Balkenspitzengrat
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Die Überschreitung der drei Balkenspitzen ist eine ganz selten begangene alpine Gratkletterei, die der Fuchskarspitzen-Überschreitung ähnelt. Die Felsqualität variiert von gut bis miserabel. Die Route ist nicht ausgerüstet, außerdem gibt es keine Begehungsspuren und vor allem keine Rückzugsmöglichkeiten, also alles in allem trotz der relativ geringen technischen Schwierigkeiten eine ernsthafte Tour.
Zur Schwierigkeit:
Mehrere Stellen III (hauptsächlich am Nordgipfel), II und im weiteren Gratverlauf auch Gehgelände bis T 5+.
Zur Ausrüstung:
Kletterhelm und eine gute Psyche. Versierte Alleingänger brauchen sonst keinerlei Equipment. Für eine Seilschaft reichen einige Schlingen und evtl. Expressen. Abseilen ist im Gegensatz zur Fuchskar-Überschreitung nirgends nötig.
Mit dem Bus zum Giebelhaus ist das bekanntlich so eine Sache. Einerseits kommt man ohne nur sehr umständlich ins hintere Ostrachtal, andererseits sind die Fahrzeiten in keinster Weise auf die Bedürfnisse von Bergsteigern ausgerichtet. Was soll man also machen, wenn der erste Bus um 09.35 Uhr am Giebelhaus ankommt und der letzte bereits um 16.10 Uhr von dort abfährt?
Zwei Varianten boten sich an: 1. Der Balkenspitzengrat, dann aber die 8,5 Kilometer vom Giebelhaus nach Hinterstein mit der Stirnlampe zurückzulegen oder eine sichere Variante 2. Kesselspitze und Nördliche Fuchskarspitze, da hätte ich den Bus sicher geschafft. Ums vorwegzunehmen: Es hat auch so gereicht, aber das Timing war minutengenau, und meine traditionell ausgedehnte Gipfelpause musste auf 30 min verkürzt werden.
Das Problem mit dem Bus hatten natürlich auch noch andere Wanderer. Schlimm, wenn immer mit der Uhr gerechnet werden muss...Serviceorientierung sieht auf jeden Fall anders aus, aber das ist ja auf den AV-Hütten genauso dasselbe. Wenn das Wetter stabil wird, wird der Schuppen dicht gemacht. Die Kehrseite: Man ist auf den Touren fast alleine. Auf dem Hüttenweg, wo einem sonst Karawanen von Leuten entgegenkommen, hat man die Natur für sich.
Vom Giebelhaus (1065m) auf dem bekannten Weg hoch zum bereits geschlossenen Prinz Luitpold-Haus (1846m).
Zeitbedarf: 1 Std 30 min
Kurze Pause, dann weiter Richtung Hochvogel und bei einem Wegweiser auf 2012m links hinauf zur Balkenscharte (2156m).
Zeitbedarf: 35 min von der Hütte
Auf der anderen Seite noch kurz abwärts, dann weglos rechts in Schrofen hoch an den Grat, um den Balken (2172m), einen charakteristischen Felszacken, der sich für kurze Übungsklettereien eignet, links zu umgehen.
Der schwierigste Teil der Tour ist die Erkletterung der Nördlichen Balkenspitze.
Es geht sofort relativ knackig zur Sache, wenn man sich direkt am Grat hält. Einige kurze Aufschwünge (II bis III-) sorgen für das richtige Warm-up. Auf einer größeren Geröllterrasse steigt man an den Steilaufschwung des ersten von drei Türmen des Nordgipfels. Von hier gibt es drei Möglichkeiten:
1. durch einen senkrechten, schwierigen Riss direkt (III+, Felsqualität oben zweifelhaft)
2. Umgehung rechts in unangenehmem und heiklem Bröselgelände (II-III) oder
3. die Meineke-Variante (III; ausgesetzt), für die ich mich entschied, da zu erwarten war, dass der Fels an der Kante besser sein würde als in der Flanke.
Dazu links auf eine unschwierig zu begehende Platte an die Gratkante und dann 15 Meter schwierig ("hart, aber machbar") und mit viel Luft unter den Sohlen hinauf auf den ersten Turm (III, guter, griffiger Fels). Oben auf der weiterhin ausgesetzten Gratschneide über eine unscheinbare Erhebung, von der man rechts in einen Kamin mit Block hinabsteigt (I-II). Dann links in die erste markante Scharte.
Hier leistete ich mir den Luxus, über anregende, griffige Felsen (II) linkerhand hochzusteigen. Da es weiter oben allerdings sehr heftig wurde (IV), kletterte ich vorsichtshalber lieber zurück und versuchte mein Glück, indem ich um eine Ecke stieg und von rechts wieder auf den Grat gelangte. Dabei geht es in plattigem, stufigem Gelände aufwärts (Stellen III-; 1 alter Haken; Felsqualität wechselnd) zum Gipfel der Nördlichen Balkenspitze (2242m).
Der Abstieg in die nächste Scharte ist verhältnismäßig einfach, I und T 5+. Beim Abstieg kann schon mal die beste Linie für den Aufstieg zum Mittelgipfel ausgespäht werden.
In jedem Fall geht es jetzt in der Flanke aufwärts. Diese besteht aus jeder Menge Schuttrinnen, die von Platten begrenzt werden. Dies ist der mühsamste Teil der Route, nicht schwierig (bis II, T 5), aber beileibe kein Hochgenuss. Und unheimlich steinschlägig. Dafür gewinnt man recht schnell an Höhenmetern. Bald befindet man sich auf selber Höhe wie die Südliche Fuchskarspitze. Auf dem Gipfel der Mittleren Balkenspitze (2315m) befinden sich Reste eines Steinmannes.
In Gehgelände (T 5) in die nächste, recht breite Scharte und jenseits in leichter Kletterei (bis II) auf die eher unscheinbare Südliche Balkenspitze (2324m) und dann weiter ohne größere Höhenunterschiede. Das Gelände ist nun schrofig, teilweise gar schon grasig. Der Grat ist weiterhin ausgesetzt, aber leicht begehbar (I-II). An einer Stelle, bei der Überwindung einer schluchtartigen Rinne, muss kurz rechts ausgeholt werden, ansonsten bleibt man immer der Gratkante treu.
Kurz vor dem Kreuzspitz-Klettersteig kann oder muss man an einer Platte nochmals klettern (kurz III-, aber nicht mehr ausgesetzt, Umgehung auf der rechten Seite möglich), dann trifft der Grat den Klettersteig.
Zeitbedarf: 1 Std 30 min ab Balkenscharte
Über den Klettersteig und die schuttige Südflanke zum Gipfel der Kreuzspitze (2367m), die den eigentlichen Endpunkt des Balkenspitzengrates darstellt.
Zurück ging's über den Klettersteig zum Prinz Luitpold-Haus (40 min). Ich schaute mir kurz den Winterraum an. Sehr gepflegt, warm und alles vorhanden...wäre vielleicht mal reizvoll, eine Allgäu-Durchquerung von Winterraum zu Winterraum...wenn die alle so schön sind, ließe sich die Nacht eventuell ertragen...
Noch 1 Std 20 min hatte ich zur Verfügung, genau die Zeit, die ich brauchte, um den letzten Bus am Giebelhaus zu erwischen. Das alpine Klettern und das Wandern durch den malerischen Herbstwald konnte man heute wohl ein letztes Mal in diesem Jahr genießen...der Wintereinbruch steht unmittelbar bevor...
Fazit: Ein gelungener Saisonabschluss mit einer Tour, die nur Insider kennen.
Zur Schwierigkeit:
Mehrere Stellen III (hauptsächlich am Nordgipfel), II und im weiteren Gratverlauf auch Gehgelände bis T 5+.
Zur Ausrüstung:
Kletterhelm und eine gute Psyche. Versierte Alleingänger brauchen sonst keinerlei Equipment. Für eine Seilschaft reichen einige Schlingen und evtl. Expressen. Abseilen ist im Gegensatz zur Fuchskar-Überschreitung nirgends nötig.
Mit dem Bus zum Giebelhaus ist das bekanntlich so eine Sache. Einerseits kommt man ohne nur sehr umständlich ins hintere Ostrachtal, andererseits sind die Fahrzeiten in keinster Weise auf die Bedürfnisse von Bergsteigern ausgerichtet. Was soll man also machen, wenn der erste Bus um 09.35 Uhr am Giebelhaus ankommt und der letzte bereits um 16.10 Uhr von dort abfährt?
Zwei Varianten boten sich an: 1. Der Balkenspitzengrat, dann aber die 8,5 Kilometer vom Giebelhaus nach Hinterstein mit der Stirnlampe zurückzulegen oder eine sichere Variante 2. Kesselspitze und Nördliche Fuchskarspitze, da hätte ich den Bus sicher geschafft. Ums vorwegzunehmen: Es hat auch so gereicht, aber das Timing war minutengenau, und meine traditionell ausgedehnte Gipfelpause musste auf 30 min verkürzt werden.
Das Problem mit dem Bus hatten natürlich auch noch andere Wanderer. Schlimm, wenn immer mit der Uhr gerechnet werden muss...Serviceorientierung sieht auf jeden Fall anders aus, aber das ist ja auf den AV-Hütten genauso dasselbe. Wenn das Wetter stabil wird, wird der Schuppen dicht gemacht. Die Kehrseite: Man ist auf den Touren fast alleine. Auf dem Hüttenweg, wo einem sonst Karawanen von Leuten entgegenkommen, hat man die Natur für sich.
Vom Giebelhaus (1065m) auf dem bekannten Weg hoch zum bereits geschlossenen Prinz Luitpold-Haus (1846m).
Zeitbedarf: 1 Std 30 min
Kurze Pause, dann weiter Richtung Hochvogel und bei einem Wegweiser auf 2012m links hinauf zur Balkenscharte (2156m).
Zeitbedarf: 35 min von der Hütte
Auf der anderen Seite noch kurz abwärts, dann weglos rechts in Schrofen hoch an den Grat, um den Balken (2172m), einen charakteristischen Felszacken, der sich für kurze Übungsklettereien eignet, links zu umgehen.
Der schwierigste Teil der Tour ist die Erkletterung der Nördlichen Balkenspitze.
Es geht sofort relativ knackig zur Sache, wenn man sich direkt am Grat hält. Einige kurze Aufschwünge (II bis III-) sorgen für das richtige Warm-up. Auf einer größeren Geröllterrasse steigt man an den Steilaufschwung des ersten von drei Türmen des Nordgipfels. Von hier gibt es drei Möglichkeiten:
1. durch einen senkrechten, schwierigen Riss direkt (III+, Felsqualität oben zweifelhaft)
2. Umgehung rechts in unangenehmem und heiklem Bröselgelände (II-III) oder
3. die Meineke-Variante (III; ausgesetzt), für die ich mich entschied, da zu erwarten war, dass der Fels an der Kante besser sein würde als in der Flanke.
Dazu links auf eine unschwierig zu begehende Platte an die Gratkante und dann 15 Meter schwierig ("hart, aber machbar") und mit viel Luft unter den Sohlen hinauf auf den ersten Turm (III, guter, griffiger Fels). Oben auf der weiterhin ausgesetzten Gratschneide über eine unscheinbare Erhebung, von der man rechts in einen Kamin mit Block hinabsteigt (I-II). Dann links in die erste markante Scharte.
Hier leistete ich mir den Luxus, über anregende, griffige Felsen (II) linkerhand hochzusteigen. Da es weiter oben allerdings sehr heftig wurde (IV), kletterte ich vorsichtshalber lieber zurück und versuchte mein Glück, indem ich um eine Ecke stieg und von rechts wieder auf den Grat gelangte. Dabei geht es in plattigem, stufigem Gelände aufwärts (Stellen III-; 1 alter Haken; Felsqualität wechselnd) zum Gipfel der Nördlichen Balkenspitze (2242m).
Der Abstieg in die nächste Scharte ist verhältnismäßig einfach, I und T 5+. Beim Abstieg kann schon mal die beste Linie für den Aufstieg zum Mittelgipfel ausgespäht werden.
In jedem Fall geht es jetzt in der Flanke aufwärts. Diese besteht aus jeder Menge Schuttrinnen, die von Platten begrenzt werden. Dies ist der mühsamste Teil der Route, nicht schwierig (bis II, T 5), aber beileibe kein Hochgenuss. Und unheimlich steinschlägig. Dafür gewinnt man recht schnell an Höhenmetern. Bald befindet man sich auf selber Höhe wie die Südliche Fuchskarspitze. Auf dem Gipfel der Mittleren Balkenspitze (2315m) befinden sich Reste eines Steinmannes.
In Gehgelände (T 5) in die nächste, recht breite Scharte und jenseits in leichter Kletterei (bis II) auf die eher unscheinbare Südliche Balkenspitze (2324m) und dann weiter ohne größere Höhenunterschiede. Das Gelände ist nun schrofig, teilweise gar schon grasig. Der Grat ist weiterhin ausgesetzt, aber leicht begehbar (I-II). An einer Stelle, bei der Überwindung einer schluchtartigen Rinne, muss kurz rechts ausgeholt werden, ansonsten bleibt man immer der Gratkante treu.
Kurz vor dem Kreuzspitz-Klettersteig kann oder muss man an einer Platte nochmals klettern (kurz III-, aber nicht mehr ausgesetzt, Umgehung auf der rechten Seite möglich), dann trifft der Grat den Klettersteig.
Zeitbedarf: 1 Std 30 min ab Balkenscharte
Über den Klettersteig und die schuttige Südflanke zum Gipfel der Kreuzspitze (2367m), die den eigentlichen Endpunkt des Balkenspitzengrates darstellt.
Zurück ging's über den Klettersteig zum Prinz Luitpold-Haus (40 min). Ich schaute mir kurz den Winterraum an. Sehr gepflegt, warm und alles vorhanden...wäre vielleicht mal reizvoll, eine Allgäu-Durchquerung von Winterraum zu Winterraum...wenn die alle so schön sind, ließe sich die Nacht eventuell ertragen...
Noch 1 Std 20 min hatte ich zur Verfügung, genau die Zeit, die ich brauchte, um den letzten Bus am Giebelhaus zu erwischen. Das alpine Klettern und das Wandern durch den malerischen Herbstwald konnte man heute wohl ein letztes Mal in diesem Jahr genießen...der Wintereinbruch steht unmittelbar bevor...
Fazit: Ein gelungener Saisonabschluss mit einer Tour, die nur Insider kennen.
Tourengänger:
quacamozza
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