Von Melchtal nach Wirzweli - Konfrontationstherapie im Selbstversuch
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Ein paar Faktoren kamen zusammen, aus denen diese Tour entstand:
- nicht zu weit von Basel
- anspruchsvoll
- Höhenangst - Konfrontationstherapie
- die unvergleichliche hikr Datenbank
und heraus kam die Besteigung des Widderfeldstocks durch den Chrachen. Danach noch ein wenig der Stanserhornkette entlang und irgendwo absteigen. Aber dann kam alles anders.
Um 5 Uhr klingelt der Wecker. Um 06:04 fährt der Zug. Um 08:10 bin ich in Melchtal. Post. Die Beiz hat zu, somit gibts eben keinen Kaffee. Auf dem Wegweiser steht "Widderfeld 4 Std. 45 Min.". Uiuiui ... wenn die Chrachen sich im Abstieg als zu schwierig erweisen würden, müsste ich alles wieder zurück. Also kommt Plan B zum Zuge, den ich eben gerade erfunden habe: Direkt zum Storegg und den Widderfeldstock ein ander Mal als separate Tour machen.
Der Aufstieg verläuft meist auf Hartbelag oder gar Asphalt, was ich in dem Moment für einmal gar nicht als so übel empfinde, denn meine Knochen sind noch nicht auf Touren und die gemächliche Steigung kommt mir sehr entgegen. Auf der Denalp Pt. 1667 kaufe ich noch einen Bratkäse (1055g) und ein Stück Alpkäse (750g) für zusammen Fr. 31.--!!! denn mein ultraleichter Rucksack hat ja noch Kapazitäten. Hier sollte man auch unbedingt seine Wasserreserven ausfüllen, denn danach hat's keins mehr bis Wirzweli. 2 Liter haben mir knapp gereicht.
In ein paar Schritten bin ich auf der Storegg Pt. 1742. Achtung: Hier ist der Weg auf der LK 1:25k falsch eingezeichnet, denn er verläuft nicht westlich unterhalb der Ruine hindurch, sondern östlich oberhalb und schlägt erst danach einen Haken nach Westen. Zur Sicherheit ist er aber stellenweise mit roter Farbe markiert. Um das Storegghorn traversiert der ca. fussbreite Pfad u.a. abschüssige, erdige mit wadenhohem Gras bewachsene Steilhänge und erfordert eine gute Trittsicherheit.
Der Aufstieg zum Chrüzbödmer Pt. 2024 ist, wenn auch anstrengend, wieder Vergnügen pur, im obersten Teil zusätzlich versüsst durch all die reifen Heidelbeeren. Das leicht coupierte Plateau lädt zum verweilen ein, wären da nicht die Uhr im Hinterkopf und das Wissen, dass die Schlüsselstelle(n) erst noch kommen. Die technisch einfache Traverse unterhalb des Schluchigrat stellt, durch ihren talseitige Offenheit, einige Anforderungen an das Beherrschen des Höhenschwindels. Ein konzentrierter Blick auf den Weg verschafft die nötige Abhilfe.
Am Ende der Traverse genügt ein kurzer Blick um die Ecke zur/zum Wagenleis Pt. 2055 hinunter, dass Puls und Blutdruck merklich ansteigen. Gemäss Empfehlungen setzte ich mich erst mal hin, was gar nicht so einfach ist, denn
da hat's nirgendwo "nahe, feststehende, kontrastreiche Gegenstände". Irgendwie gelingt's mir dann doch, mich so auf dem Pfad zu setzten, dass ich mehrheitlich denselbigen im Blickfeld habe. Die Bilder mit der Kamera schiesse ich "lomographisch" aus der Hüfte. Nun noch ein "Geheimtipp", der nicht im Behelf steht: Gummibärchen.
So gestärkt und beruhigt ziehe ich erst die Microspikes, dann die Bauarbeiterhandschuhe an und stürze mich in die Tiefe, natürlich nicht ohne dabei erst die Kette und danach das Seil mit beiden Händen gut zu umklammern. Das Band ist recht schuttig, rutschig und im Aufstieg wohl wesentlich angenehmer zu begehen. Unten gilt es dann, sich (an dem an einem Ende freihängenden Stahlseil) um einen Felsen herumzubalancieren.
In der Mitte des Einschnitts gibts's ein kurzes Verschnauf- und Fotopäuschen, bevor es an den Austieg geht. Hier gilt es, sich erst (mit Hilfe des Seils) um einen Fels herumzuarbeiten, bevor man vor einer gut 1.5m hohen Stufe steht, die es, ohne allzuviele Trittmöglichkeiten, zu überwinden gilt. Solange das Seil hält, kann ich mich zum Glück auch mit roher Kraft hochstemmen. Oben eine weitere, etwas niederigere Stufe, auf welche ich mich erst bis zum Bauch, dann ganz hochhieve. Damit sind die technischen Schwierigkeiten überwunden und es gilt nur noch mit der nötigen Trittsicherheit den weiterhin recht exponierten Übergang zu beenden.
Anscheinend bestehen weiterhin Bestrebungen der Touri-Verbände, die, hier einst illegal erbaute, Brücke wieder zu installieren. Zum Glück befindet sich die Stelle jedoch mitten in einem eidgenössischen Naturschutzgebiet, wodurch es für mountain-wilderness oder die Umweltverbände ein leichtes ist, dieses unnötige Vorhaben abzuklemmen.
Obwohl ich hier eigentlich geplant hatte, den Weg östlich um dem Schluchberg herum zu nehmen, finde ich ihn nirgends und steige so eben dem Grat entlang hinauf. Alles ist mit Schafkacke bedeckt. Was die Schlüsselstelle angeht, so habe ich mich wohl zu früh gefreut, denn nun gilt es eine abwärts geneigte Traverse in feinschuttigem Schiefer auf einem leicht nach aussen geneigten Band zu bewältigen. Placiert man seinen Körperschwerpunkt ein wenig zu sehr zum Berg hin rutschen die Schuhe weg. Auch hier sind die Microspikes gold wert.
Beim Schingrat trifft man wieder auf den offiziellen Wanderweg, der sich auf einem mit viel Mühe aus dem lockeren Schutt herausgearbeiteten Weg unter den Felsabbrüchen hindurch windet.
Auf dem Gräfimattstand Pt. 2050 mache ich dann meine erste lange Rast und geniesse das phänomenale Panorama. Das schwierigste am Weiterweg um den Gräfimattnollen herum zum Vorder Rossboden Pt. 1897 ist der mit knietiefen Kuhtritten übersähte Boden.
Vor dem Austieg zum Arvigrat hat's zum Glück ein Kuhgatter, sodass sich die technischen Schwierigkeiten beim Weiterweg auf das Überwinden einiger kleiner Felsstufen beschränkt. Bezüglich Höhenschwindel gibt's bei Pt. 2014 nochmals eine kurze, vielleicht 50m lange Passage, wo sich das Auge nicht an nahen, feststehenden, kontrastreichen Gegenständen "festhalten" kann. Ich konzentriere mich ein wenig verstärkt auf den Weg und schon ist die Stelle überwunden. Danach verbreitert sich der Grat und der Weg führt nach links in coupiertes Gelände. Erst auf auf ca. 1900m gelangt er wieder auf den nun mit Tännchen und Büschen bewachsenen Grat.
Viel anstrengender als es auf der Karte den Eindruck macht, verläuft der Weg nun über teilweise mächtige Tritte durch einen urwaldwähnlichen sehr steilen Wald bis ich bei Pt. 1567 in ein paar Zickzack zum Dürrenboden absteige. Ab hier dann wieder Hartbelag und Asphalt bis Wirzweli Pt. 1221. Das Luftseilbähnlein und ein Büsslein bringen mich nach Dallenwil, wo es mir gerade noch reicht in der Bäckerei einen feinen Huis-Lebkuchen zu kaufen, bevor mich der 17:29 Zug nach Luzern bringt ... wo es (ausnahmsweise) auf den total überfüllten 17:54 nach Basel reicht. Knapp vor 8 Uhr bin ich wieder zu Hause.
Fazit:
Aufgrund der Schlüsselstellen würde ich die Tour in entgegengesetzer Richtung empfehlen. Auch der Grat vom Ächerli zum Arvigrat dürfte im Aufstieg zwar anstrengender aber wesentlich angenehmer zu begehen sein als im Abstieg, bei dem man andauern darauf achten muss, wo man hintritt, um nicht an irgendwelchen Wurzeln hängen zu bleiben und einen ungewollten Kopfsprung zu vollführen.
Was den Höhenschwindel angeht, so weist die Tour durchaus ein, zwei Stellen auf, an denen man die Theorie in die Praxis umsetzen kann.
NB:
Auf der ganzen Tour traf ich genau einen (1) Wanderer der mir auf dem Chrüzbödmer entgegenkam. Während unserer kurzen Konversation über das woher/wohin äugte er, beim Erwähnen der mir noch bevorstehenden Kletterstellen beim Wagenleis, mehrere Male ungläubig auf meine Wanderschuhe und den filigranen Trekkingstock. Er kannte wohl auch die SAC-Wanderskala: "T4: Anforderungen: Stabile Trekkingschuhe."
- nicht zu weit von Basel
- anspruchsvoll
- Höhenangst - Konfrontationstherapie
- die unvergleichliche hikr Datenbank
und heraus kam die Besteigung des Widderfeldstocks durch den Chrachen. Danach noch ein wenig der Stanserhornkette entlang und irgendwo absteigen. Aber dann kam alles anders.
Um 5 Uhr klingelt der Wecker. Um 06:04 fährt der Zug. Um 08:10 bin ich in Melchtal. Post. Die Beiz hat zu, somit gibts eben keinen Kaffee. Auf dem Wegweiser steht "Widderfeld 4 Std. 45 Min.". Uiuiui ... wenn die Chrachen sich im Abstieg als zu schwierig erweisen würden, müsste ich alles wieder zurück. Also kommt Plan B zum Zuge, den ich eben gerade erfunden habe: Direkt zum Storegg und den Widderfeldstock ein ander Mal als separate Tour machen.
Der Aufstieg verläuft meist auf Hartbelag oder gar Asphalt, was ich in dem Moment für einmal gar nicht als so übel empfinde, denn meine Knochen sind noch nicht auf Touren und die gemächliche Steigung kommt mir sehr entgegen. Auf der Denalp Pt. 1667 kaufe ich noch einen Bratkäse (1055g) und ein Stück Alpkäse (750g) für zusammen Fr. 31.--!!! denn mein ultraleichter Rucksack hat ja noch Kapazitäten. Hier sollte man auch unbedingt seine Wasserreserven ausfüllen, denn danach hat's keins mehr bis Wirzweli. 2 Liter haben mir knapp gereicht.
In ein paar Schritten bin ich auf der Storegg Pt. 1742. Achtung: Hier ist der Weg auf der LK 1:25k falsch eingezeichnet, denn er verläuft nicht westlich unterhalb der Ruine hindurch, sondern östlich oberhalb und schlägt erst danach einen Haken nach Westen. Zur Sicherheit ist er aber stellenweise mit roter Farbe markiert. Um das Storegghorn traversiert der ca. fussbreite Pfad u.a. abschüssige, erdige mit wadenhohem Gras bewachsene Steilhänge und erfordert eine gute Trittsicherheit.
Der Aufstieg zum Chrüzbödmer Pt. 2024 ist, wenn auch anstrengend, wieder Vergnügen pur, im obersten Teil zusätzlich versüsst durch all die reifen Heidelbeeren. Das leicht coupierte Plateau lädt zum verweilen ein, wären da nicht die Uhr im Hinterkopf und das Wissen, dass die Schlüsselstelle(n) erst noch kommen. Die technisch einfache Traverse unterhalb des Schluchigrat stellt, durch ihren talseitige Offenheit, einige Anforderungen an das Beherrschen des Höhenschwindels. Ein konzentrierter Blick auf den Weg verschafft die nötige Abhilfe.
Am Ende der Traverse genügt ein kurzer Blick um die Ecke zur/zum Wagenleis Pt. 2055 hinunter, dass Puls und Blutdruck merklich ansteigen. Gemäss Empfehlungen setzte ich mich erst mal hin, was gar nicht so einfach ist, denn
- "Wenn Sie hinunter sehen, achten Sie darauf, dass sich nahe feststehende kontrastreiche Gegenstände in Ihrem seitlichen Blickfeld befinden. Die Stabilisierung der Lage erfolgt über die Peripherie der Netzhaut des Auges. Also nicht über die zentrale Netzhaut, mit der Gegenstände erkannt oder verfolgt werden."
da hat's nirgendwo "nahe, feststehende, kontrastreiche Gegenstände". Irgendwie gelingt's mir dann doch, mich so auf dem Pfad zu setzten, dass ich mehrheitlich denselbigen im Blickfeld habe. Die Bilder mit der Kamera schiesse ich "lomographisch" aus der Hüfte. Nun noch ein "Geheimtipp", der nicht im Behelf steht: Gummibärchen.
So gestärkt und beruhigt ziehe ich erst die Microspikes, dann die Bauarbeiterhandschuhe an und stürze mich in die Tiefe, natürlich nicht ohne dabei erst die Kette und danach das Seil mit beiden Händen gut zu umklammern. Das Band ist recht schuttig, rutschig und im Aufstieg wohl wesentlich angenehmer zu begehen. Unten gilt es dann, sich (an dem an einem Ende freihängenden Stahlseil) um einen Felsen herumzubalancieren.
In der Mitte des Einschnitts gibts's ein kurzes Verschnauf- und Fotopäuschen, bevor es an den Austieg geht. Hier gilt es, sich erst (mit Hilfe des Seils) um einen Fels herumzuarbeiten, bevor man vor einer gut 1.5m hohen Stufe steht, die es, ohne allzuviele Trittmöglichkeiten, zu überwinden gilt. Solange das Seil hält, kann ich mich zum Glück auch mit roher Kraft hochstemmen. Oben eine weitere, etwas niederigere Stufe, auf welche ich mich erst bis zum Bauch, dann ganz hochhieve. Damit sind die technischen Schwierigkeiten überwunden und es gilt nur noch mit der nötigen Trittsicherheit den weiterhin recht exponierten Übergang zu beenden.
Anscheinend bestehen weiterhin Bestrebungen der Touri-Verbände, die, hier einst illegal erbaute, Brücke wieder zu installieren. Zum Glück befindet sich die Stelle jedoch mitten in einem eidgenössischen Naturschutzgebiet, wodurch es für mountain-wilderness oder die Umweltverbände ein leichtes ist, dieses unnötige Vorhaben abzuklemmen.
Obwohl ich hier eigentlich geplant hatte, den Weg östlich um dem Schluchberg herum zu nehmen, finde ich ihn nirgends und steige so eben dem Grat entlang hinauf. Alles ist mit Schafkacke bedeckt. Was die Schlüsselstelle angeht, so habe ich mich wohl zu früh gefreut, denn nun gilt es eine abwärts geneigte Traverse in feinschuttigem Schiefer auf einem leicht nach aussen geneigten Band zu bewältigen. Placiert man seinen Körperschwerpunkt ein wenig zu sehr zum Berg hin rutschen die Schuhe weg. Auch hier sind die Microspikes gold wert.
Beim Schingrat trifft man wieder auf den offiziellen Wanderweg, der sich auf einem mit viel Mühe aus dem lockeren Schutt herausgearbeiteten Weg unter den Felsabbrüchen hindurch windet.
Auf dem Gräfimattstand Pt. 2050 mache ich dann meine erste lange Rast und geniesse das phänomenale Panorama. Das schwierigste am Weiterweg um den Gräfimattnollen herum zum Vorder Rossboden Pt. 1897 ist der mit knietiefen Kuhtritten übersähte Boden.
Vor dem Austieg zum Arvigrat hat's zum Glück ein Kuhgatter, sodass sich die technischen Schwierigkeiten beim Weiterweg auf das Überwinden einiger kleiner Felsstufen beschränkt. Bezüglich Höhenschwindel gibt's bei Pt. 2014 nochmals eine kurze, vielleicht 50m lange Passage, wo sich das Auge nicht an nahen, feststehenden, kontrastreichen Gegenständen "festhalten" kann. Ich konzentriere mich ein wenig verstärkt auf den Weg und schon ist die Stelle überwunden. Danach verbreitert sich der Grat und der Weg führt nach links in coupiertes Gelände. Erst auf auf ca. 1900m gelangt er wieder auf den nun mit Tännchen und Büschen bewachsenen Grat.
Viel anstrengender als es auf der Karte den Eindruck macht, verläuft der Weg nun über teilweise mächtige Tritte durch einen urwaldwähnlichen sehr steilen Wald bis ich bei Pt. 1567 in ein paar Zickzack zum Dürrenboden absteige. Ab hier dann wieder Hartbelag und Asphalt bis Wirzweli Pt. 1221. Das Luftseilbähnlein und ein Büsslein bringen mich nach Dallenwil, wo es mir gerade noch reicht in der Bäckerei einen feinen Huis-Lebkuchen zu kaufen, bevor mich der 17:29 Zug nach Luzern bringt ... wo es (ausnahmsweise) auf den total überfüllten 17:54 nach Basel reicht. Knapp vor 8 Uhr bin ich wieder zu Hause.
Fazit:
Aufgrund der Schlüsselstellen würde ich die Tour in entgegengesetzer Richtung empfehlen. Auch der Grat vom Ächerli zum Arvigrat dürfte im Aufstieg zwar anstrengender aber wesentlich angenehmer zu begehen sein als im Abstieg, bei dem man andauern darauf achten muss, wo man hintritt, um nicht an irgendwelchen Wurzeln hängen zu bleiben und einen ungewollten Kopfsprung zu vollführen.
Was den Höhenschwindel angeht, so weist die Tour durchaus ein, zwei Stellen auf, an denen man die Theorie in die Praxis umsetzen kann.
NB:
Auf der ganzen Tour traf ich genau einen (1) Wanderer der mir auf dem Chrüzbödmer entgegenkam. Während unserer kurzen Konversation über das woher/wohin äugte er, beim Erwähnen der mir noch bevorstehenden Kletterstellen beim Wagenleis, mehrere Male ungläubig auf meine Wanderschuhe und den filigranen Trekkingstock. Er kannte wohl auch die SAC-Wanderskala: "T4: Anforderungen: Stabile Trekkingschuhe."
Tourengänger:
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