Madonna Direkt und Überschreitung zur südlichen Fuchskarspitze
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Ein guter Freund fragte mich letzte Woche, ob wir die nächste Tour planen. Gesagt getan. Unklar war, was es werden sollte. Stand doch schon länger eine Mehrseillänge bei uns auf der Wunschliste, da wir beide bisher lediglich im Bereich Sportklettern unterwegs waren. Informationen zu den Best-Practises bei alpinen MSL hatte ich schon seit Wochen und Monaten rauf und runtergeforstet, gelesen, verdaut, reflektiert und teilweise daheim nachgestellt mit improvisierten Standplätzen zum Üben. Auch eine Standplatzschlinge war schon vorbereitet und wartete nur auf den ersten Einsatz. Gesagt getan. In die nähere Auswahl (auch was Absicherung, Länge der Kletterei, Schwierigkeitsgrat, Anfahrtsweg usw. anging) standen letztlich das südliche Höllhorn (das nördliche wäre nicht gegangen, da wir keine 2 50m Halbseile besitzen, aber man sich dort 50m abseilen hätte müssen), die schwarze Wand hinauf zur nördlichen Fuchskarspitze, oder die (laut Recherchen) ganz neu eingerichtete und damit bestens ausgerüstete "Madonna Direkt" aus dem Jahr 2019.
In der Halle klettern wir bis max. 8 / 8-, waren aber unsicher, ob die Faustregel "2 Grade leichter" für eine erste MSL-Tour sinnvoll ist, zumal logischerweise auch die Länge und Ausdauer eine Rolle spielt - haben uns dann dazu entschlossen, zu Beginn eine (subjektiv) sehr leichte Tour auszusuchen, um uns eigentlich hauptsächlich bis "nur" auf die eigentlichen Sicherungsthemen, Seilhandling usw. fokussieren zu können. Deswegen ist es die Madonna direkt geworden. Rückblickend betrachtet waren wir beide der Meinung: Die Tour war eigentlich für eine klassisch abgesicherte Kletterei zu leicht, da es sich in großen Teilen eher um "Geh"/Kraxelgelände handelt (unsere Sicht! Wir sind sonst auch im bis zu vierten Grad seilfrei unterwegs), verbunden mit sehr hoher Seilreibung, sodass es als Vorsteiger echt ein schwieriges Unterfangen war, das Seil nachzuziehen.
Im Prinzip gibt es schon einige Infos zu der Tour, gerne möchte ich jedoch unsere Sicht ergänzen und v.a. ein paar Worte zu Schlüsselstellen dalassen. Werde mich hierbei kurz fassen und versuchen, all den Querulanten und Leuten mit gelebter Doppelmoral möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten :)
Bitte beachtet, dass alle Angaben zu meinen Routen und Schwierigkeiten unverbindlich sind und keine Ersatz für eigene Recherche und eigenverantwortliches Handeln vor Ort darstellen.
Meine Zeitangaben beinhalten Pausen, sind ungeschönt und ehrlich. Schwierigkeitsangaben, sowie Vergleiche zu anderen Touren sind rein subjektiv und meine persönliche Meinung. Und all den super Alpinisten, die hier beim falschen + oder - meiner Schwierigkeitsangaben das Haar in der Suppe suchen sei gesagt: Ich maße mir erst gar nicht an, den Unterschied zwischen 3 und 4- erkennen zu können. Wer hier widerspricht, dem sei gesagt: Einfach mal in die Kletterhalle gehen und schauen, wie stark die Schwierigkeitsbewertungen selbst professioneller Schrauber voneinander abweichen. Dort liegen Schwierigkeitsbewertungen teilweise eine ganze Zahl daneben, was logischerweise auch an persönlichen Präferenzen liegt.
Start um 6:30 in Stuttgart. Anfahrt mit einem ID3, was leider eine längere Zwangspause zur Folge hatte. Wenigstens konnten wir die Zeit nutzen und auch hier nochmal gemeinsam alle Techniken rund um Standplatzbau, Nachstiegs- und Vorstiegssicherung durchgehen. Wir verwendeten eine Standplatzschlinge mit weichem Bulinauge, zur Sicherung jeweils den Tuber mit Plate-Funktion bzw. im Vorstieg mit Vorschaltkarabiner. Die Stände in der Route sind top eingerichtet und bereits verbunden - daher hätte es wohl auch ein großer Schraubkarabiner als Zentralpunkt getan - aber es ging ja schließlich um die Übung.
ANFAHRT / ZUSTIEG
Leider standen wir in Folge erst um 10:30h auf dem Parkplatz in Hinterstein; ein letzter Materialcheck und es ging los. 10:50h auf die MTBs und ab ins Tal (Ja, deutlich zu spät...). Eine wunderschöne Fahrt, landschaftlich toll und mit nicht all zu hoher durchschnittlicher Steigung ging es vorbei am Giebelhaus, vorbei am hier auch auf HIKR bereits markierten Fahrraddepot, links hinunter durch das Bachbett und hinauf auf einer Schotterpiste bis zur Untere Bärgündelealpe. Hinter der Hütte kann man wunderbar die MTBs deponieren, dann stört es auch den Wirt nicht. Zeit bis zur Alpe ca 1:15h, also ging es gg. 12h weiter in Richtung PLH. Normalweg hinauf zum PLH, anschließend auf dem Normalweg in Richung Norden (Jubiläumsweg) hinauf bis rechter Hand das Schotterfeld liegt,. Dort kann man nach rechts zum Schotterfeld abbiegen. Im Schotterfeld sieht man leichte Pfadspuren. Diese hinauf zur Wand. Anvisiert wird eine Grotte, die zu diesem Zeitpunkt deutlich sichtbar ist und gleichzeitig den Einstieg markiert. Wir waren gegen 13:50h an der Grotte, also ca. 3h Zustieg/Zufahrt von Hinterstein - haben hier erstmal ausgiebig pausiert, Material ausgepackt, Gurte angelegt, noch mal alle Techniken durchgesprochen und gegen 14:30h ging es los. (Ja, deutlich zu spät...).
Kletterei Madonna Direkt:
Die Tour hat 11 SL, wurde wie schon erwähnt 2019 neu eingerichtet, hat zwar großzügige Hakenabstände aber für die Art von Gelände und Kletterei ausreichend. Es geht teilweise in Kurven, teilweise handelt es sich um schrofenartiges Gehgelände (zB eine Rinne queren usw), in Summe zur klassischen Kletterei mühsam aufgrund den doch recht kurvigen Verläufen und der stark erhöhten Seilreibung. Wir haben hier nicht jede SL gesichert, teilweise das Seil auf den Rücken und einzelne SL frei geklettert.
Die Topo gibt es bei Philipp Schädler, an den auch unser Dank für die Einrichtung rausgeht. Im Wandbuch (am Ende der 8. SL) gibt es erst ~45 Einträge seit 2019. ALso sehr frequentiert ist die Route nicht. In Summe handelt es sich größtenteils um recht brüchiges und bröseliges Gelände - durch den teils diagonalen Verlauf der Route wird aber zumindest die Steinschlaggefahr auf den Sichernden bzw. Nachsteiger etwas entschärft.
Topo bei Philipp: https://www.philippschaedler.com/blog/neue-klettertour-auf-dem-prinz-luitpold-haus/
Aus seinen Angaben zitiere ich das notwendige Material:
50m Seil, 6 Expressschlingen, Helm, Standplatzmaterial ausgerüstet mit Edelstahl Expressanker keine Klemmkeile und Camalots notwendig (die letzten beiden Seillängen sind ident mit der klassischen Fuchskarüberschreitung auf die Madonna, Mittelgipfel)
Die Routenführung ist zu großen Teilen äußerst klar.
Zu erwähnen ist hier aus unserer Sicht nur folgendes:
Die 4. SL war für uns äußerst uneindeutig. Nach dem ersten BH und Querung der Rinne sah es für uns laut Topo danach aus, als müssen wir "gerade aus hoch", dort sahen wir Platten und eine große Rinne, die sich eigentlich bis unterhalb des Madonna Gipfels nach oben zog. Wir haben an der 4. SL sicherlich 20-30min verloren, um den nächsten Haken bzw. Stand zu finden. Der richtige Wert führt nach der dem 1. BH folgenden Querung der Rinne mittels Band leicht weiter in Richtung Süden und dann linkerhand hoch auf die Gratkante. Vielleicht haben wir auch nur das "Rinnen"-Symbol in der Topo falsch gedeutet.
Die Schlüsselstelle (4) hat sehr große Griffe, die Füße arbeiten auf Reibung, die Stelle ist aber sehr schnell vorbei. Die beiden Haken sind dort sehr eng platziert, die Stelle könnte unserer Meinung aber auch als 3 (mit welchem Suffix auch immer) durchgehen.
Einen kleinen Fehler gibt es in der Topo unserer Meinung nach am Ende der 9. SL. Der Stand befindet sich zwar an der Gratkante, aber direkt VOR dem Abklettern hinunter in die Rinne. Der Stand ist eher hoch angebracht, dort sind am Stein zwei blaue Pfeile lackiert. Einer zeigt nach oben, einer nach rechts. Hier scheint es optional eine Direktvariante die Gratkante hinauf zu geben, die wir auch genommen haben. Aber selbst wenn man kurz wenige Meter (vllt. 4m) leicht vom Stand abwärts klettert, befindet man sich oberhalb einer 10m langen Rinne - die Topo ist hier nicht ganz eindeutig und könnte auch so verstanden werden, dass man diese Rinne abklettern solle. Macht aber bei kurzem Nachdenken wenig Sinn, da man sich damit weiter vom eigentlichen Gipfel entfernen würde. Soll heißen: Entweder die Direktvariante vom Stand nehmen, oder kurz wenige Meter hinunter und dann links-haltend ebenfalls in Richtung Gipfel hinauf.
Den Gipfel erreichten wir ca. um 17:30h.
(3h nach Einstieg in die Madonna Direkt).
Wir entschieden uns für die Fuchskarüberschreitung in Richtung Süden, uns erschien optisch (nicht verifiziert anhand von Karten) der Weg zum Südgipfel ähnlich weit wie zum Nordgipfel).
Was wir für wichtig halten zu erwähnen: Die Überschreitung selbst hat zwar vereinzelt Klebe- und Bohrhaken, kann also womöglich in weiten Abständen gesichert werden (hier wären mobile Sicherungen sicherlich von Vorteil oder sinnvoll), aber im Prinzip handelt es sich schon eher um eine klassische Überschreitung. Dafür, dass der eigentliche Aufstieg, der sich ja gerade mal an einer Stelle angeblich im vierten, sonst eigentlich im 2. - 3. Grat befindet, so gut versichert ist - sollte hier nicht fälschlicherweise der Eindruck entstehen, dass es die ganze Tour ist. Wir sind der Meinung: Wer die Madonna Direkt nur mit so einer guten Versicherung aufsteigen / klettern möchte / würde, der wird sich an der eigentlichen Gratüberschreitung (zumindest in Richtung Süden, wie wir sie gegangen sind) eher schwer tun oder viele mobile Sicherungen legen müssen. Man sollte sich in exponiertem und brüchigen T6 II Gelände durchaus wohl fühlen. Wie gesagt: Wie die Überschreitung in Richtung Norden aussieht: keine Ahnung. Aber zumindest vom Gipfel der Madonna sah das nicht viel leichter aus.
Ehrlich gesagt hatten wir Zeit nicht genügend im Blick, aber als nach der ersten Abseilstelle leicht unterhalb vom Madonna Gipfel und Aufnehmen des Seils plötzlich 18h auf der Uhr stand, wurde ich ehrlich gesagt schon leicht nervös. Ja, dass das Zeitmanagement nicht ideal war, war klar. Aber noch kein Grund zur Sorge, bewegen wir uns meist sehr sehr zügig. Nichts destotrotz hatten wir keine genaue Beschreibung der Überschreitung parat (da auch schwierig genau zu beschreiben und eigentlich recht klar in der Orientierung); und wussten auch nicht genau, wie oft wir noch das Seil auf und abladen werden müssen.
Die Überschreitung stand uns noch bevor, wir hatten (ja, eigener Fehler!) ein viel zu langes Seil dabei (75m), das vor und nach Abseilstellen aufgenommen und durchgefädelt werden wollte. Also sputeten wir uns - im Eifer des Gefechts ließ ich unterhalb der ersten Abseilstelle mein Tuber fallen, kam er doch zum Glück 6m tiefer zum Liegen, sodass meine Begleitung ihn kurzerhand bergen konnte. Außerdem ist mir noch ein ca. 2-Faust-großer Stein beim Abziehen des Seiles in der 1. Abseilrinne auf den Helm geflogen - better safe than sorry! Zum Glück nichts weiter passiert als ein kurzer Schock.
Letzten Endes ist es schwierig, die Überschreitung Zacken für Zacken zu erklären. Aber wie oben beschrieben: Meist ist die Linie recht klar. Abseilen mussten wir uns (inkl. der Abseilstelle unterhalb des Madonna Gipfels) zwei mal. Einmal sind wir eine leichte Rinne abgeklettert. An einer Stelle gab es einen recht großen Aufschwung, den wir wie folgt genommen haben: Erst rechts haltend (westseitig) auf einem Band (Trittspuren erkennbar) den Aufschwung umgehen, dann aber nach links hochklettern. Ihr merkt, dass ihr richtig seid, wenn ihr mindestens einen Klebehaken an der Schlüsselstelle dieses Aufschwungs seht. Wenn die Schlüsselstelle der Madonna eine 4 ist, dann ist das hier auch eine, da waren wir uns einig. Den Übergang durch eine Scharte zum letzten 3+ Aufschwung sind wir westseitig (rechts herum) gegangen, damit ist eine Abseilstelle, von der ich zumindest mal irgendwo gelesen hatte, entfallen. Der 3+ Aufschwung wird von der Scharte aus linksherum (ostseitig) eingeleitet, aber im unteren Bereich quert man wieder auf die Westseite bzw. Stirnseite des Aufschwungs herum).
Auf dem Gipfel der südlichen Fuchskarspitze standen wir um ziemlich genau 19:05h. Wir haben kurz ein paar Bilder geschossen und begonnen zügig gegen 19:10h mit dem Abstieg. Wir haben den ostseitigen Abstieg genommen. Dieser ist zwar in unseren OSM / Komoot / Bergfex usw. Karten nirgends markiert, aber leicht zu finden und ausreichend mit roten Punkten auf Steinen markiert. Auch wenn wir uns sehr beeilten, leichtsinnig sollte man hier nicht werden, würde das auch noch als T4+ I einstufen, die Hände kommen hier ständig zum Einsatz und das Geläde ist steil. Unterhalb der Felsen quert man in Richtung süden in Richtung Balkenscharte, dann hinunter in Richtung PLH. Am PLH waren wir um 19:40h. An der Untere Bärgündelealpe um 20:20h. Und um 21:00h am Parkplatz in Hinterstein.
Zeiten zusammengefasst:
Hinterstein -> Untere Bärgündelealpe via MTB: 1:15h
Untere Bärgündelealpe -> Einstieg Madonna an der Grotte: 1:50h.
Pause 40min.
Einstieg Madonna bis Gipfelkreuz Madonna: 3h (ohne Orientierungslosigkeit in der 4. SL ca. 2:30h).
Madonna-Gipfel bis Gipfelkreuz südliche Fuchskarspitze: 1:35h
Abstieg südliche Fuchskarspitze bis Untere Bärgündelealpe: 1:10h
Untere Bärgündelealpe nach Hinterstein via MTB: 40min
Hoffe, ihr könnt dem Ganzen etwas positives entnehmen.
Insgesamt eine in unseren Augen sehr lohnende Tour, für die T6 III Gänger unter Euch sicherlich auch via Madonna Direkt am laufenden Seil sehr gut machbar. Nach 10h inkl. einer etwas längeren Pause von ~40min waren wir Happy, wieder sicher am Auto zurück zu sein. Gegen 24h waren wir dann daheim.
In der Halle klettern wir bis max. 8 / 8-, waren aber unsicher, ob die Faustregel "2 Grade leichter" für eine erste MSL-Tour sinnvoll ist, zumal logischerweise auch die Länge und Ausdauer eine Rolle spielt - haben uns dann dazu entschlossen, zu Beginn eine (subjektiv) sehr leichte Tour auszusuchen, um uns eigentlich hauptsächlich bis "nur" auf die eigentlichen Sicherungsthemen, Seilhandling usw. fokussieren zu können. Deswegen ist es die Madonna direkt geworden. Rückblickend betrachtet waren wir beide der Meinung: Die Tour war eigentlich für eine klassisch abgesicherte Kletterei zu leicht, da es sich in großen Teilen eher um "Geh"/Kraxelgelände handelt (unsere Sicht! Wir sind sonst auch im bis zu vierten Grad seilfrei unterwegs), verbunden mit sehr hoher Seilreibung, sodass es als Vorsteiger echt ein schwieriges Unterfangen war, das Seil nachzuziehen.
Im Prinzip gibt es schon einige Infos zu der Tour, gerne möchte ich jedoch unsere Sicht ergänzen und v.a. ein paar Worte zu Schlüsselstellen dalassen. Werde mich hierbei kurz fassen und versuchen, all den Querulanten und Leuten mit gelebter Doppelmoral möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten :)
Bitte beachtet, dass alle Angaben zu meinen Routen und Schwierigkeiten unverbindlich sind und keine Ersatz für eigene Recherche und eigenverantwortliches Handeln vor Ort darstellen.
Meine Zeitangaben beinhalten Pausen, sind ungeschönt und ehrlich. Schwierigkeitsangaben, sowie Vergleiche zu anderen Touren sind rein subjektiv und meine persönliche Meinung. Und all den super Alpinisten, die hier beim falschen + oder - meiner Schwierigkeitsangaben das Haar in der Suppe suchen sei gesagt: Ich maße mir erst gar nicht an, den Unterschied zwischen 3 und 4- erkennen zu können. Wer hier widerspricht, dem sei gesagt: Einfach mal in die Kletterhalle gehen und schauen, wie stark die Schwierigkeitsbewertungen selbst professioneller Schrauber voneinander abweichen. Dort liegen Schwierigkeitsbewertungen teilweise eine ganze Zahl daneben, was logischerweise auch an persönlichen Präferenzen liegt.
Start um 6:30 in Stuttgart. Anfahrt mit einem ID3, was leider eine längere Zwangspause zur Folge hatte. Wenigstens konnten wir die Zeit nutzen und auch hier nochmal gemeinsam alle Techniken rund um Standplatzbau, Nachstiegs- und Vorstiegssicherung durchgehen. Wir verwendeten eine Standplatzschlinge mit weichem Bulinauge, zur Sicherung jeweils den Tuber mit Plate-Funktion bzw. im Vorstieg mit Vorschaltkarabiner. Die Stände in der Route sind top eingerichtet und bereits verbunden - daher hätte es wohl auch ein großer Schraubkarabiner als Zentralpunkt getan - aber es ging ja schließlich um die Übung.
ANFAHRT / ZUSTIEG
Leider standen wir in Folge erst um 10:30h auf dem Parkplatz in Hinterstein; ein letzter Materialcheck und es ging los. 10:50h auf die MTBs und ab ins Tal (Ja, deutlich zu spät...). Eine wunderschöne Fahrt, landschaftlich toll und mit nicht all zu hoher durchschnittlicher Steigung ging es vorbei am Giebelhaus, vorbei am hier auch auf HIKR bereits markierten Fahrraddepot, links hinunter durch das Bachbett und hinauf auf einer Schotterpiste bis zur Untere Bärgündelealpe. Hinter der Hütte kann man wunderbar die MTBs deponieren, dann stört es auch den Wirt nicht. Zeit bis zur Alpe ca 1:15h, also ging es gg. 12h weiter in Richtung PLH. Normalweg hinauf zum PLH, anschließend auf dem Normalweg in Richung Norden (Jubiläumsweg) hinauf bis rechter Hand das Schotterfeld liegt,. Dort kann man nach rechts zum Schotterfeld abbiegen. Im Schotterfeld sieht man leichte Pfadspuren. Diese hinauf zur Wand. Anvisiert wird eine Grotte, die zu diesem Zeitpunkt deutlich sichtbar ist und gleichzeitig den Einstieg markiert. Wir waren gegen 13:50h an der Grotte, also ca. 3h Zustieg/Zufahrt von Hinterstein - haben hier erstmal ausgiebig pausiert, Material ausgepackt, Gurte angelegt, noch mal alle Techniken durchgesprochen und gegen 14:30h ging es los. (Ja, deutlich zu spät...).
Kletterei Madonna Direkt:
Die Tour hat 11 SL, wurde wie schon erwähnt 2019 neu eingerichtet, hat zwar großzügige Hakenabstände aber für die Art von Gelände und Kletterei ausreichend. Es geht teilweise in Kurven, teilweise handelt es sich um schrofenartiges Gehgelände (zB eine Rinne queren usw), in Summe zur klassischen Kletterei mühsam aufgrund den doch recht kurvigen Verläufen und der stark erhöhten Seilreibung. Wir haben hier nicht jede SL gesichert, teilweise das Seil auf den Rücken und einzelne SL frei geklettert.
Die Topo gibt es bei Philipp Schädler, an den auch unser Dank für die Einrichtung rausgeht. Im Wandbuch (am Ende der 8. SL) gibt es erst ~45 Einträge seit 2019. ALso sehr frequentiert ist die Route nicht. In Summe handelt es sich größtenteils um recht brüchiges und bröseliges Gelände - durch den teils diagonalen Verlauf der Route wird aber zumindest die Steinschlaggefahr auf den Sichernden bzw. Nachsteiger etwas entschärft.
Topo bei Philipp: https://www.philippschaedler.com/blog/neue-klettertour-auf-dem-prinz-luitpold-haus/
Aus seinen Angaben zitiere ich das notwendige Material:
50m Seil, 6 Expressschlingen, Helm, Standplatzmaterial ausgerüstet mit Edelstahl Expressanker keine Klemmkeile und Camalots notwendig (die letzten beiden Seillängen sind ident mit der klassischen Fuchskarüberschreitung auf die Madonna, Mittelgipfel)
Die Routenführung ist zu großen Teilen äußerst klar.
Zu erwähnen ist hier aus unserer Sicht nur folgendes:
Die 4. SL war für uns äußerst uneindeutig. Nach dem ersten BH und Querung der Rinne sah es für uns laut Topo danach aus, als müssen wir "gerade aus hoch", dort sahen wir Platten und eine große Rinne, die sich eigentlich bis unterhalb des Madonna Gipfels nach oben zog. Wir haben an der 4. SL sicherlich 20-30min verloren, um den nächsten Haken bzw. Stand zu finden. Der richtige Wert führt nach der dem 1. BH folgenden Querung der Rinne mittels Band leicht weiter in Richtung Süden und dann linkerhand hoch auf die Gratkante. Vielleicht haben wir auch nur das "Rinnen"-Symbol in der Topo falsch gedeutet.
Die Schlüsselstelle (4) hat sehr große Griffe, die Füße arbeiten auf Reibung, die Stelle ist aber sehr schnell vorbei. Die beiden Haken sind dort sehr eng platziert, die Stelle könnte unserer Meinung aber auch als 3 (mit welchem Suffix auch immer) durchgehen.
Einen kleinen Fehler gibt es in der Topo unserer Meinung nach am Ende der 9. SL. Der Stand befindet sich zwar an der Gratkante, aber direkt VOR dem Abklettern hinunter in die Rinne. Der Stand ist eher hoch angebracht, dort sind am Stein zwei blaue Pfeile lackiert. Einer zeigt nach oben, einer nach rechts. Hier scheint es optional eine Direktvariante die Gratkante hinauf zu geben, die wir auch genommen haben. Aber selbst wenn man kurz wenige Meter (vllt. 4m) leicht vom Stand abwärts klettert, befindet man sich oberhalb einer 10m langen Rinne - die Topo ist hier nicht ganz eindeutig und könnte auch so verstanden werden, dass man diese Rinne abklettern solle. Macht aber bei kurzem Nachdenken wenig Sinn, da man sich damit weiter vom eigentlichen Gipfel entfernen würde. Soll heißen: Entweder die Direktvariante vom Stand nehmen, oder kurz wenige Meter hinunter und dann links-haltend ebenfalls in Richtung Gipfel hinauf.
Den Gipfel erreichten wir ca. um 17:30h.
(3h nach Einstieg in die Madonna Direkt).
Wir entschieden uns für die Fuchskarüberschreitung in Richtung Süden, uns erschien optisch (nicht verifiziert anhand von Karten) der Weg zum Südgipfel ähnlich weit wie zum Nordgipfel).
Was wir für wichtig halten zu erwähnen: Die Überschreitung selbst hat zwar vereinzelt Klebe- und Bohrhaken, kann also womöglich in weiten Abständen gesichert werden (hier wären mobile Sicherungen sicherlich von Vorteil oder sinnvoll), aber im Prinzip handelt es sich schon eher um eine klassische Überschreitung. Dafür, dass der eigentliche Aufstieg, der sich ja gerade mal an einer Stelle angeblich im vierten, sonst eigentlich im 2. - 3. Grat befindet, so gut versichert ist - sollte hier nicht fälschlicherweise der Eindruck entstehen, dass es die ganze Tour ist. Wir sind der Meinung: Wer die Madonna Direkt nur mit so einer guten Versicherung aufsteigen / klettern möchte / würde, der wird sich an der eigentlichen Gratüberschreitung (zumindest in Richtung Süden, wie wir sie gegangen sind) eher schwer tun oder viele mobile Sicherungen legen müssen. Man sollte sich in exponiertem und brüchigen T6 II Gelände durchaus wohl fühlen. Wie gesagt: Wie die Überschreitung in Richtung Norden aussieht: keine Ahnung. Aber zumindest vom Gipfel der Madonna sah das nicht viel leichter aus.
Ehrlich gesagt hatten wir Zeit nicht genügend im Blick, aber als nach der ersten Abseilstelle leicht unterhalb vom Madonna Gipfel und Aufnehmen des Seils plötzlich 18h auf der Uhr stand, wurde ich ehrlich gesagt schon leicht nervös. Ja, dass das Zeitmanagement nicht ideal war, war klar. Aber noch kein Grund zur Sorge, bewegen wir uns meist sehr sehr zügig. Nichts destotrotz hatten wir keine genaue Beschreibung der Überschreitung parat (da auch schwierig genau zu beschreiben und eigentlich recht klar in der Orientierung); und wussten auch nicht genau, wie oft wir noch das Seil auf und abladen werden müssen.
Die Überschreitung stand uns noch bevor, wir hatten (ja, eigener Fehler!) ein viel zu langes Seil dabei (75m), das vor und nach Abseilstellen aufgenommen und durchgefädelt werden wollte. Also sputeten wir uns - im Eifer des Gefechts ließ ich unterhalb der ersten Abseilstelle mein Tuber fallen, kam er doch zum Glück 6m tiefer zum Liegen, sodass meine Begleitung ihn kurzerhand bergen konnte. Außerdem ist mir noch ein ca. 2-Faust-großer Stein beim Abziehen des Seiles in der 1. Abseilrinne auf den Helm geflogen - better safe than sorry! Zum Glück nichts weiter passiert als ein kurzer Schock.
Letzten Endes ist es schwierig, die Überschreitung Zacken für Zacken zu erklären. Aber wie oben beschrieben: Meist ist die Linie recht klar. Abseilen mussten wir uns (inkl. der Abseilstelle unterhalb des Madonna Gipfels) zwei mal. Einmal sind wir eine leichte Rinne abgeklettert. An einer Stelle gab es einen recht großen Aufschwung, den wir wie folgt genommen haben: Erst rechts haltend (westseitig) auf einem Band (Trittspuren erkennbar) den Aufschwung umgehen, dann aber nach links hochklettern. Ihr merkt, dass ihr richtig seid, wenn ihr mindestens einen Klebehaken an der Schlüsselstelle dieses Aufschwungs seht. Wenn die Schlüsselstelle der Madonna eine 4 ist, dann ist das hier auch eine, da waren wir uns einig. Den Übergang durch eine Scharte zum letzten 3+ Aufschwung sind wir westseitig (rechts herum) gegangen, damit ist eine Abseilstelle, von der ich zumindest mal irgendwo gelesen hatte, entfallen. Der 3+ Aufschwung wird von der Scharte aus linksherum (ostseitig) eingeleitet, aber im unteren Bereich quert man wieder auf die Westseite bzw. Stirnseite des Aufschwungs herum).
Auf dem Gipfel der südlichen Fuchskarspitze standen wir um ziemlich genau 19:05h. Wir haben kurz ein paar Bilder geschossen und begonnen zügig gegen 19:10h mit dem Abstieg. Wir haben den ostseitigen Abstieg genommen. Dieser ist zwar in unseren OSM / Komoot / Bergfex usw. Karten nirgends markiert, aber leicht zu finden und ausreichend mit roten Punkten auf Steinen markiert. Auch wenn wir uns sehr beeilten, leichtsinnig sollte man hier nicht werden, würde das auch noch als T4+ I einstufen, die Hände kommen hier ständig zum Einsatz und das Geläde ist steil. Unterhalb der Felsen quert man in Richtung süden in Richtung Balkenscharte, dann hinunter in Richtung PLH. Am PLH waren wir um 19:40h. An der Untere Bärgündelealpe um 20:20h. Und um 21:00h am Parkplatz in Hinterstein.
Zeiten zusammengefasst:
Hinterstein -> Untere Bärgündelealpe via MTB: 1:15h
Untere Bärgündelealpe -> Einstieg Madonna an der Grotte: 1:50h.
Pause 40min.
Einstieg Madonna bis Gipfelkreuz Madonna: 3h (ohne Orientierungslosigkeit in der 4. SL ca. 2:30h).
Madonna-Gipfel bis Gipfelkreuz südliche Fuchskarspitze: 1:35h
Abstieg südliche Fuchskarspitze bis Untere Bärgündelealpe: 1:10h
Untere Bärgündelealpe nach Hinterstein via MTB: 40min
Hoffe, ihr könnt dem Ganzen etwas positives entnehmen.
Insgesamt eine in unseren Augen sehr lohnende Tour, für die T6 III Gänger unter Euch sicherlich auch via Madonna Direkt am laufenden Seil sehr gut machbar. Nach 10h inkl. einer etwas längeren Pause von ~40min waren wir Happy, wieder sicher am Auto zurück zu sein. Gegen 24h waren wir dann daheim.
Tourengänger:
bj147

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