Holzbrettli anstatt Silberplatten
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Howdy!
Gleich voraus: diese Wanderung war in Sachen Tourenziel eine Niederlage. Was blieb, waren Fleisskilometer, Sonnenstunden und eine kleine, aber feine Verköstigung auf der Tierwis. Was ich der Wanderung zugute halten muss, ist die relative Ruhe an einem schönen Samstag angesichts der Massen, die sich auf der östlichen Seite des Alpsteins herumgetummelt haben müssen. Der Weg von Tierwis in Richtung Säntis glich leicht überzeichnet jedenfalls einer wartenden Menschenkolonne, die sich im Europapark vor der neusten Attraktionen bildet.
Nennen wir das Versäumnis gleich beim Namen: Wasserreserven!
Weiss ich, dass ich - notorischer Nichtfrühstücker - am Morgen eine Kleinigkeit knabbern sollte? Ja.
Weiss ich, dass es ein heisser Tag wird, dass meine geplante Wanderung praktisch durchwegs in einem Südhang verläuft und dass ich entsprechend viel Wasser brauchen werde? Man würde es denken.
2 Liter Wasser habe ich eingepackt ...dachte ich. Nach 5min Autofahrt klingelt mein Telefon. Meine Frau. Du hast die blaue Wasserflasche zuhause vergessen. Kurz rechnen: 2 - 1 = 1 Liter. Hm, was mache ich? lediglich 10 min Zeitaufwand, also umkehren und das Ding holen; würde man denken. Achwas, geht schon. Wenn mich die Zweifel packen, kann ich ja bei einer Autobahnraststätte noch was dazukaufen. Mit der Mischung aus Überheblichkeit (ich bin eine Wüstenpflanze, ich brauch nicht viel Wasser) und Vergesslichkeit (wer denkt noch an die Wasserreserven, wenn er voller Wandervorfreude mit der im Auto abgespielten Countrymusik mitsingt?) bin ich aber gedankenversunken nach Süden gedonnert und erlangte mein volles Bewusstsein erst in Unterwasser wieder. Da ist es wieder, das Wort Wasser. Dieses herrlich frische, Leben spendende Element. Diesel des Wanderers.
Wanderroute:
Laui bis Trosen auf Fahrsträsschen: T1
Trosen - Schrenit - Lauchwis - Stosssattel: T2
Stosssattel - Tierwis: T3 (v.a. Blockgelände)
Tierwis - Chlingen: T3- (Karrenfelder)
Chlingen - Pt. 1462: T2
Pt. 1462 - Thurwis - Laui: T1
Zeit: brutto ca. 8h, netto ca. 6h
Wasserbericht:
Um 07:15 bin ich ab Laui losmarschiert. Die Temperatur liegt mit knapp unter 20 Grad noch im angenehmen Bereicht. Bald schon aber hat mich die Sonne und das kurze bewaldete Teilstück zwischen Trosen und Schrenit bietet nur kurz Schutz. Bei Schrenit gibt's eine Verschnaufpause (nicht die erste heute), aber die Wasserflasche bleibt noch zu. Nach weiteren anstrengenden Höhenmetern erreiche ich den Lauchwis Sattel und lasse mich etwas oberhalb für eine Pause nieder. Ein Balisto und rund 2.5dl Wasser tun Körper und Seele gut, stillt aber nicht im Ansatz meinen Durst. Weiter geht's zum Stosssattel. Ich denke mir, über 80% der Höhenmeter hast du geschafft, die nächsten 2.5dl wären jetzt kein Luxus. Gluck, gluck, gluck. Da ist schnell verdrängt, dass die Temperatur weiter ansteigt und in dieser Hitze auch Querungen oder Abstiege Durst machen. Etwas unterhalb der "Abzweigung" in Richtung Silberplatten lege ich wieder eine richtige Pause ein. Wieder ein Balisto und mit drei vorsichtigen Schlücken sind wieder 2.5dl verschwunden. Das Ziel, es auf die Silberplatten zu schaffen, erfährt hier einen Realitäts-Check, der unter der 50%-Grenze ausfällt. Zwar ich habe schon andere Motivationstiefs überwunden, indem ich einfach einen Fuss vor den anderen gesetzt habe... aber in diesem Fall fehlt einfach der entscheidende Liter Wasser. Ich wandere weiter, nehme die Abzweigung zur Silberplatten und schätze die Situation auf dem kleinen "Gras-Vorgipfeli" ein. Die 2.5dl, die ich noch habe reichen nicht aus, um mich in meinem durstigen Zustand hoch- und anschliessend rüber zur Tierwis zu tragen; nicht ohne das Risiko, irgendwo unterwegs dehydriert am Wegrand liegen zu bleiben.
Schweren Herzens mache ich mich auf zur Tierwis, wo ich dann ordentlich was bestelle:
5dl Apfelschorle, 5dl Orangina, 1.5L Wasser (wovon ich dann 1L als Proviant mitnehme). Dazu schnabuliere ich einen Salsiz mit Brot. Hin und wieder schaue ich aus dem Fenster und erkenne dort plötzlich
tricky. Wir wechseln noch kurz ein paar Worte bevor er sich nach drei Tagen Alpstein auf den Weg zur Schwägalp und zum Postauto macht.
Meine Rückkehr nach Laui verläuft mit einem gelegentlichen Schluck aus der Wasserflasche angenehm. Nach der Stärkung in der Tierwis hätten Kraft und Motivation eigentlich für eine Verlängerung via Säntis und Rotsteinpass gereicht. Aber mal abgesehen von der Rückfahrt wartet zuhause vor dem Abendessen auch noch eine Stunde Rasenmähen auf mich. Und nach dem verpatzten Tourenziel will ich nicht auch noch den Haussegen gefährden. ;-)
Naja, hin und wieder braucht man einen Denkzettel verpasst. You live and learn. Auch wenn man's vorher eigentlich besser gewusst hätte.
Cheers,
countryboy
Gleich voraus: diese Wanderung war in Sachen Tourenziel eine Niederlage. Was blieb, waren Fleisskilometer, Sonnenstunden und eine kleine, aber feine Verköstigung auf der Tierwis. Was ich der Wanderung zugute halten muss, ist die relative Ruhe an einem schönen Samstag angesichts der Massen, die sich auf der östlichen Seite des Alpsteins herumgetummelt haben müssen. Der Weg von Tierwis in Richtung Säntis glich leicht überzeichnet jedenfalls einer wartenden Menschenkolonne, die sich im Europapark vor der neusten Attraktionen bildet.
Nennen wir das Versäumnis gleich beim Namen: Wasserreserven!
Weiss ich, dass ich - notorischer Nichtfrühstücker - am Morgen eine Kleinigkeit knabbern sollte? Ja.
Weiss ich, dass es ein heisser Tag wird, dass meine geplante Wanderung praktisch durchwegs in einem Südhang verläuft und dass ich entsprechend viel Wasser brauchen werde? Man würde es denken.
2 Liter Wasser habe ich eingepackt ...dachte ich. Nach 5min Autofahrt klingelt mein Telefon. Meine Frau. Du hast die blaue Wasserflasche zuhause vergessen. Kurz rechnen: 2 - 1 = 1 Liter. Hm, was mache ich? lediglich 10 min Zeitaufwand, also umkehren und das Ding holen; würde man denken. Achwas, geht schon. Wenn mich die Zweifel packen, kann ich ja bei einer Autobahnraststätte noch was dazukaufen. Mit der Mischung aus Überheblichkeit (ich bin eine Wüstenpflanze, ich brauch nicht viel Wasser) und Vergesslichkeit (wer denkt noch an die Wasserreserven, wenn er voller Wandervorfreude mit der im Auto abgespielten Countrymusik mitsingt?) bin ich aber gedankenversunken nach Süden gedonnert und erlangte mein volles Bewusstsein erst in Unterwasser wieder. Da ist es wieder, das Wort Wasser. Dieses herrlich frische, Leben spendende Element. Diesel des Wanderers.
Wanderroute:
Laui bis Trosen auf Fahrsträsschen: T1
Trosen - Schrenit - Lauchwis - Stosssattel: T2
Stosssattel - Tierwis: T3 (v.a. Blockgelände)
Tierwis - Chlingen: T3- (Karrenfelder)
Chlingen - Pt. 1462: T2
Pt. 1462 - Thurwis - Laui: T1
Zeit: brutto ca. 8h, netto ca. 6h
Wasserbericht:
Um 07:15 bin ich ab Laui losmarschiert. Die Temperatur liegt mit knapp unter 20 Grad noch im angenehmen Bereicht. Bald schon aber hat mich die Sonne und das kurze bewaldete Teilstück zwischen Trosen und Schrenit bietet nur kurz Schutz. Bei Schrenit gibt's eine Verschnaufpause (nicht die erste heute), aber die Wasserflasche bleibt noch zu. Nach weiteren anstrengenden Höhenmetern erreiche ich den Lauchwis Sattel und lasse mich etwas oberhalb für eine Pause nieder. Ein Balisto und rund 2.5dl Wasser tun Körper und Seele gut, stillt aber nicht im Ansatz meinen Durst. Weiter geht's zum Stosssattel. Ich denke mir, über 80% der Höhenmeter hast du geschafft, die nächsten 2.5dl wären jetzt kein Luxus. Gluck, gluck, gluck. Da ist schnell verdrängt, dass die Temperatur weiter ansteigt und in dieser Hitze auch Querungen oder Abstiege Durst machen. Etwas unterhalb der "Abzweigung" in Richtung Silberplatten lege ich wieder eine richtige Pause ein. Wieder ein Balisto und mit drei vorsichtigen Schlücken sind wieder 2.5dl verschwunden. Das Ziel, es auf die Silberplatten zu schaffen, erfährt hier einen Realitäts-Check, der unter der 50%-Grenze ausfällt. Zwar ich habe schon andere Motivationstiefs überwunden, indem ich einfach einen Fuss vor den anderen gesetzt habe... aber in diesem Fall fehlt einfach der entscheidende Liter Wasser. Ich wandere weiter, nehme die Abzweigung zur Silberplatten und schätze die Situation auf dem kleinen "Gras-Vorgipfeli" ein. Die 2.5dl, die ich noch habe reichen nicht aus, um mich in meinem durstigen Zustand hoch- und anschliessend rüber zur Tierwis zu tragen; nicht ohne das Risiko, irgendwo unterwegs dehydriert am Wegrand liegen zu bleiben.
Schweren Herzens mache ich mich auf zur Tierwis, wo ich dann ordentlich was bestelle:
5dl Apfelschorle, 5dl Orangina, 1.5L Wasser (wovon ich dann 1L als Proviant mitnehme). Dazu schnabuliere ich einen Salsiz mit Brot. Hin und wieder schaue ich aus dem Fenster und erkenne dort plötzlich

Meine Rückkehr nach Laui verläuft mit einem gelegentlichen Schluck aus der Wasserflasche angenehm. Nach der Stärkung in der Tierwis hätten Kraft und Motivation eigentlich für eine Verlängerung via Säntis und Rotsteinpass gereicht. Aber mal abgesehen von der Rückfahrt wartet zuhause vor dem Abendessen auch noch eine Stunde Rasenmähen auf mich. Und nach dem verpatzten Tourenziel will ich nicht auch noch den Haussegen gefährden. ;-)
Naja, hin und wieder braucht man einen Denkzettel verpasst. You live and learn. Auch wenn man's vorher eigentlich besser gewusst hätte.
Cheers,
countryboy
Tourengänger:
countryboy

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