Bei starkem Sturm über die Marwees 2056 m


Publiziert von Ivo66 , 3. November 2018 um 20:19.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 3 November 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   Alpstein 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Strecke:Pfannenstil (Brülisau) - Plattenbödeli - Alp Sigel - Jägersteig - Alp Bogarten - Marwees P. 1991 m und P. 2056 m - Widderalpsattel - Widderalp - Sämtisersee - Plattenbödeli - Pfannenstil
Kartennummer:1:25'000 Säntis

In Graubünden herrscht tiefster Winter, doch dürften die Verhältnisse für Skitouren aufgrund der vergangenen Orkanstürme alles andere als optimal sein. Also fanden wir wieder mal einen Grund, dem Voralpen-Disneyland in der Ostschweiz einen Besuch abzustatten: Der Alpstein hat in den letzten Jahren aufgrund der immer grösser werdenden Menschenmassen viel von seinem Reiz eingebüsst; da wird mit Drohnen gefilmt und fotografiert, natürlich schöne Steinkulpturen werden mit dem Helikopter ausgeflogen und Gipfelbücher gestohlen. 

Jetzt aber, wo die prominentesten der unzähligen Bergrestaurants Saisonschluss haben, kann man sich durchaus wieder in dieses zu Randzeiten reizvolle Gebirge wagen. Es ist nicht gerade so, dass man nun - anfangs November - alleine unterwegs wäre. Immerhin: Heute waren nur noch etwa 20 - 30 mal so viele Menschen unterwegs wie z. B. während der Hochsaison im Oberhalbstein. Auch Einsamkeit ist relativ... Vermutlich waren dies alles Alpsteinliebhaber des Herzens, die wie wir dieses Gebirge in der Regel zwischen Mai und Oktober meiden. Störend war heute nur der Fluglärm - zeitweise im 5 Minuten-Takt schossen Hubschrauber und Kleinflugzeuge über unsere Köpfe. 

Es galt heute, so viel wie möglich an der Sonne unterwegs zu sein, denn die eiskalten Temperaturen wurden am Schatten durch den orkanartigen Sturm noch empfindlich verstärkt. Da war der sonnenexponierte Jägersteig gerade die richtige Wahl, den wir direkt von der Alp Sigel anpeilten.

Die bei normalen Verhältnissen wunderschöne Überschreitung der Marwees wurde dann fast zur Tortur: Der Sturm wehte auf der Gratschneide permanent mit gegen 100 km/h, so dass wir froh waren, in einem längeren Abschnitt in die schattige und etwas schneebedeckte Nordflanke queren zu können, wo der Wanderweg verläuft. An die direkte Überschreitung des zum Teil etwas luftigen Grats war unter diesen Umständen nicht zu denken.

Das Gipfelbuch auf dem Ostgipfel ist schon fast wieder gefüllt, obwohl es erst in diesem Jahr dort deponiert wurde. Auch die Marweesüberschreitung ist inzwischen während der Hochsaison ziemlich überlaufen. Anders sieht dies auf dem Hauptgipfel aus, der von den meisten Wanderern links (bzw. rechts) liegen gelassen wird, da der Weg nicht dort rüber führt. Das dortige Gipfelbuch erlitt das gleiche Schicksal wie zuvor meines; es fiel schon vor Monaten einem Diebstahl zum Opfer. Inzwischen wurde auch der Gipfelsteinmann auf dem einsamen, höchsten Punkt entfernt und zwar dergestalt, dass er sich nicht mehr aufbauen liesse. Die Steine wurden weiträumig weggetreten oder vielleicht auch mit dem Helikopter ausgeflogen... Was ist bloss aus dem Alpstein geworden?

Routenbeschreibung:

Pfannenstil - Alp Sigel - Einstieg Jägersteig (T2)
Dem steilen Fahrsträsschen entlang steigt man hinauf zum Bergrestaurant Plattenbödeli, wo die Route zur Alp Sigel nach rechts abzweigt. Auf gutem Bergweg erreicht man die Alphütten. In einer Art Höhenweg folgt man dem als alpine Route zur Marwees ausgeschilderten guten Pfad, bis zu einem Wegweiser (P. 1561 m)kurz vor der Alp Mans, wo sich der Einstieg in den Jägersteig befindet (nicht ausgeschildert).

Jägersteig bis Alp Bogarten (T5)
Siehe  u.a. hier. Nicht ganz einfach zu finden ist der erste Teil des Jägersteigs vom Bereich der Alp Mans aus: Beim Wegweiser (P. 1561 m) quert man leicht absteigend Richtung Bogartenfirst, wo man bald am kleinen Felsblock mit der roten Aufschrift "J.St." vorbeikommt. Zunächst hält man im Zweifelsfall stets etwas abwärts. Der Pfad wird in der Folge deutlicher und ist bald kaum mehr zu verfehlen. Ab und zu helfen rote Markierungen zur Orientierung.

Nach einer etwas ausgesetzten Querung führt der Pfad nahe von Felsen weiter und führt in der Folge steil rechts aufwärts.  Nach einer grösseren Lichtung, die man auf schmaler Spur durchquert, erreicht man wieder bewaldetes Gelände, wo auch einige einfache Kletterstellen, ab und zu auch ziemlich ausgesetzt, warten. 

Zuletzt geht es ziemlich gerade auf guter Spur und nun nicht mehr ausgesetzt bis unter die Hütten der Alp Bogarten, die man in der Folge weglos erreicht. 

Marweesüberschreitung über beide Gipfel bis zum Widderalpsattel (T4)
Man braucht nicht bis zur Bogartenlücke hochzusteigen, wenn man vom Jägersteig herkommt, sondern zweigt beim Wegweiser nach links ab und folgt nun den weiss-blau-weissen Markierungen. Bald geht es eine mässig steile Rinne hoch, die oft bis in den Juni hinein teilweise schneegefüllt sein und unter Umständen Probleme bereiten kann. Heute war sie selbstverständlich schneefrei, aber ziemlich feucht, was aber nicht hinderlich war.

Der Weiterweg bis zum Ostgipfel ist kaum zu verfehlen und gut markiert. Anschliessend folgt man weiterhin dem teilweise etwas ausgesetzten Steig, der aber nicht bis zum Hauptgipfel hinaufführt, sondern unten durchquert. Wir stiegen auf offensichtlicher Route weglos direkt über den gut begehbaren Grat weiter hoch bis zum Hauptgipfel.

Vom Hauptgipfel (P. 2056 m) steigt man beliebig über Rasen- und Schrofengelände ab, bis man wieder die weiss-blau-markierte Spur erreicht, welche zum Widderalpsattel führt.

Widderalpsattel - Pfannenstil (T2)
Auf dem markierten Bergweg im Abstieg bieten sich kaum Wegfindungsschwierigkeiten - die Route ist ausreichend markiert.

Tourengänger: Ivo66, Lena


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Kommentare (2)


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maenzgi hat gesagt: Schöne Touren...
Gesendet am 5. November 2018 um 13:07
...habt ihr am Wochenende wieder gemacht;)

Ich gratuliere euch ganz herzlich zu den Touren.

Momentan habe ich eher wenig Zeit, weshalb ich mich meist mit kurzem Klettern begnügte. So sind solche Berichte wie diejenigen von dir immer wieder schön um sich in die Berge zu Troimen.

Ich staunt vor 1,5 Wochen nicht schlecht, als ich selbst an einem Freitag über 40 Personen sah, antraf auf und um den Mutschen. Zum Glück trennt sich die Spreu aber schnell vom Weizen. So gibt es selbst im Alpstein noch viele Gipfel die wir relativ einsam geniessen können;)

Weiterhin schöne Touren

Gruss Manu

Ivo66 hat gesagt: RE:Schöne Touren...
Gesendet am 7. November 2018 um 19:17
Hoi Manu

Vielen Dank für Deine Worte. Klettern macht ja auch Spass;-).

Es scheint sich wirklich herum gesprochen zu haben, dass auch ausserhalb der Beizensaison der Alpstein einiges zu bieten hat... Es ist aber auf die andere Seite auch gut, dass sich viele Leute sportlich betätigen und man gehört ja selbst auch dazu...


Auch Dir noch schöne Touren, hoffentlich mit viel Zeit;-)

Viele Grüsse
Ivo


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