Schon in einigen Beiträgen hier auf hikr.org gab es einige Bemerkungen zum neuen Alpinführer (1, 2, 3). Um die Diskussion zu sammeln dachte ich wäre es besser in einer Community zu diskutieren, wo man auch die Möglichkeit hat sich die Kommentare per Mail schicken zu lassen. Zum Start eine kurze Kritik/Review. (ja ich weiss, ist etwas lang geraten...)
Um nicht total Off-Topic zu sein und einen besseren Grund für einen Eintrag in dieser Community zu haben (wo sonst würde es passen?), hier die neuen Beispieltouren für T6 aus dem Führer: Knobelroute am Vorder Glärnisch (http://www.hikr.org/tour/post53212.html) und Jägerweg (http://www.glclimbs.ch/Korrekturen.htm) auf den Vorab.
Der Führer für das Glarnerland ist in der 11. Auflage erschienen und heisst jetzt "Alpine Touren Glarner Alpen". Der Nachfolger der vergriffenen 10. Auflage von P. Straub wurde von den drei glarner Bergführern Hansueli Rhyner, Ruedi Jenny und Sämi Leuzinger erstellt.
Die Clubführer für das Glarnerland haben einiges an Geschichte. So war die erste Auflage von 1902 der erste SAC-Führer in der Schweiz. Die ersten sieben Auflagen versammelten viele neue Routen und erst in der achten Auflage gab es ein erstes Grossreinemachen, was etwas zu radikal ausfiel. Die zehnte baute wiederum auf der siebten Auflage auf.
Die wesentliche Neuerung in der 11. Auflage ist die Beschränkung auf Alpine Touren. Ausserdem hat es über hundert neuer aktueller Schwarzweissphotos, in die viele der beschriebenen Routen eingezeichnet sind (dies ist für mich die beste Neuerung). Auch gibt es neu eine grössere Anzahl Farbphotos.
Am Anfang von jedem Gebiet werden bis zu drei Highlights der Autoren aufgeführt. So unter anderem für die Glärnischgruppe die Knobelroute am Vorder Glärnisch oder für die Oberseegruppe das Schnüerli am Rauti. Dieser speziellen Auswahl kann ich natürlich nur zustimmen :-). Auf der anderen Seite hätte es solche Highlights nicht wirklich in einem Alpinführer gebraucht.
Nun zur Kritik.
Die erste triviale Kritik ist die erneute Renummerierung der Routen. Das macht jeden älteren Bericht, der auf die 10. Auflage verweisst für einen Besitzer der 11. relativ wertlos.
Der weitaus grössere Kritikpunkt ist aber folgender. Bisher versammelte der Führer jeden noch so unbedeutenden Berg und beschrieb die üblichen und auch unüblichen Routen. So konnte man ihn auch gut für die Planung einfacher Wanderungen nutzen, oder alte Wege neu entdecken. Durch die Beschränkung auf alpine Touren sind z.B. die Möglichkeiten in den Gebieten Obersee und Kärpf stark geschrumpft. In der Region Obersee sind unter anderm Hirzli Planggenstock und Fridlispitz Riseten oder Bärensolspitz und viele mehr gestrichen worden. Planung direkt nach der Karte ist ja schön, aber ein Führer mit relativ konsistenter Schwierigkeitsbewertung ist schon etwas wert.
Glücklicherweise wurden bei den alpinen Routen die ungebräuchlichen nicht so stark aussortiert. Zwar wurde auch in den ersten sieben Ausgaben manchmal etwas fallen gelassen, aber wesentlich selektiver. So zum Beispiel die beiden Vorsprünge Wiggisegg und Darliegg oder ähnliches.
Ich kann verstehen, dass so mehr Platz und Zeit blieb für die alpineren Routen, doch ist es auch schade, dass man nicht mehr zu jedem Hügel auf der Karte einen Beschrieb im Führer findert. Was ich keine Begründung finde ist, dass man so mehr Platz für Farbphotos habe. In der heutigen Zeit wäre eine begleitende Webseite mit noch mehr Photos, die einem die Gegend schmackhaft machen sollen, meiner Meinung nach wesentlich besser gewesen.
Und es gibt einfach keinen Ersatz, wo man die weggefallenen Routen (vollständig) nachlesen könnte. In Buchform bieten die diversen Wanderbücher mit einer kleinen Auswahl an "Highlights" (wie z.B. neu "Wanderland Glarnerland", oder "Gipfelziele Ostschweiz" aus dem SAC-Verlag?) keinen Ersatz.
Und zum letzten Punkt, es scheint mir, dass sich doch einige Fehler eingeschlichen haben. Bisher habe ich nur Formale gefunden (Titel Glärnischgruppe irgendwo mitten in der Spitzmeilengruppe und solch unwichtige Sachen, aber sind doch mehr als gewohnt).
Ich hätte mir von dem neuen Führer vielmehr erhofft, dass er mehr enthällt statt weniger.
Ich könnte mir vorstellen das gerade Nutzer dieser Webseite dies ähnlich sehen. Andere, mehr alpinistisch orientierte Foren, hätten vielleicht eine andere Präferenz.
Bin gespannt auf die Diskussion.
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