Rosställispitz: Ohne Ross mit Sack und Pack


Publiziert von Polder , 6. August 2013 um 21:14.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum: 2 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Flüela-Gruppe   CH-GR 
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1250 m
Strecke:Susch/Röven - Flesspass - Chirchli - Rosställispitz - Jöriseen - Winterlücke - Wägerhus

Nachdem wir unlängst wegen zu gewitterträchtigem Wetter dem Zelt ein Schloss vorgezogen hatten, verschafften uns die lieben Grosseltern alsbald die Gelegenheit, ersteres doch noch nachzuholen - diesmal bei unzweifelhaft perfekten Wetterbedingungen mit Gewitterrisiko unter Null und grandios klarer, warmer Sommerluft. Ein Seelein sollte es sein, aber bitte eines mit Abendsonne und mit nicht allzu langer Schlepperei verbunden, da wir doch noch Seele und Beine mal etwas länger baumeln lassen wollten.

So kam der Flesspass zum Zuge, genauer die hübschen Rasenbuckel leicht oberhalb, nordwestlich davon - dort gibt's zur Abendsonne noch den packenden Blick zu den plattigen Unghür- , den unghür imposanten Plattenhörnern sowie zum gewaltigen Linard. Die Beine baumeln hoch über dem Süserbach, kaum ein Quellwölkchen trübt die Idylle. Infolge Gletscherschwund sind es mit den letzten Sonnenstrahlen nicht mehr Alpenfirne, dafür aber die fuchsbraunen Rinder, die göttlich sich röten. Mit dem Ende ihres meditativen Gebimmels legen auch wir uns langsam in die Schlafsäcke, verabschiedet von einer grandiosen Sternschnuppe... Eine alles in allem sehr angenehme, mondlose Biwaknacht bei frischer Brise und Milchstrassenblick... Wir stehen erst mit der Sonne auf, die uns noch vor 7 küsst. Nach eher rudimentärem Zmorge packen wir die schweren Säcke wieder, entscheiden uns gegen die (für heute zu) lange Überschreitung Zadrell - Wintertällifurgga - Sardasca und ebenso gegen den (zu) gerölligen Anstieg auf den Kamm Valtorta-Fless oder einen Augenschein am Plattenhorn im Steintäli. Zum Zuge kommt stattdessen das gemäss Hunziker im Sommer zu Unrecht selten bestiegene Rottällihorn, garniert mit Gamsspitz/Chirchli und Jöriseen.  Eine hübsche und kontrastreiche Überschreitung, von den Felsbastionen Linard/Plattenhörner zu den betörend schönen blauen Augen der Jöriseen, von der Einsamkeit in ein Epizentrum des gepflegten Wanderns. Die mehr oder wenige direkte Überschreitung Gamsspitz-Chirchli ist ein "S" und damit klar zu schwierig, sodass wir vom unteren Flesssee, etwas mühsam, die grasigen Hänge unter dem Gamsspitz queren und irgendwo bei Pt. 2568 flacheres Gelände gewinnen (T4+).  Ziel ist der Sattel östlich des Chirchli, wobei ich mir noch einen kurzen Abstecher auf den Gamsspitz gönne (SE unter dem Grat durch, dann von S an den Gipfelaufbau, der in kurzer Kraxelei durch eine griffige Rinne und zuletzt wenige brüchige, exponierte Felsen überwunden wird; kurz T5). Der NE-Grat des Rottällispitz über das Chirchli hinweg bietet dann hübsche Kraxelei über Schrofen, gutgriffige Felsen und Blöcke, alles von der etwa im Vergleich zum Schloss nicht allzu ernsthaften Sorte (T5). Umwerfend, wie sich auf dem Gipfel der Blick öffnet auf die fast unwirklich karibischen Jöriseen und in die Weite gen Westen bis Tödi - Finsteraar.
Abstieg zur Hälfte auf Schnee, vorbei am hübschen Seelein auf 2800m und durch das Täli darunter; unvorteilhafterweise versuchen wir anschliessend, jeden Höhenverlust zu vermeiden und queren weglos die steilen, gerölligen und schlecht gestuften Hänge unter dem Muttelhorn - die Mühsal überwiegt den "Höhenmetergewinn" eindeutig... Vesper- und Badehalt am oberen Jörisee, mit Ausblick auf die seltsamen Aktivitäten einer 50-köpfigen "Gspürigruppe" (Gänsemarsch, Strammstehen und Vortrag des Gurus, Schneerutschen, Barfusswandern...).Doch jeder Halt hat mal ein Ende, leider auch dann, wenn nur noch ein unspektakulärer Übergang über viel Blockwerk und auf ausgetretenem Pfad ansteht... Immerhin  ist das Ganze bald geschafft, und das letzte Flüelaposchi bringt uns komfortabel nach Davos, wo wir uns gleich verpflegen, bevor wir wieder in die Hitze Flachlandhausens eintauchen.

Tourengänger: Polder


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