Madonna Direkt und Überschreitung zur südlichen Fuchskarspitze


Publiziert von bj147 , 12. September 2023 um 14:50.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 9 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Hinterstein, Parkplatz "Auf der Höhe", Tagesgebühr 10!!! €
Zufahrt zum Ausgangspunkt:VW ID3 - leider :D

Ein guter Freund fragte mich letzte Woche, ob wir die nächste Tour planen. Gesagt getan. Unklar war, was es werden sollte. Stand doch schon länger eine Mehrseillänge bei uns auf der Wunschliste, da wir beide bisher lediglich im Bereich Sportklettern unterwegs waren. Informationen zu den Best-Practises bei alpinen MSL hatte ich schon seit Wochen und Monaten rauf und runtergeforstet, gelesen, verdaut, reflektiert und teilweise daheim nachgestellt mit improvisierten Standplätzen zum Üben. Auch eine Standplatzschlinge war schon vorbereitet und wartete nur auf den ersten Einsatz. Gesagt getan. In die nähere Auswahl (auch was Absicherung, Länge der Kletterei, Schwierigkeitsgrat, Anfahrtsweg usw. anging) standen letztlich das südliche Höllhorn (das nördliche wäre nicht gegangen, da wir keine 2 50m Halbseile besitzen, aber man sich dort 50m abseilen hätte müssen), die schwarze Wand hinauf zur nördlichen Fuchskarspitze, oder die (laut Recherchen) ganz neu eingerichtete und damit bestens ausgerüstete "Madonna Direkt" aus dem Jahr 2019. 

In der Halle klettern wir bis max. 8 / 8-, waren aber unsicher, ob die Faustregel "2 Grade leichter" für eine erste MSL-Tour sinnvoll ist, zumal logischerweise auch die Länge und Ausdauer eine Rolle spielt - haben uns dann dazu entschlossen, zu Beginn eine (subjektiv) sehr leichte Tour auszusuchen, um uns eigentlich hauptsächlich bis "nur" auf die eigentlichen Sicherungsthemen, Seilhandling usw. fokussieren zu können. Deswegen ist es die Madonna direkt geworden. Rückblickend betrachtet waren wir beide der Meinung: Die Tour war eigentlich für eine klassisch abgesicherte Kletterei zu leicht, da es sich in großen Teilen eher um "Geh"/Kraxelgelände handelt (unsere Sicht! Wir sind sonst auch im bis zu vierten Grad seilfrei unterwegs), verbunden mit sehr hoher Seilreibung, sodass es als Vorsteiger echt ein schwieriges Unterfangen war, das Seil nachzuziehen.

Im Prinzip gibt es schon einige Infos zu der Tour, gerne möchte ich jedoch unsere Sicht ergänzen und v.a. ein paar Worte zu Schlüsselstellen dalassen. Werde mich hierbei kurz fassen und versuchen, all den Querulanten und Leuten mit gelebter Doppelmoral möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten :) 

Bitte beachtet, dass alle Angaben zu meinen Routen und Schwierigkeiten unverbindlich sind und keine Ersatz für eigene Recherche und eigenverantwortliches Handeln vor Ort darstellen

Meine Zeitangaben beinhalten Pausen, sind ungeschönt und ehrlich. Schwierigkeitsangaben, sowie Vergleiche zu anderen Touren sind rein subjektiv und meine persönliche Meinung. Und all den super Alpinisten, die hier beim falschen + oder - meiner Schwierigkeitsangaben das Haar in der Suppe suchen sei gesagt: Ich maße mir erst gar nicht an, den Unterschied zwischen 3 und 4- erkennen zu können. Wer hier widerspricht, dem sei gesagt: Einfach mal in die Kletterhalle gehen und schauen, wie stark die Schwierigkeitsbewertungen selbst professioneller Schrauber voneinander abweichen. Dort liegen Schwierigkeitsbewertungen teilweise eine ganze Zahl daneben, was logischerweise auch an persönlichen Präferenzen liegt.

Start um 6:30 in Stuttgart. Anfahrt mit einem ID3, was leider eine längere Zwangspause zur Folge hatte. Wenigstens konnten wir die Zeit nutzen und auch hier nochmal gemeinsam alle Techniken rund um Standplatzbau, Nachstiegs- und Vorstiegssicherung durchgehen. Wir verwendeten eine Standplatzschlinge mit weichem Bulinauge, zur Sicherung jeweils den Tuber mit Plate-Funktion bzw. im Vorstieg mit Vorschaltkarabiner. Die Stände in der Route sind top eingerichtet und bereits verbunden - daher hätte es wohl auch ein großer Schraubkarabiner als Zentralpunkt getan - aber es ging ja schließlich um die Übung.

ANFAHRT / ZUSTIEG
Leider standen wir in Folge erst um 10:30h auf dem Parkplatz in Hinterstein; ein letzter Materialcheck und es ging los. 10:50h auf die MTBs und ab ins Tal 
(Ja, deutlich zu spät...). Eine wunderschöne Fahrt, landschaftlich toll und mit nicht all zu hoher durchschnittlicher Steigung ging es vorbei am Giebelhaus, vorbei am hier auch auf HIKR bereits markierten Fahrraddepot, links hinunter durch das Bachbett und hinauf auf einer Schotterpiste bis zur Untere Bärgündelealpe. Hinter der Hütte kann man wunderbar die MTBs deponieren, dann stört es auch den Wirt nicht. Zeit bis zur Alpe ca 1:15h, also ging es gg. 12h weiter in Richtung PLH. Normalweg hinauf zum PLH, anschließend auf dem Normalweg in Richung Norden (Jubiläumsweg) hinauf bis rechter Hand das Schotterfeld liegt,. Dort kann man nach rechts zum Schotterfeld abbiegen. Im Schotterfeld sieht man leichte Pfadspuren. Diese hinauf zur Wand. Anvisiert wird eine Grotte, die zu diesem Zeitpunkt deutlich sichtbar ist und gleichzeitig den Einstieg markiert. Wir waren gegen 13:50h an der Grotte, also ca. 3h  Zustieg/Zufahrt von Hinterstein - haben hier erstmal ausgiebig pausiert, Material ausgepackt, Gurte angelegt, noch mal alle Techniken durchgesprochen und gegen 14:30h ging es los. (Ja, deutlich zu spät...).

Kletterei Madonna Direkt:
Die Tour hat 11 SL, wurde wie schon erwähnt 2019 neu eingerichtet, hat zwar großzügige Hakenabstände aber für die Art von Gelände und Kletterei ausreichend. Es geht teilweise in Kurven, teilweise handelt es sich um schrofenartiges Gehgelände (zB eine Rinne queren usw), in Summe zur klassischen Kletterei mühsam aufgrund den doch recht kurvigen Verläufen und der stark erhöhten Seilreibung. Wir haben hier nicht jede SL gesichert, teilweise das Seil auf den Rücken und einzelne SL frei geklettert. 

Die Topo gibt es bei Philipp Schädler, an den auch unser Dank für die Einrichtung rausgeht. Im Wandbuch (am Ende der 8. SL) gibt es erst ~45 Einträge seit 2019. ALso sehr frequentiert ist die Route nicht. In Summe handelt es sich größtenteils um recht brüchiges und bröseliges Gelände - durch den teils diagonalen Verlauf der Route wird aber zumindest die Steinschlaggefahr auf den Sichernden bzw. Nachsteiger etwas entschärft.

Topo bei Philipp: https://www.philippschaedler.com/blog/neue-klettertour-auf-dem-prinz-luitpold-haus/

Aus seinen Angaben zitiere ich das notwendige Material:
50m Seil, 6 Expressschlingen, Helm, Standplatzmaterial ausgerüstet mit Edelstahl Expressanker keine Klemmkeile und Camalots notwendig (die letzten beiden Seillängen sind ident mit der klassischen Fuchskarüberschreitung auf die Madonna, Mittelgipfel)

Die Routenführung ist zu großen Teilen äußerst klar.
Zu erwähnen ist hier aus unserer Sicht nur folgendes:

Die 4. SL war für uns äußerst uneindeutig. Nach dem ersten BH und Querung der Rinne sah es für uns laut Topo danach aus, als müssen wir "gerade aus hoch", dort sahen wir Platten und eine große Rinne, die sich eigentlich bis unterhalb des Madonna Gipfels nach oben zog. Wir haben an der 4. SL sicherlich 20-30min verloren, um den nächsten Haken bzw. Stand zu finden. Der richtige Wert führt nach der dem 1. BH folgenden Querung der Rinne mittels Band leicht weiter in Richtung Süden und dann linkerhand hoch auf die Gratkante. Vielleicht haben wir auch nur das "Rinnen"-Symbol in der Topo falsch gedeutet. 

Die Schlüsselstelle (4) hat sehr große Griffe, die Füße arbeiten auf Reibung, die Stelle ist aber sehr schnell vorbei. Die beiden Haken sind dort sehr eng platziert, die Stelle könnte unserer Meinung aber auch als 3 (mit welchem Suffix auch immer) durchgehen.

Einen kleinen Fehler gibt es in der Topo unserer Meinung nach am Ende der 9. SL. Der Stand befindet sich zwar an der Gratkante, aber direkt VOR dem Abklettern hinunter in die Rinne. Der Stand ist eher hoch angebracht, dort sind am Stein zwei blaue Pfeile lackiert. Einer zeigt nach oben, einer nach rechts. Hier scheint es optional eine Direktvariante die Gratkante hinauf zu geben, die wir auch genommen haben. Aber selbst wenn man kurz wenige Meter (vllt. 4m) leicht vom Stand abwärts klettert, befindet man sich oberhalb einer 10m langen Rinne - die Topo ist hier nicht ganz eindeutig und könnte auch so verstanden werden, dass man diese Rinne abklettern solle. Macht aber bei kurzem Nachdenken wenig Sinn, da man sich damit weiter vom eigentlichen Gipfel entfernen würde. Soll heißen: Entweder die Direktvariante vom Stand nehmen, oder kurz wenige Meter hinunter und dann links-haltend ebenfalls in Richtung Gipfel hinauf.

Den Gipfel erreichten wir ca. um 17:30h.
(3h nach Einstieg in die Madonna Direkt).

Wir entschieden uns für die Fuchskarüberschreitung in Richtung Süden, uns erschien optisch (nicht verifiziert anhand von Karten) der Weg zum Südgipfel ähnlich weit wie zum Nordgipfel).

Was wir für wichtig halten zu erwähnen: Die Überschreitung selbst hat zwar vereinzelt Klebe- und Bohrhaken, kann also womöglich in weiten Abständen gesichert werden (hier wären mobile Sicherungen sicherlich von Vorteil oder sinnvoll), aber im Prinzip handelt es sich schon eher um eine klassische Überschreitung. Dafür, dass der eigentliche Aufstieg, der sich ja gerade mal an einer Stelle angeblich im vierten, sonst eigentlich im 2. - 3. Grat befindet, so gut versichert ist - sollte hier nicht fälschlicherweise der Eindruck entstehen, dass es die ganze Tour ist. Wir sind der Meinung: Wer die Madonna Direkt nur mit so einer guten Versicherung aufsteigen / klettern möchte / würde, der wird sich an der eigentlichen Gratüberschreitung (zumindest in Richtung Süden, wie wir sie gegangen sind) eher schwer tun oder viele mobile Sicherungen legen müssen. Man sollte sich in exponiertem und brüchigen T6 II Gelände durchaus wohl fühlen. Wie gesagt: Wie die Überschreitung in Richtung Norden aussieht: keine Ahnung. Aber zumindest vom Gipfel der Madonna sah das nicht viel leichter aus. 

Ehrlich gesagt hatten wir Zeit nicht genügend im Blick, aber als nach der ersten Abseilstelle leicht unterhalb vom Madonna Gipfel und Aufnehmen des Seils plötzlich 18h auf der Uhr stand, wurde ich ehrlich gesagt schon leicht nervös. Ja, dass das Zeitmanagement nicht ideal war, war klar. Aber noch kein Grund zur Sorge, bewegen wir uns meist sehr sehr zügig. Nichts destotrotz hatten wir keine genaue Beschreibung der Überschreitung parat (da auch schwierig genau zu beschreiben und eigentlich recht klar in der Orientierung); und wussten auch nicht genau, wie oft wir noch das Seil auf und abladen werden müssen.

Die Überschreitung stand uns noch bevor, wir hatten (ja, eigener Fehler!) ein viel zu langes Seil dabei (75m), das vor und nach Abseilstellen aufgenommen und durchgefädelt werden wollte. Also sputeten wir uns - im Eifer des Gefechts ließ ich unterhalb der ersten Abseilstelle mein Tuber fallen, kam er doch zum Glück 6m tiefer zum Liegen, sodass meine Begleitung ihn kurzerhand bergen konnte. Außerdem ist mir noch ein ca. 2-Faust-großer Stein beim Abziehen des Seiles in der 1. Abseilrinne auf den Helm geflogen - better safe than sorry! Zum Glück nichts weiter passiert als ein kurzer Schock.

Letzten Endes ist es schwierig, die Überschreitung Zacken für Zacken zu erklären. Aber wie oben beschrieben: Meist ist die Linie recht klar. Abseilen mussten wir uns (inkl. der Abseilstelle unterhalb des Madonna Gipfels) zwei mal. Einmal sind wir eine leichte Rinne abgeklettert. An einer Stelle gab es einen recht großen Aufschwung, den wir wie folgt genommen haben: Erst rechts haltend (westseitig) auf einem Band (Trittspuren erkennbar) den Aufschwung umgehen, dann aber nach links hochklettern. Ihr merkt, dass ihr richtig seid, wenn ihr mindestens einen Klebehaken an der Schlüsselstelle dieses Aufschwungs seht. Wenn die Schlüsselstelle der Madonna eine 4 ist, dann ist das hier auch eine, da waren wir uns einig. Den Übergang durch eine Scharte zum letzten 3+ Aufschwung sind wir westseitig (rechts herum) gegangen, damit ist eine Abseilstelle, von der ich zumindest mal irgendwo gelesen hatte, entfallen. Der 3+ Aufschwung wird von der Scharte aus linksherum (ostseitig) eingeleitet, aber im unteren Bereich quert man wieder auf die Westseite bzw. Stirnseite des Aufschwungs herum). 

Auf dem Gipfel der südlichen Fuchskarspitze standen wir um ziemlich genau 19:05h. Wir haben kurz ein paar Bilder geschossen und begonnen zügig gegen 19:10h mit dem Abstieg. Wir haben den ostseitigen Abstieg genommen. Dieser ist zwar in unseren OSM / Komoot / Bergfex usw. Karten nirgends markiert, aber leicht zu finden und ausreichend mit roten Punkten auf Steinen markiert. Auch wenn wir uns sehr beeilten, leichtsinnig sollte man hier nicht werden, würde das auch noch als T4+ I einstufen, die Hände kommen hier ständig zum Einsatz und das Geläde ist steil. Unterhalb der Felsen quert man in Richtung süden in Richtung Balkenscharte, dann hinunter in Richtung PLH. Am PLH waren wir um 19:40h. An der Untere Bärgündelealpe um 20:20h. Und um 21:00h am Parkplatz in Hinterstein.

Zeiten zusammengefasst:
Hinterstein -> Untere Bärgündelealpe via MTB: 1:15h
Untere Bärgündelealpe -> Einstieg Madonna an der Grotte: 1:50h.
Pause 40min.
Einstieg Madonna bis Gipfelkreuz Madonna: 3h (ohne Orientierungslosigkeit in der 4. SL ca. 2:30h).
Madonna-Gipfel bis Gipfelkreuz südliche Fuchskarspitze: 1:35h
Abstieg südliche Fuchskarspitze bis Untere Bärgündelealpe: 1:10h
Untere Bärgündelealpe nach Hinterstein via MTB: 40min

Hoffe, ihr könnt dem Ganzen etwas positives entnehmen.
Insgesamt eine in unseren Augen sehr lohnende Tour, für die T6 III Gänger unter Euch sicherlich auch via Madonna Direkt am laufenden Seil sehr gut machbar. Nach 10h inkl. einer etwas längeren Pause von ~40min waren wir Happy, wieder sicher am Auto zurück zu sein. Gegen 24h waren wir dann daheim. 

Tourengänger: bj147


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 61204.gpx Überschreitung+Abstieg

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Kommentare (7)


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F3ttmull hat gesagt:
Gesendet am 12. September 2023 um 16:28
Danke für den Bericht, fehlt jetzt noch ein "ausführlicher" Bericht vom Westgrat, den wir eigentlich vor der Überschreitung von Süd nach Nord mitnehmen wollten, aber den Einstieg nicht gefunden haben, siehe: https://freieberge.wordpress.com/2017/08/06/35-jahre-klettern-an-der-fuchskarspitze-20-jahre-sanierte-klettertouren/
Grüße aus dem Allgäu in die alte Heimat, adele :)

bj147 hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. September 2023 um 16:43
Oh wow - wusste nicht (zu wenig recherchiert), dass es an den Fuchskarspitzen nur so von tollen Kraxeltouren wimmelt. Hammer! Glaube ich muss mich dort echt mal 3 Tage im PLH einbuchen xD

bj147 hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. September 2023 um 16:48
Hat nicht irgendjmd auf HIKR diesen Führer und kann die Tour einstellen? :o


"Stefan Meineke: Allgäu Kletterführer, Akademische Verlagsanstalt Leipzig, 1998 (vergriffen, im Antiquariat erhältlich, Route wie hier beschrieben mit Westgrat-Aufstieg auf den Südgipfel der Fuchskarspitze);"

Nyn hat gesagt: Sauber!
Gesendet am 12. September 2023 um 18:37
Gratulation zum guten Gelingen und der sehr ausführlichen, ehrlichen Reportage.

Als alpine ErstlingsKletter-Tour (wenn ich das recht verstanden habe?) eine derartige herauszusuchen, die einen sehr weiten Zustieg hat und dazu noch einen recht langen, schwierigen Abstieg beinhaltet ist schon ein wenig gewagt. Rein klettertechnisch habt ihr das ja locker drauf und seid mit einigen noch ungewohnten Anforderungen (Standplatzbau, Seilführung, Abseilen, Orientierung) vergleichsweise gut zuRecht gekommen.

Mich wundern ein wenig die sehr großen Rucksäcke. (Abseilbild)
Was hattet ihr denn alles dabei, wenn ich fragen darf?

Klar braucht man für alpine Routen n Haufen Zeugs, jedoch ist z.B. abzuwägen, ob man bei augenscheinlich TopWetter Biwaksack und oder dicke Jacke mitnimmt (wobei das bei besserem Zeitmanagment dann auch wenig risikoreich ist, die nicht mitzunehmen).

Und warum ausgerechnet die "Madonna"??? ohne Ü als 1 -Tages-Tour....
Hat denn keiner eurer Kontakte/Kumpels in der Stuttgarter Szene/Kletterhalle alpine Erfahrung?
Warum seid ihr nicht in die Tannheimer? (Rote Flüh/Hochweisler usw.). Dort gibt es viele Touren aller Couleur, kürzere Zustiege ....
Routen, wo man ggf mit Abseilen oder schnell und einfach zum Einstieg (Depot!) zurückkommt, sind da Viele und gerade zum "Beginnen" deutlich genussvoller!

Nun, aller Alpinkletter-Anfang ist schwer. Ihr habt sicher bei dieser Unternehmung ganz viel gelernt.
Hauptsache, es hat euch Spaßgemacht und ihr seid gut und heil zurückgekommen - mit Lust auf mehr

Viele Grüße
Nyn

bj147 hat gesagt: RE:Sauber!
Gesendet am 13. September 2023 um 11:32
Hi Nyn,

danke für Deine vielen Anregungen :) Ich würde Dir gerne auf alles Antworten, weiß aber gar nicht genau, wie, ohne einen Roman zu schreiben :D Ich versuche es mal komprimiert.

Vorweg, ja, tatsächlich war das unsere erste MSL überhaupt, also auch nicht-alpin. Wir hätten auch im Donautal beginnen können, wollten aber wollten etwas aussichen auch mit konditionellem Anspruch, mit toller Natur und Bergen, mit Ruhe und Exklusivität usw. Es sind sehr viele Parameter mit in die Auswahl geflossen. Auch Themen wie Absicherung, Sanierungsstand, Standplätze usw - wir wollten nichts zu schwieriges (6- aufwärts), wir wollten weder Friends noch Cams legen. Wir wollten etwas mit Option, eventuell einzelne SL komplett zu überspringen oder durchzusteigen (was bei der Madonna perfekt möglich ist und so von uns auch genutzt wurde), um Zeit zu sparen bei Bedarf usw... Mit all diesen Parametern habe ich nicht endlos viele Touren gefunden; zur Auswahl standen noch Südwand oder Ostgrat Widderstein; Rote Flüh, Höllhörner, Bayerländerweg ...

Bei der Roten Flüh schreckte uns die "direkte" Anfahrt ab und wir fürchteten aufgrund des TOP Wetters, dass sehr viel los sein würde (Steinschlag? Blockierung von Seilschaften?). Daher haben uns explizit etwas gesucht, das den meisten vermutlich zu aufwändig erscheint - wissentlich, dass das (soll nicht angeberisch klingen) uns körperlich fordert aber trotzdem weit unterhalb unserer Konditionsgrenze liegt.

Heißt: Der Idealzustand war für uns, von allem etwas zu haben. Bike / Hike & Climb. Auch mit Option zu verkürzen, auch mit Option im Worst-Case wieder komplett abzusteigen / abzuklettern. Aber auch mit der Option (bzw. Pflicht) eine, wie wir es sonst oft machen und lieben, klassische Gratkraxelei dranzuhängen.

Die Verzögerung aufgrund des Ladens des ID3 und des nicht vorher gescheit gepackten Rucksacks hätten wir vermeiden können und sollen / andererseits war das noch kein Beinbruch.

Keine Ü-Nachtung deswegen, weil mein Kumpel maximal eingespannt ist - am Vorabend noch auf einem Weinfest gewesen - am Folgetag direkt an seinem Immobilienprojekt weiterarbeitend... Ich wäre auch eher für Ü-Nachtung gewesen und im Idealfall gar zwei aufeinanderfolgende Touren. Aber ich kann mich damit arrangieren; der felende Schlaf wird am Folgetag nachgeholt.

-- Teile gerne Deine Meinung und Erfahrung - bin hier wissbegierig, wie man evtl. die Tourenauswahl gerade bei Kletterrouten und Topos (v.a. wenn man keinen Klettererführer besitzt) optimieren kann ---

Und nun zum Thema Rucksack:
Was mein Kumpel alles dabei hatte, gute Frage. Wir gehen beide nicht sonderlich ökonomisch beim Packen vor und haben sicherlich häufig das eine oder andere KG zu viel dabei.... Biwakmaterial hatten wir nicht mal dabei. Also in meinem Rucksack findet sich oft: Drohne und Kamera (beides dieses mal nicht), in dem Fall Klettergurt, einige Schlingen, 5 Exen, Tuber und Kram, Helm hängt dran, Kletterschuhe, 2 Merino Shirts (häufig mehr, da ich verfroren bin, oft 2x Merino, Daunenjacke, Fleece -> hier kann ich definitiv optimieren; manchmal habe ich das alles dabei und brauche am Ende nichts...), 2l Trinkbeutel, dazu noch 2*0.75l Wasserflaschen einzeln, 4*0.33l Coke, 6 Brötchen und 4 Müsliriegel, 1 Packung Studentenfutter, je nach Tour Grödel und Pickel, Sonnencreme, Hut, glaub das wars.

Denke, wenn wir mal wirklich konditionell an die Leistungsgrenzen gehen wollen, müssen wir viel viel ökonomischer Packen lernen.

Nyn hat gesagt: RE: Roman :D
Gesendet am 13. September 2023 um 13:31
Hi Nyn,

danke für Deine vielen Anregungen :) Ich würde Dir gerne auf alles Antworten, weiß aber gar nicht genau, wie, ohne einen Roman zu schreiben :D Ich versuche es mal komprimiert.

Wenn man selbst nicht bei der Planung und/oder auf der Tour dabei war, ist es manchmal schwierig, Anregungen nicht als Schulmeisterei wirken zu lassen. Für sämtliche bergsportlichen Betätigungen gibt es ja jede Menge Lehrbücher - aber das ist halt ...Theorie!
Umso mehr freut es mich, wenn ihr so manch alter Hasen Anmerkungen wohlwollend aufnehmt


Vorweg, ja, tatsächlich war das unsere erste MSL überhaupt, also auch nicht-alpin. Wir hätten auch im Donautal beginnen können, wollten aber wollten etwas aussichen auch mit konditionellem Anspruch, mit toller Natur und Bergen, mit Ruhe und Exklusivität usw. Es sind sehr viele Parameter mit in die Auswahl geflossen. Auch Themen wie Absicherung, Sanierungsstand, Standplätze usw - wir wollten nichts zu schwieriges (6- aufwärts), wir wollten weder Friends noch Cams legen. Wir wollten etwas mit Option, eventuell einzelne SL komplett zu überspringen oder durchzusteigen (was bei der Madonna perfekt möglich ist und so von uns auch genutzt wurde), um Zeit zu sparen bei Bedarf usw... Mit all diesen Parametern habe ich nicht endlos viele Touren gefunden; zur Auswahl standen noch Südwand oder Ostgrat Widderstein; Rote Flüh, Höllhörner, Bayerländerweg ...
Bei der Roten Flüh schreckte uns die "direkte" Anfahrt ab und wir fürchteten aufgrund des TOP Wetters, dass sehr viel los sein würde (Steinschlag? Blockierung von Seilschaften?). Daher haben uns explizit etwas gesucht, das den meisten vermutlich zu aufwändig erscheint - wissentlich, dass das (soll nicht angeberisch klingen) uns körperlich fordert aber trotzdem weit unterhalb unserer Konditionsgrenze liegt.
Heißt: Der Idealzustand war für uns, von allem etwas zu haben. Bike / Hike & Climb. Auch mit Option zu verkürzen, auch mit Option im Worst-Case wieder komplett abzusteigen / abzuklettern. Aber auch mit der Option (bzw. Pflicht) eine, wie wir es sonst oft machen und lieben, klassische Gratkraxelei dranzuhängen.

Ui, das sind schon einige höchst bemerkenswerte Kriterien, die in der Tat die Auswahl erheblich begrenzen.
Ich hätte zunächst vermutet, ihr würdet eine sog. "alpine Sportkletterroute" (schon mehrseillängig, aber gut gebohrt, mit Abseilpiste, im Bereich 6 oder 7) bevorzugen .
Dass ihr nun eine deutlich vielseitigere "klassische" Route auf einen wenig begangenen Berg ausgesucht habt,
spricht für gehörige Abenteuerlust *zwinker* und einer gewissen Abneigung u.U. mit Massen Gleichgesinner in einer der "Modetouren" h-lang am Einstige oder Stand zu warten :D

...
Teile gerne Deine Meinung und Erfahrung - bin hier wissbegierig, wie man evtl. die Tourenauswahl gerade bei Kletterrouten und Topos (v.a. wenn man keinen Klettererführer besitzt) optimieren kann

Sehr viele (allerdings keine Spezial-Kletter) -führerwerke des Rother Verlags/München -auch AV-Führer genannt- sind seit ca 2 Jahren gänzlich kostenlos online verfügbar!!
(Post auf hikr bzw: Seite des AV) Vielleicht linst ihr da mal rein?
Topo-Kletterführer gibt es meist nur für Sportkletterrouten.(z.B. beim Panico-Verlag)


Und nun zum Thema Rucksack:
Was mein Kumpel alles dabei hatte, gute Frage. Wir gehen beide nicht sonderlich ökonomisch beim Packen vor und haben sicherlich häufig das eine oder andere KG zu viel dabei.... Biwakmaterial hatten wir nicht mal dabei. Also in meinem Rucksack findet sich oft: Drohne und Kamera (beides dieses mal nicht), in dem Fall Klettergurt, einige Schlingen, 5 Exen, Tuber und Kram, Helm hängt dran, Kletterschuhe, 2 Merino Shirts (häufig mehr, da ich verfroren bin, oft 2x Merino, Daunenjacke, Fleece -> hier kann ich definitiv optimieren; manchmal habe ich das alles dabei und brauche am Ende nichts...), 2l Trinkbeutel, dazu noch 2*0.75l Wasserflaschen einzeln, 4*0.33l Coke, 6 Brötchen und 4 Müsliriegel, 1 Packung Studentenfutter, je nach Tour Grödel und Pickel, Sonnencreme, Hut, glaub das wars.
Denke, wenn wir mal wirklich konditionell an die Leistungsgrenzen gehen wollen, müssen wir viel viel ökonomischer Packen lernen.

Das, was mit muss und was mit kann ist alles Erfahrungssache und jedesmal eine Glaubensfrage :D
Am Klettergeraffel in alpinen Routen mit Selber-Absichern-Anforderungen sparen ..Nee- das macht wenig Sinn. Kehrt man nicht zum Einstieg zurück, muss zwangsäufig mehr mit - das muss man dann halt vorher überlegen/planen ob und wie...
Bei mir ist es so, (das könnt ihr ja in meinem Tourenbuch nachlesen) dass ich seit Längerem kaum mehr mit Seil unterwegs bin. Meine letzte Seilschaftstour war der Apostelgrat am Säuling (https://www.hikr.org/tour/post174554.html).Für die Meisten meiner Solo-Unternehmungen (max bis III) reduzeire ich Alles, soweit es geht - aber das ist eine andere Geschichte.

Wenn ihr weitere Tips oder Infos möchtet, genau dazu ist unsere hikr-Community ja da.
Viele Grüße NYN

bj147 hat gesagt: RE: Roman :D
Gesendet am 14. September 2023 um 10:57
Vielen lieben Dank für deine ganzen Tipps!

An Abenteuerlust mangelt es uns auf jeden Fall nicht, aber prinzipiell hast du schon Recht, eine Top ausgebaute Sportkletterroute, als MSL mit toller abseilpiste wäre auch mal was - aber dann nach Möglichkeit irgendwo, wo man einigermaßen seine Ruhe hat. Falls das überhaupt möglich ist.

Und vielen lieben Dank für den Tipp bzgl AV Führer - das war mir neu und klingt hervorragend. Gerade für die Winterzeit zum Schmökern. Da muss ich ja fast Firefox und DownThemAll bemühen :D :D


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