Grassen (2946m)


Publiziert von Chrichen , 12. November 2016 um 12:16.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:25 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-OW   CH-UR 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1140 m
Abstieg: 1140 m
Strecke:ca. 10.5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem PW bis Sustenbrüggli / Kleinsustli (Parkplatz vorhanden)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem PW

Der Grassen ist ein verhältnismässig leicht zu erreichender Aussichtsberg vis-a-vis vom mächtigen Titlis. Von Chli Sustli aus lässt er sich via Sustlihütte trotz Hochtourencharakter problemlos als Tagestour besteigen. Mit einem effizienten Hüttenweg, einem Gletscherabschnitt über den Stössenfirn, einer kurzen rassigen Kletterstelle und einem schönen unschwierigen Grat bietet die Tour viel Abwechslung.

Aufgrund seiner Höhe von knapp unter 3000m eignet sich der Grassen auch etwas später in der Saison als Ziel für eine (vielleicht) letzte Hochtour. Wegen der neuerlichen Schneefällen in höheren Lagen hatte ich zunächst zwar einige Bedenken, Stevo47 konnte aber mittels einer kurzen Nachfrage bei der Sustlihütte ausfindig machen, dass der südexponierte Stösselfirn bereits wieder fast vollständig frei von Neuschnee sein sollte. Also stand dem Unterfangen nichts im Wege.

Chli Sustli - Sustlihütte (T3)
Die Anreise mit dem Auto gestaltet sich für einmal schneller als erwartet, und so können wir schon morgens um 7:15 Uhr vom Parkplatz der Sustlihütte bei Chli Sustli loslaufen. Der Einstieg zum Leiterenweg ist schnell gefunden, da bestens angeschrieben. Effizient gewinnt der gut ausgebaute Hüttenweg an Höhe. Kleine Geländestufen werden mit insgesamt drei kürzeren Leitern überwunden. Interessanterweise gäbe es für alle Leitern jeweils eine Umgehung, die nicht allzu schwierig aussieht. Nach den 350 Höhenmetern bis zur Hütte sind wir gut aufgewärmt und können uns trotz kühler Lufttemperatur einiger Kleider entledigen.

Sustlihütte - Stössenfirn - Stösselsattel (T4, L, II)
Von der Hütte aus geht es auf einem gut wbw-markierten Weg weiter dem Stössenfirn entgegen. Bei einer ersten Verzweigung direkt nach der Hütte hält man sich rechts und nimmt nicht den Weg zum Sustenpass. Später folgt nochmals eine Verzweigung, die deutlich auf Steinen aufgepinselt ist. Das Gelände ist abwechslungsreich, mit einigen wenigen unschwierigen Kraxelstellen (ca. T3 bis max. T4). Unweit vom P.2472 machen wir in der Sonne eine gemütliche Pause und lassen uns dabei von Bergamotte überholen, ohne ihn zu erkennen. Er ist um einiges schneller unterwegs als wir. Sein Bericht kann *hier nachgelesen werden.

Die fehlenden Meter bis zum Gletscher sind nun rasch erledigt. Wir laufen die markante Schuttzunge ca. zu zwei Dritteln hoch und seilen an deren linken Rand (in Aufstiegsrichtung) an. Zunächst halten wir uns links der Längsspalten und holen dann in einem sanften Bogen leicht nach rechts aus. Dabei muss nur eine grössere Querspalte übersprungen werden. Anderen Spalten kann ohne grosse Umwege ausgewichen werden. Im obersten Teil gibt es einige mit Altschnee gefüllte Spalten und schliesslich ganz wenig Neuschneeauflage. Schon von weit her lässt sich die Spur im Firn zur Kletterstelle unterhalb vom Stössensattel ausmachen. Dieser folgen wir schliesslich bis an den Fuss der mit Fixseil ausgerüsteten Passage. Wir nehmen den steilen Felsaufstieg ohne Steigeisen in Angriff. Die ersten ca. drei Meter erforden Engagement. Danach wird es erheblich einfacher. Oben angekommen verstauen wir noch das Seil und gehen dann die letzten fast flachen Meter zum Sattel hoch. Es eröffnet sich ein ansehlicher Ausblick auf die andere Seite. Besonders schön ist der Windkolk östlich vom Sattel.

Stössensattel - Grassen (T4)
Vom Stössensatten folgt nun eine schöne und aussichtsreiche Gratüberschreitung bis zum Gipfel des Grassen, stets im Angesicht der Titlis Südwand. Der Grat könnte mehr oder weniger durchgehend begangen werden, ab und zu geht es sich aber deutlich besser nordseitig im obersten Bereich des Firnalpfirn. Ganz am Schluss folgen wir Spuren in der leicht abschüssigen Nordflanke. Aufgrund des harten Neuschnees ist Vorsicht geboten, es geht aber ohne Steigeisen. Besser wäre es heute, genauer dem Grat zu folgen, was wir im Abstieg so machen werden. Auf dem Gipfel sind wir nie alleine, überloffen ist er aber nicht. Auch Bergamotte geniesst die Zeit, leider erfahren wir erst später dank seinem Bericht, dass wir einen Hikr getroffen haben. Wir geniessen ausgiebig das grandiose Bergpanorama, bevor wir uns wieder an den Abstieg machen.

Grassen - Stössenfirn (via Schneecouloir beim P.2835) (T4, WS-)
Beim Abstieg folgen wir etwas konsequenter dem Grat als beim Aufstieg. Die offensichtlich mühsamen Abschnitte umgehen wir wieder im Firn. Für den Abstieg wählen wir das schneegefüllte Couloir beim P.2835. Es wurde heute mehrmals begangen. Dazu ziehen wir nochmals die Steigeisen an. Der oberste Teil hat einige Blankeisstellen, die aber umgangen werden könnten. Bei idealer Routenwahl (eher links halten beim Einstieg) übersteigt die Steilheit kaum 35°. In der unteren Hälfte wird die Rinne flacher. Der Schnee ist mittlerweile stark aufgeweicht wegen der Südexposition. Dieser Abstieg ist einfach, schnell und effizient. Auf das Seil verzichten wir. Auch für den Aufstieg würde es sich als gute Alternative zum Weg via Stössensattel anbieten, wobei letzterer durchaus lohnend ist.

Stössenfirn - Sustlihütte - Chli Sustli (T4, dann T3)
Am Ende des Stössenfirns machen wir eine kleine Umpackpause, dann geht es auf bekanntem Weg wieder zu Hütte hinunter, wo wir uns gemütlich verköstigen. Die Rösti kann sehr empfohlen werden! Nach dem Abstieg via Leiterenweg erreichen wir bei zunehmender Bewölkung den Parkplatz.


Wieder einmal sind wir in den Genuss einer wunderbaren Tour bei besten Verhältnissen gekommen. Der Grassen hat mich voll und ganz überzeugt und wird gerne wieder bestiegen. Neben der beschriebenen Route gäbe es auch noch mehrere Möglichkeiten für Überschreitungen. Einen herzlichen Dank an Stevo47 für die Initiative und die gemeinsame Tour! Dieses mal ist er mir zuvorgekommen. Sein Bericht ist *hier.

Tourengänger: Chrichen, Stevo47


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T4 WS- II

Kommentare (2)


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Stevo47 hat gesagt:
Gesendet am 14. November 2016 um 09:49
Hoi Christian, wunderschöne Bilder und toller Bericht - ich bewundere immer wieder die Präzision. Swiss made halt ;o). Das riecht nach einer Fortsetzung unserer Hochtouren nächstes Jahr... Vielen Dank und viele Grüsse, Steve

Chrichen hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. November 2016 um 08:06
Hallo Steve! Immerhin habe ich es geschafft, das Gwächtenhorn mit Grassen zu taggen. Na ja, beginnt beides mit G :-). Freue mich auch schon auf die nächste Saison und weitere Touren! Die Ziele werden uns nicht ausgehen.
Viele Grüsse, Christian


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