!
...und genauso bereue ich es, am Sonntag nicht bei euch dabei gewesen zu sein.

DHM123 hat gesagt: Klasse-Tour & Bilder
Gesendet am 8. Mai 2012 um 15:40
Respekt - Super-Tour,
im Verwall war ich noch gar nicht ...

83_Stefan hat gesagt: RE:Klasse-Tour & Bilder
Gesendet am 8. Mai 2012 um 16:02
Danke dir! Ist wirklich eine wunderschöne Gegend!

paul_sch hat gesagt: Hauptgipfel gesichert erklettern?
Gesendet am 29. Juli 2013 um 18:43
Servus! Kannst Du abschätzen was für Material nötig wäre, wenn man sich den Hauptgipfel ungesichert NICHT zutrauen würde? Wie viel Seil (nicht viel schätze ich, vielleicht 15m?), stecken Haken, oder wie man man am besten selbst absichern, und kann man von oben irgendwie abseilen...?

Ich denk mir nur, wenn es wenig Material bräuchte, würde es sich ggf. lohnen das mitzunehmen für den Fall der Fälle...

Danke und LG, Paul

83_Stefan hat gesagt: RE:Hauptgipfel gesichert erklettern?
Gesendet am 29. Juli 2013 um 19:09
Hallo Paul! Das ist schon lange her...
Aber soweit ich mich erinnere, ist der Abstieg vom "Wandergipfel" in die Scharte kein größeres Problem, da gut gestuft. Der Aufstieg zum höchsten Punkt ist dann ausgesetzt und hat nur kleine Griffe und Tritte (aber alles fest). Allerdings ist diese Passage nicht lang und oben geht's auf einem gutmütigen Blockgrat zum Kreuz. Denke, du könntest dich beim Rückweg an einem der dortigen Blöcke sichern, sofern kein Haken steckt (ich meine mich dunkel an einen Haken erinnern zu können, weiß es aber nicht mehr sicher).


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