Große Klammspitze (1924 m) - zwei Tage am Klammspitzkamm
Langsam entsteigt die Sonne im Osten hinter dem Hörnle ihrem orange-roten Streifen und hüllt die beiden Klammspitzen in ein tiefes Rot. Unten im Tal schlafen die Menschen noch, auch auf den Höhen ist alles still. Der Wind pfeift kalt, aber die ersten Sonnenstrahlen künden bereits von der Wärme des beginnenden Tages. Minütlich ändern sich die Farbstimmungen, man hält gebannt den Atem an. Es ist Sommer am Klammspitzkamm!
Hier beschrieben ist eine aussichtsreiche Wanderung von Linderhof über den Klammspitzkamm vom Pürschling bis zum Feigenkopf. Damit die Tour nicht zu lang wird, ist sie als Zweitagestour mit Übernachtung auf der Brunnenkopfhütte vorgestellt. Auf diese Weise kommt man außerdem in den Genuss von Sonnenauf- und Sonnenuntergang auf dem nahen Brunnenkopf - ein Spektakel, das man sich nicht entgehen lassen sollte!
Die Tour startet am Parkplatz am Eingang zum Sägertal. Man folgt einer Schotterstraße und überquert die Linder auf einer Brücke. Auf der anderen Seite zweigt man rechts ab und folgt einem Forstweg zum Parkplatz von Schloss Linderhof, der vom Dreisäulerbach durchquert wird. Hier beginnt der Anstieg.
Auf der linken Seite des Bachs leitet ein Fahrweg bergan. Bei der folgenden Abzweigung nimmt man den rechten Weg und verlässt ihn bald nach rechts auf einem Steig ("Pürschling"). Dieser führt - ohne merklich an Höhe zu gewinnen - oberhalb des Schlossgeländes am Zaun entlang. Nach dem Queren eines Fahrwegs wird es steiler. Bald wird ein zweiter Fahrweg überquert und der Steig zieht in vielen Kehren den steilen Südhang nach oben, vorbei an interessanten Felsgebilden und einige steile Bachgräben querend. Ein sehr kurzweiliger Anstieg! Man trifft schließlich auf den querlaufenden Maximiliansweg, dem man nach rechts - in etwa die Höhe haltend - bis zum August-Schuster-Haus ("Pürschlinghaus") folgt.
Der Abstecher zum ersten Gipfel der Tour ist kaum der Rede wert: auf der Versorgungsstraße geht's ein Stück bergab bis kurz vor einer Linkskurve, wo Trittspuren nach rechts durch die Grasflanke nach oben zum Gipfelaufbau des Pürschlings leiten. Hier aufwärts, durch eine kleine Rinne und einen Meter durch Fels hinauf zum schönen Gipfelchen, das aussichtsreich über dem Graswangtal (Lindertal) thront.
Weiter geht's zum Teufelstättkopf! Wieder hinauf zum August-Schuster-Haus und weiter auf deutlichem Weg den Wiesenhang aufwärts. Auf einem schwach ausgeprägten Rücken und durch eine Mulde gelangt man zur Verzweigung kurz unter dem Gipfelaufbau des Teufelstättkopfs. Hier rechts und direkt auf den Gipfel zu. Versicherungen leiten in wenigen Minuten über eine Rinne nach oben. Hier hat man einen besonders schönen Zugspitzblick und der Weiterweg in Richtung Brunnenkopfhütte lässt sich gut überblicken.
Auf dem Anstiegsweg geht's zurück zur Verzweigung. Dort folgt man dem Steig nach Westen und wandert auf das steil abbrechende Laubeneck zu. Der Steig leitet nach rechts in die Nordflanke hinunter, quert den Abbruch auf einem Band und führt auf der Nordseite des Laubenecks weiter nach Westen. Wer das Laubeneck nicht besuchen möchte, der folgt einfach dem Weg weiter, viel schöner ist es aber, auf einem deutlichen, aber nicht bezeichneten Steig durch die Latschen hinauf zum schönen, relativ ruhigen Gipfel zu steigen - ein hübscher Rundumblick lohnt die Mühe allemal! Hinunter folgt man dann einfach dem Kamm nach Westen, bis er wieder auf den Steig trifft.
Man folgt dem Wanderweg zum Gipfelaufbau des Hennenkopfs. Wer einen weglosen Anstieg scheut, kann den Gipfel halb umrunden und auf dem hier beschriebenen Abstiegsweg aufsteigen, der Rest zweigt davor völlig weglos rechts ab, quert eine Schuttzunge und erreicht bald eine Wiese, von der aus eine schmale Gasse durch Latschengestrüpp nach oben führt. Im oberen Bereich muss man unproblematisch unter einigen großen Latschenästen durchkriechen und bald darauf rückt das Gipfelkreuz in Sichtweite. Mit dem Hennenkopf ist der höchste Gipfel des ersten Tags erreicht. Er bietet einen schönen Überblick über das bereits Erreichte und Einblick in das noch zu bewältigende Tagespensum bis zur Brunnenkopfhütte, auch die Klammspitzen zeigen sich schön.
Auf markiertem Steig geht's ein kurzes Stück nach Norden hinunter, dann nach links zu einem kleinen Trümmerkessel hinüber. In Kammnähe leitet der Steig nach Westen weiter, bis er nach links die Flanke zum Hauptweg hinunter führt. Dieser leitet in den Wald hinein und quert den Dreisäulerkopf auf dessen Südseite in einigem Auf und Ab. Bald darauf wird der Versorgungsweg der Brunnenkopfhütte erreicht, dem man "schnell und unbürokratisch" bis zur Hütte folgt - die Brotzeit dort hat man sich dann redlich verdient. Die Hütte ist klein und gemütlich, für eine Übernachtung durchaus empfehlenswert.
Zum Sonnenaufgang (und zum Sonnenuntergang ebenso) lohnt ein Besuch des nahen Brunnenkopfs. Von der Hütte geht's auf gutem Steig nach oben zum Gipfelaufbau und die letzten Meter am Drahtseil ein wenig ausgesetzt zum Kreuz. Hier fesseln die beiden Klammspitzen das Auge des Betrachters - vor allem am frühen Morgen, wenn sie im Rot der aufgehenden Sonne leuchten, prägt sich das Bild ein. Der Brunnenkopf ist wirklich ein hübscher Aussichtsberg, denn auch das Wettersteingebirge und das flache Land sind schön anzusehen.
Auf dem Anstiegsweg geht's zurück zur Hütte und von dort auf dem Steig in Richtung Große Klammspitze zum Beginn des Wintertals (das begrünte Kar unter den Klammspitzen). Der markierte Wanderweg leitet in das Kar hinein, quert unter der Großen Klammspitze nach Süden aus dem Kar heraus und führt über den felsdurchsetzten Südhang (Stellen I) zum Gipfel mit dem großen Kreuz (mit Gipfelbuch). Die Große Klammspitze ist natürlich das sprichwörtliche Highlight dieser Tour und ihr umfassendster Aussichtspunkt.
Weiter am Grat hinüber zum Feigenkopf. Meist verläuft der Weg in Gratnähe auf der Südseite, wobei einige felsige Hindernisse überwunden werden müssen (I, ein Mal Drahtseilsicherung).
Der Feigenkopf ist erstaunlich lang gezogen und wird überschritten. Danach führt der Weg sanft auf den breiten Rücken herunter, der nach Südwesten zur Hirschwanghütte (nur Unterstandshütte) leitet. Dann wird's wieder steil und durch einen Wiesenhang wird der Bäckenalmsattel erreicht. Links weiter auf gutem Steig, zunächst durch tropisch anmutende Vegetation, dann durch Wald ins lange Sägertal hinein. Später geht der Steig in einen Forstweg über, der direkt zum Parkplatz leitet.
Schwierigkeiten:
Wanderung von Linderhof zum Pürschling: T3 (wenige Stellen; teils steile Hänge, nicht bei Schnee!).
Weiter zum Teufelstättkopf: T3, I (nur wenige Meter).
Traverse des Laubenecks: T3 (eine kurze Stelle).
Gipfelabstecher zum Laubeneck: T2.
Wegloser Anstieg zum Hennenkopf: T2 (etwas unangenehme Latschengasse).
Vom Hennenkopf zur Brunnenkopfhütte: T2 (kurze Stellen im steilen Hang Tendenz zu T3).
Abstecher zum Brunnenkopf: T3 (wenige Meter am Gipfelaufbau).
Große Klammspitze via Wintertal: T3, I.
Übergang zum Feigenkopf: T3, I.
Abstieg über Bäckenalmsattel und Sägertal: T3 (nur ein kurzes Stück beim Abstieg zum Sattel).
Fazit:
Eine landschaftlich großartige 5*-Rundtour in den Ammergauer Alpen, leider ziemlich überlaufen. Mit Übernachtung auf der Brunnenkopfhütte und Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang auf dem hüttennahen Brunnenkopf wird die Tour zum unvergesslichen Erlebnis. Die Brunnenkopfhütte ist eine empfehlenswerte Berghütte der klassischen Art. Wer mag, kann alternativ auch das August-Schuster-Haus am Pürschling zur Übernachtung nutzen.
Mit auf Tour: Delphi.
Anmerkungen:
Besuch von Großer und Kleiner Klammspitze:
Große Klammspitze (1924 m) - und ihre kleine Schwester.
Wanderung von Linderhof zum Teufelstättkopf:
Teufelstättkopf (1758 m) - wunderschöner Ammergau.
Überschreitung vom Dreisäulerkopf zum Pürschling:
Hennenkopf (1768 m) - große Tour im Klammspitzkamm.
Mit dem Schlitten von Unterammergau zum Pürschling:
Pürschling (1566 m) - mit dem Schlitten unterwegs.
Kategorien: Ammergauer Alpen, Mehrtagestour, Sonnenuntergangstour, Sonnenaufgangstour, 5*-Tour, 1900er, T3.
Comments