Gimpel (2175 m) - Überschreitung "mit Johan"
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Wer zum Geier ist Johan? Und vor allem was macht er am Gimpel? Zugegeben, Johan ist dort weniger physisch, als vielmehr psychisch präsent. Vor vielen, vielen Jahren hat irgend jemand an der Schlüsselstelle des Gimpel-Westgrats die Aufschrift "NUN MUT JOHAN" hinterlassen - seitdem trägt die Route diesen Namen. Der "Johan" hat im Laufe der Zeit ein zweites "n" erhalten und aus dem "nun" wurde oftmals ein "nur", aber was soll's?!? Vielleicht war dort ja auch niemals ein Johan unterwegs. Solche Inschriften hinterlassen aber bei manchen ein mulmiges Gefühl - "warum braucht Johan dort Mut"?!? Aus diesem Grunde ist Johan eben doch immer in Gedanken dabei, wenn's zum Gimpel geht.
Die Westgrat-Route ist eine gut abgesicherte, feste Genusskletterei mit schönen Ausblicken, allerdings meist ziemlich häufig begangen - eigentlich klar, denn der Gimpel ist ja auch ein eindrucksvoller Berg! Auch der zweite Gipfel im Programm - die unschwierig erreichbare Rote Flüh - beeindruckt den Betrachter im Tal. Zwei gegensätzliche Tannheimer Leckerbissen in einer Tour - so ist's recht!
Vom Parkplatz des Gimpelhauses auf dem Sträßchen nach oben und bald rechts ab auf den Fahrweg, der oberhalb des Orts nach Osten quert. Immer den Schildern zum Gimpelhaus folgend, wird bald der Einstieg erreicht, wo der Steig beginnt. Meist im Wald, aber mit dem einen oder anderen schönen Blick in petto geht es an einem Rücken teils sakrisch steil aufwärts, bis das große Gimpelhaus erreicht ist. In der Sommersaison gibt's hier Kost und Logis.
Von der Hütte leitet der Steig ins Gimpelkar hinein. Rechter Hand zieht bereits der Gimpel mit seiner abweisenden Gestalt die Blicke auf sich, aber zuerst lohnt noch ein Besuch der Roten Flüh, die besonders vom Haldensee unten im Tal recht ordentlich anzusehen ist. Dem Steig bergauf folgend geht's hinauf zur Judenscharte und dann nach links an den Gipfelaufbau heran. Eine kurze Felsstufe wird mittels künstlicher Stufen und Seilgeländer überwunden, dann geht's unschwierig durch begrünte Schrofen hinauf zum Gipfelkreuz. Natürlich ist der Gimpel mit seinem himmelsstrebenden Westgrat Blickfang Nummer Eins. Aber auch die anderen Tannheimer Berge sowie die Gipfel um Gaishorn & Co. erfreuen den Betrachter. Tief unten im Tal glitzert der Haldensee.
Zurück zur Judenscharte geht's auf dem Anstiegsweg, wobei man auf der aalglatten Trasse vor allem bei Feuchtigkeit aufpassen muss, dass das eigene Hinterteil keine akute Affinität für die Gravitation entwickelt.
An der Scharte beginnt dann der interessanteste Teil der Tour. Durch Zweiergelände geht's in Gratnähe - immer den Bohrhaken folgend - nach oben. Welche Route man genau wählt, ist Geschmackssache. Nach einem kurzen, schärferen Gratabschnitt (II+) wird bald die Schlüsselstelle "NUN MUT JOHAN" (III+, A1) erreicht - hier gilt es, einen etwa fünf Meter hohen Grataufschwung zu überwinden. Ein Bohrhaken gibt Hilfe, frei wäre diese Stelle als VI zu bewerten. Ein wenig Mut kann hier tatsächlich nicht schaden, denn es geht nach allen Seiten gut runter und das Gestein ist merklich abgespeckt.
Sodann wird der Grat nach rechts verlassen und man quert hinüber zu einem Kamin, der die zweite Schlüsselstelle (III+, A0) darstellt ("HO RUCK"). Rechts des Kamins gibt ein Bohrhaken Hilfe, frei geklettert ist die Stelle mit IV zu bewerten.
Einfacher geht es weiter. Bald könnte man hinauf zum Grat und auf dessen Rückseite weiter steigen (laut TOPO* II+), aber auch ein Kamin weiter rechts (IV-, etwa in der Mitte Bohrhaken; unsere Wahl) führt wieder zum Grat hinauf. Ab hier anfangs durch Zweier- bald durch Gehgelände zum unmittelbaren Gipfelaufbau.
Ein markantes Grasband auf der Nordseite unter dem Gipfelaufbau wird nur wenige Meter begangen, dann geht es steil nach rechts hinauf (II+) wieder zum Grat (Haken). Von hier durch Geh- und leichtes Kraxelgelände zum höchsten Punkt, wo auch das Gipfelkreuz (mit -buch) steht. Die Aussicht ist deutlich umfassender als auf der Roten Flüh, aber natürlich fehlt der Gimpel selbst als Hauptattraktion. Dafür sind aber die Blicke zur Kellespitze besonders schön.
Der Abstieg erfolgt über den Ostgrat. Zunächst durch steiles Gehgelände hinunter zu einem kleinen Schärtchen und auf deutlicher Steigspur in die Südflanke hinab. Kurz bevor wieder das Gimpelkar erreicht wird, ist noch eine etwas steilere Schrofenpassage (I) zu überwinden. Der breit ausgetretene Steig leitet einen dann wieder aus dem Kar hinaus.
Im Abstieg lohnt noch ein kleiner Abstecher zur altehrwürdigen, urigen Tannheimer Hütte. Nach dem Verlassen des Kars hält man sich hierzu links und erreicht die Hütte (im Sommer Einkehr und Übernachtung) bald auf gutem Steig. Ein breiter Weg leitet von hier hinüber zum Gimpelhaus, wo sich die Runde schließt.
Schwierigkeiten:
Anstieg zum Gimpelhaus: T2 (sakrisch steil, aber unschwierig; neu befestigte Wegtrasse).
Weiter zur Roten Flüh: T3 (unterhalb des Gipfels kurz versichert, ansonsten T2).
Via Westgrat zum Gimpel: III+, A1 (unsere Variante IV-).
Abstieg über Ostgrat und Südflanke: T4+, I (nur kurz in der Schrofenpassage, ansonsten einfacher).
Abstecher zur Tannheimer Hütte: T2 (ohne nennenswerte Schwierigkeiten).
Fazit:
Eine abwechslungsreiche 4*-Tour auf zwei gegensätzliche Tannheimer Gipfel. Wer sich den Westgrat am Gimpel nicht zutraut, der kann den Gimpel über den beschriebenen Abstiegsweg deutlich einfacher besteigen und erreicht in Kombination mit dem versicherten Weg zur Roten Flüh auf diese Weise auch beide Gipfel. Der Grat ist vorwiegend fest und schön zu klettern, diverse Bohrhaken ermöglichen eine zeitsparende Sicherung. Die beiden Schlüsselstellen der originalen Route sind recht glatt poliert, der optionale Kamin ist deutlich rauher.
Mit auf Tour: Uwe.
Anmerkungen:
*Zur Schwierigkeitsbewertung wurde ein Topo verwendet aus:
Marcus Lutz & Achim Pasold
Die Westgrat-Route ist eine gut abgesicherte, feste Genusskletterei mit schönen Ausblicken, allerdings meist ziemlich häufig begangen - eigentlich klar, denn der Gimpel ist ja auch ein eindrucksvoller Berg! Auch der zweite Gipfel im Programm - die unschwierig erreichbare Rote Flüh - beeindruckt den Betrachter im Tal. Zwei gegensätzliche Tannheimer Leckerbissen in einer Tour - so ist's recht!
Vom Parkplatz des Gimpelhauses auf dem Sträßchen nach oben und bald rechts ab auf den Fahrweg, der oberhalb des Orts nach Osten quert. Immer den Schildern zum Gimpelhaus folgend, wird bald der Einstieg erreicht, wo der Steig beginnt. Meist im Wald, aber mit dem einen oder anderen schönen Blick in petto geht es an einem Rücken teils sakrisch steil aufwärts, bis das große Gimpelhaus erreicht ist. In der Sommersaison gibt's hier Kost und Logis.
Von der Hütte leitet der Steig ins Gimpelkar hinein. Rechter Hand zieht bereits der Gimpel mit seiner abweisenden Gestalt die Blicke auf sich, aber zuerst lohnt noch ein Besuch der Roten Flüh, die besonders vom Haldensee unten im Tal recht ordentlich anzusehen ist. Dem Steig bergauf folgend geht's hinauf zur Judenscharte und dann nach links an den Gipfelaufbau heran. Eine kurze Felsstufe wird mittels künstlicher Stufen und Seilgeländer überwunden, dann geht's unschwierig durch begrünte Schrofen hinauf zum Gipfelkreuz. Natürlich ist der Gimpel mit seinem himmelsstrebenden Westgrat Blickfang Nummer Eins. Aber auch die anderen Tannheimer Berge sowie die Gipfel um Gaishorn & Co. erfreuen den Betrachter. Tief unten im Tal glitzert der Haldensee.
Zurück zur Judenscharte geht's auf dem Anstiegsweg, wobei man auf der aalglatten Trasse vor allem bei Feuchtigkeit aufpassen muss, dass das eigene Hinterteil keine akute Affinität für die Gravitation entwickelt.
An der Scharte beginnt dann der interessanteste Teil der Tour. Durch Zweiergelände geht's in Gratnähe - immer den Bohrhaken folgend - nach oben. Welche Route man genau wählt, ist Geschmackssache. Nach einem kurzen, schärferen Gratabschnitt (II+) wird bald die Schlüsselstelle "NUN MUT JOHAN" (III+, A1) erreicht - hier gilt es, einen etwa fünf Meter hohen Grataufschwung zu überwinden. Ein Bohrhaken gibt Hilfe, frei wäre diese Stelle als VI zu bewerten. Ein wenig Mut kann hier tatsächlich nicht schaden, denn es geht nach allen Seiten gut runter und das Gestein ist merklich abgespeckt.
Sodann wird der Grat nach rechts verlassen und man quert hinüber zu einem Kamin, der die zweite Schlüsselstelle (III+, A0) darstellt ("HO RUCK"). Rechts des Kamins gibt ein Bohrhaken Hilfe, frei geklettert ist die Stelle mit IV zu bewerten.
Einfacher geht es weiter. Bald könnte man hinauf zum Grat und auf dessen Rückseite weiter steigen (laut TOPO* II+), aber auch ein Kamin weiter rechts (IV-, etwa in der Mitte Bohrhaken; unsere Wahl) führt wieder zum Grat hinauf. Ab hier anfangs durch Zweier- bald durch Gehgelände zum unmittelbaren Gipfelaufbau.
Ein markantes Grasband auf der Nordseite unter dem Gipfelaufbau wird nur wenige Meter begangen, dann geht es steil nach rechts hinauf (II+) wieder zum Grat (Haken). Von hier durch Geh- und leichtes Kraxelgelände zum höchsten Punkt, wo auch das Gipfelkreuz (mit -buch) steht. Die Aussicht ist deutlich umfassender als auf der Roten Flüh, aber natürlich fehlt der Gimpel selbst als Hauptattraktion. Dafür sind aber die Blicke zur Kellespitze besonders schön.
Der Abstieg erfolgt über den Ostgrat. Zunächst durch steiles Gehgelände hinunter zu einem kleinen Schärtchen und auf deutlicher Steigspur in die Südflanke hinab. Kurz bevor wieder das Gimpelkar erreicht wird, ist noch eine etwas steilere Schrofenpassage (I) zu überwinden. Der breit ausgetretene Steig leitet einen dann wieder aus dem Kar hinaus.
Im Abstieg lohnt noch ein kleiner Abstecher zur altehrwürdigen, urigen Tannheimer Hütte. Nach dem Verlassen des Kars hält man sich hierzu links und erreicht die Hütte (im Sommer Einkehr und Übernachtung) bald auf gutem Steig. Ein breiter Weg leitet von hier hinüber zum Gimpelhaus, wo sich die Runde schließt.
Schwierigkeiten:
Anstieg zum Gimpelhaus: T2 (sakrisch steil, aber unschwierig; neu befestigte Wegtrasse).
Weiter zur Roten Flüh: T3 (unterhalb des Gipfels kurz versichert, ansonsten T2).
Via Westgrat zum Gimpel: III+, A1 (unsere Variante IV-).
Abstieg über Ostgrat und Südflanke: T4+, I (nur kurz in der Schrofenpassage, ansonsten einfacher).
Abstecher zur Tannheimer Hütte: T2 (ohne nennenswerte Schwierigkeiten).
Fazit:
Eine abwechslungsreiche 4*-Tour auf zwei gegensätzliche Tannheimer Gipfel. Wer sich den Westgrat am Gimpel nicht zutraut, der kann den Gimpel über den beschriebenen Abstiegsweg deutlich einfacher besteigen und erreicht in Kombination mit dem versicherten Weg zur Roten Flüh auf diese Weise auch beide Gipfel. Der Grat ist vorwiegend fest und schön zu klettern, diverse Bohrhaken ermöglichen eine zeitsparende Sicherung. Die beiden Schlüsselstellen der originalen Route sind recht glatt poliert, der optionale Kamin ist deutlich rauher.
Mit auf Tour: Uwe.
Anmerkungen:
*Zur Schwierigkeitsbewertung wurde ein Topo verwendet aus:
Marcus Lutz & Achim Pasold
Kletterführer Alpin
Allgäu & Ammergau incl. Tannheimer Berge
Panico Alpinverlag
Kategorien: Allgäuer Alpen, 4*-Tour, 2100er, T4.
Panico Alpinverlag
Kategorien: Allgäuer Alpen, 4*-Tour, 2100er, T4.
Tourengänger:
83_Stefan

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