Torkopf-Überschreitung


Publiziert von frmat , 28. Juli 2018 um 21:05. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:26 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 890 m
Abstieg: 890 m
Strecke:10km

Die Torkopf-Überschreitung gilt als reizvolle Halbtagestour für erfahrene Berggänger und ist bereits reichlich behikrt, sodass ich mich im Besteigungsbericht vornehmlich persönlichen Eindrücken sowie aktuellen Verhältnissen widmen werde. Um nicht eine empfindliche *Geldstrafe ins Phrasenschwein zahlen zu müssen erspare ich mir Aussagen hinsichtlich geringer Größe bei gleichzeitiger Toxizität des Torkopf-Gipfels. Die zahlreichen karstmorphologischen Highlights am Wegesrand sollen indes nicht unerwähnt bleiben.

Schwierigkeit:
Mahdtalhaus - Windecksattel: T2
Windecksattel - Einstieg Südgrat: T4 im steilen Gras
Südgrat - Torkopf: T5 und III-
Torkopf Normalweg - Windecksattel: T6- und II
Windecksattel - Mahdtalhaus: T2

Ausrüstung: Stöcke, Pickel, Helm, Schuhe mit fester Sohle

Nach unserer *Gratwanderung am Elfer wollten wir meinen Teil des Allgäu-Ausflugs gemütlich ausklingen lassen und mussten nicht lange überlegen, dafür den Torkopf auszusuchen. Der kecke Felszahn kulminiert in einer eleganten Spitze zwischen Oberen und Unteren Gottesackerwänden. Wir parken die Autos direkt beim Mahdtalhaus, 1043m, der in manchen Onlinekarten verzeichnete Parkplatz 200m davor ist privat gesperrt. Zwei Wiesenstücke abkürzend marschieren wir über die Alpstraße bergan, ohne dabei zu bemerken, dass wir die Grenze von Österreich zu Deutschland überqueren. Bei der Höflealpe sind die Muskeln aufgewärmt.
Wenige Meter weiter verliert sich die Alpstraße, ein schöner Bergpfad leitet uns durch den Wald. Bald tauchen auch die ersten Karstformen auf: Einige Rillen- und Lochkarren säumen die Route. Diese morphologischen Formationen sind erwartbar, schließlich bewegen wir uns am Rand des Gottesackerplateaus, einem der größten Karstgebiete der Alpen. Besonders eindrucksvoll ist dies im 76,6m tiefen Hölloch erkennbar, welches das Eingangstor zur zweitgrößten Schachthöhle Deutschlands darstellt, nur die Riesending-Höhle bei Berchtesgaden ist noch größer. Beim Hölloch, 1460m, legen wir eine kleine Pause ein. Im weiteren Verlauf passieren wir noch ein paar kleinere Löcher nahe des Wanderpfades, ein wenig Aufmerksamkeit beugt umgeknickten Sprunggelenken vor. Bald öffnet sich auch der Blick, der Wald liegt hinter uns, und spätestens bei der Mahdtalalpe thront der Torkopf eindrucksvoll voraus. Unschwierig nähern wir uns unserem Ziel und steigen recht gemächlich hinauf zum Windecksattel, 1752m (T2, 1:50h).
Ein kurzes Stück hinter dem Windecksattel beginnt zwischen Torkopf-Westgrat und Mitteleck der Aufstieg zum Südgrat. Am besten quert man dabei die Flanke weit nach rechts und steigt oberhalb einiger Erosionsflecken nach links hinauf zum Grat (T4, 20Min). Das flache Gratstück zum Einstieg in den eigentlichen Südgrat ist purer Genuss und unschwierig zu begehen. Jetzt geht's kurz aber herzhaft zur Sache: Der erste Block wird im IIer-Gelände noch locker erstiegen, dann folgt ein ausgesetzter, unangenehm abdrängender Spreizschritt nach links. Nach Aussage von Ulf ist hier einiges ausgebrochen, helle Stellen im Gestein lassen dies vermuten. Auch sonst ist der Fels nicht fest, jeder Griff/Tritt muss unbedingt auf seine Qualität getestet werden, sonst geht's dahin (III-). Leichtere Felsen (II), eine kurze Graspassage und oben wieder leichte Felsen (II) leiten schließlich zum kleinen Torkopf-Gipfel mit Kreuz und Buch (T5, III-, 20Min).
Nach der Gipfelrast steigen wir über den Normalweg wieder hinab. Über die brüchige Rinne (auch hier ist einiges ausgebrochen, I-II) erreichen wir das Grasband, welches absteigend traversiert wird. Dies ist für mich die unangenehmste, weil heikelste Stelle. Mit Pickeleinsatz ist die Sache ganz gut zu gehen, leider verhindert das saftiggrüne und lange Gras eine freie Sicht auf die besten Tritte, mag sein, dass es im Herbst einfacher ist (T6-). Dennoch erreichen wir zügig und ohne Probleme den leichten Teil des Westgrates und steigen über diesen hinab zum Wanderweg (T4, 20Min).
Während ich dem Ruf der Freiburger Kneipenwelt folge macht sich mein Begleiter noch an eine Gipfelbuchrevision und gönnt sich die oberen Gottesackerwände. 

Unter den Gottesackerwänden verläuft der Wanderweg unschwierig hinauf in die Torscharte. Ab hier geht's weglos über Schrofen und Schutt auf einen Vorgipfel und über den kurzen, aber ausgesetzten Grasgrat und eine Felsstufe (I) auf den Sonnenberg (2033m), den Hauptgipfel der Oberen Gottesackerwände.
Ich stelle fest, dass das GB von meinem Vorgänger gut versteckt worden ist. Da muss man ja erstmal den ganzen Steinmann abbauen. Buch aufgeschlagen...war ja klar...der Vorgänger bin ich selber.

Nach 75 min Gehzeit und 20 min Pause komme ich wieder an der Scharte zwischen Torkopf und Mitteleck an und verfolge Matzes Fährte hinunter zum Mahdtalhaus.

Tourengänger: frmat, quacamozza
Communities: Allgäu, T6


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