Schreckhorn (4.078 m): Andersongrat - Südwestgrat (Überschreitung)
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Lange und große, also meistens brüchige Grattouren aus entlegenen Tälern heraus, bringen es so mit sich, dass man zumindest bis zum Gipfel zumeist sehr alleine unterwegs ist. Mein Seilpartner hat ein ausgeprägtes Faible für solche Touren und auch ich hege manchmal gewisse Sympathien in dieser Richtung. Dass er auf kurz oder lang daher mit einer großen Tour am Schreckhorn um die Ecke kommen würde, war ausgemachte Sache, zumal die letzte Tour auf meinem Mist gewachsen war. Jetzt, wo wir schon einmal im Berner Ober(Weit)land herumvagabundierten, war es so weit: Nach gemeinsamen Überlegungen kristallisierte sich eine Besteigung des Schreckhorns über den recht kurzen aber nicht ganz einfachen Andersongrat (2-3 h lt. Führerliteratur) heraus, sodass der Abstieg mit der dadurch gewonnenen Zeit über keinen geringeren Gratzacken, als das Lauteraarhorn erfolgen sollte: Ein mehrere Tage füllendes Programm! Aber erstens kommt es anders und ...
Nach Durchgang einer Kaltfront Ende Juli, die uns in der Mönch-Nordwand kurz zuvor noch zum Rückzug gezwungen hatte, wurde recht schnell klar, dass es bei diesen neuen Verhältnissen mit einigem Neuschnee auf der Nordseite nicht so einfach werden würde mit unserer Tour. Trotzdem, auf einen Versuch wollten wir es ankommen lassen: "Bis zum Schrecksattel kann man ja im Zweifel überall einfach umdrehen", dachten wir uns. Mit der Akklimatisierung und einer gediegenen Eingehtour hatten wir es im Vorfeld schon nicht so genau genommen ("Das können wir ja noch nachholen") und mit den Höhenmetern der beiden Vortage (Lauterbrunnen-Nollen, Nollen-Lauterbrunnen) sattelten wir noch im Regen eiligst die Hühner für den folgenden Tag. Im Grindelwalder Bergführerbüro wollten wir noch ein paar Infos über den Zustand der Grate (Länge möglicher Abseilstände...) erfragen, aber man wollte oder konnte uns dort lediglich einen "Klettersteigführer" verkaufen - naja...dann eben so und wahrscheinlich ohne Klettersteig!
Vom Abzweig Gleckstein folgten wir dem Weg zur Glecksteinhütte (2.317 m), die wir nach zwei Stunden erreichten. Beim dort frei werdenen Anblick der tief verschneiten Nordseite des Schreckhorns wurde uns nicht nur klar, dass es eine für unsere Verhältnisse verdammt schwierige Tour werden würde, sondern auch, dass ich beim gestrigen Packen im Regen meine Eisschraube vergessen hatte... Damit hatte sich die Tour im Grunde genommen schon erledigt, wenn nicht das Team der Glecksteinhütte auf Nachfrage die passende Lösung parat gehabt hätte: Eine nagelneue Eisschraube zum Einkaufspreis! - Merci vielmals hierfür! Ich will zwar nicht dafür plädieren, die Ausrüstung ab sofort nur noch auf der Hütte zu kaufen, aber einen Besuch ist die schön gelegene Hütte allemal wert ;-)!
So gerüstet folgten wir dem teilweise versicherten Steig zum Beesi Bärgli, wo wir den Oberen Grindelwaldgletscher erreichten, als in der vor uns liegenden Steilstufe gerade eine Blankeisbrücke unter tosendem Lärm der Schwerkraft folgte...Ein toller Auftakt! Eine Eisschraube war hier schon als Sicherheitsbackup dringend notwendig, denn der Gletscher zeigte sich als völlig zerrissener und unangenehmer Zeitgenosse, zumal wir zunächst durch die komplette Steilstufe des hiesigen Gletscherbruchs steigen mussten. Es gibt hierzu nicht viel zu erzählen: Ein langes Zick-Zack und Suchen durch das Spaltengewirr blieb uns nicht erspart, ebenso wie ein hüfthohes Einbrechen in eine weiche Schneebrücke. Insgesamt hielten wir uns zunächst etwas links, querten dann aufsteigend rechtshaltend und versuchten uns zum Schluss in der Mitte. Auch nachdem die Steilstufe überwunden war, traktierte uns der Gletscher noch lange weiter mit Spalten und so dauerte es vier-einhalb Stunden, bis wir über eine ca. 45° steile Schneeflanke den windigen und in einer Wolke steckenden Lauteraarsattel (3.125 m) eingespurt hatten. Gut: "Einfach umdrehen im Zweifel" war jetzt keine Option mehr; die Richtung mehr oder weniger vorgegeben: Bergwärts! Nächste Ausfahrt: Schreckhorn.
Am hier ansetzenden Gratauffschwung in Richtung Nässijoch befindet sich auf der Lauteraarseite ein recht ausgesetzter Biwakplatz. Wir richteten uns wegen des Windes aber hinter einem Felsvorsprung auf der Grindelwaldseite häuslich ein und verrichteten das Übliche...
In der Nacht hat es aufgeklart - die Schlafsäcke sind gefroren. Umso besser. Los geht's gegen vier Uhr. Gleich der erste Grataufschwung vom Sattel weg holt uns ruppig aus der letzten Müdigkeit. Brüchig und nicht ganz einfach (irgendwo habe ich was von III gelesen) mühen wir uns hinauf bis wir weiter oben den Firnhang ins Nässijoch betreten können. Über diesen hinweg spuren wir an großen Spalten und unter der eisigen Nordwand des Schreckhorns vorbei zuletzt etwa 50° steil ins Joch (ca. 4 h, 3.726 m).
Nun liegt er direkt vor uns und es stimmt, was man über ihn sagt: "Der Zustieg ist lang und steil, der Grat ist exponiert und häufig schlecht ausgeapert". - Und verdammt windig ist es hier auch - um nicht zu sagen: Arschkalt. Na, dann kann's ja losgehen:
Das flache Gratstück geht's noch seilfrei. Dann steilt der erste Abschnitt auf. Die Kletterei gleicht hier weniger einer Grat-, als vielmehr einer Wandkletterei, denn die Route verläuft über eine kaum ausggeprägte Rippe - eine brüchige dazu -, die sich weiter oben in der Wandflucht verliert. Nur sehr langsam kommen wir voran, denn jeder Griff will hier zunächst einmal vom Schnee befreit werden... Auf einem Absatz angekommen, sichere ich meinem Partner um einen Block, als ich, ohne ihn hinter einer Ecke zu sehen, plötzlich einen hektischen Ruf nach mehr Seil höre. Teile von Sekunden später rauscht ein heftiger Steinschlag durch die Nordwand des Schreckhorns. Das ausgegebene Seil spannt sich und peitscht zurück. .... Stille ... Offensichtlich nichts passiert - wir stehen noch in der Wand. Doch den neuen Strick hat's zerhauen... sei es drum: Knoten drauf und weiter. Glück gehabt!
In einer - nicht einfachen - Rechtsschleife gewinnen wir schließlich die erste Gratlücke. Der erste Teil liegt hinter uns. Mehr als drei weitere Stunden auch - soviel wie die veranschlagte Gesamtzeit für den Grat. Alles Lamentieren hilft aber auch nichts und unsere durchs Kältezittern klappernde Ausrüstung mahnt zum Weitermachen. Die große Überschreitung ist jedenfalls jetzt nicht mehr drin... Und der Wind pfeift immer noch unerbittlich. Im zweiten Gratabschnitt folgen wir weitgehend der Gratkante - langsam wie bisher geht es voran. Irgendwo graben wir sogar mal einen rostigen Normalhaken aus. Im dritten Teil wartet schließlich nochmals ein Steilaufschwung. Mit dem linken Bein im steilen Eis auf Nassschnee stehend und mit der rechten Körperhälfte einen Felsriss freiräumend und vorantastend spreizen wir nach oben. Die neue Eisschraube hat hier ihren ersten Einsatz und weiter oben zeigt ein Fixfriend in einem Riss an, dass wir scheinbar nicht die Ersten sind, die hier eine strenge Kletterei im bloßen dritten Schwierigkeitsgrad vorfinden. Danach sind die wesentlichen Schwierigkeiten überwunden. Ein angedeuteter Firngrat leitet hinauf und nach mehr als acht Stunden auf dem Grat erreichen wir am Nachmittag den Gipfel des Schreckhorns.
Wenigstens um das Wetter müssen wir uns heute keine Sorgen machen und so schmelzen wir erst einmal einen Topf Schnee um die Reserven wieder etwas zu füllen. Danach geht's an den Abstieg auf der schneefreien Südseite. Zunächst über leichte Felsen, dann eine Firnflanke und schließlich finden sich Abseilstellen. Mit den Resten unseres 40 m Seils langt es aber meistens nicht hin und einige Freikletterei bleibt nicht erspart (1 x 50 m optimal, Grüße nach Grindelwald).
Am ersten Schuttfeld unterhalb des oberen Gipfelaufbaus auf etwa 3.800 m beschließen wir Feierabend zu machen. Das Biwakmaterial ist ohnehin im Gepäck und bis zur Schreckhornhütte schaffen wir es heute nicht mehr. Außerdem bietet sich das Gelände hier für ein schönes Biwak an. Schnee ist in Reichweite und schnell ist aus einer Wegkurve im Schutt ein passabler Biwakplatz für zwei Personen eingeebnet. Wir nennen es das »Normalwegbiwak«. Zum Abendessen gibt es Pasta und der spätere Sonnenuntergang gestaltet sich einmalig. Ganz großes Kino!
Nicht anders verhält es sich mit dem Sonnenaufgang nach einer sternenklaren Nacht. Langsam tauchen die uns gegenüberliegenden Berge ins Rosa der ersten Strahlen, während die Täler noch im Dunkeln liegen. Da fällt es fast schwer, sich aus der Pelle zu schälen - wäre da nicht die erste Führerseilschaft, die sich einen Weg durch unser Schlafzimmer bahnt. Doch nicht ganz ohne Nachteile so ein »Normalwegbiwak«.
Zum weiteren Abstieg gibt es nicht so viel zu sagen. Die Abseilerei ist Geschmackssache; Klettern geht tlw. schneller und jedenfalls ab der Rampe ist dies auch vorzuziehen. Den Bergschrund überwinden wir über die kurz danach eingestürzte Schneebrücke. Der weitere Abstieg nach Grindelwald gestaltete sich an diesem Tag nur noch zäh und langwierig. Dafür schmeckte das erste Bier umso besser.
Fazit und Eindrücke:
Einige Fotos folgen später. Einen ersten Eindruck vermitteln diese Bilder: 1, 2, 3.
Nach Durchgang einer Kaltfront Ende Juli, die uns in der Mönch-Nordwand kurz zuvor noch zum Rückzug gezwungen hatte, wurde recht schnell klar, dass es bei diesen neuen Verhältnissen mit einigem Neuschnee auf der Nordseite nicht so einfach werden würde mit unserer Tour. Trotzdem, auf einen Versuch wollten wir es ankommen lassen: "Bis zum Schrecksattel kann man ja im Zweifel überall einfach umdrehen", dachten wir uns. Mit der Akklimatisierung und einer gediegenen Eingehtour hatten wir es im Vorfeld schon nicht so genau genommen ("Das können wir ja noch nachholen") und mit den Höhenmetern der beiden Vortage (Lauterbrunnen-Nollen, Nollen-Lauterbrunnen) sattelten wir noch im Regen eiligst die Hühner für den folgenden Tag. Im Grindelwalder Bergführerbüro wollten wir noch ein paar Infos über den Zustand der Grate (Länge möglicher Abseilstände...) erfragen, aber man wollte oder konnte uns dort lediglich einen "Klettersteigführer" verkaufen - naja...dann eben so und wahrscheinlich ohne Klettersteig!
Vom Abzweig Gleckstein folgten wir dem Weg zur Glecksteinhütte (2.317 m), die wir nach zwei Stunden erreichten. Beim dort frei werdenen Anblick der tief verschneiten Nordseite des Schreckhorns wurde uns nicht nur klar, dass es eine für unsere Verhältnisse verdammt schwierige Tour werden würde, sondern auch, dass ich beim gestrigen Packen im Regen meine Eisschraube vergessen hatte... Damit hatte sich die Tour im Grunde genommen schon erledigt, wenn nicht das Team der Glecksteinhütte auf Nachfrage die passende Lösung parat gehabt hätte: Eine nagelneue Eisschraube zum Einkaufspreis! - Merci vielmals hierfür! Ich will zwar nicht dafür plädieren, die Ausrüstung ab sofort nur noch auf der Hütte zu kaufen, aber einen Besuch ist die schön gelegene Hütte allemal wert ;-)!
So gerüstet folgten wir dem teilweise versicherten Steig zum Beesi Bärgli, wo wir den Oberen Grindelwaldgletscher erreichten, als in der vor uns liegenden Steilstufe gerade eine Blankeisbrücke unter tosendem Lärm der Schwerkraft folgte...Ein toller Auftakt! Eine Eisschraube war hier schon als Sicherheitsbackup dringend notwendig, denn der Gletscher zeigte sich als völlig zerrissener und unangenehmer Zeitgenosse, zumal wir zunächst durch die komplette Steilstufe des hiesigen Gletscherbruchs steigen mussten. Es gibt hierzu nicht viel zu erzählen: Ein langes Zick-Zack und Suchen durch das Spaltengewirr blieb uns nicht erspart, ebenso wie ein hüfthohes Einbrechen in eine weiche Schneebrücke. Insgesamt hielten wir uns zunächst etwas links, querten dann aufsteigend rechtshaltend und versuchten uns zum Schluss in der Mitte. Auch nachdem die Steilstufe überwunden war, traktierte uns der Gletscher noch lange weiter mit Spalten und so dauerte es vier-einhalb Stunden, bis wir über eine ca. 45° steile Schneeflanke den windigen und in einer Wolke steckenden Lauteraarsattel (3.125 m) eingespurt hatten. Gut: "Einfach umdrehen im Zweifel" war jetzt keine Option mehr; die Richtung mehr oder weniger vorgegeben: Bergwärts! Nächste Ausfahrt: Schreckhorn.
Am hier ansetzenden Gratauffschwung in Richtung Nässijoch befindet sich auf der Lauteraarseite ein recht ausgesetzter Biwakplatz. Wir richteten uns wegen des Windes aber hinter einem Felsvorsprung auf der Grindelwaldseite häuslich ein und verrichteten das Übliche...
In der Nacht hat es aufgeklart - die Schlafsäcke sind gefroren. Umso besser. Los geht's gegen vier Uhr. Gleich der erste Grataufschwung vom Sattel weg holt uns ruppig aus der letzten Müdigkeit. Brüchig und nicht ganz einfach (irgendwo habe ich was von III gelesen) mühen wir uns hinauf bis wir weiter oben den Firnhang ins Nässijoch betreten können. Über diesen hinweg spuren wir an großen Spalten und unter der eisigen Nordwand des Schreckhorns vorbei zuletzt etwa 50° steil ins Joch (ca. 4 h, 3.726 m).
Nun liegt er direkt vor uns und es stimmt, was man über ihn sagt: "Der Zustieg ist lang und steil, der Grat ist exponiert und häufig schlecht ausgeapert". - Und verdammt windig ist es hier auch - um nicht zu sagen: Arschkalt. Na, dann kann's ja losgehen:
Das flache Gratstück geht's noch seilfrei. Dann steilt der erste Abschnitt auf. Die Kletterei gleicht hier weniger einer Grat-, als vielmehr einer Wandkletterei, denn die Route verläuft über eine kaum ausggeprägte Rippe - eine brüchige dazu -, die sich weiter oben in der Wandflucht verliert. Nur sehr langsam kommen wir voran, denn jeder Griff will hier zunächst einmal vom Schnee befreit werden... Auf einem Absatz angekommen, sichere ich meinem Partner um einen Block, als ich, ohne ihn hinter einer Ecke zu sehen, plötzlich einen hektischen Ruf nach mehr Seil höre. Teile von Sekunden später rauscht ein heftiger Steinschlag durch die Nordwand des Schreckhorns. Das ausgegebene Seil spannt sich und peitscht zurück. .... Stille ... Offensichtlich nichts passiert - wir stehen noch in der Wand. Doch den neuen Strick hat's zerhauen... sei es drum: Knoten drauf und weiter. Glück gehabt!
In einer - nicht einfachen - Rechtsschleife gewinnen wir schließlich die erste Gratlücke. Der erste Teil liegt hinter uns. Mehr als drei weitere Stunden auch - soviel wie die veranschlagte Gesamtzeit für den Grat. Alles Lamentieren hilft aber auch nichts und unsere durchs Kältezittern klappernde Ausrüstung mahnt zum Weitermachen. Die große Überschreitung ist jedenfalls jetzt nicht mehr drin... Und der Wind pfeift immer noch unerbittlich. Im zweiten Gratabschnitt folgen wir weitgehend der Gratkante - langsam wie bisher geht es voran. Irgendwo graben wir sogar mal einen rostigen Normalhaken aus. Im dritten Teil wartet schließlich nochmals ein Steilaufschwung. Mit dem linken Bein im steilen Eis auf Nassschnee stehend und mit der rechten Körperhälfte einen Felsriss freiräumend und vorantastend spreizen wir nach oben. Die neue Eisschraube hat hier ihren ersten Einsatz und weiter oben zeigt ein Fixfriend in einem Riss an, dass wir scheinbar nicht die Ersten sind, die hier eine strenge Kletterei im bloßen dritten Schwierigkeitsgrad vorfinden. Danach sind die wesentlichen Schwierigkeiten überwunden. Ein angedeuteter Firngrat leitet hinauf und nach mehr als acht Stunden auf dem Grat erreichen wir am Nachmittag den Gipfel des Schreckhorns.
Wenigstens um das Wetter müssen wir uns heute keine Sorgen machen und so schmelzen wir erst einmal einen Topf Schnee um die Reserven wieder etwas zu füllen. Danach geht's an den Abstieg auf der schneefreien Südseite. Zunächst über leichte Felsen, dann eine Firnflanke und schließlich finden sich Abseilstellen. Mit den Resten unseres 40 m Seils langt es aber meistens nicht hin und einige Freikletterei bleibt nicht erspart (1 x 50 m optimal, Grüße nach Grindelwald).
Am ersten Schuttfeld unterhalb des oberen Gipfelaufbaus auf etwa 3.800 m beschließen wir Feierabend zu machen. Das Biwakmaterial ist ohnehin im Gepäck und bis zur Schreckhornhütte schaffen wir es heute nicht mehr. Außerdem bietet sich das Gelände hier für ein schönes Biwak an. Schnee ist in Reichweite und schnell ist aus einer Wegkurve im Schutt ein passabler Biwakplatz für zwei Personen eingeebnet. Wir nennen es das »Normalwegbiwak«. Zum Abendessen gibt es Pasta und der spätere Sonnenuntergang gestaltet sich einmalig. Ganz großes Kino!
Nicht anders verhält es sich mit dem Sonnenaufgang nach einer sternenklaren Nacht. Langsam tauchen die uns gegenüberliegenden Berge ins Rosa der ersten Strahlen, während die Täler noch im Dunkeln liegen. Da fällt es fast schwer, sich aus der Pelle zu schälen - wäre da nicht die erste Führerseilschaft, die sich einen Weg durch unser Schlafzimmer bahnt. Doch nicht ganz ohne Nachteile so ein »Normalwegbiwak«.
Zum weiteren Abstieg gibt es nicht so viel zu sagen. Die Abseilerei ist Geschmackssache; Klettern geht tlw. schneller und jedenfalls ab der Rampe ist dies auch vorzuziehen. Den Bergschrund überwinden wir über die kurz danach eingestürzte Schneebrücke. Der weitere Abstieg nach Grindelwald gestaltete sich an diesem Tag nur noch zäh und langwierig. Dafür schmeckte das erste Bier umso besser.
Fazit und Eindrücke:
- Die Schreckhornnordwand gibt - was mir bis dato so nicht geläufig war - sicherlich auch einige lohnende Eisrouten vor.
- Auf den Tag genau vor zwei Jahren hatten wir bei Neuschneebedingungen am Arbengrat eine ähnlich intensive Tour erlebt.
- Der Normalweg auf das Schreckhorn ist zwar lang, aber die Länge der Kletterei - im Übrigen in gutem festen Fels - hält sich in Grenzen. Der schwerste Viertausender der Berner Alpen ist also m.E. eher nicht zugleich auch der schwerste Viertausender der Schweiz (nur mal so als These ;-P).
- Bilanz: Trotz der hochgestochenen Ursprungspläne doch eine ganz veritable Überschreitung, zwei tolle Biwaks, ein schöner Sonnenauf- und -untergang, eine neue Eisschraube, ein kaputtes Seil, ein paar taube Finger und das tolle Gefühl, sich mit dem notwendigen Quäntchen Glück ordentlich verausgabt zu haben - Bergsteigerherz, was willst Du mehr!?
Einige Fotos folgen später. Einen ersten Eindruck vermitteln diese Bilder: 1, 2, 3.
Tourengänger:
EverWrest

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