Von Göschenen nach Andermatt T1 oder T4?


Publiziert von kopfsalat , 11. August 2011 um 20:39.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 9 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1510 m
Abstieg: 1179 m
Strecke:16km: Göschenen - Steglaui - Waldstafel - Riedboden - Älpli - Stöckli - Gütsch - Chilchenberg - Andermatt
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Göschenen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Andermatt
Unterkunftmöglichkeiten:Göschenen und Andermatt
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Das Projekt schwirrte schon seit längerem in meinem Kopf rum. Beim Kartenstudium ist mir ein Weg aufgefallen, der in zig Kehren von Göschenen durch die imposante Wand über dem Tunnel zum Stöckli raufführt. Gestern wars dann soweit. Um 08:48 steige ich in Göschenen aus dem Schnellzug.

Auch habe ich nun einen guten Vorwand endlich einmal herauszufinden, wozu eigentlich die Gleisanlagen auf der gegenüberliegenden Talseite dienen. Wie in dieser Gegend nicht anders zu erwarten war, handelt es sich dabei um, mittlerweile wohl nicht mehr gebrauchte, Verladerampen und Magazine des Militärs. Es wird nicht die einzige Berührung mit dieser urschweizerischen Institution bleiben. Schon beim Einstieg zum Bergweg macht eine eingemeisselte Inschrift für italienisches Genie Werbung.

Und tatsächlich das Weglein entpuppt sich als, genial in den steilen Hang gelegte, fast Jeep-breite Erschliessungsstrasse. Man könnte auch problemlos die Oma im Rollstuhl raufschieben. Auf keinen Fall mehr als T1.

Sehr abwechslungsreich durch Wald, über rauschende Bächlein, über zuwachsende Alpweiden teilweise sogar gepflästert, schlängelt sich der Weg empor. An einer mit dichtem Buschwerk bestandenen Stelle fliegt, wie aus dem nichts, eine Birkhenne auf und ist innert Sekunden auch schon wieder verschwunden. Je kärger die Vegetation wird, desto dichter wird auch der Nebel, als ob er die trostlose Landschaft vor mir verbergen wollte. Schliesslich verringert sich die Sicht auf ein paar Meter.

Dank Karte und Höhenmesser weiss ich trotzdem, wo ich mich befinde. Würden nicht hie und da stark verblasste Farbmarkierungen aus dem Nebel auftauchen, müsste ich die Marschrichtung wohl mit dem Kompass finden. Plötzlich reisst der Nebel auf und gibt die Sicht auf die Blockschutt- und Geröllhalden frei, nur dass sie innert Sekunden wieder in der feuchten Watte versinken. Rein orientierungs-technisch müsste man hier wohl ein T4 geben.

Bald darauf höre ich ein regelmässiges Rauschen und Klatschen ohne jedoch Richtung oder Herkunft erruieren zu können. Je höher ich steige desto stärker wird das Geräusch. Als sich die Nebelschwaden kurz verziehen sehe ich drei riesige Windräder. Nicht verwunderlich, pfeift doch mittlerweile ein eiskalter Wind und treibt leichte Graupelschauer vor sicher her und mir ins Gesicht.

Wohl dank des Winds lichtet sich nun der Nebel ein weing und ich sehe die zunehmend klareren Umrisse von Befestigungsbauten über mir. Das Fort Stöckli aus der Zeit des Ersten Weltkriegs nimmt langsam Konturen an. Durch das verrostete Tor hindurch, durchquere ich die teils zugemauerte Anlage. Über eine Treppe gelange ich auf eine Art Rampe, von wo es nicht mehr weit ist bis zum "Gipfel" des Stöckli.

Auf dem Rückweg besichtige ich eine sehr gut erhaltene Gewehrgallerie mit Blick Richtung Oberalppass. Vorbei an weiteren, an Film-UFOs erinnernde, recht surrealen Objekten gehts Richtung Gütsch, wo die mehr moderneren, aber wie aus der Presse zu entnehmen war, mittlerweile auch zum alten Eisen gehörenden Verwandten rumstehen und so tun, als wären sie Steine, Felsen oder mit Gras und Flechten überwachsene kubistische Exponate. Einige haben sogar einen eigenen Namen!

Weiter gehts weglos durch eine Heidelandschaft mit lila und gelben Farbtupfern inmitten der grauen Granitbänder. Bei Pt. 2029 stosse ich wieder auf den Wanderweg, der mich durch einen abwechslungsreichen Schutzwald, vorbei an zahllosen Lawinenverbauungen unterschiedlichsten Alters, hinunter ins mittlerweile wolkenverhangene und nasskalte Andermatt führt. Dort reichts gerade noch um im Bahnhofbuffett ein Sandwich zu kaufen, bevor der 16:48 Zug abfährt.

Fazit: eine Tour der besonderen Art, nicht schwierig aber mit 1400m gleichmässigem Anstieg und je nach Wetterverhältnissen auch anderen Herausforderungen. Bei schönem Wetter wohl mit einer Prachtsaussicht auf das Reusstal und den Urner Alpenkranz. Würde sich sehr gut als Berg(l)aufstrecke eignen. Frisches Bergwasser gegen den Durst gibts auch genug unterwegs.

Tourengänger: kopfsalat


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Kommentare (1)


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fuemm63 hat gesagt: Danke
Gesendet am 12. August 2011 um 07:56
für den Berg(l)auftipp ;-) Spannender Track! An diesem UFO-Ding bin ich von der Fellilücke her auch schon vorbeigekommen.
LG Fümm


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