Allalinhorn (4027 m) Überschreitung - Hohlaubgrat, Normalweg bei Traumwetter


Publiziert von boerscht , 8. August 2019 um 01:08.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:25 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 900 m
Strecke:11 km
Unterkunftmöglichkeiten:Britanniahütte
Kartennummer:https://map.geo.admin.ch

Endlich mal wieder ins Wallis. Leider ist das Wetter ausgerechnet für Samstag und Sonntag schlecht gemeldet, also schauen dass am Freitag direkt die spannendste Tour gemacht wird, welche wir vorhaben. Allalinhorn über den Hohlaubgrat, optional noch mit Alphubel danach und wieder zurück zur Britanniahütte.

Tag 1:

Saas-Fee - Felskinn - Egginerjoch - Britanniahütte L, T3; 1:15 h:

Gegen Nachmittag treffen wir in Saas-Fee ein und laufen zur Talstation des Alpin Express. Uff, 75 CHF für ein Liftticket, naja da müssen wir wohl durch. Von der Bergstation Felskinn aus geht es zunächst über die gewalzte Piste, welche teils mit Flies abgedeckt ist, bis zum Egginerjoch. Der blau weiß markierte Weg führt nun etwas bergab und in einem ausholenden Bogen auf den Chessjengletscher, welcher keine Spalten hat und sehr mickrig ist. Vom Egginerjoch aus sieht man schon die Britanniahütte, welche wir nach etwas mehr als einer Stunde erreicht haben. Bevors in die Hütte geht beaubachten wir noch einen jungen. neugierigen Steinbock vor der Hütte und schauen uns den Weg zum Hohlaubgletscher hinab an, welchen wir morgen früh im Dunkeln gehen werden.

Tag 2:

Britanniahütte - Hohlaubgrat - Allalinhorn WS+, II, T5; 5 h:


Normalerweise ist Frühstück für Hohlaubgrat Gänger um 4:30 Uhr, wir halten uns vor, eventuell noch Feechopf und Alphubel anzuhängen und wollen nicht im Stau stehen, daher Frühstücken wir schon um 3:00 Uhr mit den Strahl- und Rimpfischhorn Leuten. Das Frühstück ist übrigens super.
Über den markierten Weg gehts hinab auf den Hohlaubgletscher. Auf der gegenüberliegenden Talseite zucken Blitze am Himmel und es hat noch zwei dicke Gewitterwolken. Na hoffentlich bleiben die dort und kommen nicht näher. Über den Hohlaubgletscher gehts recht flach hinauf. Im unteren Bereich des Gletschers hat es nur wenige, kleine Spalten.
Etwa auf Höhe des P.3103 steigen wir über Firn auf den Hohlaubgrat und binden uns hier aus dem Seil aus. In einfacher Blockkletterei (I) gehts in der Dämmerung hinauf in Richtung P.3336 und weiter zu P.3543, alles einfach ohne Schneekontakt auf dem Blockgrat, welcher nur wenig ausgesetzt ist. Die Wegfindung ist auch im Stirnlampenlicht kein Problem. Die Gewitter auf der anderen Talseite beginnen sich zum Sonnenaufgang hin aufzulösen und es bahnt sich ein super Tag an. Der Sonnenaufgang ist toll und ich klettere für ein Paar fotos noch auf einigen Gratausläufern herum, Zeit haben wir eh noch genug.
Nach P.3543 kurz hinab in eine Senke, dann folgt der steilste Teil hinauf auf den Hohlaubgrat. Es liegt noch eine dünne Firnschicht. Wir sichern hier nicht und gehen frei auf den Grat hinauf (etwa bis 40°).
Am schönen Firngrat entlang gehts in Richtung kletterstelle. Zwischendurch seilen wir mal kurz an, da es einige Spalten direkt am Grat hat und eine kurze Blankeisstelle sichern wir mit Schraube.
Unangeseilt dann weiter bis zur Kletterstelle. Dummerweise verliere ich in einem recht steilen Aufschwung am Firngrat noch eines meiner Steigeisen...f***, gar nicht gut. Diese leichten dinger mit Dyneema Steg sind dann halt doch irgendwie eher nur für Skischuhe gemacht und lockern sich mit der Zeit. Es hängt zum Glück noch am Bändel und ist nicht ganz weg, ich kann jedoch mit dem anderen Fuß nicht die Position ämndern, sonst würd ich nen Abflug machen. Also Pickel so gut es geht fixiert. An Eisschraube setzen habe ich irgendwie nicht gedacht, sau dämlich so im Nachhinein. Zum Glück kommt Ramona zu Hilfe und montiert mir in ebenso unguter Position das Steigeisen, ich selbst schaffs irgendwie nicht, muss mich konzentrieren nicht abzurutschen. Vielen, vielen Dank an dieser Stelle nochmal, hast mir doch etwas den Arsch gerettet. Da sind einige Flüche gefallen...Naja ging ja nochmal gut, nächstes Mal dann wieder mit den normalen Steigeisen.
Nun folgt noch die Schlüsselstelle. Der Übergang vom Firn in Fels und die glatte Platte am Einstieg ist mit einem Fixseil gesichert und es sieht so aus als ob künstlich Tritte in die Platte geschlagen worden sind. Ohne das Seil wärs wohl ein IIIer, so bewerte ich das mal als II+, da nach dem Fixseil noch ein etwas tricky Spreizschritt nach rechts in einen Riss folgt. Diesen dann einfacher (II) hinauf bis zum Stand, einer Stange mit Öse. Das Vorsteigen macht mir viel Spaß, es hat gute Bohrhaken zur Zwischensicherung, zusätzliches Material ist eigentlich nicht nötig. Ich hole die andern beiden nach und in einer weiteren, einfacheren Seillänge hinauf zum nächsten Stand mit Schlinge. Im Folgenden gehts nochmal kurz über Firn zum Gipfel. Die Aussicht ist fer Wahnsinn, Dufourspitze, Matterhohrn, Weisshorn und viele andere Hörner gibts zu sehen. Nicht übel, nur ist etwas viel los. Auf dem Hohlaubgrat hielt sich der Verkehr doch stark in Grenzen, es waren noch etwa 4 andere Seilschaften unterwegs.

Allalinhorn - Feejoch - Mittelallalin WS; 1,5 h:

Nach ausgiebiger Gipfelrast, fällt es uns doch etwas schwer dieses Panorama zu verlassen. Über den Normalweg gehts nun wieder runter. Die teils riesigen Spalten sind noch einigermaßen gut bedeckt. Auf dem Weg herrscht ordentlich Betrieb. Zum grinsen bringt uns noch die Aussage eines Bergführers, welcher mit 2 Kunden unterwegs ist, die sehr langsam sind und irgendwie nicht so aussehen, als ob sie in die Berge gehören. "Es gibt einfach Tage" seine Aussage...
Die große Holzleiter an der unteren Spalte des Normalwegs ist schon fixiert, jedoch noch nicht nötig, man kann einfach nebendran im Firn einfacher und schneller runter gehen. Über gewalzte Pisten, gehts dann zum Mittelallalin.
Eigentlich hatten wir uns noch überlegt über den Feechopf und Eisnase auf den Alphubel zu gehen, das Wetter hätte wohl noch ne Weile gehalten und Kondition wäre auch noch da. Der dann jedoch sehr lange Weg zur Britanniahütte über den spaltenreichen, wohl ungespurten Feegletscher, lässt uns dieses Vorhaben verwerfen. Der Rückweg hätte einfach zu lange gedauert, um zum Abendessen wieder auf der Hütte zu sein. Vom Mittelallalin mit der Metro Alpin zum Felskinn, diese ist nach Nachfrage doch in unserem Ticket enthalten.

Felskinn - Egginerjoch - Britanniahütte L, T3; 1:15 h:

Auf bereits bekanntem Weg von gestern, gehts von der Station Felskinn über das Egginerjoch wieder zurück zur Britanniahütte, wobei wir dank des langen rumsitzen am Mittelallalin, kurz vor der Hütte doch noch nass werden. Aufgrund der schlechten Wettervorhersage für morgen, ist heute auf der Hütte kaum noch was los und wir haben das Zimmer nun für uns alleine.


Tag 3:

Britanniahütte - Allalingletscher T3, L; 1 h:


Für heute ist das Strahlhorn geplant, leider gewittert es die ganze Nacht. Auch beim Klingeln des Weckers um 2:30 Uhr verheißt ein Blick aus dem Fenster nichts gutes. Sturm, Nebel, Regen und Gewitter, Mist. Weiterschlafen ist angesagt. Naja an Schlaf ist nicht wirklich zu denken, wir gucken alle halbe Stunde mal aus dem Fenster, ob sich das Wetter bessert, was allerdings nicht der Fall ist. So gehts zum normalen Frühstück um 7:00 Uhr.
Das Wetter ist besser geworden, so gehen wir noch auf den Allalingletscher und üben etwas das Sichern im Eis und lassen uns in eine schöne Spalte hängen. Das Eis auf dem Gletscher ist recht spröde und schmilzt verdammt schnell, die Eisuhr/Abalakov als Stand hintersichern wir lieber noch mit Eisschrauben

Britanniahütte - Felskinn - Saas Fee L, T3; 1 h:

In der Britanniahütte holen wir noch unseren deponierten Kram und dann gehts auf nun schon gut bekanntem weg zurück zur Station Felskinn. Leider kommen wir nun doch noch ins Gewitter und werden klatschnass. Gut, dass das erst jetzt der Fall ist, meine Seilpartnerin hatte ihre Hardshell vergessen mitzunehmen. Mit der Bahn gehts dann hinunter nach Saas-Fee.
Der restliche Tag und Sonntag morgen ist völlig verregnet, so dass wir noch den ganzen Mittag (ich mit miesem Kater, blöd wenn Bier HappyHour am vorigen Abend ist) im Hotel sitzen und am Sonntag Abend dann auf die Weissmieshütte gehen, um am Montag aufs Lagginhorn zu gehen.


Trotz dem Schlechten Wetter am Samstag, war die Tour aufs Allalinhorn über den Hohlaubgrat wirklich toll. Die Tour bietet einen spannenden Aufstieg mit Firngrat und moderater Kletterei sowie tolle Aussicht am Gipfel. Bei dem Wetter, Bedingungen und wenigen Leuten auf der Route machts richtig Laune.

Tourengänger: boerscht


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Kommentare (2)


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Fenice hat gesagt:
Gesendet am 8. August 2019 um 08:27
Marvelous pictures and report, very well done!

boerscht hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. August 2019 um 10:41
Thanks a lot, appreciate it!


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