Weisse Wolle


Publiziert von rojosuiza , 14. November 2016 um 18:13.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 7 November 2016
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1250 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Fieschertal
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Fiesch
Unterkunftmöglichkeiten:Fiesch

 

Am Morgen zweifelt der Verfasser: Soll er jetzt Variante a oder Varinate b ausführen? - Variante a ist der Marsch von Fieschertal hinauf zum Aussichtspunkt auf dem Fieschergletscher, dann zur Märjela, und von da aus zu einer der Seilbahnen am Eggishorn oder Bettmerhorn. Variante b wäre Binn - Saflischpass - Rosswald.

 

Jetzt trifft der Schienenersatzbus in Fiesch ein. Was steht denn dort? - Da steht das Postauto nach Fieschertal und so landet rojosuiza in Fieschertal. Mit mir sind die Kleinen der Primarschule im Bus, die scheinbar in der ganzen Gemeinde eingesammelt und zum Schulhaus Fieschertal transportiert werden. Sie machen einen solchen Rabaz, dass der Fahrer mehrfach vergebens mahnen muss.

 

Der Hauptplatz von Fieschertal ist schneefrei. rojosuiza zottelt den Berg hinan, auf einem Wanderweg via Zerbrigge; später folgt ein Stück Strasse zum Unnerbärg. Nach der Brücke über das Wysswasser geht es immer nach Norden, immer leicht steigend; erst auf dem Strässchen, dann auf dem Wanderweg.

 

Man läuft schliesslich auf einen Riegel am Talende zu, den der Pfad auf der Westseite leicht überwindet. Auf 1930 Metern kehrt man  und steigt hinan zur Märjela.

Punkt 1931 ist ein wunderschöner Ausssichtspunkt auf die Zunge des Fieschergletschers und sein Vorfeld. Der Riegel, den man gerade überstiegen hat: auf der Südseite doch etwas zerklüftet, auf der Nordseite ist er vom Gletscher geschliffen wie neu.

 

Schon ab 1400 Metern läuft rojosuiza im Schnee. Es wird von leicht gezuckert zu gehäuft, von gehäuft zu wattig. Der Weg quert nach Punkt 1931 den Hang des 'Stock', immer Richtung Süd-West. Der Weg ist bald mehr zu ahnen als zu erkennen. Vor allem dort, wo nach der Querung die Steigung durch ein Blockgelände führt, verliert rojosuiza ihn immer wieder.

 

Das Wetter spielt Katz und Maus mit mir. Anfangs bin ich dem Nebel und den Wolken gerade ein paar Schritte vor, über mir ist es immer hell. Aber unterhalb der Märjela, inzwischen die weiche Schnee-Wolle wahrhaft durchpflügend, verschlingt mich die Wolke. Über mir und um mich wird's dunkel, es beginnt ernsthaft zu schneien. Ist es die Sonnenbrille, die alles noch mehr verdunkelt, oder ist es tatsächlich nur der Himmel?

 

rojosuiza nimmt es als Fingerzeig. Er ist jetzt knapp unter der Märjelewang, auf 2300 Metern. Es ist 14.30 Uhr. Der Weg, der noch vor mir liegt, wäre an einem Sommertag ein Katzensprung, und ich hätte einen Überfluss an Zeit, aber jetzt? - Es liegt hier schon mehr als 30 cm Schnee, es schneit weiter; der Weg ist hier schon mehr zu ahnen als zu sehen; wie sieht das weiter oben aus? Um 17:00 fehlt hier plötzlich die Strassenbeleuchtung, es ist bei Bewölkung völlig dunkel, dann ist Orientierung nicht mehr möglich.

 

Wer unseren Berghelden in den letzten Tagen beobachtet hat, der konstatiert jetzt: Hat doch etawas gelernt. Ja, Unvorsichtigkeit an einem Tag verhilft am nächsten Tag zur Vorsicht!

 

rojosuiza bläst zum Rückzug, vertrieben von der Weissen Wolle. Er watet den selben Weg wieder hinunter, den er soeben heraufgetrampelt ist. An den meisten Orten ist seine Spur noch gut sichtbar, das erleichtert den Abstieg, aber Wildtiere und der Schneefall haben lang schon begonnen, sie zu verwischen.

 

Das Ziel ist nicht erreicht, aber dafür wird eine sprudelnde  Cappuccino-Quelle  erreicht. Wie furchtbar kalt es heute nur draussen ist, meint die Wirtin. Aber in rojosuizas Seele drinnen ist's wohlig warm...


Tourengänger: rojosuiza
Communities: Alleingänge/Solo


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