Trampelpfade am Üetliberg (11): Direttissima Nord durch die Falletsche


Publiziert von Uto869 Pro , 17. September 2014 um 12:30.

Region: Welt » Schweiz » Zürich
Tour Datum: 7 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Albiskette - Höhronen   CH-ZH 
Zeitbedarf: 1:00
Aufstieg: 330 m
Strecke:Zürich: Bahnhof Leimbach - Falletsche - Gratstrasse
Zufahrt zum Ausgangspunkt:S 4 (Bhf. Leimbach)
Kartennummer:Landeskarte 1:25'000, Blatt 1091 (Zürich)

 

Nirgendwo sonst in der Stadt findet sich ein Gebiet mit einer so intensiven Geländedynamik (Rutschungen, Abbrüche) wie in der Falletsche. Die Situation verändert sich laufend.

Den kleinen Wasserläufen entlang ist’s feucht und sumpfig, auf den Rippen schön trocken.

 

Die Falletsche hat sich in den letzten hundert Jahren stark verändert. Auf alten Fotos ist ein kahler Abbruch mit nur kleinen Baum- und Strauchpartien zu sehen. Heute ist der Erosionstrichter, zumindest im südlichen Teil, stark bewaldet. Im nördlichen Teil fand im Winter 2010 ein grösserer Holzschlag statt: Rund 1000 Bäume wurden gefällt, so dass es hier wieder zahlreiche lichte Partien gibt. Der angestrebte Pfeifengras-Föhren-Wald zeigt sich an verschiedenen Stellen schon sehr deutlich.

 

Früher hat die Leimbacher Jugend intensiv mit der wilden Falletsche gelebt. Die Wegspur quer durch den Erosionstrichter wurde als „Bahnhofstrasse“ bezeichnet und es gab verwegene Skiabfahrten von der Gratstrasse bis fast zur Sihl.

 

Die Falletsche lässt sich an vierschiedenen Stellen von unten nach oben durchsteigen. Aber Achtung: Diese Direttissime sind die anspruchsvollsten Alpinwanderpfade, die sich auf Stadtgebiet findet (ähnlich nur noch: Friesenburgpfad Nord, siehe dazu mein Bericht). Nur Alpinwanderinnen und Alpinwanderer mit Erfahrung dürfen sich die Direttissime durch den Erosionstrichter zutrauen. Die Warnungen vor der Falletsche, die alle Zürcherinnen und Zürcher kennen, haben ihre Berechtigung: „Einfach so“ - also ohne Vorbereitung und richtige Ausrüstung - begeht man das wilde Gebiet nicht.

Insbesondere ist ein guter Orientierungssinn nötig. Dazu die Fähigkeit, die Steilheit des Geländes zuverlässig einzuschätzen. Zur Begehung der Falletsche nehme ich stets den Pickel mit.

 
Bis auf eine Höhe von rund 620m ü. M. folgt man dem Rütschlibach auf einem eigentlichen Weg (T2). Die Direttissima Nord (T4+) beginnt dort, wo man den Bach verlässt (siehe unbedingt das entsprechende Bild unten). Der Einstieg ist wegen der Vegetation und dem sich ständig ändernden Untergrund nicht ganz einfach zu finden. Anschliessend ist der Pfad aber recht gut sichtbar. Wichtig zu wissen ist also, dass es durchgehende (!) Pfadspuren gibt. Wer diese an einer bestimmten Stelle nicht mehr sieht, soll nicht einfach weitergehen, sondern die Fortsetzung der Tritte suchen (sonst findet man sich unversehens in T5- oder gar T6-Gelände).

 

 

Direttissima Nord durch die Falletsche

 

Die Direttissima durch die Falletsche beginnt mit einer gemütlichen Wanderung dem Rütschlibach entlang (20'). Nach dem Start beim Bahnhof Leimbach folgt man 200m der Leimbachstrasse aufwärts und findet gleich nach dem Überqueren des Bachs den „Einschlupf“ in eine andere, wildere Welt. Der schmale Weg ist gelb als Wanderweg gekennzeichnet. Mal links und mal rechts des Baches geht es sanft aufwärts. Dreimal überquert man den Wasserlauf auf kleinen Brücken, die weiteren Male geht’s auch ohne. Das kleine Tobel, in dem man sich befindet, ist feucht; dreckige Schuhe sind schon hier garantiert. Bald sieht man hoch oben zur Rechten (alle Richtungsangaben in Gehrichtung) die ersten steilen Abbrüche und etwas später die - auf der Karte nicht eingezeichnete - Hütte des Alpenclubs Felsenkammer (www.felsenkammer.ch). Gelegentlich hat’s Wege und Spuren, die nach links oder nach rechts vom Bach wegführen (am deutlichsten auf einer Höhe von 600m ü. M. mit einem scharfen Knick nach rechts der Pfad zur Felsenkammer-Hütte). Wir bleiben aber immer an ihm dran: bis wir auf der Höhe von rund 620m ü. M. kurz nach der Felsenkammer-Abzweigung auf eine kleine Fläche mit viel Altholz stossen. Hier ist der Rütschlibachpfad sichtbar zu Ende und man steht vor dem Aufschwung der Falletsche. Und hier gilt es, den Einstieg zu finden: Zur Rechten sieht man eine steile, kahle Fläche (siehe Abbildung unten). Man steigt am linken Rand dieser Fläche auf sandigen Tritten auf und kann so an der linken oberen Ecke den Anfang des Trampelpfades entdecken, der durch Gebüsch und Gras nach links von der kahlen Fläche wegführt. Hat man ihn gefunden und folgt man ihm sorgfältig, kann kaum mehr etwas schief gehen. Bald wendet sich der Pfad deutlich nach rechts. Und bald geht die Flanke in eine ausgeprägte Rippe über. Auf dieser steigt man, tendenziell immer eher etwas rechts des Kamms, auf. Links ist’s zunehmend ausgesetzter. Der Anstieg wird stets etwas steiler, die Pickelspitze leistet gute Dienste, aber der geübte Alpinwanderer kommt gut voran. Die Hangneigung an den steilsten Stellen beträgt rund 45/50 Grad. Es lohnt sich, sich gelegentlich umzuschauen: Der Blick schweift über das Sihltal, den Zimmerberg und den See zu den Ostschweizer Bergen. Bald (10' nach Einstieg) steht man auf dem Trampelpfad (690m ü. M.), der die Falletsche in der Horizontalen traversiert (siehe dazu meinen Bericht „Trampelpfade am Üetliberg (5): Traverse durch die Falletsche“). Wir folgen dem Querpfad aber weder nach links (Glecksteinhütte) noch nach rechts (Teehütte), sondern überschreiten ihn bloss, finden problemlos die Fortsetzung (rote Markierung an Baum) und steigen weiter auf der Rippe auf. Zunächst ist der Wald noch licht, dann wird er stärker. Wir bleiben strikte auf den Pfadspuren, sonst finden wir die Reepschnur nicht, die wir benötigen, um die letzte Stufe zu überwinden. Kurz vor der Sandsteinbank geht’s zuerst etwas nach rechts, dann aber nach links: wenige Schritte den Felsen entlang, bis man dort, wo die Felsen kurz unterbrochen sind, auf eine Dreckrinne stösst. In dieser liegt das lose Ende eines dünnen Seils, das uns hilft, die Stufe sicher zu überwinden (Achtung: Die Reep sch nur ist schon älter und nicht mehr über alle Zweifel erhaben; sie ist zudem an Wurzeln befestigt, die auch nicht "ewig" halten). Zuerst geht’s schräg rechts hoch, dann folgen wir - zunehmend etwas ausgesetzt - dem oberen Rand der Stufe. Das Seil ist hier straff um Wurzeln geschlungen und muss teilweise unter dem dürren Laub gesucht werden. So erreichen wir nach wenigen Schritten den Ausstieg (760m ü. M., 10' vom Querweg): Wir stehen auf dem Weg, der vom Aussichtspunkt oberhalb der Falletsche zur Teehütte hinunterführt. - Wer die Falletsche-Direttissima Nord von oben nach unten begehen will (was machbar, aber heikel ist), steigt vom Aussichtspunkt auf dem Teehüttenweg bis auf die Höhe von 760m ü.M. ab und findet so zur Rechten eine Stelle, wo es keinen Zaun hat und wo das Erosionstrichtergelände etwas flacher ist als anderswo (aber immer noch steil). Ein alter Baumstamm liegt hier im Schräghang. Diesem folgt man und findet am Boden um Wurzeln geschlungen die Reepschnur. Die Stelle ist etwas ausgesetzter, als man auf den ersten Blick sieht: Die Felsen, die sich unterhalb befinden, sind durch die Bäume verdeckt. Findet man die Reepschnur nicht, ist man am falschen Ort …

 

Varianten

 

In der unten stehenden Karte sind neben dem beschriebenen Direttissima-Nord-Trampelpfad (durchgehend rot) zwei Varianten (gepunktet) eingezeichnet:

  • Variante im unteren Teil (T5): Beim beschriebenen und abgebildeten Einstieg in den Direttissima-Nord-Trampelpfad kann man weiter dem Bach folgen, statt über die rechte Flanke die Rippe zu erreichen. Folgt man dem Bach, überwindet man eine erste und eine zweite Stufe, beide links herum. Wenige Schritte nach der zweiten Stufe verlässt man den kleinen Wasserlauf und folgt einer sehr schmalen Runse, die von rechts herunterkommt. Über eine dritte, steile Stufe gelangt man zum Querpfad. Folgt man diesem in nördlicher Richtung, steht man alsbald dort, wo die Hauptroute des Berichts in den Querpfad mündet. Die Variante ist für den Abstieg nicht geeignet.
  • Variante im oberen Teil (T5/T5+): Man folgt vom Punkt aus, wo der Direttissima-Nord-Trampelpfad auf den Querp fad stösst, dem Querpfad in südlicher Richtung über die nächste Rippe hinweg und steigt dann in einem kleinen, grasbewachsenen Tälchen direkt Richtung Gratstrasse hoch. Man überwindet mühsam eine massive, von Büschen bewachsene Stufe und erreicht über weiterhin sehr steiles Gelände das, was man im Gebirge als „Gipfelwand“ bezeichnen würde: die den oberen Rand der Falletsche begrenzenden Nagelfluhfe lse n. Diesen folgt man nach links, also in südlicher Richtung, bis sich der Hauch eines Pfades zeigt, der den logischen Ausstieg aus dem Trichter vorgibt. Die Gratstrasse erreicht man wenige Meter südlich des Aussichtspunktes. Die Variante ist für den Abstieg nicht geeignet.

 


Tourengänger: Uto869


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (3)


Kommentar hinzufügen

Runner hat gesagt: interessant
Gesendet am 17. September 2014 um 23:45
werde ich mir mal reinziehen :-)

Uto869 Pro hat gesagt: RE:interessant
Gesendet am 18. September 2014 um 12:17
Danke!
Bin gespannt, wie Du das Türli erlebst - viel Spass!

Runner hat gesagt: RE:interessant
Gesendet am 18. September 2014 um 22:36
gibt dann einen kleinen Bericht :-).


Kommentar hinzufügen»