Torkopf-Überschreitung


Publiziert von Nik Brückner , 20. September 2016 um 10:40. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:15 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 890 m
Abstieg: 890 m
Strecke:12km
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 2 1:25 000 Kleinwalsertal Hoher Ifen, Widderstein

Nach drei wundervollen Tagen in den Lechtalern mit der Überschreitung der Freispitze, der Besteigung der Vorderseespitze und dem Südanstieg auf die Silberspitze sollte das Wetter wieder schlechter werden. Aber es hielt dann doch noch einen Tag, und so verabredete ich mich spontan mit Yuki und Quacamozza, die vorschlugen, eine klassische Steilgrastour zu gehen: Die Überschreitung des Torkopfs in den Allgäuer Alpen.

Gesagt, getan. Nach einem gemeinsamen Frühstück in Kempten machten wir uns auf den Weg ins Kleinwalsertal. Die Tour war uns von einer Begehung durch Quacamozza von Anfang Juli bereits bekannt. Da aber der Rest unserer Crew den ausgesetzten Südgrataufstieg (bzw. den ganzen Berg) noch nicht kannte und ein bissl Respekt hatte, nahmen wir zusätzlich zu Pickel und Helm auch Seil und etwas Kletterausrüstung mit.


Ein endloses Gegurke durch Baustellen und einen bräsigen Lieferwagenfahrer später gondelten wir endlich gegen Viertel vor zwölf am Mahdtalhaus (1043m) ein. Von dort brachen wir dann auf: Über die Höflealpe (1190m), am  Hölloch (1460m) vorbei zur Mahdtalalpe (1497m) und schließlich in den Windecksattel (1751m). Zwischendurch begann es zu nieseln, und wir waren unschlüssig, ob die Tour möglich sein würde. Doch das Wetter hielt sich an die Vorhersage, nach zehn Minuten hörte es auf, und wir gingen weiter.

Mahdtalhaus - Windecksattel: Wanderweg, T3; 1 Std 15 min


Von hier aus ging es dann noch 300 Meter weiter, ein paar Höhenmeter hinauf Richtung Ifen, in den Sattel zwischen Torkopf und Mitteleck. Hier startet der Normalweg auf den Torkopf.
Wir hatten aber eine andere Route ins Auge gefasst: Zunächst ging es hinauf auf den Verbindungsgrat zwischen dem Toreck und dem Torkopf. Das ist unten mäßig steil, wird aber nach oben hin schwieriger. Ein paar Erosionsflächen ausweichend geht es hinauf zum Grat (T4, T5).

Auf dem Grat näherten wir uns dann dem Torkopf. An der Felskante kam die Ausrüstung aus dem Sack und an den Mensch, dann ging es, von Quacamozza gesichert, hinauf. Zuerst auf einen Felswürfel (II+), dann links vorsichtig um eine Kante herum und diese hinauf (unten kurz III, guter Fels, danach II bei weniger berauschender Felsqualität). Man gelangt auf eine Grasrippe, auf der man zu den Gipfelfelsen hinaufsteigt. Oben am Beginn der Gipfelfelsen stehen ein alter Standhaken und in der Rinne links daneben ein neuwertiger Bohrhaken zur Verfügung. Ich bin links hinaufgegangen, wo man gute Tritte im Gras vorfindet, Yuki und Quacamozza sind konsequent geradeaus über die brüchigen Gipfelfelsen (II) geklettert. Eine handvoll Meter weiter oben, am kleinen Gipfelkreuz, trafen wir uns wieder. Der Torkopf (1930m) war erstiegen!

Es ist (immer wieder) schön, von diesem wenig besuchten Gipfel auf die westlichen Walsertaler Berge, speziell die Gottesackerwände, die Nagelfluhkette sowie den Hauptkamm zu blicken und das Treiben auf den direkt unter uns liegenden Wanderwegen zu beobachten - umso mehr, wenn's von dort hochruft: "Ihr seid's ja wahnsinnig!".

Stimmt schon.


Hinunter ging es auf dem Normalweg. Vom Gipfel weg wahlweise in meiner Aufstiegsrinne oder durch eine schöne schrofige Steilrinne (I-II). Wir entschieden uns für letztere, danach geht es rechts hinaus. Über sehr steiles Gras geht es weiter abwärts, äußerst vorsichtig, denn unterhalb lauert ein 30 Meter hoher, senkrechter Abbruch. Es geht hinüber zur unteren von zwei Felsrippen, die unterhalb äußerst ausgesetzt umgangen wird (bis hierher knapp T6). Danach steht man auf dem Nordwestgrat, über dessen gut gestuftes Gras wir nun absteigen (T4).

Torkopf-Überschreitung: weglos, Steilgras und Fels, T6-/III; 1 Std 15 min


Wieder im Sattel zwischen Torkopf und Mitteleck angekommen, pausten wir. Dabei beobachteten wir zwei Burschen, die ziemlich wirr im Anstiegshang zum Südgrat herumfuhrwerkten. Das sah gar nicht gut aus, und wir waren erleichtert, als sie beschlossen, umzudrehen. Dann stiegen wir auf der gleichen Route, auf der wir gekommen waren, wieder ab.

Windecksattel - Mahdtalhaus: Wanderweg, T3; 1 Std


Fazit:

Eine wunderbare Runde! Kurz, scharf, geil! Genau das richtige für einen späten Start und ein kleines Zeitfenster. Danke an Yuki und Quacamozza für die Idee, an Quacamozza fürs Sichern und an Yuki für die Instruktionen. Hat viel Spaß gemacht! Ich freue mich schon auf die nächste gemeinsame Tour!

Tourengänger: quacamozza, Nik Brückner, yuki


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Kommentare (4)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 20. September 2016 um 11:03
Gratulation zur schönen Überschreitung! Hätte ich an diesem Tag Zeit gehabt, wäre ich glatt mitgekommen. Hab ja den Ulf am Gimpelhaus getroffen. Euer Ziel war zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht ganz klar. Beim nächsten Mal dann.

VG Nico

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. September 2016 um 11:52
Hi Nico!

Danke!

Unser Ziel hammer ganz spontan an dem Vormittag in Kempten erst ausgemacht. Schade, dasste nicht konntest!

Grüßle,

Nik

Guatzle hat gesagt:
Gesendet am 20. September 2016 um 19:46
Hallo Nik,
der Torkopf ist schon ein kleiner Giftzwerg ;)). War dieses Jahr auch schon oben aber über`n "Normalweg" rauf und runter, weil für den Südgrat hätten wir auch lieber ein Seil dabei gehabt (Beurteilung von oben).
Grüße
Guatzle

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. September 2016 um 09:20
Hi Guatzle!

Ja, ein geiler Zwerg, kannte den ja gar nicht. In der Gegend war ich zuvor noch nie gewesen. Den Südanstieg zu sichern, war auf jeden Fall richtig, ein zweites Mal würde ich's aber seilfrei gehen. Das geht schon. Ist ja nur eine kurze Stelle.

Grußerl,

Nik


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