Piz Paradisin (3.302 m)
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VORBEMERKUNGEN
Der Piz Paradisin steht schon länger auf meiner Wunschliste. Aufgrund seiner isolierten Lage soll er ein besonders berauschendes Panorama aufweisen. Leider hatte es gestern so viele Wolken, dass der Berg trotz Gipfelerfolg auf meiner Wunschliste verweilen wird.
Der Piz Paradisin ist ein sehr ernsthafter Berg. Bei geschickter und aufmerksamer Routenwahl beläuft sich die Schwierigkeit dieser Route auf maximal T5. Es ist allerdings auf Steinschlag zu achten - daher empfiehlt sich ein früher Aufbruch.
Danke an kraxel_dani für seinen Routenbeschrieb aus dem Jahr 2014. Dieser war mir Grundlage und gab mir die Zuversicht, am Berg erfolgreich zu sein trotz skeptischer Einschätzung des Hüttenwirts der Saoseo-Hütte. Mein Bericht soll daher auch nur eine Verfeinerung der Vorlage sein!
Zu bemerken ist noch, dass Bergführer eine andere Route über den Vadreit da Camp eingerichtet haben, die aber wohl abgesichert werden muss. Diese Route beschreiben zwar auch Jung und Kriz in "Schweiz 3000 drunter und drüber", aber für mich als Solist klang der Durchstieg einer abzusichernden Route nicht verlockend. Ob die Bergführer-Route nun wirklich objektiv sicherer und weniger steinschlaggefährdet ist als mein Weg, kann ich nicht einschätzen, doch das Gepolter vom Corn da Camp hinunter auf den Gletscher war laut, dauerhaft und furchteinflößend!
DIE TOUR
Früher Aufbruch mit gutem Thermosfrühstück am Rifugio Saoseo ist ratsam, zumal der Weg bis zum Pass da Val Mera (2.670 m) sehr einfach zu finden und in 90 Minuten zügig zu begehen ist. Es sei bemerkt, dass das Val Mera ein sehr schönes Tal ist, in dem man auch gemütlich schlendern kann.
Am Pass erreicht man die Landesgrenze und ein mittlerweile markierter Weg führt in Richtung des Paradisin-Gletschers. Es lohnt sich, im weiteren Aufstieg zu beachten, dass weiß-rote Markierungen mit roten Strichen abwechseln. Kurz vor dem riesigen Steinmann auf 2.903 m zweigt unsere Route nach rechts ab; ab hier folgenden wir nur noch den roten Strichen und roten Punkten; seit gestern steht ein großer Steinmann hinter dem Abzweig in Richtung Berg.
Im Aufstieg habe den Abzweig nicht wahrgenommen (ähnlich wie karxel_dani) und bin dem rot-weiß-markierten Weg gefolgt, bis dieser auf ca. 2.950 m nach links abschwenkt. Auch ich hatte mich dann immer weiter nach Norden abdrängen lassen und musste später im steileren Gelände queren. Das mag ich nicht genauer ausführen, weil es nicht empfehlenswert ist.
Es geht nun - auf dem richtigen Weg - an einem kleinen See vorbei ins Gletschervorfeld zum größeren Gletschersee, die mittlerweile auch in der SLK eingezeichnet ist. Wir passieren ihn links, haben noch ein paar rote Punkte vor uns. Die roten Punkte verlieren sich an der Stelle, an der das Gelände steiler wird. Hier queren wir durch erstaunlich festes Gelände schräg rechts aufwärts zu einer Schulter, an der schon von weitem ein auffälliger Steinmann zu erkennen ist. Die Route ist gut mit Steinmännern markiert, aber erst ab der Schulter auf ca. 3.040 m ergibt sich wieder ein Weg (hier kommt auch der Bergführer-Pfad vom Gletscher herauf). Der Weg führt steil, aber gut gehbar direkt hinauf zum Seelein auf 3.090 m. Ab dem Pass da Val Mera darf man gerne 1,5 Stunden einkalkulieren.
Nun folgen wir der Rippe, die vom südlichen Ufer des Seeleins hinaufzieht in Richtung Südgrat. Auf ca. 3.140 m wendet sich der Weg nach links in die Westflanke. Es gibt hier mehrere Möglichkeiten, zum Grat zu gelangen, doch der Grat ist sehr scharf und so empfiehlt es sich, den Wegspuren und Steinmännern durch die Platten der Westflanke bis fast an den Gipfelaufbau heran zu folgen. Bergführer und Jung/Kriz verlassen diesen Pfad, um den ausgesetzten Grat aufzusuchen - ich frage mich, warum. Kurz unter dem Gipfelaufbau wählt man nicht die vermeintlich logische Erdrinne, sondern steigt vorsichtig über Platten und Schrofen hinauf zum Grat - ich habe ein auffällig weißes Marmorband im Auf- und Abstieg benutzt. Nach nur 10 Metern am Grat zweigt die Route in die steile Ostflanke ab, doch auch hier weisen Steinmännern den Weg; es gibt erstaunlicherweise nur ganz vereinzelte IIer-Stellen, ansonsten ist man im Ier-Kraxelgelände unterwegs und steht in 45 Minuten ab Seelein am Gipfel.
Normalerweise würde ich hier vermerken, was für eine tolle Aussicht es doch sei, doch heute zeigt sich nur Bernina und Zupo - der Rest verharrt in Wolken. Mein Gipfelgiraffe freut sich trotzdem!
In drei Stunden geht es auf dem Aufstiegsweg zurück zur Hütte und von dort nach einer angemessenen Stärkung in 40 Minuten nach Sfazù zum überhitzten Auto auf dem teuren Parkplatz.
NACHBEMERKUNG
Die etwas frustrierende Diskussion mit dem freundlichen Hüttenwirt der Saoseo-Hütte vor und nach der Tour hat mich nachdenklich gestimmt: Darf ich solche Touren überhaupt noch veröffentlichen? Bringe ich andere in Gefahr, wenn ich die Route heute objektiv als sicher betrachtet habe, ohne zu wissen, ob sie es an anderen Tagen auch ist? Darf ich mich erdreisten, eine andere Route zu promoten als die, die von Bergführern geführt wird??? Reichen meine Anmerkungen, dass das eine zwar technisch einfache, aber ernsthafte Tour ist, so dass nur erfahrene und verantwortungsbewusste Alpinbergsteiger hinterhersteigen? - Ich für meinen Teil bin überzeugt, die beste Route gefunden zu haben und würde exakt diese Route beim nächsten mal wieder wählen! Und jedem verantwortungsvollen und sorgfältigem Bergsteiger sei diese Route damit ans Herz gelegt!
Der Piz Paradisin steht schon länger auf meiner Wunschliste. Aufgrund seiner isolierten Lage soll er ein besonders berauschendes Panorama aufweisen. Leider hatte es gestern so viele Wolken, dass der Berg trotz Gipfelerfolg auf meiner Wunschliste verweilen wird.
Der Piz Paradisin ist ein sehr ernsthafter Berg. Bei geschickter und aufmerksamer Routenwahl beläuft sich die Schwierigkeit dieser Route auf maximal T5. Es ist allerdings auf Steinschlag zu achten - daher empfiehlt sich ein früher Aufbruch.
Danke an kraxel_dani für seinen Routenbeschrieb aus dem Jahr 2014. Dieser war mir Grundlage und gab mir die Zuversicht, am Berg erfolgreich zu sein trotz skeptischer Einschätzung des Hüttenwirts der Saoseo-Hütte. Mein Bericht soll daher auch nur eine Verfeinerung der Vorlage sein!
Zu bemerken ist noch, dass Bergführer eine andere Route über den Vadreit da Camp eingerichtet haben, die aber wohl abgesichert werden muss. Diese Route beschreiben zwar auch Jung und Kriz in "Schweiz 3000 drunter und drüber", aber für mich als Solist klang der Durchstieg einer abzusichernden Route nicht verlockend. Ob die Bergführer-Route nun wirklich objektiv sicherer und weniger steinschlaggefährdet ist als mein Weg, kann ich nicht einschätzen, doch das Gepolter vom Corn da Camp hinunter auf den Gletscher war laut, dauerhaft und furchteinflößend!
DIE TOUR
Früher Aufbruch mit gutem Thermosfrühstück am Rifugio Saoseo ist ratsam, zumal der Weg bis zum Pass da Val Mera (2.670 m) sehr einfach zu finden und in 90 Minuten zügig zu begehen ist. Es sei bemerkt, dass das Val Mera ein sehr schönes Tal ist, in dem man auch gemütlich schlendern kann.
Am Pass erreicht man die Landesgrenze und ein mittlerweile markierter Weg führt in Richtung des Paradisin-Gletschers. Es lohnt sich, im weiteren Aufstieg zu beachten, dass weiß-rote Markierungen mit roten Strichen abwechseln. Kurz vor dem riesigen Steinmann auf 2.903 m zweigt unsere Route nach rechts ab; ab hier folgenden wir nur noch den roten Strichen und roten Punkten; seit gestern steht ein großer Steinmann hinter dem Abzweig in Richtung Berg.
Im Aufstieg habe den Abzweig nicht wahrgenommen (ähnlich wie karxel_dani) und bin dem rot-weiß-markierten Weg gefolgt, bis dieser auf ca. 2.950 m nach links abschwenkt. Auch ich hatte mich dann immer weiter nach Norden abdrängen lassen und musste später im steileren Gelände queren. Das mag ich nicht genauer ausführen, weil es nicht empfehlenswert ist.
Es geht nun - auf dem richtigen Weg - an einem kleinen See vorbei ins Gletschervorfeld zum größeren Gletschersee, die mittlerweile auch in der SLK eingezeichnet ist. Wir passieren ihn links, haben noch ein paar rote Punkte vor uns. Die roten Punkte verlieren sich an der Stelle, an der das Gelände steiler wird. Hier queren wir durch erstaunlich festes Gelände schräg rechts aufwärts zu einer Schulter, an der schon von weitem ein auffälliger Steinmann zu erkennen ist. Die Route ist gut mit Steinmännern markiert, aber erst ab der Schulter auf ca. 3.040 m ergibt sich wieder ein Weg (hier kommt auch der Bergführer-Pfad vom Gletscher herauf). Der Weg führt steil, aber gut gehbar direkt hinauf zum Seelein auf 3.090 m. Ab dem Pass da Val Mera darf man gerne 1,5 Stunden einkalkulieren.
Nun folgen wir der Rippe, die vom südlichen Ufer des Seeleins hinaufzieht in Richtung Südgrat. Auf ca. 3.140 m wendet sich der Weg nach links in die Westflanke. Es gibt hier mehrere Möglichkeiten, zum Grat zu gelangen, doch der Grat ist sehr scharf und so empfiehlt es sich, den Wegspuren und Steinmännern durch die Platten der Westflanke bis fast an den Gipfelaufbau heran zu folgen. Bergführer und Jung/Kriz verlassen diesen Pfad, um den ausgesetzten Grat aufzusuchen - ich frage mich, warum. Kurz unter dem Gipfelaufbau wählt man nicht die vermeintlich logische Erdrinne, sondern steigt vorsichtig über Platten und Schrofen hinauf zum Grat - ich habe ein auffällig weißes Marmorband im Auf- und Abstieg benutzt. Nach nur 10 Metern am Grat zweigt die Route in die steile Ostflanke ab, doch auch hier weisen Steinmännern den Weg; es gibt erstaunlicherweise nur ganz vereinzelte IIer-Stellen, ansonsten ist man im Ier-Kraxelgelände unterwegs und steht in 45 Minuten ab Seelein am Gipfel.
Normalerweise würde ich hier vermerken, was für eine tolle Aussicht es doch sei, doch heute zeigt sich nur Bernina und Zupo - der Rest verharrt in Wolken. Mein Gipfelgiraffe freut sich trotzdem!
In drei Stunden geht es auf dem Aufstiegsweg zurück zur Hütte und von dort nach einer angemessenen Stärkung in 40 Minuten nach Sfazù zum überhitzten Auto auf dem teuren Parkplatz.
NACHBEMERKUNG
Die etwas frustrierende Diskussion mit dem freundlichen Hüttenwirt der Saoseo-Hütte vor und nach der Tour hat mich nachdenklich gestimmt: Darf ich solche Touren überhaupt noch veröffentlichen? Bringe ich andere in Gefahr, wenn ich die Route heute objektiv als sicher betrachtet habe, ohne zu wissen, ob sie es an anderen Tagen auch ist? Darf ich mich erdreisten, eine andere Route zu promoten als die, die von Bergführern geführt wird??? Reichen meine Anmerkungen, dass das eine zwar technisch einfache, aber ernsthafte Tour ist, so dass nur erfahrene und verantwortungsbewusste Alpinbergsteiger hinterhersteigen? - Ich für meinen Teil bin überzeugt, die beste Route gefunden zu haben und würde exakt diese Route beim nächsten mal wieder wählen! Und jedem verantwortungsvollen und sorgfältigem Bergsteiger sei diese Route damit ans Herz gelegt!
Tourengänger:
panodirk

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Kommentare (3)