Unterwegs am Dach des Rätikons - In vier Tagen von Malbun nach Latschau
Eine vollständige Durchquerung des Rätikons von West nach Ost war in meinem Freundeskreis schon seit geraumer Zeit ein Thema. Der Rätikon bietet aufgrund seines Höhenwegenetzes und seiner Dichte an Alpenvereinshütten geradezu die idealen Voraussetzungen für eine derartige Mehrtagestour. Im Jahr 2012 war es endlich soweit dieses Vorhaben auch in die Tat umzusetzen. In fünf Tagesetappen sollte es vom liechtensteinischen Malbun ins österreichische Gargellen gehen. Am Montag den 27. August 2012 brachen wir bei herrlichem Sommerwetter und frohen Mutes in die Weiten des Rätikons auf.
1. Tag (T3):
Von Malbun aus wanderten wir über ein geteertes Anliegersträßchen hinein in den vom Augstenberg abgeriegelten Talkessel. Im Talschluss angelangt führt ein Wiesenweg bergan nach Turna, wo man wieder auf einen Güterweg trifft. Auf diesem nun hinauf zu den Lawinenverbauungen und über einen Zick-Zack-Steig weiter zum Sareiserjoch. Hier beginnt nun der Fürstin-Gina-Weg zur Pfälzer Hütte. Entlang des breiten Kammes bzw. Grates führt dieser hinauf zu unserem ersten Gipfel, den Augstenberg. Von dort gewinnt man einen ersten Überblick über die Bergwelt des nordwestlichen Rätikons. Blickfang Nummer eins ist unweigerlich die gewaltige Westwand des Panüelers, dicht gefolgt vom eindrucksvollen Naafkopf.
Vom Augstenberg führt ein an heiklen Stellen drahtseilversicherter Steig hinab zur traumhaft auf dem Bettlerjoch gelegenen Pfälzer Hütte. Nachdem wir die schweren Rucksäcke auf der Pfälzer Hütte deponiert hatten gings mit dem Notwendigsten (Wasserflasche und Müsliriegel) am frühen Nachmittag hinauf zum Naafkopf. Anfangs folgt man kurz dem Liechtensteiner Höhenweg. Bald einmal zweigt ein Steig rechts ab, der über den nordostausgerichteten Gratrücken an eine wegsperrende Felswand heranführt. An der Felswand angekommen leitet der Steig steil im Zick-Zack über Schutt und Geröll hinauf zum Grat. Nun nach links über ein Felsband hinüber in die Nordostflanke und steil weiter über rötlich gefärbtes Schuttgelände zum beherrschenden Naafkopf mit eindrucksvollem 360° Panorama. Der Abstieg zur Pfälzer Hütte erfolgte auf demselben Weg.
2. Tag (T4):
Nach einem geselligen Hüttenabend auf der Pfälzer Hütte kam uns der Wegabschnitt über die Barthümelalpe zum gleichnamigen Joch gerade Recht. Mit angenehmen Steigungen und leichtem Auf und Ab war er gerade richtig um den Kreislauf in Schwung zu bringen. Nach einem kurzen Abstieg vom Barthümeljoch zog der Steig hinauf zur Gross Furgga jedoch merklich an. Dort angekommen baute sich im Osten die große Unbekannte des Tages, die Südflanke des Schafbergs, einprägsam auf. Die Grenze in die Schweiz überschreitend führt der Steig Geröllfelder querend hinab bis zu einer Wegverzweigung unterhalb der Chlei Furgga. Wem der Aufstieg über den Liechtensteiner-Weg zur Mannheimer Hütte zu schwierig ist, der wählt den rechts abbiegenden Steig, der zur Schesaplanahütte leitet.
Wir nahmen den steil im Zick-Zack zur Chlei Furgga hinaufführenden Steig und rätselten dort angekommen über die Wegführung des Liechtensteiner-Wegs. Denn die bisher gut sichtbaren Steigspuren endeten vor einer mächtigen Felsstufe. Nach einer Stärkung folgten wir diesen Steigspuren bis unter die Felsstufe. Nun gings unter Zuhilfenahme der Hände und moralisch von einem Drahtseil gestützt im Fels hoch. Hat man diese Felsstufe überwunden folgt eine Erholungsetappe über ein riesiges Schutt- und Geröllfeld. Ein trügerisches Sicherheitsgefühl, denn unterhalb bricht dieses Geröllfeld senkrecht in einer Steilstufe ab. Mit stets grandioser Aussicht, ein paar Schuttreisen und Grasbänder querend sowie die ein oder andere felsige Passage überwindend führt der schön angelegte Steig durch die imposante Südflanke des Schafbergs. Bevor man das vom Schwarzen Sattel herabziehende Schuttfeld erreicht ist allerdings wieder Geschick im Fels gefragt. Hat man diese anspruchsvolle Felspassage hinter sich gebracht geht’s in anstrengenden Serpentinen über das weite Schuttfeld hinauf zum Schwarzen Sattel. Die Einblicke in die SW-Abstürze der Schafköpfe hinterlassen dabei einen bleibenden Eindruck. Am Schwarzen Sattel angekommen sollte man es sich nicht nehmen lassen in die Westwand des Panüelers zu blicken. Nun folgt der äußerst anspruchsvolle Quergang hinüber zum Schaflochsattel. Einem Adlerhorst gleich wurde ein drahtseilversicherter Steig in den Fels gehauen. Stets über dem Abgrund balancierend ist man froh den Schaflochsattel ohne Gegenverkehr erreicht zu haben.
Vom Schaflochsattel den Markierungsstangen folgend ging‘s über den ausgeaperten Brandner Gletscher hinüber zur bereits sichtbaren Mannheimer Hütte. Da die oberste Eisschicht des Gletschers durch die Sonneneinstrahlung schon aufgerauht war, waren bei der Querung auch keine Grödel bzw. Steigeisen erforderlich. Nachdem man den Gletscher überquert hat geht’s den Markierungen bzw. den Stangen folgend durch die blockige Geröll- und Schutthalde mühsam hinauf zur Mannheimer Hütte.
3. Tag (T4):
Aufgrund des starken Rückganges des Brandner Gletschers ist der früher übliche direkte Weg zum Schesaplanasattel laut Auskunft des Hüttenwirtes nur noch mit Steigeisen zu begehen, andernfalls man sich in der „Pampa“ wiederfinden würde. Die neue Wegführung, die auch ohne Steigeisen oder Grödel begehbar ist, führt nun über die Schafköpfe. Ohne Begehung des Brandner Gletschers geht’s aber dann doch wieder nicht.
Nach dem Abstieg von der Mannheimer Hütte an den Gletscherrand folgt man den direkt nach Süden führenden Markierungsstangen, die auf eine mit einem großen roten Punkt markierte Felsstufe zuführen. Das abendliche Sommergewitter am Vortag und der damit verbundene Temperatursturz über Nacht haben dafür gesorgt, dass die Querung des Brandner Gletschers einem Gang auf rohen Eiern glich. So waren wir recht froh als wir das von der Felsstufe herunterhängende Fixseil erreichten. Dies erleichterte den Gang über den nun doch merklich ansteigenden Gletscher erheblich. Am Gletscherrand angekommen gings in einfacher Kletterei über die Felsstufe hoch, wo man dann auf den vom Schaflochsattel herüberziehenden Steig traf. Durch eine wüste Landschaft aus Fels, Schutt und Geröll führt der Steig den höchsten Schafkopf überschreitend hinüber zum Schesaplanasattel. Von dort zieht der Steig in einer mehr oder weniger Direttissima sehr steil durch die schuttige Südflanke der Schesaplana hinauf auf den Südgrat, wo man auf den von der Totalp heraufführenden Steig trifft. Nun sich stets etwas unterhalb des Grates haltend hat man das Gipfelkreuz der Schesaplana in wenigen Minuten erreicht.
Im Abstieg folgt man dem Steig hinunter bis zur Wegverzweigung auf dem Südgrat. Hier nun links über griesiges, brüchiges und schuttiges Gelände hinab in ein Hochkar, wobei Drahtseilversicherungen den Abstieg erleichtern. An den Rand des Hochkars und über eine ebenfalls gesicherte Felsstufe bergab auf die riesige Karstfläche der Totalp. Auf einer Höhe von etwa 2.580m achte man auf einen Wanderwegweiser um die Abzweigung in Richtung Gamslücke nicht zu versäumen. Dort angelangt folgt man den nach SW führenden weiß-blau-weiß markierten undeutlichen Steigspuren. Durch die unwirtliche Karstlandschaft der Totalp geht’s nun hinunter bis man kurz vor der Gamslücke auf einen von der Totalp Hütte herüberziehenden Steig trifft. Auf diesem Steig nun bis an den Fuß des zackenreichen Kammes und sehr steil über griesiges Schrofengelände hinauf in die beengende Gamslücke. Nun auf kettengesichertem Steig in zahlreichen Kehren steil hinab auf die grünen Alpweiden, wo man auf den Prättigauer Höhenweg trifft.
Dem Höhenweg nun nach Osten folgend wählt man kurz vor Golrosa den linkerhand abzweigenden Pfad hinauf zum Gavalljoch. Vom Gafalljoch geht’s nun unterhalb der Südwände der Kirchlispitzen, stets die mächtige Drusenfluh vor Augen hinunter zum Pardutzbödeli. Einem kleinen Boden unterhalb des eindrucksvollen Schweizer Tors. Damit hat man den tiefsten Punkt des Tages erreicht. Der Weg führt nun in mäßiger Steigung über die Heidbüelganda hinauf zum Aussichtspunkt Brägez. Die riesigen Geröll- und Blockkare von Mittel- und Grossganda querend waren wir dann angesichts der fortgeschrittenen Stunde doch recht froh die Carschinafurgga endlich erreicht zu haben. Von dort über einen Ziehweg noch hoch zur nahen Carschinahütte mit tollem Rätikonpanorama.
4. Tag (T3):
Aufgrund des vorhergesagten und dann auch tatsächlich eingetretenen Wettersturzes hatten wir uns am Vorabend darauf verständigt, dass es keinen Sinn habe, die Tour wie geplant zu Ende zu gehen. Der Übergang zur Tilisuna Hütte wäre vielleicht noch bei halbwegs passablem Wetter bis Mittag zu schaffen gewesen. Doch wäre man dann aufgrund des Wintereinbruchs auf der Tilisuna Hütte festgesessen. Daher entschieden wir uns über das Drusentor zur Lindauer Hütte abzusteigen. Für diese Variante sprachen vor allem die Nähe des Drusentors (ca. 40‘‘) und die Umstände, dass die Lindauer Hütte nicht nur die nächstgelegenste Hütte war sondern auch am tiefsten lag und damit gewähr bot, noch halbwegs trockene Bedingungen im Abstieg anzutreffen. Der Marsch durchs Gauertal hinaus nach Latschau ist aufgrund der Forststraße zudem auch bei Schlechtwetter eine sichere Option.
Bei Nebelschwaden und leichtem Nieselregen starteten wir gegen 8:00 Uhr von der Carschinahütte in Richtung Drusentor. Bis zur Wegverzweigung hinauf zum Drusentor verläuft der Weg fast eben. Dort angekommen führt der Steig durch blockiges und geröllreiches Gelände steil hinauf zum nahen Drusentor. Mittlerweile hatte der Nieselregen aufgehört und die Nebelschwaden sich verzogen. Dennoch vollzogen sich am Himmel interessante Wolkenspiele. Ob wir aber trockenen Fußes Latschau erreichen würden war jedoch nicht einzuschätzen.
Im Abstieg führt der Steig zunächst über Schrofen steil hinab bis man eine flache Hochmulde mit Zollwachhäuschen erreicht. Nach Durchquerung der Hochmulde führt der Steig durch Schutt und Geröll hinab bevor er in zahlreichen Kehren über eine blockübersäte Geröllflanke die Krummholzzone erreicht. Durch die Krummholzzone bergab und einen Weidehang querend erreicht man schließlich einen Moränenwall über den es hinunter zur Lindauer Hütte geht. Von der Lindauer Hütte zur Forststraße hinunter und auf dieser durch das Gauertal hinaus nach Latschau.
Petrus hatte mit uns ein Einsehen und öffnete seine Schleusen erst als wir die Bushaltestelle in Latschau erreichten. Dank des großräumigen Wartehäuschens konnten wir jedoch trockenen Fußes den Bus hinunter nach Schruns besteigen.
Gehzeiten:
Tag 1 (5' 00''): Malbun - Fürstin-Gina-Weg - Pfälzer Hütte (ca. 3' 15'') - Naafkopf (ca. 1' 00'') - Pfälzer Hütte (ca. 45'')
Tag 2 (5' 30''): Pfälzer Hütte - Große Furka (ca. 2' 00'') - Liechtensteiner-Weg - Schaflochsattel (ca. 2' 45'') - Mannheimer Hütte (ca. 45'')
Tag 3 (8' 15''): Mannheimer Hütte - Schesaplana (ca. 2' 15'') - Gamslücke (ca. 2' 00'') - Rätikon-Höhenweg-Süd - Carschinahütte (ca. 4' 00'')
Tag 4 (3' 30''): Carschinahütte - Drusentor - Lindauer Hütte (ca. 2' 00'') - Gauertal - Latschau (ca. 1' 30'')
1. Tag (T3):
Von Malbun aus wanderten wir über ein geteertes Anliegersträßchen hinein in den vom Augstenberg abgeriegelten Talkessel. Im Talschluss angelangt führt ein Wiesenweg bergan nach Turna, wo man wieder auf einen Güterweg trifft. Auf diesem nun hinauf zu den Lawinenverbauungen und über einen Zick-Zack-Steig weiter zum Sareiserjoch. Hier beginnt nun der Fürstin-Gina-Weg zur Pfälzer Hütte. Entlang des breiten Kammes bzw. Grates führt dieser hinauf zu unserem ersten Gipfel, den Augstenberg. Von dort gewinnt man einen ersten Überblick über die Bergwelt des nordwestlichen Rätikons. Blickfang Nummer eins ist unweigerlich die gewaltige Westwand des Panüelers, dicht gefolgt vom eindrucksvollen Naafkopf.
Vom Augstenberg führt ein an heiklen Stellen drahtseilversicherter Steig hinab zur traumhaft auf dem Bettlerjoch gelegenen Pfälzer Hütte. Nachdem wir die schweren Rucksäcke auf der Pfälzer Hütte deponiert hatten gings mit dem Notwendigsten (Wasserflasche und Müsliriegel) am frühen Nachmittag hinauf zum Naafkopf. Anfangs folgt man kurz dem Liechtensteiner Höhenweg. Bald einmal zweigt ein Steig rechts ab, der über den nordostausgerichteten Gratrücken an eine wegsperrende Felswand heranführt. An der Felswand angekommen leitet der Steig steil im Zick-Zack über Schutt und Geröll hinauf zum Grat. Nun nach links über ein Felsband hinüber in die Nordostflanke und steil weiter über rötlich gefärbtes Schuttgelände zum beherrschenden Naafkopf mit eindrucksvollem 360° Panorama. Der Abstieg zur Pfälzer Hütte erfolgte auf demselben Weg.
2. Tag (T4):
Nach einem geselligen Hüttenabend auf der Pfälzer Hütte kam uns der Wegabschnitt über die Barthümelalpe zum gleichnamigen Joch gerade Recht. Mit angenehmen Steigungen und leichtem Auf und Ab war er gerade richtig um den Kreislauf in Schwung zu bringen. Nach einem kurzen Abstieg vom Barthümeljoch zog der Steig hinauf zur Gross Furgga jedoch merklich an. Dort angekommen baute sich im Osten die große Unbekannte des Tages, die Südflanke des Schafbergs, einprägsam auf. Die Grenze in die Schweiz überschreitend führt der Steig Geröllfelder querend hinab bis zu einer Wegverzweigung unterhalb der Chlei Furgga. Wem der Aufstieg über den Liechtensteiner-Weg zur Mannheimer Hütte zu schwierig ist, der wählt den rechts abbiegenden Steig, der zur Schesaplanahütte leitet.
Wir nahmen den steil im Zick-Zack zur Chlei Furgga hinaufführenden Steig und rätselten dort angekommen über die Wegführung des Liechtensteiner-Wegs. Denn die bisher gut sichtbaren Steigspuren endeten vor einer mächtigen Felsstufe. Nach einer Stärkung folgten wir diesen Steigspuren bis unter die Felsstufe. Nun gings unter Zuhilfenahme der Hände und moralisch von einem Drahtseil gestützt im Fels hoch. Hat man diese Felsstufe überwunden folgt eine Erholungsetappe über ein riesiges Schutt- und Geröllfeld. Ein trügerisches Sicherheitsgefühl, denn unterhalb bricht dieses Geröllfeld senkrecht in einer Steilstufe ab. Mit stets grandioser Aussicht, ein paar Schuttreisen und Grasbänder querend sowie die ein oder andere felsige Passage überwindend führt der schön angelegte Steig durch die imposante Südflanke des Schafbergs. Bevor man das vom Schwarzen Sattel herabziehende Schuttfeld erreicht ist allerdings wieder Geschick im Fels gefragt. Hat man diese anspruchsvolle Felspassage hinter sich gebracht geht’s in anstrengenden Serpentinen über das weite Schuttfeld hinauf zum Schwarzen Sattel. Die Einblicke in die SW-Abstürze der Schafköpfe hinterlassen dabei einen bleibenden Eindruck. Am Schwarzen Sattel angekommen sollte man es sich nicht nehmen lassen in die Westwand des Panüelers zu blicken. Nun folgt der äußerst anspruchsvolle Quergang hinüber zum Schaflochsattel. Einem Adlerhorst gleich wurde ein drahtseilversicherter Steig in den Fels gehauen. Stets über dem Abgrund balancierend ist man froh den Schaflochsattel ohne Gegenverkehr erreicht zu haben.
Vom Schaflochsattel den Markierungsstangen folgend ging‘s über den ausgeaperten Brandner Gletscher hinüber zur bereits sichtbaren Mannheimer Hütte. Da die oberste Eisschicht des Gletschers durch die Sonneneinstrahlung schon aufgerauht war, waren bei der Querung auch keine Grödel bzw. Steigeisen erforderlich. Nachdem man den Gletscher überquert hat geht’s den Markierungen bzw. den Stangen folgend durch die blockige Geröll- und Schutthalde mühsam hinauf zur Mannheimer Hütte.
3. Tag (T4):
Aufgrund des starken Rückganges des Brandner Gletschers ist der früher übliche direkte Weg zum Schesaplanasattel laut Auskunft des Hüttenwirtes nur noch mit Steigeisen zu begehen, andernfalls man sich in der „Pampa“ wiederfinden würde. Die neue Wegführung, die auch ohne Steigeisen oder Grödel begehbar ist, führt nun über die Schafköpfe. Ohne Begehung des Brandner Gletschers geht’s aber dann doch wieder nicht.
Nach dem Abstieg von der Mannheimer Hütte an den Gletscherrand folgt man den direkt nach Süden führenden Markierungsstangen, die auf eine mit einem großen roten Punkt markierte Felsstufe zuführen. Das abendliche Sommergewitter am Vortag und der damit verbundene Temperatursturz über Nacht haben dafür gesorgt, dass die Querung des Brandner Gletschers einem Gang auf rohen Eiern glich. So waren wir recht froh als wir das von der Felsstufe herunterhängende Fixseil erreichten. Dies erleichterte den Gang über den nun doch merklich ansteigenden Gletscher erheblich. Am Gletscherrand angekommen gings in einfacher Kletterei über die Felsstufe hoch, wo man dann auf den vom Schaflochsattel herüberziehenden Steig traf. Durch eine wüste Landschaft aus Fels, Schutt und Geröll führt der Steig den höchsten Schafkopf überschreitend hinüber zum Schesaplanasattel. Von dort zieht der Steig in einer mehr oder weniger Direttissima sehr steil durch die schuttige Südflanke der Schesaplana hinauf auf den Südgrat, wo man auf den von der Totalp heraufführenden Steig trifft. Nun sich stets etwas unterhalb des Grates haltend hat man das Gipfelkreuz der Schesaplana in wenigen Minuten erreicht.
Im Abstieg folgt man dem Steig hinunter bis zur Wegverzweigung auf dem Südgrat. Hier nun links über griesiges, brüchiges und schuttiges Gelände hinab in ein Hochkar, wobei Drahtseilversicherungen den Abstieg erleichtern. An den Rand des Hochkars und über eine ebenfalls gesicherte Felsstufe bergab auf die riesige Karstfläche der Totalp. Auf einer Höhe von etwa 2.580m achte man auf einen Wanderwegweiser um die Abzweigung in Richtung Gamslücke nicht zu versäumen. Dort angelangt folgt man den nach SW führenden weiß-blau-weiß markierten undeutlichen Steigspuren. Durch die unwirtliche Karstlandschaft der Totalp geht’s nun hinunter bis man kurz vor der Gamslücke auf einen von der Totalp Hütte herüberziehenden Steig trifft. Auf diesem Steig nun bis an den Fuß des zackenreichen Kammes und sehr steil über griesiges Schrofengelände hinauf in die beengende Gamslücke. Nun auf kettengesichertem Steig in zahlreichen Kehren steil hinab auf die grünen Alpweiden, wo man auf den Prättigauer Höhenweg trifft.
Dem Höhenweg nun nach Osten folgend wählt man kurz vor Golrosa den linkerhand abzweigenden Pfad hinauf zum Gavalljoch. Vom Gafalljoch geht’s nun unterhalb der Südwände der Kirchlispitzen, stets die mächtige Drusenfluh vor Augen hinunter zum Pardutzbödeli. Einem kleinen Boden unterhalb des eindrucksvollen Schweizer Tors. Damit hat man den tiefsten Punkt des Tages erreicht. Der Weg führt nun in mäßiger Steigung über die Heidbüelganda hinauf zum Aussichtspunkt Brägez. Die riesigen Geröll- und Blockkare von Mittel- und Grossganda querend waren wir dann angesichts der fortgeschrittenen Stunde doch recht froh die Carschinafurgga endlich erreicht zu haben. Von dort über einen Ziehweg noch hoch zur nahen Carschinahütte mit tollem Rätikonpanorama.
4. Tag (T3):
Aufgrund des vorhergesagten und dann auch tatsächlich eingetretenen Wettersturzes hatten wir uns am Vorabend darauf verständigt, dass es keinen Sinn habe, die Tour wie geplant zu Ende zu gehen. Der Übergang zur Tilisuna Hütte wäre vielleicht noch bei halbwegs passablem Wetter bis Mittag zu schaffen gewesen. Doch wäre man dann aufgrund des Wintereinbruchs auf der Tilisuna Hütte festgesessen. Daher entschieden wir uns über das Drusentor zur Lindauer Hütte abzusteigen. Für diese Variante sprachen vor allem die Nähe des Drusentors (ca. 40‘‘) und die Umstände, dass die Lindauer Hütte nicht nur die nächstgelegenste Hütte war sondern auch am tiefsten lag und damit gewähr bot, noch halbwegs trockene Bedingungen im Abstieg anzutreffen. Der Marsch durchs Gauertal hinaus nach Latschau ist aufgrund der Forststraße zudem auch bei Schlechtwetter eine sichere Option.
Bei Nebelschwaden und leichtem Nieselregen starteten wir gegen 8:00 Uhr von der Carschinahütte in Richtung Drusentor. Bis zur Wegverzweigung hinauf zum Drusentor verläuft der Weg fast eben. Dort angekommen führt der Steig durch blockiges und geröllreiches Gelände steil hinauf zum nahen Drusentor. Mittlerweile hatte der Nieselregen aufgehört und die Nebelschwaden sich verzogen. Dennoch vollzogen sich am Himmel interessante Wolkenspiele. Ob wir aber trockenen Fußes Latschau erreichen würden war jedoch nicht einzuschätzen.
Im Abstieg führt der Steig zunächst über Schrofen steil hinab bis man eine flache Hochmulde mit Zollwachhäuschen erreicht. Nach Durchquerung der Hochmulde führt der Steig durch Schutt und Geröll hinab bevor er in zahlreichen Kehren über eine blockübersäte Geröllflanke die Krummholzzone erreicht. Durch die Krummholzzone bergab und einen Weidehang querend erreicht man schließlich einen Moränenwall über den es hinunter zur Lindauer Hütte geht. Von der Lindauer Hütte zur Forststraße hinunter und auf dieser durch das Gauertal hinaus nach Latschau.
Petrus hatte mit uns ein Einsehen und öffnete seine Schleusen erst als wir die Bushaltestelle in Latschau erreichten. Dank des großräumigen Wartehäuschens konnten wir jedoch trockenen Fußes den Bus hinunter nach Schruns besteigen.
Gehzeiten:
Tag 1 (5' 00''): Malbun - Fürstin-Gina-Weg - Pfälzer Hütte (ca. 3' 15'') - Naafkopf (ca. 1' 00'') - Pfälzer Hütte (ca. 45'')
Tag 2 (5' 30''): Pfälzer Hütte - Große Furka (ca. 2' 00'') - Liechtensteiner-Weg - Schaflochsattel (ca. 2' 45'') - Mannheimer Hütte (ca. 45'')
Tag 3 (8' 15''): Mannheimer Hütte - Schesaplana (ca. 2' 15'') - Gamslücke (ca. 2' 00'') - Rätikon-Höhenweg-Süd - Carschinahütte (ca. 4' 00'')
Tag 4 (3' 30''): Carschinahütte - Drusentor - Lindauer Hütte (ca. 2' 00'') - Gauertal - Latschau (ca. 1' 30'')
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