Trampelpfade am Üetliberg (5): Traverse durch die Falletsche
|
||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Die Falletsche ist zweifellos das wildeste, naturnahste Gebiet der Stadt Zürich: ein nur schwer zugänglicher, zum Begehen heikler, aber vor allem auch wunderschöner Ort mit einer seltenen Flora und Fauna. Der Erosionstrichter ist 2009 zusammen mit fünf weiteren Gebieten am Üetliberg in das städtische Inventar von Schutzgebieten mit strengen Auflagen betreffend die Nutzung als Freizeitareal aufgenommen worden (eine umfassende Verordnung ist für später geplant). Wer die Falletsche begeht, ist aufgefordert, dies zurückhaltend und sorgfältig zu tun.
Die Falletschentraverse ist für mich der schönste Alpinwanderpfad, der sich auf Stadtgebiet findet, aber auch einer der anspruchsvollsten. Anspruchsvoller ist nur noch der Direktaufstieg vom Rütschlibach zur Gratstrasse, den ich separat beschreibe. Den Pfad quer durch die Falletsche dürfen sich nur erfahrene Bergwanderinnen und Bergwanderer zutrauen. Es braucht einen guten Orientierungssinn, einige Trittsicherheit sowie die Fähigkeit, die Steilheit und Ausgesetztheit des Geländes zuverlässig einzuschätzen.
Der Pfad ist manchmal nur schwer zu finden. Da und dort ist er wegen des hohen Grases nicht sichtbar - in Schlipfen sind die Tritte weggespült - hie und da geht’s unvermittelt einen Zacken nach oben oder nach unten … Wichtig zu wissen ist aber, dass es wirklich einen durchgehenden (!) Pfad gibt. Wer ihn also an einer bestimmten Stelle nicht mehr vor sich sieht, soll nicht einfach weitergehen und versuchen, sich irgendwie „durchzuwursteln“ - das kann schnell zu einer heiklen Situation führen. Sehr heikel ist auch, von der Traverse aus irgendwo den Versuch zu machen, ab- oder aufzusteigen. Die Falletsche ist von zahlreichen Sandsteinstufen und steilen Rutschen und Schlipfen geprägt, die ein Vorankommen verunmöglichen können. Zudem ist es nicht einfach, sich zu orientieren, ist man einmal so richtig im Trichter drin. Also bitte, schön auf dem Pfad bleiben. Dass man die Falletsche nicht bei schlechtem Wetter und bei - oder nach! - starken Regengüssen quert, versteht sich von selbst. Rutschungen und eigentliche Bergstürze drohen: Letztmals sind am 8. Mai 2004 grössere Felsmassen am oberen Rand abgebrochen und zu Tal gedonnert.
Traverse durch die Falletsche
Wir begehen die Falletsche auf einer Höhe von rund 700m von Norden nach Süden. Die Begehung in umgekehrter Richtung ist leicht schwieriger, da dabei die ausgesetzte Passage am Südrand des Erosionstrichters im Abstieg bewältigt werden muss. - Von der Gratstrasse steigen wir am Rand des Trichters auf einem guten Weg zur Teehütte zur Steilen Wand ab. Von der Terrasse der Hütte geht es dann 20 Schritte in westlicher Richtung (Zugang zum WC): Dann steht man vor dem Anfang des gut sichtbaren Pfades, der steil zur Felsenkammerhütte, zum Rütschlibach und nach Leimbach hinunter führt. Ihn begehen wir - an einem aussichtreichen Eck mit gutem Einblick in die gesamte Falletsche vorbei - für 2 Kehren, überschreiten dabei einen querliegenden alten Baumstamm mit deutlicher Trittkerbe, gehen einem anderen liegenden Baum entlang und kommen so zu einer Abzweigung Richtung rechts (alle Links/Rechts-Angaben in der Gehrichtung), die mit drei, vier Schritten zum Kamm der nördlichen Begrenzung des Trichters hoch führt: voilà, der eigentliche Einstieg in die Falletschentraverse. Wichtig ist ab jetzt, den Pfad, so schmal und versteckt er auch sein mag, nicht mehr aus den Augen zu lassen. Kurz nach dem Einstieg folgt eine heikle Stelle: Wir queren den grossen Schlipf unterhalb der Teehütte. Auf dem Schutt- und Dreckkegel geht es, rechts anhaltend, schräg aufwärts. Am gegenüberliegenden Rand des Kegels folgen einige Schritte aufwärts in der Vertikalen. Gerade hier gilt: erst weitergehen, wenn man die Fortsetzung sieht. Von jetzt an kann man den Pfad geniessen. In munterer Folge geht’s über Rippen und durch Runsen, der Wald ist locker, die Flora reichhaltig, unten ahnt man das Alltagsgewusel der Stadt, oben hört man die Spaziergängerinnen und Spaziergänger beim Aussichtspunkt - und gleichzeitig ist man in einer ganz eigenen Welt. Gut 5 Minuten nach dem Einstieg kreuzt man auf einer Rippe die Pfadspuren, die von unten aus dem Trichter kommen und nach oben weitergehen. Wer sich nicht auskennt und nicht punkto Alpinwandererfahrung und Ausrüstung einen Tick zulegen kann (T4+ und Pickel) soll sich nicht vom rechten (Quer-)pfad abbringen lassen. Die Traverse folgt zumeist den grossen Sandsteinbänken; sie bleibt immer unterhalb dieser. Nach der Überquerung einiger Runsen wird der Wald zunehmend dichter, die Vielfalt der Flora nimmt ab - wir nähern uns dem südlichen Rand des Trichters. Da und dort ist jetzt spezielle Vorsicht angesagt: An einer Stelle beispielsweise ist der über Wurzeln führende Pfad unterspült (Seilstück, vertikal, vorhanden), an einer anderen ist es nur dank Tritten einigermassen problemlos möglich, eine Runse zu überqueren (aber schon im kommenden Frühling können diese Tritte nicht mehr vorhanden sein). Plötzlich kommt rechterhand eine hohe Leiter ins Blickfeld: Sie führt zur Glecksteinhütte, die hoch oben auf einer Sandsteinbank thront. Via Leiter wäre es möglich, von hier aus direkt zur Antenne und zur Gratstrasse aufzusteigen (T4; steiler, rutschiger Pfad nach der Leiter). Wir bleiben jedoch auf unserer Höhe, gehen links am Glecksteinfelsen entlang und gelangen so bald zum Rand des Erosionstrichters, der durch hohe Felsen markiert wird. Wir umgehen diese zunächst links und stehen vor einer letzten, nicht zu unterschätzenden Herausforderung: Es gilt, dort über die Stufe hochzukraxeln, wo sie flacher wird (T4+, Seilstücke vorhanden, mit Vorsicht benützen). Das geht eigentlich recht einfach, doch muss man sich der deutlichen Ausgesetztheit dieser Stelle bewusst sein (wegen der Bäume sieht man die Felsstufe unter sich weniger deutlich, als dass das in den Bergen der Fall wäre). Nach kurzer Kraxelei hat man wieder sicheren Boden unter den Füssen. Danach geht’s durch den Wald einfach am Rand des Trichters entlang hoch. Hat man die Gratstrasse fast erreicht, kann man sich nach links wenden (Picknickplatz) - oder den Aussichtspunkt am oberen Falletscherand via die Antenne und einen etwas versteckten Sitzplatz mit drei Bänken erreichen. - Wer den hier beschriebenen Pfad in der umgekehrten Richtung begehen will, geht vom Aussichtspunkt am oberen Falletscherand (dort, wo sich die Hinweistafel zur Teehütte zur Steilen Wand befindet) auf der Gratstrasse in südlicher Richtung weiter, bis er linkerhand zum Pfad kommt, der unmittelbar der Krete der Falletsche folgt und gegen den Abbruch hin einen Holzzaun aufweist. Diesem gut sichtbaren Pfad folgt man zu den drei im Bericht erwähnten Bänken und zur Antenne. Findet man diesen Einstieg nicht, so ist doch der in der Karte verzeichnete Antennenturm in der Südwestecke der Falletsche als Richtpunkt nicht zu verfehlen. Von hier geht es rund 100 Höhenmeter am Trichterrand zum eigentlichen Einstieg in die Traverse hinunter. Den auf meiner Karte mit Punkten eingezeichneten Zickzackpfad, der direkt und steil zur Glecksteinhütte und zur Leiter hinunterführt, lässt man dabei links liegen; man kann ihn aber natürlich auch benützen und erspart sich so den heiklen, ausgesetzten T4+-Abstieg über die Felsen. Sehr gut für den Abstieg geeignet ist auch die unten beschriebene Variante via Alpinahütte.
Variante
Wer von der Teehütte kommt und nicht über die heiklen T4+-Felsen aufsteigen will, die den eigentlichen Rand des Erosionstrichters markierern, kann in der Horizontalen südwärts auf einem gut sichtbaren Trampelpfad weitergehen. Er erreicht so nach kurzer Zeit die Alpinahütte (bzw. zuerst deren WC-Häuschen). Von hier aus lässt sich die Sandsteinbank wesentlich einfacher (T3) überwinden als über die Felsen direkt am Falletscherand. Siehe hierzu mein Bericht über den Kleeweidpfad: "Trampelpfade am Üetliberg (12)". Der "Umweg" über die Alpinahütte eignet sich sehr gut auch für den Abstieg (die Abzweigung kommt, bevor es richtig steil hinunter geht; sie ist mit einem gelben Pfeil markiert).

Kommentare (11)