Alpstein – Marbless Marwees Markierung


Publiziert von Seeger , 5. Juli 2014 um 11:43.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 3 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   Alpstein 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 1611 m
Abstieg: 1611 m
Strecke:19.5 km: 1. Tag: Pfannenstil 945m – Gasthaus Plattenbödeli 1279 – Stiefel Pt. 1410 (Depot der Farben) – Clubheim Fälensee 1527m. 2. Tag: Clubheim Fälensee 1527m – Stiefel Pt. 1410 – Widderalp 1644m – Widderalpsattel 1856m – Marwees Pt. 1993 – gleicher Weg retour zum Clubheim Fälensee. 3. Tag: Clubheim Fälensee - Pfannenstil
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto: Appenzell – Brülisau – Pfannenstil (Parkplatz, Gebühr Fr. 3.- pro Tag). Ö.V.: Postautoverbindung von Weissbad (Appenzellerbahnen).
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Einkehr und Übernachtungsmöglichkeiten: Plattenbödeli, Bollenwees, Widderalp, Clubheim Fälensee (für Sektionsmitglieder des SAC St. Gallen)
Kartennummer:swisstopo

Die SAC-Sektion St. Gallen hat sich vor Jahren verpflichtet, den T4-Weg über die Marwees blau/weiss zu markieren. Vor sieben Jahren ist Walter mit drei Kollegen dieser Aufgabe nachgekommen. Seine Markierungen haben sich gut gehalten. Da müsse man oberhalb des Widderalpsattels noch drei Pfähle setzen. In einem Weidegebiet. Das kann ja heiter werden! Ich überlegte, wie ich die zwei Farbbüchsen und die Pinsel in ein Tragkästchen unterbringen könnte. Mit 20x20cm Grundfläche entstand dann das Ding in meiner „Boutique“(Chlötteri-Werkstatt).  Die Farben und Pinsel wurden vom Wegmeister AI zur Verfügung gestellt, die zwei kleinen Behälter für die Pinsel entstanden aus ½ kg-Kompott-Büchsen, welche ich als Proviant mitnahm.
Mit unübersehbarem Stolz trug ich – das Tragkästchen aufgebunden – den schweren Rucksack vom Pfannenstil 945m durchs Brüeltobel zum Gasthaus Plattenbödeli 1279. Dort legte ich eine Plauder- und Verschnaufpause ein. Die Sämtiseralp hinein ging‘s glücklicherweise einigermassen horizontal. Dann folgte der steile Aufstieg zum Stiefel Pt. 1410 (Depot der Farben), wo nach rechts der Weg zum Widderalpsattel abzweigt, und weiter zum Clubheim Fälensee 1527m.
Abendessen, Übernachten und Erholen vom ungewohnten Tragen.
Bei wunderschönem Wetter startete ich am  2. Tag: im Clubheim Fälensee 1527m. ging im Stiefel Pt. 1410 die Farbe holen und stapfte zur Widderalp 1644m, wo ich herzlich empfangen wurde. Nach dem Kafi-Schnaps ging‘s beschwingt an Sauen, Geissen und Kühen vorbei auf den Widderalpsattel 1856m. Erstaunt stellte ich fest, dass kein Wegweiser Richtung Marwees zeigt. Vorsichtsmassnahme, um sich vor ungeübten Berggängern zu schützen?
Nach etwa 100m Richtung NW erschienen rechts des Weges an einem Felsbrocken die ersten Zeichen. Mein Mal-Set kam das erste Mal in Einsatz.
Und so „hüpfte“ ich von Markierung zu Markierung und malte Sie nach.
Berggänger reagierten unterschiedlich: „Was suchst Du hier? Machst Du das offiziell? Lass die Eisenröhren doch im Boden. Ist das nötig-ich finde auch so den Weg?“ die morgendlichen Schnöder (War ein echter Aufsteller, glaub mir.  Herr vergib Ihnen) bis „Toll, dass Sie das machen. Da vorne wäre eine gute Möglichkeit“.
Ich frug mich, ob mein Auftrag überhaupt geschätzt wird und stöberte in meiner kindlichen Fantasie, mich aufzuheitern:
Es gibt Rotmaler, es gibt Blaumaler und es gibt Weissmaler. Das ist ja logisch. Normalerweise ist ja immer ein Trupp unterwegs und arbeitet in Staffeln. Und dann gibt es die „Schwarzmaler“, welche immer alles ganz schwarzsehen. “Hier muss man UNBEDINGT noch eine Markierung malen – da könnte sich ja jemand verlaufen!“ Das Resultat sind dann die allzu vielen unsinnigen Wegzeichen an einem 2m breiten Weg mit null Abzweigungen. Hahahaha….
Ich zog auf der breiten und wenig steilen Südflanke an Schafen vorbei, welche mich genauestens beobachteten. Offensichtlich war ich etwas Suspektes. Das Weiss ging ja noch – aber das Blau! Da sehen die Schafe Rot. Sie liessen es beim Blöken bewenden.
So kam ich an den ersten Plattenaufstieg und malte – kletterte – malte. Das Tragkästchen hatte seine Tücken. Im T4-Gelände musste ich nach geeigneten Abstellflächen suchen und ich konnte als absoluter Stockgänger mich nicht auf letztere verlassen.
So erreichte ich vorsichtig  Höhe Marwees Pt. 1993. Ich genoss den Tiefblick an der Nadel vorbei zu Gloggeren und Sämtisersee. Noch ein paar Markierungen entlang des Grätchens, bevor der Weg über diesen hinaus in die Nordflanke wechselt.
Und schwupp! Ich glitt aus, überrollte mich und landete – das Malset mit der linken Hand immer noch fest umschlossen – drei Meter weiter unten. Diese Sauerei! Mit Steinen und Grasbüschel versuchte ich die „Unfallstelle“ einigermassen zu reinigen.
Nach einigen weiteren Markierungen kehrte ich um. Gleicher Weg retour zum Clubheim Fälensee.
Blau herrschte vor. Brille, Hände, Gesicht. Auf der Widderalp genoss ich einen „Saft“. Damit ich das Glas halten konnte, gab mir der Alphirt Küchenpapier…….
Danach kehrte ich zum Depot zurück. Bis hierher war die Farbe an den Händen so weit angetrocknet, dass ich die letzten Büchsen einpacken konnte.
Im Clubheim zurückgekehrt malte ich mit der ausgelaufenen Farbe das Mal-Set-Kästchen an – blau Innen und die Seiten, weiss die Fronten. Ich entsorgte die Pinsel und reinigte mich mit mitgebrachtem Lösungsmittel.
Bis zum nächsten Morgen war alles wieder im grünen Bereich. Die Farbe getrocknet. Ich wieder flott.
So wartet mein hübsch bemaltes Kästchen auf den nächsten Einsatz.
Nur wird sich der Nächste fragen, weshalb auf diese Art und Weise so viel Farbe vergeudet wurde.
 
Es sei denn, er habe meinen Bericht gelesen…..
 
 
  

Tourengänger: Seeger


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Kommentare (14)


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basodino hat gesagt: Toller Einsatz ...
Gesendet am 5. Juli 2014 um 12:40
... und herrlicher Bericht. Aber wo sind die Bilder vom blau-weißen Seeger oder der Unfallstelle?

Hoffe, Du hast Dir nichts gemacht.

Weiter so ..

Gruß
Marcel

Seeger hat gesagt: RE:Toller Einsatz ...
Gesendet am 5. Juli 2014 um 13:09
Hallo Marcel
Im Stress ging das Fotografieren vergessen :-)
Und ich wollte ja nicht unbedingt eine blaue Kamera!
Ich muss schlimm ausgesehen haben. Ich merkte es erst, als Passanten mir Mitleid ausgesprochen haben.
Ich habe nur eine leichte Prellung am rechten Unterarm - vom Abrollen.
Danke für Deinen Kommentar.
Gruss
Andreas

bidi35 hat gesagt:
Gesendet am 5. Juli 2014 um 13:37
Ich wollte eigentlich das Gleiche fragen wie Marcel...wo sind die Fotos des weiss-blau-weissen Seeger??

Nein, Spass beiseite...eine ganz herrliche Schilderung einer nicht ganz gewöhnlichen Alpinwanderung...den Sturz hättest du aber beiseite lassen können...zum Rutschen gibt es Rutschbahnen!!!

Ich kenne die blöden Sprüche der Schwarzmaler zur Genüge (Fronarbeiten Blümlisalphüttenweg und Baltschiederklause). Man gewöhnt sich dran!!!

Liebi Grüess
Heinz

Seeger hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Juli 2014 um 13:48
Lieber Heinz
Bei den Frondienstlern ist es ja bekanntlich so:
Je grauer desto Frondienst.
Das gilt sicher für die Schweiz.
Danke für Deinen Kommentar.
Gruss vom gereinigten
Seeger

Mo6451 hat gesagt: blau, blau, blau blüht...
Gesendet am 5. Juli 2014 um 13:41
so macht "Malen" Spass. Hoffentlich sorgen die vielen blauen Flächen nicht für Irritationen. 3m abrutschen gehören nicht unbedingt zum markierten Weg.

Gut, dass du das mit Humor sehen und beschreiben kannst.

LG
Monika

Seeger hat gesagt: RE:blau, blau, blau blüht...
Gesendet am 5. Juli 2014 um 13:56
Liebe Monika
Ursprünglich wollte ich die Markierung am HIKR-Treffen als absolutes Highlight anbieten. "HIKR machen etwas für die Sicherheit!"
Doch Du weisst ja: das Wetter!
Rückblickend muss ich einsehen, dass es mit eine Gruppe HIKR's ohne Sturz gegangen wäre.
Die nächste Etappe machen wir sicher zu Zweit. So kann man das Malset einander zubieten.
Die verlorene Farbe hielt sich in Grenzen. Das meiste blieb im Kästchen unter den Büchsen (damit konnte ich das Kästchen malen). Das wenig Verschüttete habe ich so gut wie möglich "begraben" oder besser gesagt "verscharrt" (Ich hatte nichts zum Graben dabei. Wer denkt schon an so etwas).
Galgenhumor erleichtert die Problemlösung.
Gruss
Andreas

waltgallus hat gesagt: "ob mein Auftrag überhaupt geschätzt wird..."
Gesendet am 5. Juli 2014 um 14:09
Und ob, lieber Andreas! Ich danke daher nicht nur für den unterhaltsamen Bericht und schliesse mich damit meinen Vorrednern bzw. -schreibern an, sondern ganz besonders für deinen uneigennützigen Einsatz (nach der aufwändigen Grialetsch-Isolation), dessen Nutzniesser wir alle sind. Ich bin mir daher sicher, dass ich diesen Dank auch im Namen zahlreicher Clubmitglieder und anderer Berggänger (ja, die -innen sind auch gemeint) aussprechen darf.

Merci!

Wa

Seeger hat gesagt: RE:"ob mein Auftrag überhaupt geschätzt wird..."
Gesendet am 5. Juli 2014 um 18:14
Hallo Wa
Danke für den netten Kommentar.
Ich bin ja bei den meisten Arbeiten nicht allein. Da sind andere Frondienstler vielleicht noch geeigneter und tüchtiger. Und auch die Clubmitglieder mit ihrem Jahresbeitrag.
Gruss
Andreas

alpstein hat gesagt:
Gesendet am 5. Juli 2014 um 17:21
Meine Anerkennung für die von Dir geleistete Arbeit. Die Marwees war übrigens am 20.05.2002 unsere erste wbw markierte Tour im Alpstein, nachdem sie mir von einem Mitglied Deiner Sektion als Einsteigertour jenseits der rotmarkierten empfohlen wurde.

Grüße
Hanspeter

Seeger hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Juli 2014 um 18:16
Hallo Hanspeter
Danke für die lobenden Worte.
Interessant zu wissen, dass die ersten Markierungen noch in rot/weiss waren.
Jetzt kamen sie teilweise zum Vorschein.
Gruss
Andreas

Sherpa hat gesagt: heb Sorg
Gesendet am 5. Juli 2014 um 22:09
Danke für den spannenden Bericht, heb Sorg und Pass uf. Nöd das mer no Grafiti im Alpstein hend.
Gruss Sherpa

Seeger hat gesagt: RE:heb Sorg
Gesendet am 5. Juli 2014 um 22:31
Hallo Sherpa
Chönnsch emol go witermache? Fehlet nur d'Pinsel im Clubheim.
Anfange wöret mer i de Bogartelugge :-))
Gruess
Andreas

waltgallus hat gesagt: "zur Widderalp 1644m, wo ich herzlich empfangen wurde..."
Gesendet am 6. Juli 2014 um 21:02
...von meinem Lehrmeister, der mir vor über einem Vierteljahrhundert das Schreinerhandwerk beigebracht hat. Ich habe ihm sehr viel zu verdanken. Deine bessere Hälfte hat ihn übrigens vor einem halben Jahr auf dem Tanzboden kennen gelenrt. Lasse Markus herzlich grüssen, wenn du ihn jemals wieder triffst. Ich hoffe übrigens, diesen Sommer dein Werk zu begutachten ;.).

Gruss
Wa

Seeger hat gesagt: RE:"zur Widderalp 1644m, wo ich herzlich empfangen wurde..."
Gesendet am 7. Juli 2014 um 00:44
Hallo Wa
Und ich hoffe:
- den Gruss von Dir auszurichten
- Markus besuchen und ihm danken
- Den Weg (von der Bogartenlücke her) fertig zu
markieren
Gruss
Andreas


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