Hohgant Gesamtüberschreitung


Publiziert von Tobi , 17. November 2011 um 22:29.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Emmental
Tour Datum:14 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   Schrattenflue-Gruppe 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:17.2km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Kemmeriboden
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Innereriz, Säge

Der Hohgant ist für mich Terra Incognita, ein riesiger, weisser Fleck in meiner Gipfelsammlung. An einem schönen Martini-Sommertag soll dieses Manko ausgemerzt werden. Mit einer Gesamtüberschreitung aller Gipfel gönne ich mir den Hohgant in seiner intensivsten Form.
 
Pünktlich bringt mich die erste ÖV-Verbindung von Luzern her kurz vor neun Uhr zum cff logo Kemmeriboden. Die ersten fast zwei Kilometer auf der Asphaltstrasse lasse ich stoisch über mich ergehen und nutze sie zum Warmlaufen. Bei Hinders Hübeli (1092m) beginnt der Aufstieg über den Ostgrat. Auf dem nicht markierten aber gut unterhaltenen Weg gewinne ich rasch an Höhe. Am Wegesrand sorgen einige Holzskulpturen für Abwechslung. Ich versuche bewusst ein hohes Tempo anzuschlagen. Das frühe Eindunkeln und der ÖV geben ein sehr enges Zeitfenster vor.
 
Etwas zu spät beginne ich auf ca. 1560m mit dem weglosen Aufstieg auf die Krete, um den ersten Gipfel zu besuchen. So muss ich noch ungefähr 100 Meter auf dem Grat zurücklaufen, bevor ich auf dem Birchegütsch (1584m) die Aussicht zur Schrattenfluh geniessen darf.
 
Nach diesem Gipfelbesuch folge ich den Pfadspuren und Steinmännchen auf dem Grat und treffe rechtzeitig vor den ersten Felsen wieder auf den Weg. Auf diesem wird - durch ein Seil gesichert - die erste Felsstufe überwunden. Anschliessend gehe ich auf Nummer sicher und steige gleich wieder hoch auf den Grat. So laufe ich diesmal nicht am nächsten Gipfel, dem Brünneligrind (1790m), vorbei.
 
Weiter geht es dem Weg übers „Grätli“ dem höchsten Punkt des Hohgants entgegen. Dieser abwechslungsreiche Abschnitt erfordert etwas Konzentration, um immer den richtigen Pfad zu finden. Etwas oberhalb von Pt 2009, beim Abzweiger des neu eingerichteten blau-weiss markierten Bergweges, beginnt die eigentliche Kraxelei. Leider habe ich keine genauen Kenntnisse der Route und weder Führer noch Local mit dabei. Aus den Hikr-Berichten bin ich auch nicht wirklich schlau geworden, wobei dies wohl eher an der zeitlich etwas eingeschränkten Vorbereitung meinerseits, als an der Qualität liegt. Die erste Felsstufe überwinde ich direkt an der Kante. Dann folge ich nach Gutdünken und Intuition den Pfadspuren durch die Flanke. Mein Routensinn führt mich zwar gut durch den steilen Grashang, aber wohl nicht auf der richtigen Route. Dies merke ich spätestens, als ich nach dem Aufstieg durch eine Rinne vor dem oft erwähnten Felsentor stehe. Da habe ich wohl eine T5-Route ohne Klettern gefunden, aber dabei sind mir die besten Kletterstellen (inkl. dem ominösen Spreizschritt) entgangen. Aber wenigstens kann ich nun durch das Tor auf die Originalroute wechseln und noch die letzten Klettermeter geniessen. Hier kann man bezüglich Routenwahl nichts mehr falsch machen. Da hätte ich im unteren Teil etwas achtsamer sein sollen, dort wären wohl auch schon speckige Griffe und Tritten direkt an der felsigen Kante auszumachen gewesen. Aber was soll‘s, Hauptsache ich stehe nun auf dem höchsten Punkt des Hohgants: dem Furggengütsch (2197m). Es ist Punkt Zwölf, so gönne ich mir eine Mittagsrast bei fantastischer Fernsicht in alle Himmelsrichtungen. Sogar der über 130km entfernte Mont Blanc ist ohne Probleme zu erkennen.
 
Gestärkt geht es weiter, möglichst ohne Höhenverlust und direkt dem Grat entlang. Der Felskopf des Aff (2036m) überschreite ich beim Vorbeigehen. Der malerische Wysschrüzgrat (2007) führt mich auf den Hohgant-Westgipfel (2062.7m). Nun kann ich dem rot-weiss markierten Bergwanderweg folgen, der mich weiter dem Grat entlang über ein paar Leitern hinunter zu Pt 1870 bringt. Da erwartet mich ein kurzer Gegenanstieg, schon stehe ich auf dem letzten Gipfel meiner heutigen Tour: dem Trogehorn (1973m).
 
Hier endet meine Gratwanderung, der Abstieg über die Chli Chrinde beginnt. Ungezählte Kehren und Höhenmeter später fülle ich am Brunnen bei der Alp Obere Breitwang (1370m) meine Wasserflasche auf. Es ist kurz nach drei Uhr. Ich könnte nach Bumbach laufen, wo ich wohl lange aufs Postauto warten muss, und dies bei einer äusserst geringen Restaurantdichte. So entscheide ich mich für den kürzeren Abstieg mit weniger Höhenmetern nach Innereriz (1040m). Dass auch dort die einzige Beiz Ruhetag hat, lässt sich bei den paar Minuten Wartezeit auf den Bus verkraften. Als einziger Nachteil dieses Abschlusses wartet nun ein über dreistündiger ÖV-Marathon über Thun - Bern - Olten nach Luzern auf mich…
 
 
Fazit: Das Hohgantgebiet ist eine wunderschöne Gegend. Seine malerische und abwechslungsreiche Landschaft bietet wohl alles, was das Wanderherz begehrt. Dies wird deshalb sicher nicht der letzte Besuch in dieser Ecke des Emmentals gewesen sein.
Kleiner Tipp für die Heimreise mit dem Bus ab Innereriz: Unbedingt rückwärts fahren! Der Rückblick auf den Hohgant, die Sieben Hengste und den Sigriswiler Grat im Abendlicht ist atemberaubend.

 
 
Anmerkung zu den Fotos: Erst bei den letzten Aufnahmen habe ich festgestellt, dass die Kamera von den letzten Dämmerungsaufnahmen noch auf ISO 400 eingestellt war. Deshalb die etwas schlechte Bildqualität. Was habe ich mich ob dieses Patzers geärgert...

Tourengänger: Tobi


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