Zallers-, Dünden- & Salz-: Eidgenössische Hörnereien zwischen Öschinen und Kiental


Publiziert von Alpin_Rise , 28. September 2016 um 13:59.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:29 Juni 2016
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1750 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Oeschinensee
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Griesalp
Unterkunftmöglichkeiten:Diverse am Öschninesee oder auf der Griesalp

Abgesehen von winters beliebten Bundstock und dem Hohtürliweg-Abstecher Schwarzhorn sind die Gipfel südlich vom Öschinensee einsame Ziele und vor allem beliebt bei Gämsen, Adlern oder anderen schrägen Vögeln. Der Grund liegt vermutlich darin, dass es weder kurze noch leichte Zustiege gibt:
Das Eintrittsticket für den Gipfelgang kostet bis zum Öschischafberg einiges an Schweiss und Trittsicherheit. Dann aber spielt oben am Grat grosses Alpinwanderkino mit allem was dazugehört. Und je nach Drehbuch werden die Hauptdarsteller dabei ganz schön gefordert.

 Spätestens seit der bekannte Protagonist lorenzo zwei Solo-
Kletterkapriolen aufs Gratwohl vorgelegt hat, war mein Ehrgeiz geweckt, diese Bühne selbst zu betreten. Natürlich nicht in lorenzos Thriller-Manier mit Seil und Haken, sondern brav mit den spezifischen Alpinwander-Requisitien Stock und Pickel: Lässt einem die Regie den eigentlichen Öschinengrat überspringen, braucht es fürs gehobenen T5 weder Double noch Stuntmen.

Grosses Alpinwanderkino zwischen Öschinensee und Griesalp

Angesichts des Tagespensums (und meiner morgendlichen Faulheit) Auffahrt von Kandersteg mit der Seilbahn. Sodann relativ später Start an der Öschinen Bergstation, dahinter zum Endmasten des Skilifts. Ab hier folgt man der Abstiegsroute vom Kletterberg Bire bzw. dem direkten Zustieg zum Öschischaftberg: Horizontal die Rinne queren und im Wald die Wegspur erspüren, die auf die Weiden von Groppeni führt. Über eine weitere Rinen ins Schuttgelände (Steinmänner, Markierungen) und bald an die berüchtigte Passage mit dem hilfreichen Fixseil. Nun leitet das Gelände, Wegspuren und Markierungen spektakulär durch die Felsbänder (T5). Auf 2300m entlässt einem die Wegspur auf den Öschischafberg. Von P. 2303 noch 200m nach Westen und beim grossen Stein mit der Aufschrift "Z". biegt man rechts ab in die zunehmend steilen Schrofenhänge. Hier ist die Wegspur nicht mehr deutlich und man steigt etwas westwärts bis fast an den Fuss des Zallershore Westgrat. Nun unter der Südwand querend und aufsteigend in den Sattel zwischen Eidgenossen und Zallershore und in wenigen Minuten mit leichter, hübscher Kraxelei auf letzteren Gipfel (T4).

Wieder zurück in den Sattel(wo ein guter Gleitschirm-Startplatz zu sein scheint) und gegenüber hoch zu den Drei Eidgenossen. Diese 3 instabile Felstürmchen waren wohl zu lange dem sehr dem rauen (direktdemokratischen?) Wind ausgesetzt - vieles wackelt, die grossen (Gipfel)blöcke streben auseinander. Mit einem beherzten "Ja" und der nötigen Umsicht und lassen sie sich jedoch im T5 und II. Grad ersteigen.  
Nach einem kurzen Check der (eidgössischenen) Verfassung gehts weiter in den Pass P.2595 zwischen Zallers- und Dündehore, wobei auch hier nicht alles stabil ist, immer wieder polterts aus den Schneeschmelzhängen.

Der Lägigrat zum Dündehore präsentiert sich teils noch mit rechtem Schneedekor, dank weichem Schnee problemlos, insgesamt T5 /II, schöne Kraxelei in der Wittwiplatte und am Gipfelaufbau. Auf gleichem Weg wieder zurück. Ein schönes Topo stellt Girlsontour.ch bereit.
Den Kessel des Feistertals möglichst höhenmeterneutral queren. Heute dank Altschnee bequem möglich, später im Jahr mühsames Blockgelände. 50 hm Wiederaufstieg zum nicht kotierten Sattel zwischen Dünde- und Salzhore (ca. 2460 m), der etwas oberhalb der tiefsten Einsattelung erreicht wird.

Nicht ganz so trivial wie erwartet präsentiert sich der Aufstieg zum Salzhore: Ein kleiner Felsriegel muss für den Eintritt in die steile Südflanke überwunden werden, am einfachsten leicht absteigend auf einem Gämspfad (T5), dann einfacher in beliebiger Linie zum Gipfel, zuletzt wieder dem SO-Grat folgend (T4). Es kann auch ab Sattel direkt dem SO-Grat gefolgt werden (T6).

Zurück im Sattel offerieren mir die Schneefelder wie erhofft einen effizienten Glide ins Chüegwindi hinunter, in wenigen Minuten stehe ich 500 hm tiefer und trotte zufrieden über Chüegwindi und Mittelberg zur Griesalp, wo bis zum steilsten Postauto der Schweiz noch genug Zeit für eine Erfrischung bleibt.

Für diese Tour empfiehlt sich der Frühsommer, dabei sein sollten dann Stöcke, Leichtpickel und je nach Schneehärte Steigeisen.

Eine elegante Verlängerung ergäbe diejenige zum Ärmighore oder gar noch weiter zum Gerihore, dann ist allerdings ein frührerer Start als 9 Uhr empfehlenswert... (Fotozeiten eine Stunde vor effektiver Zeit).

Tourengänger: Alpin_Rise


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Kommentare (1)


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amphibol hat gesagt: GRATuliere
Gesendet am 28. September 2016 um 16:45
..zur bodenständigen, direktdemokratischen Begehung der Eidgenossenschaft. Der Bericht ist recht(s)zeitig publiziert - umso mehr als dein Besuch noch in der (politischen) Unschuld des Frühsommers statt fand. In auch diesem Sinne lieber Frühsommer als Spätherbst - knie- wie nervenschonend!

gruss, amphibol


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