Allalinhorn-Überschreitung mit Minimalbahneinsatz


Publiziert von cardamine , 14. Dezember 2020 um 23:27.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 8 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2050 m
Abstieg: 1870 m
Strecke:22 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Visp - Saas-Almagell - Mattmark Stausee. Parkplatz vor dem Restaurant.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem Bus von Saas-Almagell, Zermeiggern zurück nach Mattmark
Unterkunftmöglichkeiten:Britanniahütte (3027 m)

Wie bei vielen Hochtoureneinsteigern war das Allalinhorn mein erster 4000er. Eigentlich wollte ich es ruhig angehen lassen und über den kurzen Weg vom Mittelallalin aufsteigen. Einer meiner zwei Tourenpartner überredete mich jedoch zu einer Überschreitung. Angesichts so mancher Bewertung des Hohlaubgrates mit ZS III auf hikr war ich erst recht skeptisch. Mein Tourenpartner versicherte mir jedoch, dass die Kletterstelle "III" im Nachstieg kein Problem sein sollte, also liess ich mich darauf ein.

Zustieg zur Britanniahütte via Glacier Trail (T4, 950 Hm)
Für den Zustieg zur Britanniahütte wählten wir nicht die bequeme Variante von der Seilbahn aus, sondern den "Glacier Trail" vom Mattmark-Stausee. Vom Parkplatz beim Restaurant liefen wir am westlichen Ufer des Stausees entlang bis zum ersten Abzweig. Dort stiegen wir über einen bequemen Weg via Schwarzbergalp zum Schwarzbergchopf auf. Vom Gipfel steigt man ein paar Höhenmeter durch Geröll ab und gelangt auf den Allalingletscher. Stangen markieren einen sicheren Weg über den Gletscher, sodass man das Eis bei entsprechenden Bedingungen auch ohne Ausrüstung queren kann. Man gelangt auf das Geröllfeld zwischen den beiden Gletschern, dann quert man die Zunge des Hohlaubgletschers in gleicher Weise. Nach der Seitenmoräne geht's ein paar sehr mühsame Höhenmeter hoch zur Britanniahütte. Die Panoramaschaukeln auf der Terrasse entschädigen für den strengen Aufstieg ;-)

Hohlaubgrat (WS+ II+, 1100 Hm)
Entlang der blauen Markierungen ging's von der Britanniahütte runter auf den Gletscher. In einem weiten Bogen (um die Spaltenzone zu vermeiden) hielten wir auf dem zunächst flachen Gletscher auf die Felseninsel zu. Die Normalroute würde links von der Insel auf den Felsgrat führen. Nachdem der Gletscher komplett aper und bequem zu laufen war, stiegen wir weiter auf dem Gletscher zwischen der Felsinsel und dem Grat nach oben. Für etwa 50 Höhenmeter überschreitet die Steilheit des Eises die 30 Grad. Wir passierten P.3337 und trafen ab etwa 3400 m auf den flachen Grat. Über Fels-/Eisgelände gelangten wir zu einer Felskuppe (P. 3543). Von dieser hat man einen tollen Blick auf den weiteren Aufstieg. Von der Kuppe muss man ein paar Höhenmeter hinab zu einem Sattel, danach geht's mässig steil immer entlang der Gratkante (aber nicht zu nahe, Wächten!) hoch zur Kletterstelle. Hier hatte sich schon ein Stau gebildet. Wir mussten über eine Stunde vor der Stelle warten. Zum Glück herrschte Traumwetter, sonst wäre das Warten hier ein Graus gewesen. Endlich waren wir an der Reihe. Der Erfahrenste von uns ging in den Vorstieg und sicherte uns an den zwei Sicherungsstangen. Die erste Felsstufe, oberhalb der die erste Stange auf einem schmalen Absatz steht, ist etwas schwieriger (3a), die zweite Stufe etwas kürzer und leichter (II). Dank der Sicherungsmöglichkeiten habe ich mich auch als Nicht-Klettererin sicher gefühlt. Im Anschluss halfen wir noch zwei Franzosen, die kein Sicherungsmaterial dabeihatten (man glaubt's kaum, sie hatten sich "verlaufen" und wollten eigentlich über den Normalweg aufsteigen). Nach der Kletterstelle sind es nur noch wenige Meter zum Gipfel. Wie nicht anders zu erwarten, war hier viel los. Das erste und wahrscheinlich letzte Mal in meinem Leben habe ich eine 12er-Seilschaft gesehen.

Normalweg zum Felskinn (L, 570 Hm)
Der Abstieg zum Mittelallalin ist eine regelrechte Gletscherautobahn. Vom felsigen Gipfel stiegen wir zunächst in eine kleine Mulde unterhalb des Gipfels ab. Auf der wenig steilen Westflanke hielten auf das Feejoch zu. Auf ca. 3700 m war eine riesige Spalte zu überwinden. Am Westende der Spalte wurde zum Glück eine Leiter aufgestellt, auf der sich die Spalte überwinden lässt. Natürlich staute sich's hier… Nach der Leiter stiegen wir noch weitere 100 Höhenmeter ab und liefen dann schnurstracks zur Bergstation Mittelallin. Ab dem Gletscherskilift war sogar eine Piste bis zur Bergstation präpariert.

Abstieg von Felskinn nach Zermeiggern (T4, 1300 Hm)
An der Bergstation Mittelallalin traf mich fast der Schlag, als ich den Preis für die Fahrt nach Saas-Fee erfuhr. Dann doch lieber zu Fuss absteigen! Allerdings hatten wir keine Ahnung, ob man vom Mittelallalin nach Felskinn über den Gletscher absteigen konnte, also fuhren wir notgedrungen mit der Metro Alpin zum Felskinn. Von dort leitet ein blau-weiss markierter Weg über den Chessjengletscher zum Egginerjoch. Über Moränenschutt wanderten wir weiter zum Heidefriedhof. Grabsteine haben wir dort allerdings keine gefunden. Ab P.2731 führt ein rot-weisser Wanderweg hinab zum Wasserkraftwerk Zermeiggern. Gegenüber dem See befindet sich eine Bushaltestelle, wovon stündlich ein Bus nach Mattmark verkehrt.

Tourengänger: cardamine


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