Hinter Schloss von hinten


Publiziert von Voralpenschnüffler , 23. Juli 2013 um 21:48.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:22 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-OW 
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 2300 m

Die beiden Schlösser scheinen ihre Namen von den Ürnern, dh von Osten, erhalten zu haben: Folglich steigt man über die Engelberger-Seite von hinten auf's hintere Schloss - für mich eine Premiere: Vor über 10 Jahren war ich ein paar Mal auf dem Schloss, allerdings immer über den NE-Grat, mit Biwak entweder im Älpligriess oder in sandigen Buchten zwischen Vorder und Hinter Schloss. Einmal versuchte ich nach NW abzusteigen, was mir eine zweite, ungeplante Biwaknacht auf dem Gipfelgrat einbrachte, da ich den Durchschlupf einfach nicht fand (der alte - ebenso schlechte -  SAC-Führer empfahl, den von Pt. 2819 abfallenden Rücken gegen N zu verlassen, was indes 20 m heikle ausgesetzte Kletterei bedingt hätte - gemäss dem Blackenalp-Älpler soll die Stelle vor langer Zeit mit einem Fixseil versehen gewesen sein).

Nun also nach langer Zeit ein zweiter Versuch, als erste "richtige" Bergtour mit einer beeindruckend konditionsstarken und trittsicheren Frau Gemahlin seit den Babypausen und inspiriert von hier und da und dada: Mit Velos von Engelberg zum Äbnetbähnli, dessen Luxus wir uns gönnten, und weiter zur Blackenalp: Eine äusserst empfehlenswerte Adresse: CHF 40.- Halbpension, Duvets, perfekte Älplermargonen, äusserst freundliche "Besatzung", Käsereiperformance - merci Johannes ("Innendienst" und Koch) und Kari (sei 35 Jahren dort z'Alp).
Am Morgen Punkt 6 bei perfektem Wetter, aber vom abendlichen Schauer immer noch etwas nassem Gras , Aufbruch auf die Schafalp Hermis. Diese horizontal queren und auf den jähen, grasigen Begrenzungsgrat (orographisch rechts, E, des Gruentals). Auf diesem exponiert durch Edelweiss, Alpenaster und Männertreu empor, über eine kurze bröselige v.a. im Abstieg heikle Stelle, zuletzt einen Felsturm rechts umgehend. Am Ende des Grates rechts über eine kurze Stufe hinauf (II, im Abstieg nicht einfach zu finden und ins Bodenlose zu führen scheinend) und über eine geröllige Flanke  bis unter das Felsbollwerk auf ca. 2400m. Dort direkt unter den Felsen nach rechts (am Ende Steinmann für diese im Abstieg wichtige Stelle) und empor auf den schönen Boden auf 2500m. Von dort hatten wir durchgehend besten Sommerfirn, bis 20m unter die tiefste Stelle im Verbindungsgrat Vorder-Hinter Schloss. Diese 20 m sind sehr steil, äusserst brüchig und daher recht heikel - ev. sicherer mit Umweg über den Rücken von Pt. 3093.... Der Grat bietet dann herrliche Kraxelei mit prächtigen Tiefblicken, einige Wächtenreste auf der S-Seite erheischten Vorsicht. Erster Gipfelbucheintrag in diesem Jahr  - idR hat es so um die 7 Partien pro (Sommerhalb-)Jahr, wobei eher der Schlosschessel die meisten Begehungen hat!
Der Abstieg ist - abgesehen von den 500 Hm vergnüglichen Schnees -  auf dieser Route mE über (zu) weite Strecken (zu) heikel; mehrere Hundert Hm Absturzgelände, das höchste Konzentration erheischt - ev. wäre es besser, über den orographisch linken (W) Begrenzungsrücken des Gruentals abzusteigen. Wir folgten "unserem" Rücken von der Hermisalp in einer Linkschlaufe weiter bis ins Tal und sparten uns so den Umweg über die Blackenalp. Wegen der anhaltenden Anspannung kamen wir also ziemlich geschafft, einerseits ein bisschen stolz, andererseits etwas nachdenklich ob den Risiken am Surenenweg an... Zumindest auf dieser Gratroute ist mE auf den genannten Gründen ein T6 angezeigt, und auch der Blackenalp-Älpler wies uns darauf hin, dass im grasigen Teil kein Ausrutscher drin liegt  - als Tribut an die anderen Bewertungen versehe ich es mit einem "-" :-)
Da wir noch hinüber in die Engstlenalp wollten (geplant war für den Folgetag die Mähren), war nun höchste Eile gefragt, da die letzten Bahnen über den Jochpass bereits um halb 5 fahren... Also mit den Velos mit grossem Vergnügen hinunterschiessend und, die trostlose Pistenlandschaft glücklicherweise bequem überschwebend bis vor die Engstlenalp , wo die Storen mit unserer Ankunft runter gingen... Lustig das stete Downgrading i.S. Bähnli: Gondeln - moderne Sesseli - alte Sesseli, mit denen man schlussendlich in einen baufälligen Holzschuppen einfährt.. So blieb uns noch eine knappe halbe Stunde "Usplämperle" am idyllischen See, bis wir im Hotel eincheckten und schon vor 9 in die Federn sanken.
Die Mähren macht einen eher komplizierten und gerölligen Eindruck, sodass wir einen Relaxtag mit Baden and des Engstlensees blumigen Gestaden vorzogen.

Tourengänger: Voralpenschnüffler


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