Trampelpfade am Üetliberg (18): Direttissima Süd durch die Falletsche


Publiziert von Uto869 Pro , 18. November 2014 um 13:08.

Region: Welt » Schweiz » Zürich
Tour Datum:22 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Albiskette - Höhronen   CH-ZH 
Zeitbedarf: 1:15
Aufstieg: 360 m
Strecke:Zürich: Leimbach - Rütschlibachtobel - Glecksteinhütte - Gratstrasse
Kartennummer:LK 1:25'000, Blatt 1091 (Zürich)

 

 Die Direttissime, die aus dem hintersten Rütschlibachtobel in die Höhe  führen, gehören zu den anspruchsvollsten Alpinwanderungen, die sich auf dem Stadtgebiet finden. Auch wenn sich der Erosionstrichter an zahlreichen weiteren Stellen „irgendwie“ erkraxeln lässt, sind es insgesamt vier Rippen (Nord, Mitte-Nord, Mitte-Süd und Süd), die sich zur Begehung anbieten. Seitlich gibt es noch weitere, sie führen aber nicht zum Grat hoch.

 

Dort, wo sich die „logischen Linien“ befinden, auf den Kämmen der Rippen also, finden sich fast überall auch Spuren - von Mensch und Tier. Da und dort stimmt das Wort „Trampelpfad“, da und dort greift der Begriff etwas zu hoch. Aber wer aufmerksam ist, erkennt fast überall, dass er nicht der Einzige ist, der sich in dieser Wildnis bewegt.

 

Ich stufe die Trampelpfade in der Falletsche, also die vier Direttissime und die Traverse, alle mit T4+ ein. Einige Varianten, die ich auch schon begangen habe, bei denen sich aber keine Begehungsspuren finden, sind T5 oder T6 - also ernsthafte alpinistische Unternehmungen in steilem, rutschigem Gelände. Gelegentlich führen sie über Abbrüche hinaus, die zu Abstürzen führen können. Wer die Falletsche entdecken will, tut gut daran, sich an die beschriebenen Trampelpfade zu halten. Sie sind ernsthaft genug und führen einem auf je eigene Weise die wilde Schönheit des Erosionstrichters vor Augen.

 

Ein Wort noch zur Einstufung: Es ist nicht ganz einfach, Routen am Üetliberg und in den Voralpen miteinander zu vergleichen. Im Wald ist die Orientierung manchmal schwierig ... Steile Lehm- und Waldbodenpartien bergen einerseits Rutschgefahren; diesen kann aber andererseits mit Hilfe des Pickels häufig recht einfach begegnet werden ... Um die Pfade und Routen, die ich in meiner Hikr-Serie „Trampelpfade am Üetliberg“ beschreibe, einheitlich zu bewerten, habe ich den Rossweidlipfad Süd, den die erfahrenen Routenbeschreiber Remo Kundert und Marco Volken im Buch „Zürcher Hausberge“ (2008, AT-Verlag) mit T4 bewerten, als Referenzgrösse genommen. Auch sie weisen, um die eher hohe Bewertung zu begründen, auf die relativ schwierige Wegfindung hin (neben der steilen Passage mit Wurzel- und Felskraxelei vor der Claridahütte). Dass die Orientierung ein gewichtiger Faktor ist, gilt für die meisten Üetliberg-Trampelpfade.

 

Die Direttissima Süd stellt eine lohnenswerte Kraxelei dar. Sie bietet jedoch - im Gegensatz zur Direttissima Nord und teilweise zur Direttissima Mitte-Nord - kaum Einblicke in den gesamten Erosionstrichter. Im Wesentlichen bewegt man sich im Wald (möglicherweise ändert sich das in den nächsten Jahren, wenn auch die südliche Falletsche ausgeholzt wird). Im oberen Teil führt die Direttissima Süd zu einer Begegnung mit der „legendären“ Eisenleiter und der - ziemlich baufälligen - Glecksteinhütte.

 

 

Direttissima Süd durch die Falletsche

 

Wer den Einstieg zur Direttissima Süd sucht, muss die Karte (siehe unten) exakt lesen. Das untere Ende der gesuchten Rippe findet sich kurz vor der Stelle, wo der Weg, der dem Rütschlibach entlang obsi führt, und der Pfad, der der südlichen Tobelkrete folgt, aufeinandertreffen. Wer dem in der Karte mit durchgehender Linie eingezeichneten Kretenpfad folgt (siehe dazu auch mein Bericht über den Leimbachpfad), trifft also auf den Einstieg, bevor er ganz beim Bach und beim Bachpfad unten ist. Wer dem auf der Karte gepunktet eingezeichneten Bachpfad folgt, muss kurz vor der scharfen Rechtsbiegung des Pfades, der zur Felsenkammerhütte hoch führt, etwas auf dem Kretenpfad zurückgehen (in südöstlicher Richtung), um zum Buckel zu kommen, der den Beginn der Direttissima Süd markiert. Die Rippe kann gleich auf dem Kamm angegangen werden (sehr steil). Ich ziehe es vor, den ersten Steilaufschwung etwas linksherum (links in Gehrichtung) zu umgehen und erst dann den Kamm zu gewinnen. Hat man das geschafft, sind die Orientierungsschwierigkeiten überwunden und es geht stetig steil und manchmal mühsam aufwärts. Von einem eigentlichen Trampelpfad kann nicht die Rede sein; Begehungsspuren finden sich aber zahlreiche. Nach der Überwindung von gut 100 Höhenmetern trifft man auf den - an dieser Stelle gut sichtbaren - Querpfad (siehe mein Bericht über die Traverse durch die Falletsche). Gleich schräg links gegenüber erkennt man die grosse Eisenleiter, die einem mit 26 Tritten hilft, die rund 15m hohe Sandsteinmauer zu überwinden. Nach der Leiter steht man auf einem schmalen Absatz, der ausgesetzter ist, als es auf den ersten Blick zu erkennen ist (Gebüsch, morsches Geländer). Also Achtung! Zur Linken geht es zur Glecksteinhütte, einem interessanten Relikt aus dem frühen 20. Jahrhundert, als die Zürcher Arbeiterschaft ihre Bergleidenschaft noch am Üetliberg ausleben musste, weil sie weder die Zeit noch das Geld hatte, in die Alpen zu fahren. So sehr es einen locken mag, die Holzbrücke zur Hütte zu betreten - es ist vermutlich klüger, es zu lassen. Alles ist hier sehr morsch. Unterhaltsspuren sind keine zu sehen. Vermutlich wäre es besser, die Hütte gelegentlich abzureissen, bevor sie von selbst in die Tiefe stürzt, und es schwierig wird, sie sauber zu entsorgen. Wir lassen die Hütte also links liegen und steigen zum WC empor und an diesem vorbei. Hier kann von einem eigentlichen Trampelpfad gesprochen werden. Es gibt sogar zwei Varianten: links herum in einem kleinen Tälchen über befestigte Stufen oder rechts herum auf dem Kamm der Rippe mit Aussicht in die nördlichen Partien der Falletsche. So oder so weist einem das Gelände problemlos den Weg. Weiter oben verstellen Sandsteinfelsen den Aufstieg in der Vertikalen. Wir passieren sie links herum (rechts herum stösst man auf ein Metallgestell, dessen früherer Zweck sich mir bisher noch nicht erschlossen hat), steigen weiter auf und erreichen auf einer Höhe von knapp 780m ü. M. den Grat: etwas vor dem kleinen Sendeturm, der auf der Karte eingezeichnet ist. - Wer die Direttissima Süd abwärts begehen will (was heikel, aber für den geübten Alpinwanderer machbar ist), sucht von der Gratstrasse aus den im Wald versteckten Sendeturm und folgt dem südlichen Falletsche-Rand bis auf die Höhe von rund 780m ü. M. Blickt man beim Gehen aufmerksam links in den Erosionstrichter hinunter, kann einem die Stelle, wo der der gesuchte Pfad abzweigt und also gleich in einem steilen Zickzack in die Tiefe führt, nicht entgehen. Achtung: Kurz nach dem WC-Häuschen folgt die Sandsteinwand mit der Leiter. Von oben ist die Abbruchkante wegen der dichten Vegetation nur schwer zu erkennen!


Tourengänger: Uto869


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