Neckarsteig 2: Hirschhorn - Zwingenberg


Publiziert von Nik Brückner , 8. April 2015 um 11:26.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Odenwald
Tour Datum: 4 April 2015
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1114 m
Abstieg: 1107 m
Strecke:31km

Nach der langen ersten Tour auf dem Neckarsteig, die mich am Vortag von Heidelberg nach Hirschhorn geführt hatte, ging es heute weiter nach Zwingenberg. Aus Träningsgründen wieder mit einem 15-Kilo-Rucksack auf dem Rücken.

Viel Luft nach hinten raus hatte ich nicht, denn am Abend wollte ich zu einem Konzert nach Rüsselsheim. Änglagård, eine Kultband aus Schweden, die nur alle Jubeljahre mal in Deutschland spielt. Da will man nicht zu spät kommen. Also raus und los! Um mich heute zu pushen, legte ich im Auto das Album "Galaxy  Mechanics" der unglaublichen The Fractured Dimension auf.

An diesem Tag hatte ich Begleitung, die gute Aylin, immer zu haben für einen kernigen Hike!


Um 9:36 ging's in Hirschhorn los, das war die Ankunftszeit unseres Zuges.

Start in Hirschhorn: 9:36 Uhr

Hirschhorn ist schön! Es gibt eine Burg!

Die mittelalterliche Burg Hirschhorn erstreckt sich auf einem Bergsporn oberhalb des hübschen Fachwerkstädtchens. Mauern, Türmchen, Bergfried, Palas, Marstall sowie mehrere Tor- und Wirtschaftsgebäude sind erhalten.

Die Burg wurde um 1250 von Konrad Rind von Steinach oder etwas später von dessen Sohn Johann von Hirschhorn gegründet. Mit dem Aufstieg der Familie im 14. Jahrhundert wurde die Burganlage ausgebaut. Ihre heutige Form erhielt sie durch einen Umbau im Stil der Renaissance, Ende des 16. Jahrhunderts. Die Burg blieb von größeren Zerstörungen verschont und befindet sich daher heute in einem sehr guten Erhaltungszustand. Die heute noch sichtbaren ältesten Bestandteile befinden sich im höchstgelegenen Teil der Anlage. Unmittelbar unterhalb der Kernburg schließt sich die obere Vorburg an, die aus dem 15. Jahrhundert stammt. Die untere Vorburg entstand in derselben Zeit, in ihr befinden sich der Marstall, eine kleine Burgkirche und einige weitere Gebäude. Sie schließt direkt an die Stadtmauern von Hirschhorn an: Vorburg und der Stadtbefestigung sind wohl gemeinsam geplant und errichtet worden.

Hans V. von Hirschhorn, der die Bauarbeiten abschließen konnte, hat um 1400 auch das unmittelbar unterhalb der Burg anschließende Karmeliterkloster gestiftet. Unterhalb der Burg befindet sich noch heute die ehemalige Karmeliter-Klosterkirche Mariä Verkündigung (geweiht 1406). Die Kirche ist reich an mittelalterlichen Epitaphien derer von Hirschhorn und wartet mit einem gotischen Sandstein-Lettner auf.


Hinter der Burg geht es dann noch ein paar schöne Meter den Bergrücken hinauf, danach kommt aber bis Eberbach nicht mehr viel. Ein Steinerner Tisch und der Gretengrund werden einem angedient, aber begeistern kann die Route nicht. Nach dem faden Abschnitt von Neckarsteinach nach Hirschhorn setzt sich ähnliches hier fort: Es geht auf breiten Forstwegen flach durch den Wald.

Kurz vor Eberbach ist man dann am Hang unterwegs, hat einen Blick zum Neckar hinunter und ins Tal auf das Städtchen Eberbach. Ab hier wird's besser!

Eberbach: 12:15 Uhr

Eberbach ist reich an historischen Fachwerkhäusern. Die schmuckvollsten sind die beim aus dem frühen 16. Jahrhundert stammenden Eberbacher Hof: das Bettendorfsche Haus mit Bettendorfschem Tor und das gegenüber liegende Weckersche Haus (auch Kaserne genannt). Die Burgruine Eberbach lässt der Neckarsteig leider aus.

Die Eberbacher Altstadt ist wirklich schön, und wer die etwas verwirrende Ausschilderung des Neckarsteigs handlen kann, findet vielleicht sogar eine Eisdiele. Aber Vorsicht: Hier im Odenwald heißt es allzu oft: "Eis haben wir erst ab Mai".

Man verlässt die Stadt in Richtung Breitenstein, das ist der Hausberg von Eberbach. Er wird auf einer langgezogenen Rampe erstiegen. Wieder geht man erst ein lange Zeit vom Ort weg, nur um den nächsten Haken zu schlagen, der einen, 150 Meter höher, wieder nah an den Ortsrand führt.

Hierher kommt ein kleiner Serpentinenpfad herauf, der vielleicht die noch schönere Variante eines so schon schönen Abschnitts darstellt.

Oben an einem Aussichtspunkt informieren anschauliche Lehrtafeln über die Geologie des Neckartals. Man kann gewissermaßen in die Flussgeschichte hinuntersehen. Nun geht es noch ein Stückerl weiter hinauf, und bald heraus aus dem Wald. Vorbei an den Streuobstwiesen gelangt man zum Ernst-Hohn-Pavillon, einem weiteren Aussichtspunkt. Weiter geht's zur Teufelskanzel, hoch über Rockenau mit seinem Steinbruch und seiner Schleuse. Diese Wege über die Höhe gehören zu den schönsten Abschnitten des Neckarsteigs. Ein schmaler Pfad führt hinab zum Neckar, den man an der Schleuse überquert. Drüben geht es hinauf zur Burgruine Stolzeneck.

Burgruine Stolzeneck: 15:15 Uhr

Die Burg wurde vermutlich um 1200 als Reichsburg erbaut. Der Name wurde allerdings erst 1268 erstmals erwähnt. 1284 erwarb Pfalzgraf Ludwig II. die Burg.

Mit der Burg wurden im Lauf der Zeit verschiedene Adelsfamilien belehnt. Vermutlich 1504 wurde sie im Pfälzisch-Bayrischen-Erbfolgekrieg beschädigt. Nach dem Aussterben der der letzten Besitzer 1610 kam die Burg zurück an die Kurpfalz. Sie wurde nicht neu vergeben, wahrscheinlich weil sie baufällig war. Die Burg wurde in der Folge zum Abbruch freigegeben. Die Burgruine geriet über die Jahrhunderte in Vergessenheit und wurde erst in den 1960er Jahren wieder freigelegt.

Burg Stolzeneck steht auf abfallendem Gelände und besteht aus einer Kernburg sowie Vorburg und Zwinger. Die Kernburg im oberen Teil gegen den Berg durch eine Schildmauer und einen Halsgraben geschützt. Die Vorburg erstreckt sich dem abfallenden Gelände folgend nach Nordosten.


Hinter der Ruine wendet sich der schmale Pfad in die geröllübersäten Steilhänge des Wilden Waibelsbergs. Auch dieser Abschnitt ist landschaftlich großartig, und so bildet die Route von Eberbach hierher den schönsten Teil des Neckarsteigs. Es geht in den Tobel des Krösselbachs hinein (in einigen Karten ist hier ein Denkmal eingezeichnet).

Nach einem an den Felsen angelehnten Hüttl geht es hinauf Richtung Neunkirchen. Der Neckarsteig führt bald hinauf zu einem breiteren Weg, der von links heraufkommt. Hier führt der Neckarsteig in spitzem Rechtsknick auf diesen breiteren Weg, und in der Folge weiter nach rechts hinauf.

An dieser Stelle sind wir links nach Zwingenberg abgestiegen. So schnell es ging... - schließlich wollte ich nicht zu spät zu meinem Konzert kommen! Zunächst geht es also den breiteren Weg (Bez. 2, 4) nach links bergab. Immer geradeaus, über eine Kreuzung hinüber, einige Abzweigungen ignoriert man. Erst wenn der Weg direkt vor der Finkenklinge, einem steilen Tobel, eine enge Linkskehre vollführt, verlässt man ihn: Ein schmaler, mit einem V bezeichneter Pfad führt direkt in den Tobel hinein und drüben weiter zu einem mit einem roten X bezeichneten Weg. Superschöner Abschnitt hier! Auf dem X-Weg, der bald besser und breiter wird, geht es dann zur Straße und auf dieser immer geradeaus hinunter bis Zwingenberg.

Zwingenberg: 16:40 Uhr

Zwingenberg ist schön - aber keine Zeit in Zwingenberg! 16:40! Jetzt aber los! Immerhin muss ich noch nach Mannheim, und dann schon um 19:00 Uhr in Darmstadt einen Freund abholen! Es geht zu Änglagård, einer Kultband, die nur alle Jubeljahre mal in Deutschland spielt. Das ist ein echtes Ereignis! Ein herzliches Dankeschön an die gute Aylin, die mir geholfen hat, pünktlich zu sein!

...und am nächsten Tag, sehr früh (...), ging's dann weiter von Zwingenberg nach Mosbach.

Tourengänger: Nik Brückner


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»