Ruessiflue-Matthorn-Esel-Tomlishorn


Publiziert von ossi , 21. Mai 2009 um 07:08. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum:19 Mai 2009
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Pilatusgebiet   CH-OW   CH-NW 
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 950 m
Strecke:Lütoldsmatt-Ruessiflue-Matthorn-Chilchsteine-Esel-Tomlishorn-Lütoldsmatt

Unkonventionelle, attraktive alpine Kletteroute auf den Pilatus.

Die Tour bietet sich dem tüchtigen, klettergeübten Berggänger im Alleingang ebenso an wie dem Kletterneuling mit seiner Ausrüstung. Der Grat der Ruessifluh bietet einfache Kletterei im maximal dritten Grad über einen luftigen Grat. Der Fels ist insgesamt sehr fest und manchmal darf auch an einer Wurzel gezogen werden. Kombiniert mit dem Aufstieg über den Esel Südgrat ergibt sich ein spannender, recht einsamer Aufstieg auf den Pilatus, bei dem sich die objektiven Gefahren in Grenzen halten.

Zustieg: Vom Tal unten ist der Anmarsch mit rund 1300  hm arg lang. Motorisierte Bergfreunde fahren darum mit dem PW bis Lütoldsmatt, mit ÖV bietet sich die Station Ämsigen der Pilatusbahn an. Von wo auch immer bis zum Schnittpunkt 1304 der Fahrstrasse mit dem Meisibach. Dort zweigt ein neu markierter Bergpfad ab, der in Windungen durch den Bergwald "Grätsch" führt. Dort, wo der Weg das Chlusband schneidet (Tafel 7, was sollen die grossen gelben Schilder?) und leicht abwärts führt, dem hinteren (nördlichen) Kamm in reizvoller Kraxelei, vielfach auf Wegspuren aufwärts zum Einstieg folgen. Kurz vor dem eigentlichen Einstieg kann rechts auf einem "Vorgrätchen" eingewärmt werden, meist wird links umgangen. Ca. 30min von P. 1304.

Ruessigrat (SW-Grat der Ruessiflue): Wir begingen den Grat "solo" zu zweit.  So kann jeweils der Eine Varianten rekognoszieren (im Folgenden kursiv und in Klammern) und den Anderen dann zurechtweisen ;-)
Ein Seil als Backup war im Rucksack dabei. Absolut schwindelfreien Zeitgenossen, die im III. Grad sicher klettern, kann der Grat für einen Alleingang nahe gelegt werden. Der Grat ist eher mit WS+/III zu bewerten als mit T6, denn gesichert könnte fast überall werden (Fels und Föhren) und heikles Grasgelände gibts auch keines.

Der erste Aufschwung kann wahlweise direkt erklettert werden (IV+, zwei Haken, einer mit Schlingenbündel) bzw. links oder rechts (Alpin_Rise: südlich etwa zwanzig Meter dem Gratfuss folgen und auf einer steilen Rampe mit ideal plazierten Legföhren und zwei Stüfchen (T6, II) umgangen werden. Wer den Aufschwung links umgeht, folgt einem System von Bäumchen, soliden Blöcken und Rissen schräg aufwärts (Baumsicherungen möglich, einzelne neue Bohrhaken, III+) und gelangt schliesslich auf die Gratschneide.
Nach dem zweiten, wenig ausgeprägten Aufschwung kann auf einem schmalen Bändchen fünf Meter in einen kleinen Sattel abgestiegen werden (T5). Dieser Aufschwung kann man auch weniger exponiert aber schwieriger rechts umgehen (Abstieg wieder an Bäumchen, Traverse unter Turm und über ein senkrechtes Wändchen (III+) kurz und kräftig wieder auf den Grat.)

Der dritte Aufschwung wird links umgangen, wobei man sehr exponiert auf einem schmalen Band mit Trittspuren den Aufschwung quert und kurz darauf bei einem Stand (2BH) in freier Routenwahl entweder direkt rechts auf den Grat klettert (III-) (oder auf einem exponierten Band vom Stand etwas links ausholend und danach schräg rechts aufwärts einige Bäumchen anklettert (II+) und so den Grat erreicht. Ab hier geht's vergnüglich immer der Gratkante entlang.

Nach dem Brotmesser (sehr ausgesetzte Passage an einer scharfen Kante, ca. II+) sind die eigentlichen Schwierigkeiten überwunden. Der Grat verbreitert sich zusehends, bis er schliesslich in Grasgelände übergeht. Wird die allgemeine Marschrichtung beibehalten, erreicht man bald den Gipfel des Matthorns (zuerst T5, dann T4 und zuletzt auf dem Wanderweg zum Gipfelkreuz).

Chilchsteine: Wer vom Matthorn auf dem Wanderweg absteigt, gelangt bald zu den Chilchsteinen. Diese eignen sich hervorragend zum Bouldern: Das Gelände rundherum ist eben und ungefährlich, an den Steinen selbst kann man sich manch interessanten Quergang an scharfen Griffen definieren. Dank des kurzen und harmlosen Abstiegs vom Pilatus eignet sich der Platz hervorragend auch zum Picknicken und zum Verweilen mit den Kindern (während Papi oder Mami ein neues Boulderproblem ausklügelt). Wir haben uns gefragt, warum an den höheren Blöcken keine Routen eingerichetet sind - das Gestein ist hervorragend - darum  testeten wir kurzerhand einige "Highballs", Urteil: A+.

Esel Südgrat: Ähnlich wie Sputnik suchen auch wir vergebens die IIer-Stellen, die im Führer erwähnt sind. Die Route führt kurzweilig nach Überschreiten der Geleise an der linken (im Aufstieg gesehen) Begrenzung des Esels über einige Schrofen und unter einem ausladenden Überhang markiert auf den Esel: T4/max.T5, Kletterstellen I-. Siehe dazu auch in der Bilderreihe unten.

Auf den Spuren der Pilatusexpertin Naesi: Beim Abstieg vom Esel suchen wir noch den Ausstieg der Ostwandroute (unmittelbar beim Übergang vom Holzgeländer zur Mauer) und Bouldern zum Spass der verdutzten Touristen bis zum Wandbuch hinab, wo wir uns dann auch artig eintragen. Die Tour ist wohl im oberen T5-Bereich anzusiedeln, im Abstieg weht ein Hauch T6 mit.

Tomlishorn: Auf dem einigermassen rollstuhlgängigen Weg geht's dann zum Tomlishorn und von da auf einem Weg wieder hinunter am Zustieg zum Ruessigrätlis vorbei weiter zur Lütoldsmatt.

Fazit: Pilatus, du hast einiges zu bieten! Zu unserem (Un)Glück sahen wir auch wieder das nächste Dutzend Projektchen...


Tourengänger: Alpin_Rise, ossi


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