Atlas 2927m, Piz Segnas 3098m und Piz Sardona 3056m - klasse Überschreitung von Klassikern


Publiziert von Mueri , 12. September 2013 um 17:01.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum: 2 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Segnas-Vorabgruppe   CH-GL   CH-SG 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:Fil de Cassons - Fuorcla Raschglius - Atlas - Fuorcla dil Segnas Sura - Piz Segnas - Surenjoch - Piz Sardona - Sardonapass - Fuorcla Raschglius - Fil de Cassons
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den Bergbahnen Flims zum Fil de Cassons (38 CHF von Flims nach Cassons, retour)

Die beiden Klassiker Piz Segnas und Piz Sardona standen schon lange auf meiner Liste. Offen war jedoch die Frage, wie es wohl am besten gelingt, diese beiden in eine möglichst abwechslungsreiche und auch herausfordernde Tagestour für Liebhaber des oberen T-Bereiches einzubinden. Der kompromisslose Sieger: eine abwechslungsreiche Rundtour vom Cassonsgrat aus inklusive Übersteigung des Atlas (bis zum Zeitpunkt unserer Tour noch nicht auf Hikr dokumentiert), ausgesetzte Gratwanderung hoch zum Piz Segnas und Abstieg vom Piz Sardona über den mit Fixseil gesicherten und mit Haken versehenen Mittelgrat!

Wer das frühe Aufstehen als kategorischen Bestandteil einer gelungenen Bergtour betrachtet, der muss die ersten 1500 Höhenmeter von Flims zum Fil de Cassons zu Fuss bewältigen oder aber von Elm her auf- und absteigen. Die Flimser Bergbahnen öffnen ihren Betrieb nämlich erst um 09.00 Uhr, so dass justus und ich erst um 09.30 Uhr vom Fil de Cassons aus aufbrechen können. Bereits nach wenigen Metern (bei P. 2678) lässt sich quasi der ganze Verlauf der bevorstehenden Tour überblicken. Die geplanten Gipfel präsentieren sich allesamt in weissem Kleid. Damit hätten wir nun doch nicht gerechnet. Glücklicherweise vermeldet Meteo Schweiz für den bevorstehenden Tag in allen Teilen der Schweiz baldige Auflockerung der Bewölkung und ab Mittag Sonnenschein. So dürfte es dem nicht ganz willkommenen Himmelsweiss rasch an den Kragen gehen. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten: Am Abend desselben Tages wird sich Meteo für die Fehlprognose im Kanton Graubünden entschuldigen. Anders als alle anderen Teile der Schweiz blieb Graubünden nämlich wider die Prognosen den ganzen Tag in den Wolken stecken...

Bereits auf dem Cassonsgrat treffen wir auf die überhaupt nicht scheuen, in der Schweiz aber höchst seltenen Vögel: die Mornellregenpfeifer. Eigens dafür sind in derselben Bahn wie wir Fotografen angereist; und ein Blick ins Internet verrät, dass dieser weit im Norden beheimatete Vogel viele Verehrer hat.

Unser Blick hingegen schweift Richtung Atlas. Werden wir den kurzen Aufschwung zum grasbewachsenen südlichen Vorbau finden, und wie mag sich dieser gestalten? Mit einem leichten Kribbeln und einer gesunden Spannung machen wir uns auf den Weg an der Fuorcla Raschglius vorbei hinunter zur Segnas Sura, um anschliessend wieder über Gras- und Schutthalden zum südlichen Vorbau des Atlas aufzusteigen. Vor La Siala verlassen wir den Weg und steigen hoch, bis wir unterhalb des nordöstlichen Punktes des Vorbaus stehen. Alternativ lässt sich in einem Kamin oder in einer nicht allzu steilen Wand aufsteigen, wobei wir uns für die zweite Variante entscheiden. In teils brüchigem Fels und im oberen Teil über Schutt erreichen wir unschwierig den südlichen Vorbau des Atlas. Dieser eher unbekannte Teil der heutigen Tour wäre geschafft, ganz genüsslich... Ab dem Vorbau führen verschiedene Wege über schuttbedeckte bzw. in unserem Fall eis- und schneebedeckte Felsstufen hoch zum weiten Gipfelplateau.

Oben am Gipfel folgen wir dem Grat Richtung Norden und entdecken dabei die Gämsen, die uns bereits beim südlichen Vorbau begegnet sind. Inzwischen scheinen sie sich aber gewaltig vermehrt zu haben. Eine Stelle im Abstieg vom Atlas, die aber problemlos östlich umgangen werden könnte, zeigt sich bei unseren Bedingungen (nass, feine Schneeschicht, darunter schuttiger Verrucano) als nicht ganz trivial. Ansonsten ist dieser Abstieg zur Fuorcla dil Segnas Sura knieschonend.

Wir entscheiden uns für die direkte Variante hoch zum Piz Segnas via Südgrat. Die anfänglich sich stolz präsentierende Wand gleich am Einstieg bei der Fuorcla dil Segnas Sura wird auf einem horizontal nach Osten verlaufenden Band angepackt. Bei diesem werden wir beiden aufgrund des schmelzenden Schnees ordentlich geduscht. Anschliessend steigen wir an geeigneter Stelle in angenehmer Kraxelei auf. Dass der wohl heikelste Teil erst noch ansteht, hätte ich mir nicht gedacht. Die direkte Übersteigung des südlichen Vorgipfels des Piz Segnas hat's wirklich in sich und ist - zurückblickend - bei nassen Bedingungen inklusive Schneeschicht wohl eine eher heikle Variante. justus geht voran, und ich folge ihm bis zu einer Stelle, an der er etwas mehr Zeit benötigt (nach P. 3012). Beim Abstieg an derselben Stelle wird mir klar, warum es etwas gedauert hat. Während es bei justus langsam ging, geht's bei mir gar nicht mehr. Zu gut, dass mein Kollege mir zur Hilfe kommt ... und geschafft!

Uuch, brüchig und ausgesetzt war's, da liegen mir steile Grasrücken und Schrofengelände wesentlich besser als das Abklettern auf brüchiger Unterlage. Übrigens lässt sich diese Stelle östlich umgehen oder in einem weiteren Bogen westlich...

Unschwierig erreichen wir nun den Ort, vom dem man via Südwestflanke auf den Piz Segnas aufsteigt, und gehen dem zweiten Gipfel entgegen.

Der anschliessende Grat hin zum Piz Sardona ist technisch gesehen eine T2-T3-Tour, die Wegfindung eindeutig. Nach dem Aufstieg zum Piz Segnas geniessen wir diesen eher ruhigen Teil unserer Rundtour. Die Pause auf dem Piz Sardona ist von kurzer Dauer. Der Himmel ist grau geblieben, und vom Glarnerland her weht uns ein eisig kalter Wind entgegen. Also los zum Mittelgrat...

Dieser führt auf halbem Weg zwischen Piz Sardona und P. 3011 Richtung zuerst südöstlich über Schnee hin zum Grat. Sobald man auf dem Grat ankommt, dessen unteres Ende auf der Karte zwischen dem 'o' und 'n' von 'Sardonagletscher' liegt, weisen im oberen, flachen Teil Steinmänner den Weg. Der Grat selber ist mit einem Fixseil und Haken gesichert und damit auch im Abstieg unschwierig.

Auf dem Sardonagletscher angekommen, schreiten wir südwärts aufsteigend und wechseln auf den Segnasgletscher. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit und der Bedingungen verzichten wir darauf, den Piz Dolf anzuhängen und lassen ihn buchstäblich links liegen.

Oben bei der Bergstation Fil de Cassons schliesslich machen noch zwei Murmeltiere auf sich aufmerksam, scheinbar unbeeindruckt ob des Adlers, der ganz in der Nähe seinen Horst hat. Unsere Aufmerksamkeit haben die beiden zumindest gewonnen; und damit scheinen sie zu spielen. Kaum hat man die Kamera draussen, verdrücken sich sich.

Tour mit justus. Die Touren mit dir sind immer wieder genial, selbst wenn das Wetter und die Bedingungen nicht ganz so gut sind! Danke, auch für die Pics ...

Fazit: Tolle Rundtour und vielleicht schönste Art, die Klassiker Piz Segnas und Piz Sardona als Eintagestour zu überschreiten, wenn man sich konditionell nicht allzu stark verausgaben möchte. Leider sind die Bergbahnen von Flims allerdings erst ab 09.00 Uhr in Betrieb, was ein frühes Losmarschieren verunmöglicht. Bei zweifelhaften Bedingungen gilt es abzuwägen, ob man den südlichen Vorgipfel des Piz Segnas umgehen möchte. Generell bietet diese Rundtour immer wieder Möglichkeiten, den Rückzug anzutreten oder die Tour auf anderen Wegen fortzusetzen, so dass diese Tour auch für jene geeignet ist, die sich an T6-Touren herantasten möchten.


Tourengänger: justus, Mueri


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Kommentare (2)


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MaeNi hat gesagt:
Gesendet am 12. September 2013 um 17:08
Schöner Bericht und ebensolche Bilder! Die Tour kommt auf unsere Projektliste...

LG
Nicole und Marcel

Mueri hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. September 2013 um 22:27
Merci! Für euch beide dürfte diese Tour durchaus interessant sein, auch wenn sie in eurem Falle nicht wirklich am Weg liegt.

... und schon wieder ein Projekt mehr auf der Liste


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