Vom Felskinn zum Stausee Mattmark


Publiziert von Bergmax , 12. Oktober 2014 um 23:08.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:26 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:Felskinn - Britanniahütte und Klein Allalin - Hohlaubgletscher - Allalingletscher - P. 3250 - P 3306 - P. 3250 - Üssere Turu - Allalingletscher - Schwrzbergchopf - Stausee Mattmark
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Postauto nach Saas Fee
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Postauto ab Mattmark-Stausee, Haltestelle kurz unterhalb der Staumauer
Kartennummer:map.geo.admin.ch

...über einige Gipfelchen

Einige Tourenberichte vom neuerdings markierten "Glacier Trail Mattmark" weckten meine Neugier, was sich wohl hinter diesem international-touristischem Namen verbergen könnte. Nein, nicht etwa eine neue Hängebrücke über den Allalingletscher, sondern "nur" eine frisch durchmarkierte Verbindung von zwei Tourengebieten.
Die Gletscherquerungen gefielen mir auf Anhieb, aber bei so vielen Viertausendern in nächster Nähe sollte wenigstens der eine oder andere Gipfel mit drin sein.
Schnell waren ein paar geeignete "Kandidaten" in der Karte ausgemacht: Klein Allalin (3070 m, trivial), Üssere Turu (3031 m, informativer Bericht von Omega3) und sogar der Innere Turre (3381 m, interessanter Bericht von Meeraal).

Mit dem Zug und dem Postbus ist Saas Fee gut zu erreichen und pünklich um zehn Uhr breche ich auf zur Felskinn-Talstation. Halt, das ist schon der erste Verhauer, man muss die Bahn nach Morenia nutzen und dort umsteigen. Also drehte ich eine Ehrenrunde durch das Dorf und bin dabei fast von einem Elektro-Lieferwagen umgefahren worden... An der Seilbahn-Kasse der nächste Ärger: man kann mir angeblich keine Einzelfahrt zum Felskinn verkaufen. Also erwerbe ich zähneknirschend eine Retour-Fahrkarte. Die geplante Einkehr ist dafür gestrichen.

Aber ich will mich nicht weiter sinnlos ärgern, sondern genieße lieber die bevorstehende Bergtour und das erfreulich gute Wetter. Schnell lasse ich das unschöne Felskinn-Gebiet hinter mir und wandere über das Egginerjoch (2989 m) zur Britanniahütte (3030 m). Dabei benutze ich den empfohlenen Weg an den kleinen Gletscherseen vorbei (100 Hm Gegenanstieg). Die gut markierte Route weicht dem Chessjengletscher zunächst östlich über glatt geschliffene Felsen aus und man geht nur eine relativ kurze Strecke über das Eis. Den Gipfel des Klein Allalin, 3070 m, erreicht man von der Hütte in wenigen Minuten über Schutt und harmlose, plattige Felsen.

Hinter der Hütte beginnt der neuerdings blau-weiß markierte Glacier-Trail. Man steigt ca. 70 Höhenmeter zum völlig flachen Hohlaubgletscher ab und überquert diesen entlang der Stangen. Steigeisen sind hier unnötig, dafür hört man einige Schmelzwasserbäche rauschen und bekommt auch Gelegenheit, die Wasserdichtigkeit der Bergschuhe zu prüfen.
Der Schuttrücken zwischen Hohlaub- und Allalingletscher ist etwas mühsam. Man turnt von Block zu Block und kommt nur im Schneckentempo vorwärts.
Bis zum Allalingletscher benötige ich etwas mehr als eine Stunde ab Hütte bzw. knapp drei Stunden ab Felskinn.
Die Randkluft bereitet kaum Schwierigkeiten und auch der Allalingletscher ist ziemlich flach in diesem Bereich. Ich folge den Stangen bis etwa in die Mitte des Gletschers.

Hier beginnt der interessanteste Teil meiner Tour. Der Innere Turre, mein nächstes Ziel, ist von hier nicht sichtbar und immerhin 500 Meter näher am Himmelsdach. Ich peile die markante Schulter P. 3250 an und habe zwei Routen zur Auswahl: einen recht steilen, leicht eingeschneiten Schuttrücken oberhalb der Steilwand oder den Gletscher unterhalb der Wand. Da der Gletscher abgesehen von einigen Zentimetern Neuschnee relativ aper aussieht, entscheide ich mich für die Gletscherroute.

Mit sechs Zacken unter jedem Fuß komme ich über wenige Spuren zunächt zügig, ab etwa 3100 Metern aber zunehmend langsam vorwärts. Dort ist es dann doch etwas steiler (bis 30 Grad) und der Gletscher nicht mehr so 100%ig aper. Daher bin ich recht froh, als ich den Schutthang bei P. 3250 betreten und die Grödel einpacken kann.
Ich gehe weiter aufwärts zu P. 3306 (ca. 90 min Aufstieg ab Gletschermitte), der mit ca. 25 m Schartenhöhe ein Gerade-Noch-Gipfel ist, und beschließe, den nicht aperen Inneren Turm lieber auszulassen.

Für den Abstieg wähle ich unterhalb von P. 3250 den Schuttrücken, wobei mir der Pickel in dem losen, verschneiten und rutschigen Gelände eine wertvolle Hilfe ist. Man muss seinen Weg hier selbständig suchen. Der Üssere Turu kommt nur langsam näher, weil steile Stellen immer wieder Vorsicht beim Abstieg verlangen. Dagegen ist der Gegenanstieg zum Turm (3031 m, wieder ein Gerade-So-Gipfelchen, 1 h ab P. 3306) kurz und schmerzlos. Oben steht bloß eine Holzstange und Begehungsspuren findet man gleich gar keine.

Beim Abstieg muss man wieder etwas nach Südwesten ausholen und sich vor dem Gletscher mit viel losem Zeugs herumärgern... Wie angenehm dagegen ist das Gehen auf dem flachen Gletscher, der aber seltsamerweise gerade ganz am Rand ein paar "Löcher" hat.  bald erreiche ich wieder die Stangenmarkierungen und bewältige ca. 40 Hm Gegenanstieg zum Schwarzbergchopf (2868 m, gut 30 min ab Üssere Turu).

Der 700-Hm-Steilabstieg zum Stausee Mattmark geht nochmal ganz schön in die Beine. Trotz zügiger Gangart und einer kleinen Abkürzung im unteren Bereich benötige ich 65 Minuten zur Staumauer und erreiche wenigstens noch das letzte Postauto.

Schwierigkeiten

Felskinn - Britanniahütte, Klein Allalin: etwas rutschig, sonst ohne besondere Schwierigkeiten -> T3+
"Glacier Trail Mattmark": hochalpin, wenn aper ohne besondere Schwierigkeiten -> T3+, bei ungünstigen Bedingungen eher "L"
Aufstieg zu P. 3306: Gletscher bis 30°, mit Grödeln bereits etwas unkomfortabel ;-) -> L
Abstieg über den Blockrücken: ohne besondere Probleme, aber kein "schönes" Gelände -> T4 - T5, L, I
Abstieg vom Üsseren Turu: kaum schwierig, aber Vorsicht auf loses Zeug und Löcher im Gletscher -> T4, L
Abstieg vom Schwarzbergchopf: teils steiler Pfad -> T2 - T3

Routenskizze

Tourengänger: Bergmax


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