Heute sollte das prächtige Wetter die Begehung des Ortstock Ostgrates zumindest aus meteorologischer
Sicht zulassen. Das SAC Führerwerk gibt für die geplante Route nur einen sparsamen 3-Zeiler heraus, 2-Zeilen davon beschreiben den Zustieg, letztlich bleibt als Routenbeschrieb 342a: ab P. 2104, man steigt auf den Grat und hält sich an diesen, bis man R342 wieder erreicht. Nicht wirklich zuviel der Information.
Der obere Teil des Ortstock Ostgrates ist auf Hikr von den Begehungen durch 3614adrian und Schlomsch exakt und Top dokumentiert.
Die fast komplette Gratüberschreitung ist nun schon sehr verlockend, sieht von weitem durchaus machbar aus, lediglich bei den Türmen ist der Wegverlauf unklar, wo ich auch die Passage für die
SS - Bewertung vermute.
Zwar war ich an diesem Sonntag morgen mal wieder nicht der allerfrüheste Vogel, was heißt: Wecken um 4:00 Uhr + Anfahrt nach Linthal ergibt eine Ätsch Ankunftzeit 7:28 Uhr.
Also 1/2 Std. warten auf die nächste Bahn.
Tour Start also um 8:00 Uhr in Braunwald.
Zum Bergetenseeli habe ich die Variante über Bräch gewählt, im nachhinein meines erachtens nicht sinnvoll, eventl. spart man hier eine 1/4 Std. welche aber einen mühevollen Aufstieg durch wegloses
Grasgelände bedeutet und oben raus im Wald rumirren. Da ist der normale Anstieg zum Bergetenseeli
über einen ordentlichen Wanderweg doch entspannter.
Weiterer Aufstieg über Fanen (was sehr gut geht und mir von meiner letzwöchigen Tour am Oststock bekannt war). So ziemlich sofort oberhalb Fanen beginnt die Querung über Gras und Schutthalden ohne groß Höhengewinn hinüber zu einer Einsattelung in der zweiten Steilwand welche vom Grat nach Nordosten herab ziehen. Hier teilweise hart an der Abbruchkante (südseitig) auf gut erkennbaren Gamsspuren dem Grat folgen bis dieser unschwierig auf das Schotterplateau führt, nun anfangs immer der Wand entlang später dem logischen Gang entsprechend auf den Grat ansteigen.
Ankunft in etwa bei dem Steinmann am Grat: "Boggalpli"
Der Ostgrat bricht hier nach Süden fast senkrecht etwa 200m ab, was durchaus etwas Adrenalin einschießen läßt.
Die Kletterei beginnt gleich recht ausgesetzt. Dort wo der horizontale Grat aufhört wird ca. 1,5m in die steile Wand auf schmalem Grasband gequert und ohne das zu klettern begonnen wurde steht man schon sehr luftig mit eben diesen ca. 200m Luft untern einem da. Nun im III Grad recht abweisend
gerade aufwärts, nach ca. 10m legt sich die Steilheit deutlich zurück und geht nach und nach über in
Gras und Schrofen Gelände. Nach dem ersten Aufschwung kann der folgende horizontale Grat südseitig unterhalb des Grates einfach über Grashänge begangen werden. Vom Grat aus hat man einen herrlichen Weitblick welcher immer weider zu kleinen Rastpausen einlädt. Es folgen noch weitere kleinere Aufschwünge allesamt in Schrofengelände, bis zu einem Felsaufschwung dicht vor den Türmen. Dieser Aufschwung wird wiederum südseitig im II-Grad erstiegen (1 Haken gefunden).
Nun steht man auf einem Plateau direkt vor den großen Türmen im Ostgrat.
Hier hat mich erst mal ein ganzes Gamsrudel länger angeschaut bevor Sie die Flucht ergriffen, vermutlich haben die hier oben nicht allzu häufig Besuch eines Homosapiens.
Hier war nun schon ordentlich Denkarbeit erforderlich bezüglich des weiteren Routenverlaufs.
Nach rechts in die Schlucht oder in einen der Kamine schien mir eher unwarscheinlich,
Direkt hoch auf den ersten Turm nicht möglich. Ein Grasband südseitig entlang des ersten Turms
kann begangen werden. Hier öffnen sich zwei gut kletterbare Kamine hinauf auf den ersten Turm.
Aber was soll ich da oben ?, wie geht`s weiter ?, kann oben eventl. ein sicherer Abseilhaken geschlagen werden falls es ein Verhauer ist ?. Wie komm ich eventl. vom zweiten auf den dritten Turm ?,
hier brauts doch 3 Zigaretten um mich für den Weiterweg zu entscheiden, welchen ich jederzeit wieder retoure gehen kann. Das Band welches südseitig um den ersten Turm herum leitet scheint die logische und einfachste Variante zu sein. Zwar gilt es direkt nach der Turmkante abdrängend an Unter und Seitgriffen 2 m zu Blockgelände abzuklettern, aber das ist machbar. Links davon bricht alles in die große Südschlucht gewaltig tief ab.Über gestuften Fels zu einem Kamin welcher rechtsseitg von der senkrechten Turmwand begrenzt wird. (hier hab ich die Kletterpatschen angelegt). Mit dieser linksseitigen Schlucht ist das hier alles sehr ausgesetzt für mein empfinden.
In dem Kamin in II-III-Grad hinauf auf einen Absatz.
Hier erneute Zweifel ob ich richtig bin. Links die Schlucht, und alle anderen Seiten senkrechte Wandfluchten.
Vom Absatz etwa 5 m brüchig abklettern und über Schutt und Blöcke in den Kessel hinein.
Hier öffnet sich gegen Osten der Blick durch den Kamin zwischen II und III Gratturm.
Mein erster Gedanke war im oberen Teil der Schlucht auf den Grat aussteigen zu können, was aber nicht möglich war, der für mich einzig machbare Ausweg aus diesem Kessel bildet eine Verschneidung in der Flucht zu den Türmen. Die sieht zwar anstrengend aus, aber sie hat einen guten Riss zum klettern.
Wandhöhe ca. 40m. Die ersten 20 m gehen über gut gestuftes aber nicht ganz festes Gestein.
Die restlichen Meter sind absolut senkrecht wobei die letzten 2m noch etwas überhängen (kleines Dach mit rechtsseitigem Rissdurchbruch). Hier ohne Rucksack aufgestiegen, diesen an das Seil gebunden und dann nachgezogen.
Diese Wandstufe ist diese SS-Bewertung aus dem Führer, Schätze mal eine V+, aber in festem Fels.
Danach noch über den Grat in die Scharte wo auf die Route R342 getroffen wird.
Weiterer Aufstieg nicht durch den IV-Kamin sondern über die Umgehungsvartiante. Nordseitig war nun immer mit Schneepolstern zu rechnen.
Den weiteren Aufstieg weitgehend dem Gratverlauf folgend welcher wie bereits Eingangs erwähnt
sehr gut dokumentiert ist.
Oben raus war das ganze schon fast eine Winterbegehung mit dem Neuschnee. Für die Querung vom Ostgipfel zum hinteren Ortstock allerdings war dieser Neuschnee ein Segen für mich. Konnte die Eisen kurz nach dem Ostgipfel anlegen und in idealem Trittschnee bis zum Ortstockgipfel in einer knappem Std. queren. Also kein heikles queren auf Bruch und losem Schutt.
Abstieg über Furggele, Bärentritt.
Ankunft in Braunwald genau um 20:00 Uhr, Ätsch wieder die Bahn knapp verpasst, 1 Std. Wartezeit.
Was bedautet das ich im 23:30 zuhause den Schlüssel in die Haustüre steckte.
Zeiten.
Braunwald - Boggalpeli 3h
Boggalpeli- hinter Ortstock 6 1/2 h
hinter Ortstock - Braunwald 2 1/2 h
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