Rote Flüh (2108 m) bei winterlichen Verhältnissen


Publiziert von SEalpin , 18. Mai 2019 um 17:31.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:11 Mai 2019
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1060 m
Abstieg: 1060 m
Strecke:8,5 km

Wie unterschiedlich die Besteigung eines Berges bei sommerlichen und winterlichen Bedingungen sein kann, zeigte sich bei einer Tour auf die Rote Flüh im winterlichen Mai 2019. Insbesondere der letzte Abschnitt ab der Judenscharte wartete mit einer spannenden, etwas anspruchsvolleren Steilschneepassage auf.

Da zur Mittagszeit das Eintreffen eines Tiefdruckgebiets aus Nordwesten angekündigt war, hatte ich mir zum Ziel gesetzt bis 11:30 Uhr wieder am Gimpelhaus zu sein. Ausgangspunkt der Tour war der Parkplatz von Adlerhorst und Gimpelhaus am Neuschwandlift (3 €, der Automat wechselt nicht). Bei meinem Start um 8:00 Uhr war das Wetter noch sonnig, die diffuse hohe Bewölkung passte aber in das Bild der mittags eintreffenden Kaltfront, die zu diesem Zeitpunkt noch auf der Höhe von Paris ihr Unwesen trieb. Nach dem Aufstieg über den gut markierten und nicht zu verfehlenden Steig zum Gimpfelhaus tauschte ich mich dort mit einem Bergführer und dessen Gruppe aus.

Diese waren schon am Vortag ein Stück weit in Richtung Rote Flüh unterwegs gewesen und berichteten davon, dass sie teilweise bis zum Oberschenkel in den Schnee eingesunken waren. Der weitere Weg ab dem Gimpelhaus verlief dann auch durchgehend im Schnee. Vermutlich in Anbetracht der frühen Tageszeit war der Schnee aber noch verhältnismäßig hart und gut zu begehen. Zudem verlief eine in Kehren angelegte Spur durch das Gimpelkar bis zur Judenscharte, was den Aufstieg doch etwas weniger anstrengend gestaltete.

 
- Gipfelaufbau des Gimpels, des anspruchsvoller zu erklimmenden Nachbarn der Roten Flüh -  

In den steileren Nordhängen auf der anderen Seite des Gimpelkars waren einige vergangene kleine Lawinenabgänge zu sehen. Der Verlauf der Spur auf der flacheren Südseite, ungefähr entlang des Sommerwegs, war aufgrund der Setzung des Schnees heute nicht lawinengefährdet, dennoch zeigten die Lawinenkegel eindrücklich, dass das Thema Schnee und Lawinen auch beim "normalen" Bergsteigen nicht zu unterschätzen ist.

Die kurze stahlseilversicherte Passage über gehauene Stufen im Fels ab der Judenscharte war unproblematisch zu überwinden. Die Stufen war zwar etwas vereist, aber der felsige Untergrund bot genügend Halt. Die anschließenden letzten Höhenmeter bis zum Gipfel waren dann deutlich anspruchsvoller. Die steile Aufstiegsrinne war zwar aufgrund der Schneequalität gut zu begehen, dennoch war aufgrund der Abrutschgefahr eine stabile Trittsetzung wichtig. Nach der Überschreitung zweier kurzer, etwas rutschigerer Graspolster, folgte eine weitere steile Schneepassage. Anschließend führte das letzte Stück über circa 20 Meter wiederum flach zum Gipfel, allerdings galt es den Mittelweg zwischen der südseitigen Wechtenbildung und der nordseitig abschüssigeren Schneeflanke zu finden.

 
- Links im Bild die erste Steilschneepassage in der Aufstiegsrinne nach der Drahtseilpassage, eine weitere folgte darüber -  

Am Gipfel konnte ich neben tollen Ausblicken auf Gimpel, Kellenspitze und Lechtaler Alpen die nun rascher aufkommende Wolkenfront im Nordwesten beobachten und stieg daher nach kurzem Aufenthalt direkt wieder auf dem Aufstiegsweg ab. Der erste Abschnitt bis zur Judenscharte verlangte entsprechende Vorsicht und sauberes Treten, noch mehr als im Aufstieg war ich froh über den Eispickel als Unterstützung, auch beim Abstieg über die Graspolster.

Der Abstieg ab der Judenscharte durch das Gimpelkar zum Gimpelhaus ging dann wiederum rasch, da ich im Schnee schnell abwärts stapfen konnte. Bei einer Einkehr im Gimpelhaus konnte ich dann die zunehmende Bewölkung beobachten bevor gegen 12:30 Uhr Niederschlag einsetzte.

Tour im Alleingang


Schwierigkeiten:
Parkplatz am Neuschwandlift bei Nesselwängle - Gimpelhaus T2
Gimpelhaus - Judenscharte (bei winterlichen Verhältnissen) T3
Judenscharte - Rote Flüh (bei winterlichen Verhältnissen) T4

Objektive Gefahren (bei winterlichen Verhältnissen): Abrutschgefahr in den steileren Schneepassagen von der Judenscharte bis zum Gipfel der Roten Flüh. Je nach Schnee- und Lawinensituation im Gimpelkar erhöhte Lawinengefahr sowie im Gipfelbereich erhöhte Abrutschgefahr und erhöhtes Risiko bei Belastung Schneerutsche auszulösen. Insbesondere bei Neuschnee oder erhöhten Temperaturen vermutlich kritisch.

Markierung und Orientierung (bei winterlichen Verhältnissen): Bis zum Gimpelhaus klare Wegführung, anschließend bei Schnee nur wenige oder keine Markierungen sichtbar. Die Wegführung zur Roten Flüh ist allerdings relativ einfach, wobei bei Schnee insbesondere auf eine sinnvolle und sichere Spuranlage geachtet werden sollte. Die Passage von der Judenscharte bis zum Gipfel ist nur kurz, dennoch sollte man sich aufgrund der fehlenden Markierungen und Abschüssigkeit im steileren Gelände vorsichtig fortbewegen.

Tourengänger: SEalpin


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