Schesaplana - Von der Carschinahütte zur Schesaplanahütte


Publiziert von wf42 , 23. September 2021 um 11:03.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum:26 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   A   A-V 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1213 m
Abstieg: 1526 m
Strecke:19 km
Kartennummer:swisstopo 238 T

26. August 2011: Carschinahütte - Schesaplana - Schesaplanahütte

Für eine Besteigung der Schesaplana dürfte die Carschinahütte eher selten als Ausgangspunkt dienen, aber die Gelegenheit, dem höchsten Rätikon-Gipfel aufs Haupt zu steigen, ist nur zu verlockend. Die Tour beginnt - anders kann man es kaum nennen - mit einem einfachen Spaziergang, der unter den Drei Türmen und der Drusenfluh in westlicher Richtung hinüberquert. Unterhalb des Schweizertors und der Kirchlispitzen geht es weiter zum Gafalljoch, wo der unverschämt blaue Lünersee zum Greifen nahe erscheint. Hier spüre ich zum ersten Mal so richtig den heftigen Föhnsturm; ansonsten ist das Wetter fantastisch.

Ich bleibe vorläufig noch auf der Südseite des Hauptkamms, bevor das Gelände erstmals anspruchsvoller wird. Ein  Steig mit Geröll- und Felspassagen bringt mich zur Gamsluggen. Weiter geht es über ein weites Geröllkar, die Totalp, in Richtung Gipfel. Ein wenig Kraxelei, gesichert durch Drahtseile, ist auch dabei. Je näher ich dem Gipfelaufbau komme, desto stärker wird der Sturm. Obwohl der restliche Aufstieg ganz einfach ist, bringen mich immer wieder Windböen ein wenig aus dem Gleichgewicht. Als ich auf dem Gipfel der Schesaplana stehe, habe ich, obwohl bestimmt kein Leichtgewicht, das Bedürfnis, mich am Gipfelkreuz festzuhalten. Nur ein weiterer Bergwanderer ist in Gipfelnähe zu sehen, der aber auf die vollständige Gipfelbesteigung verzichtet. Vermutlich kommt es nicht allzu oft vor, dass man bei (prinzipiell) schönem Wetter ganz allein auf dem Schesaplana-Gipfel steht. Über die umfassende Aussicht brauche ich keine Worte zu verlieren; sie wurde auf diesen Seiten schon öfters beschrieben.

Über sanfte Geröllhänge steige ich nach Westen ab. Rechts unterhalb befindet sich der Brandner Gletscher; gegenüber ist die Mannheimer Hütte zu sehen. In dem Moment, in dem ich nach links in die Südflanke abbiege, ist vom Sturm praktisch nichts mehr zu spüren. Der Steig führt in einer langen Querung abwärts, wobei auf jeden Fall gute Trittsicherheit und ein Minimum an Kletterfertigkeit nötig sind. Später geht es in südlicher Richtung weiter; an einzelnen Stellen sind Drahtseile angebracht. Der einfache, wenn auch ziemlich steile Schlussabstieg bringt mich über grasige Hänge zum Tagesziel, der Schesaplanahütte.

27. August 2011: Schesaplanahütte - Barthümeljoch, Notabstieg nach Seewis

Der heutige Tag wird mir wieder einmal zeigen, dass eine Bergtour ganz anders verlaufen kann als vorgesehen. Geplant ist eine gemütliche Etappe zur Pfälzer Hütte, die an der Grenze zwischen Österreich und Liechtenstein steht. Ich rechne mit höchstens vier Stunden Gehzeit. Bei gutem Wetter hätte ich noch Gelegenheit, den Drei-Länder-Berg Naafkopf zu besteigen.

Als ich beim Frühstück in der Schesaplanahütte aus dem Fenster schaue, regnet es ein wenig. Der Föhn ist also zusammengebrochen. Die Temperatur ist gegenüber gestern deutlich gesunken, sodass ich mit Schneefall rechnen muss. Soweit erkennbar, ziehen die anderen Hüttengäste einen Abstieg ins Tal vor. Trotzdem will ich die geplante Tour wenigstens versuchen. Der Steig führt ausgesprochen gleichmäßig in WNW-Richtung aufwärts. Schon bald geht der Regen in leichtes, aber allmählich stärker werdendes Schneetreiben über. Trotzdem sehe ich noch kein großes Problem; der Weg ist gut erkennbar. Knapp unterhalb geht es vorbei an der Chlei Furgga, später in westlicher Richtung zur Gross Furgga.

Ab hier verläuft der Höhenweg auf der Nordseite des Hauptkamms. Hier hat es offenbar deutlich stärker geschneit, sodass jetzt richtiges Schneestapfen angesagt ist. Inzwischen ist der weitere Verlauf des Weges nur noch schwer zu erkennen. Trotzdem erreiche ich das Barthümeljoch, wie mir ein Metallschild bestätigt. Der Abstieg von hier zur Pfälzer Hütte wäre nicht mehr lang, aber eine verschneite Felspassage erscheint mir zu heikel. Ich beschließe, den Rückweg anzutreten.

Obwohl ich den Übergang zur Gross Furgga vor einer Stunde in umgekehrter Richtung gegangen bin, habe ich Schwierigkeiten zurückzufinden. Von meinen Spuren im Schnee ist nichts mehr zu sehen. Völlig unerwartet schlagen kurz hintereinander drei Blitze in unmittelbarer Umgebung ein. Der weitere Abstieg wird zum Albtraum. Das Schneetreiben ist wie eine diffuse graue Mauer, in die ich hineingehe. Nach meiner Erinnerung müsste der Weg stimmen, aber ich bin mir ganz und gar nicht sicher. (Ein Handy mit GPS-Funktion steht mir 2011 noch nicht zur Verfügung.) Ich versuche, langsam und vorsichtig zu gehen. Ein Stolperer oder ein Ausrutschen an einem verschneiten Felsbrocken könnte fatale Folgen haben. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit wird das Gelände einfacher und die Sicht besser. Ich erkenne weiter unten eine Alphütte (Alt-Säss). Zum Glück kann man hier gut über Grashänge absteigen.

Es ist gut gegangen! Der weitere Abstieg ist zwar noch ziemlich lang, aber harmlos. Ich steige ab nach Seewis im Prättigau, wo es eine Busverbindung nach Landquart gibt. Nur noch ein Problem bleibt zu lösen: Wie komme ich zurück zu meinem Auto, das in Vandans (Montafon) abgestellt ist? Verglichen mit den überstandenen Schwierigkeiten ist dieses Problem aber vernachlässigbar.

Übersicht
Vorhergehende Etappe: Tilisunahütte - Scheienfluh - Carschinahütte
Nächste Etappe: Malbun - Augstenberg - Naafkopf - Pfälzer Hütte

Tourengänger: wf42


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Geodaten
 52802.gpx 2011-08-26

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