Piz Paradisin

Eine sportliche Tour an einem paradiesisch schönen Tag auf einen ebensolchen Gipfel.

Es ist unser letzter Tag im Val da Camp. Die vergangenen Tage habe ich schon viel an die interessanten umliegenden Gipfel geschaut. Weil das Wetter heute nochmals ausserordentlich schön ist und es mich in die Höhe zieht, darf ich Familie und Freunde alleine lassen und wähle den Piz Paradisin als Ziel. Nur sollte man nicht ganz spontan auf eine solche Tour gehen, ich starte etwas spät, zumal ich zwingend um 15.20 Uhr zurück sein muss, um für die Heimreise das letzte Postauto des Tages zu erreichen.

Ich starte durch das Val Mera und bin erstaunt, dass ich bis zur Ebene gar nicht so viel schneller bin als mit den Kindern drei Tage zuvor. Weiter geht es zum Pass da Val Mera. Dort gibt's zwei Wegweiser: einen Schweizerischen mit den gut markierten einfachen T3-Wegen auf beide Seiten. Und einen Italienischen mit den interessanten Zielen rundherum, aber zumindest auf meiner gewählten Richtung werden die Markierungen schnell spärlich und man muss sich selbst im Gelände zurechtfinden. Zur Bestätigung gibt es nebst einzelnen verblass enen Markierungen noch die Steintürme für die grobe Richtung. Schönste Steinlandschaft bei wolkenlosem Wetter.

Ab dem Punkt 2863 müM. folge ich dann ungefähr der Landesgrenze, mit schönem Blick auf den Vedreit da Camp. Diese Route ergibt aber ab dem Punkt 3015 eine etwas unangenehme, aber doch machbare Flankenquerung zum Seelein (ca. 3090 müM.). Ich bin etwas erstaunt, dass der See noch mit Schnee bedeckt ist. Hier beginnt es spannend zu werden. Südlich des Sees folge ich der Rippe auf Pfadspuren nach Osten. Auf ca. 3140 müM. lasse ich den Rucksack zurück. Die manchmal knapp erkennbaren Spuren leiten weiter zum Südgrat des Gipfels. Dort weicht man zuerst in die Westflanke, dann im oberen Teil in die Ostflanke aus. In der Westflanke muss ich nach der Route suchen und denke schon ans Umkehren. Weiter oben denke ich ans Umkehren, weil mir die Zeit knapp wird. Aber so kurz vor dem Gipfel, wäre einfach schade... Ich steige trotzdem ganz nach oben. Was für eine schöne Kraxelroute!

Und was für ein Panorama! Der Piz Paradisin trägt seinen Namen zu Recht. Die Pause fällt jedoch kurz aus. Konzentriert mache ich mich auf den Rückweg. Ich muss immer gut darauf achten, dass ich auf derselben Route bleibe wie beim Aufstieg. Und immer schön vorsichtig trotz knapper Zeit. Zurück beim Rucksack verschiebe ich die Mittagspause bis nach der endlos langen Geröllebene, damit ich die Zeit besser einteilen kann. Ich wähle eine andere, angenehmere Route und steige vom Seelein (3090) nach Westen ab in die Mulde zum Seelein am Gletscherrand (noch nicht auf der Landeskarte eingezeichnet). Die Essenspause verschiebe ich weiter bis zum Pass da Val Mera, weil ich immer noch knapp dran bin. Und dort ist es mir immer noch zu knapp, so verschiebe ich das Essen auf den Zug bei der Heimreise. Den ganzen Tag bin ich niemandem begegnet, nur mal drei Personen aus der Ferne gesehen.

Gerade rechtzeitig erreiche ich meine Familie in der Alp Camp, wo ich gerade noch die Schuhe wechseln und das Gesicht waschen kann bevor das Postauto anfährt. Die Tour hat mir sehr gut gefallen, bei einem nächsten Mal möchte ich mir mehr Zeit nehmen. Es folgt die lange Heimreise mit häufigem Umsteigen. Jedes Verkehrsmittel ist gut belegt, sodass wir erst ab Chur alle zusammensitzen können.


Tour im Alleingang.
Unterwegs von 9.10 bis 15.10 Uhr, kaum Pausen.


Familienferien im Val da Camp, 5. Tag. Die weiteren Touren:
1. Tag: Anreise und Lagh da Saoseo
2. Tag: Rund ums Corn da Mürasciola
3. Tag: Herbstfarben und Regenbogen im Val da Camp
4. Tag: Pass da Val Viola und Piz Cunfin


Allgemeine Hinweise zu meinen T4/T5-Touren:
Eine Nachahmung dieser Touren erfolgt auf eigenes Risiko. Gerne darf man mich vorher (oder auch nachher) kontaktieren. Abschnitte ohne Markierungen / Pfadspuren können auch mit Beschreibung schwierig auffindbar sein und teilweise habe ich sie in früheren Touren rekognosziert. Grundsätzlich bin ich ohne Kletterausrüstung unterwegs und eher bei trockenen Verhältnissen.

Ich freue mich auf jeden Fall auf ein Echo!
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