Kesselspitze, Fuchskarspitze, Weittalkopf


Publiziert von Kauk0r , 2. März 2018 um 21:33.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 2 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz in Hinterstein "Auf der Höh" stark eingeschränkt, bitte aktuell informieren. Nachtparkverbot!
Unterkunftmöglichkeiten:Prinz-Luitpold-Haus

Auf Grund der Witterung nutzte ich erstmals die Busverbindung von Hinterstein zum Giebelhaus (1065 m). Neben der Parkgebühr von 2,50€/Tag fällt noch die Beförderungsbebühr von 4,30€/Strecke an (Achtung: Alte Preise!). An so regennassen Tagen zahlt man das aber durchaus gern. Vom Giebelhaus folgt man der Teerstraße und Beschilderung Richtung PLH in Bärgündeletal. Man passiert den Täschlefall (1120 m), quert den wilden Bärgündelebach und trifft bald darauf an die Abzweigung zum PLH nach links (Wegweiser). Auf einem Wanderweg gehts erneut hinab zum Bärgündelebach und wieder auf die andere Bachseite. Nun im Wald aufwärts zu weiteren, zumindest im Sommer 2014, beeindruckenden, quasi hautnah erlebbaren Wasserfällen und bald darauf trifft man auf die freien Flächen der Unteren Bärgündelealpe (1322 m). Hierher kommt man auch auf dem Alpweg, der knapp unterhalb der Pointhütte von der Teerstraße abzweigt. Ab hier geht es auf einem Wanderweg über drei Steilstufen zur Hütte. Der unterste Abschnitt wurde vermutlich letztes Jahr saniert, der mittlere Abschnitt wird gerade von den Wegbauern bearbeitet und zur "Autobahn" ausgebaut. Dadurch ist der Boden teilweise arg erdig/dreckig. In der mittleren Stufe wartet dann auch eine kurze, mit Drahtseil versicherte, aber harmlose Felsstelle. Am Ende führt dann ein eher ursprünglicher Wanderweg zum Prinz Luitpold-Haus (1846 m).

Am nächsten Morgen präsentiert sich das Wetter dann zunächst etwas freundlicher, kein Regen, nur hohe und dichte Wolken. Man sieht erstmals die Gipfel und Verhältnisse in der Höhe: Schneefallgrenze lag bei ungefähr 2100 Meter, ab hier eine recht ordentliche Schneedecke. Es geht auf dem Jubiläumsweg in der weiten, langgestrecken Mulde auf meist erdigem Pfad hinauf zur Bockkarscharte (2162 m). Hier erhebt sich der Nordwestgrat der Kesselspitze. Auf Gras geht es an die Felsen heran und nochmals etwas nach Westen abwärts, bis man bequem um die Felsen in eine brüchige Rinne queren kann. Diese nun etwas unangenehm aber ohne große Schwierigkeiten hinauf zum Grat. Diesem folgt man nun zumeist an der Gratkante oder etwas nach Westen ausweichend. Oft sind die Anforderungen modert, es warten aber ein paar spannendere, teils auch luftigere Kletterpassagen je nach Gusto zwischen I. und II. Schwierigkeitsgrad auf dem Weg zum Gipfelaufbau. Dieser könnte direkt erklettert (II) oder in etwas brüchigerem Gelände bspw. von links her einfacher (I) angegangen werden. Kurz danach steht man auf dem Gipfel der Kesselspitze (2284 m).

Zum Abstieg dann nach Süden die sehr gut gestufte, einfache Grasflanke hinab, man hält dabei auf den westlicheren Felskopf zu. Oberhalb von diesem biegt man in der Folge nach rechts in Richtung Westen gegen die Südgratscharte ab. Die Flanke präsentiert sich nun gerölliger, aber weiterhin gut gestuft. Unterhalb der Südgratscharte weiter nach Osten hinab über die nun weniger gestufte Geröllflanke, teilweise ganz passabel abfahrbar. Unter den Felsen der Nördlichen Fuchskarspitze quert man kurz nach Süden, bis sich die breite, mittelsteile Ostflanke zwischen Nördlicher und Mittlerer Fuchskarspitze öffnet. Über Geröll und Grastritte erreicht man ohne größere Hindernisse die Scharte zwischen den genannten Gipfeln. Auf Pfadspuren nach Süden und über steilere Grasabschnitte hinauf zur Mittleren Fuchskarspitze (2262 m). Zurück in die Scharte und nach Norden gegen den Nordgipfel. Auch hier auf Pfadspuren in der Südflanke um den ersten Grataufschwung herum und in einem etwas abdrängenden Riss (I+) auf den Gipfel der Nördlichen Fuchskarspitze (2252 m) mit Kreuz und Buch. Diesen relativ oft besuchten Gipfel erreicht man auf div. Kletterrouten und einem markierten Steig vom Jubiläumsweg aus.

Nächstes Ziel ist der Zustieg zur Südlichen Fuchskarspitze. Dazu quert man nach dem Abstieg durch die Ostflanke über Geröll und Gras nach Süden unter den Fuchskarspitzen entlang. Für den Zustieg nun entweder bis zum Wanderweg weiterqueren und mühsam in Geröll hinauf zu Balkenscharte. Oder man versucht ohne Höhenverlust einen Grasrücken mit markantem Felszahn unterhalb der Fuchskarspitze zu überqueren. Vom Grasrücken in etwa unterhalb des Gipfels hat man einen instruktiven Blick auf die diversen Rinnen in der Südflanke. Auf gut gangbaren Grasbändern quert man in der Steilflanke weiter aufwärts gegen die Balkenscharte, um in steilem, gut gestuftem Schrofengelände nach Westen zu dem Pfadspuren aufzusteigen, die von der Balkenscharte herabführen. Der erwähnte Grasrücken bricht steil oberhalb des Wanderwegs ab, daran kann man sich im Aufstieg gut orientieren, um nicht zu weit zu queren. Diese Variante spart aus dieser Richtung einige Höhenmeter und den Geröllschinder zur Scharte. Auf den erwähnte Pfadspuren mit einigen Markierungen nach Norden auf die Grasterrasse in der Ostflanke der Südlichen Fuchskarspitze.

Auf der Grasterrasse beginnt nun die Suche nach der richtigen Aufstiegsrinne. Wichtig ist, die Grasterrasse nicht zu weit nach Norden zu quren. Sie wird von einer markanten Rinne durchzogen, die sich bis zu den unterhalb gelegenen Böden fortsetzt. Jenseits der Rinne findet sich zwar weiteres Gras mit Spuren, doch hier ist man falsch. Ein weiterer Anhaltspunkt ist eine markante, sehr helle Felsplatte: Steht man unter ihr, ist man definitiv über die deutliche Rinne drüber gestiegen und eindeutig zu weit. Stattdessen stiegt man vor der tiefen Rinne im Gras aufwärts zu einer eher unscheinbaren Rinne, die sich im Aufstiegssinn links bzw.südlich der markanten Rinne als direkte Nachbarrinne zeigt. Das Gras geht bald in felsiges Geröllgelände über, hier finden sich dann auch die ersten roten Markierungen, die nur von oben zu sehen sind. Nun beliebig in der Rinne hinauf, bereits der Einstieg stellt die Schlüsselstelle dar. Die gut gestuften, aufgestellten Platten sind nur kurz nah am II. Schwierigkeitsgrad dran, danach wird das Gelände schnell leichter. Bei Nässe ist der Fels jedoch teils unangenehm rutschig. Am Ausstieg der Rinne befindet sich ein markanter Felszacken, in der Rinne finden sich viele Markierungen, die aber weiterhin in Aufstiegsrichtung oftmals erst zeigen, wenn man sich die richtige Route ausgesucht hat (mit etwas Sinn für Orientierung und Gespür für die leichteste Route stellt dies aber keine Probleme dar). Danach geht es auf Pfadspuren in Geröll und Gras zum Südgrat und weiter gegen den Gipfel. Die Route weicht dann wieder in die Ostflanke aus. Der mannshohe Gipfelfelsblock der Südlichen Fuchskarspitze (2314 m) kann einfach erklettert werden (I), es warten ein Gipfelkreuz und ein konstruktiv hochwertiger Gipfelbuchkasten.

Abgestiegen bin ich auf der gleichen Route, um dann auf der Pfadspur die Balkenscharte zu erreichen. Auf der anderen Seite den versicherten und mit Treppe versehenen Steig abwärts, bis man das Geröllblockfeld zum gegenüberliegenden Kreuzspitz-Zustieg queren kann (dies spart nochmals 50 Höhenmeter gegenüber der Wanderwegvariante). Auf dem Wandweg kurz aufwärts bis zu einem Gedenkkreuz bei einem großen Felsblock. Hier vom Steig ab und auf Gras auf den Nordgrat der Weittalspitze. Dieser präsentiert sich zunächst als breiter Grasrücken. Bald jedoch schnürt er sich teils schmal zusammen. Ein erster Felsaufschwung wird direkt erklettert (I), bevor wieder schönes Gehgelände zum Gipfelaufbau führt. Dieser lässt sich direkt angehen, die Schwierigkeiten halten sich gerade noch im I. Schwierigkeitsgrad. Zum Abstieg dann auf gleichem Weg zurück und auf dem Wanderweg zur Hütte und ins Tal.

Fazit: Während alle Welt in dieser Gegend auf den Hochvogel oder zu irgendwelchen Hüttenübergängen strömt, kann man auf den beschriebenen Gipfeln recht ungestört herumkraxeln. Alle Autoren rühmen den tollen Blick, den man von hier oben auf den Hochvogel hat, mir blieb das leider verwehrt: Sobald ich einen Gipfel erreichte, wurde ich von Nebel eingehüllt. Die Orientierung in dieser wilden Felslandschaft wäre bei Dauernebel bestimmt nicht einfach, glücklicherweise waren wenigsten die Zustiege nebelfrei. Wer über ausreichend alpine Erfahrung inklusive Trittsicherheit und Kletterfertigkeit bis zum II. Schwierigkeitsgrad verfügt wird diese Gipfel genießen. Was sich im Nebel als großartige Ausblicke schemenhaft andeutete, ruft bei mir den großen Wunsch nach einer Wiederholung bei gutem Wetter hevor...denn nichts weniger kann dieser großartigen Tour gerecht werden.

Erstmals publiziert habe ich diesen Bericht auf Alpic.net: Klick!

Tourengänger: Kauk0r


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