Hohgant-Überschreitung als Abendtour


Publiziert von Delta Pro , 23. Mai 2014 um 18:54.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:21 Mai 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   Schrattenflue-Gruppe 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 1840 m
Strecke:14 km

Die Traverse einer mir komplett unbekannten Bergkette - in Einsamkeit und Abendlicht

Eigentlich kenne ich mich in den Schweizer Voralpen gut aus, doch drei lohnende Bergketten, die ins Repertoire jedes Wandervogels gehören, fehlten mir: Der Hohgant, die 7 Hengste und das Sigriswiler Rothorn. Meine insgesamt doch recht strenge "Doppel-Halbtagestour" (also ein Abend und ein Morgen) sollte mich so vom Kemmeriboden im Emmental an den Thunersee bringen. Mit insgesamt rund 20 Gipfeln und 3500 Höhenmetern.
Die Hohgant-Traverse wurde auf Hikr schon verschiedentlich beschrieben (z.B. hier) und reizt vor allem wegen der bestechenden Linie alles entlang des Kamms und dem Ostgrat zum Furggengütsch als Bijou. Im Vorfeld war ich mir lange unschlüssig, ob der viele Neuschnee schon genügend geschmolzen wäre in den steilen Passagen. Es zeigte sich, dass alles trocken war, auch wenn es noch einige Schneefelder zu queren gab.


Start um 15.15 beim Kemmeriboden. Als ich zügig auf dem Strässchen loswandere, sehe ich die letzten Wanderer, die eben zurückkommen - schon etwas dreist zu dieser Zeit auf die doch recht lange Hohgant-Überschreitung zu starten. Doch die Tage im Mai sind lang... Hinter dem Hübeli auf den nicht markierten, aber gut erkennbaren Weg. Dieser führt wunderschön durch den Wald, welcher auch die drückend heissen Temperaturen etwas mildert. Den Birchegütsch verpasse ich, steige aber nach der kurzen fixseil-gesicherten Passage auf ca. 1680 m.ü.M. (max T4) direkt auf den Grat hoch und erreiche so den Gipfel des Brünneligrind, der eine schöne Übersicht bietet.

Auf einem netten Weglein, das immer etwas unter dem Kamm verläuft, geht es jetzt mit einigen Extra-Höhenmetern weiter bis der Grat steil zum Furggegütsch aufschwingt. Von weitem sieht es echt beängstigend aus, je näher man kommt desto freundlich wird's. Der Einstieg in die Kraxelei befindet sich genau, wo der blau-weisse Wanderweg in die Nord-Flanke abzweigt. Es geht direkt in gestuftem Fels über einen Aufschwung. Anschliessend folgt man immer ziemlich genau der steilen Kante (Trittspuren). Ein wunderschönes T5! Nie heikel, aber doch durchgehend steil und interessant. Der "Spreizschritt" ist kaum der Rede wert (geht nur über einen 1.5m tiefen Spalt). Dafür muss man sich aktuell gleich dahinter um einen mühsamen Schneepfropf schieben, der eine Scharte blockiert. Kurz vor dem Gipfel ist kurz Aufmerksamkeit geboten, denn dort folgt die Route nicht der Falllinie, sondern man quert leicht absteigend etwa 10m rechts hinaus, um dann in einer Rinne hochzusteigen. Nach 2.5h vom Kemmeriboden klettere ich über die Gipfelwächte des Furggengütsch in die Abendsonne - wunderschön! Offenbar bin ich der erste, der in diesem Jahr das Gipfelbuch gefunden hat.

Wenn man bei den aktuellen Verhältnissen nicht über die 3 Bären stiege, würde man sich einen Bärendienst erweisen. Der Wanderweg liegt nämlich unter einem steilen Schneefeld, während die Felstürme gut zu übersteigen sind (T5). Einzig die Verschneidung mit Klemmblock auf den ersten Bären sieht auf den ersten Blick etwas mühsam aus. Beim Abstieg vom letzten Bären muss man zuerst leicht nach Süden gehen, um die Route zu finden. Weiter wandere ich über die weiten, steinigen Matten des Hohgant - es herrscht absolute Ruhe und komplette Einsamkeit. Es geht über den Aff (T3), den Wysschrüzgrat auf die beiden Gipfel des Hohgant West (Aufstieg aus der Lücke Pt 1976 zuerst etwas in der Südflanke).

Schliesslich wartet noch das Trogehorn. Das hat "ächli troge", denn man muss durch erstaunlich wildes Gelände (Leitern am Wanderweg) in eine Scharte absteigen und am Schluss über granitartig anmutende Felsblöcke zum netten Gipfel kraxeln (T4). Hier verlasse ich die Höhen der Hohgant-Kette - eine doch beträchtliche Distanz war das! Der Weg nach Süden scheint selten begangen, führt aber durch eine wunderschöne Landschaft. Bei der Alp Arni finde ich Wasser und lasse es gut sein für diesen Abend.

Am nächsten Morgen geht es schon früh weiter auf den Rest der Tour: Sibe Hängste und Sigriswiler Rothorn
 


Durchgangszeiten:
Kemmeriboden: 15.15
Fruggegütsch: 17.45
Hohgant West: 19.00
Arni (Biwak): 20.00 


Tourengänger: Delta


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