Wiedemerkopf-Kreuzkopf-Weittalkopf und Hochvogel-Kreuzspitze
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Es ist schon ein sonderbarer Grat, der den Wiedemerkopf mit dem Kreuzkopf verbindet. Reichlich gezackt und von der Schwierigkeit sehr unterschiedlich, wenn man, so wie ich heute, die Direktvariante über die beiden Schlussaufschwünge wählt. Man kraxelt im Wesentlichen in angenehmem, wenn auch brüchigem Schrofengelände, doch wartet der Übergang auch mit drei happigen Kletterstellen auf.
Der zweite Aufschwung erreicht bereits den IV. Grad, so dass man sich fragt, was denn eine solche Route (hier die R.1437) in einem AVF alpin zu suchen hat, in welchem Anstiege beschrieben werden, die "ohne besondere technische Ausrüstung durchführbar sind und den II. Grad in der Regel nicht überschreiten".
Nun, da selbst ein Stefan Meineke die Tour schon mit III bewertet und im Hüttenführer Luitpold-Haus für die Schlüsselstelle zutreffend eine IV- vergeben wird, wusste ich natürlich, was mich erwartet, nämlich eine äußerst anspruchsvolle "Gratwanderung".
Die im Hüttenführer vorgestellte Lightvariante kann meiner Meinung nach nicht empfohlen werden. Da kommt man nämlich in unheimlich heikles T 6-Gelände mit Kletterei, die sehr wahrscheinlich kein Vergnügen ist.
Den zweiten (Wander-)Teil hing ich dann mit dem ganzen Klettergeraffel als Konditionstraining dran...und weil ich aufgrund der Diskussion mit
mabon und
83_Stefan nach drei Jahren mal wieder den umfassenden Gipfelblick vom Hochvogel genießen wollte. Häufig sind die Verhältnisse Ende September nicht mehr so optimal auf dem Hochvogelweg: aber gerade, weil alles schnee- und eisfrei und außerdem kein Wochenende war, bot sich die Besteigung heute besonders an.
Zur Schwierigkeit:
Gratübergang Wiedemerkopf-Kreuzkopf:
Eine Stelle IV- (2. Aufschwung), eine Stelle III (1. Aufschwung), außerdem eine weitere Stelle III (8 Meter-Abbruch kurz nach dem Wiedemer) im Abstieg (diese habe ich mittels Abseilen überwunden), ansonsten Gehgelände bis T 5+ und Kletterei bis II
Kreuzkopf-Weittalkopf-Überschreitung:
Kletterei bis II+ und Gehgelände bis T 5
Hochvogel und Kreuzspitze:
Gehgelände T 3-4 und leichte Kraxeleinlagen bis I, viele Seilversicherungen
Zur Ausrüstung:
Ich empfehle, auch ohne vorhandene Haken über den Abbruch abzuseilen, da sich oberhalb ein dafür sehr gut geeigneter Zacken befindet. Also: 30-Meter-Seil, Abseilequipment, Schlingen, Kletterhelm und für die schwierigen Aufschwünge evtl. 2-3 Expressschlingen, einige Karabiner.
Außerdem Wanderstöcke. Den Pickel braucht man nicht. Möchte man im Abstieg vom Hochvogel den Kalten Winkel begehen, dann sind momentan im Herbst Steigeisen hilfreich.
Vom Giebelhaus (1065m) auf dem allseits bekannten und übervölkerten Weg zum Prinz Luitpold-Haus (1846m; 1 Std 35 min) und nach der ersten größeren Pause in weiteren 40 min über den versicherten Steig auf den Wiedemerkopf (2163m), von dem man bereits eine fantastische Aussicht genießt. Immer wieder beeindruckend sind die Felsfaltungen der Fuchskarspitze und der allgegenwärtige Hochvogel.
Vom Wiedemerkopf zunächst leicht über kleinere Gras- und Schrofenhügel. Schnell kommt man an den 8-Meter-Abbruch. Hier fällt der Grat senkrecht ab. Die Stelle kann leicht rechts haltend in zunächst gut gestuftem Fels, aber sehr ausgesetztem Gelände angegangen werden (oben II, unten III, in der Mitte befindet sich ein alter Haken). Ich entschied mich fürs Abseilen, was an dieser Stelle eine gute Alternative darstellt.
Weiter geht's in brüchigem, aber leichtem Gelände mit vielen Kraxeleinlagen und Schrofen. Da der Fels sehr unzuverlässig ist, muss man immer die notwendige Vorsicht walten lassen. Nach einer halben Stunde Vergnügen steigt man in eine tiefe Scharte ab, aus der man links über Geröll problemlos Richtung Luitpold-Haus absteigen kann. Die Umgehung der nun folgenden Schlüsselstellen auf der anderen Seite erfordert dagegen gute Nerven, Klettergewandtheit und eine ordentliche Portion Orientierungssinn.
Abschreckend, dunkel und unheimlich steil, so präsentiert sich die Wand des ersten Aufschwungs vor mir. Ich trete etwas nach links...wo soll's da bloß hochgehen? Doch nicht etwa den senkrechten, schmierigen Riss? Doch, da in der Mitte...ein Haken...also: Action. Geht eigentlich ganz gut, der Fels ist ausnahmsweise von guter Qualität, aber man muss bei der Steilheit schon kräftig zupacken...oben kommt man dann auf einen kleinen Absatz, auf dem man sich ausruhen kann. In der Nähe steckt ein Standhaken.
Und sofort geht's an den zweiten Aufschwung: Grifflos, steil...ich überlegte zuerst, ob's nicht linker Hand besser ginge, aber dann entdeckte ich über mir in einem Riss einen Haken...oh je... Mensch, muss man hier abgekocht sein, wenn's denn free solo sein soll, denn senkrecht unter mir gähnen schwarze Schlünde...psychologisch ist das noch um einiges heftiger als von der reinen Schwierigkeit her betrachtet, denn die Wand scheint nach oben kein Ende nehmen zu wollen. Dabei sind es nur zwei bis drei Züge, aber das weiß man nicht, wenn man die Tour nicht kennt...glücklicherweise dauert dieser Nervenkitzel nicht länger, sonst wäre es ohne Sicherungen oder auch Rückzug nicht mehr gegangen. An einem neuen Haken mit ebenso neuer Schlinge ruhte ich mich erstmal kurz aus.
Von hier ist's zunächst noch steil und brüchig bis zum Ausstieg auf den Grat, aber nicht mehr schwierig (T 5+). Die letzten 50 Höhenmeter zum Gipfel des Kreuzkopfs (2287m) empfindet man nach der Kletterei wie den Gang auf einer Strandpromenade.
Zeitbedarf vom Wiedemerkopf: ca. 1 Std 30 min
Der weitere Tourenverlauf kann kurz abgehandelt werden. Die Überschreitung des Weittalkopfs (2289m) ist
hier bereits beschrieben. Ab Höhe 2100m folgt man der breiten Trasse und den Seilen über die Kaltwinkelscharte zum Hochvogel (2592m; 1 Std 30 min vom Kreuzkopf). Mit geringem Zusatzaufwand nahm ich zwischendurch noch die Kreuzspitze (2367m) mit, von der sich der Hochvogel besonders nah und eindrucksvoll zeigt. Zurück ging's dann den gleichen Weg zum Luitpold-Haus (1 Std 25 min vom Hochvogel) und nach der langen, verdienten Pause auf der Terrasse hinunter zum letzten Bus am Giebelhaus (weitere 1 Std 20 min).
Fazit: Eine ungewöhnliche Tour der Gegensätze. Der erste Teil ist einsam, anspruchsvoll und landschaftlich sehr reizvoll. Am Hochvogel dagegen herrscht Hochbetrieb auf gut ausgebauten Wegen. Insbesondere an Wochenenden beeinträchtigt der Massenauflauf den Genuss.
Der zweite Aufschwung erreicht bereits den IV. Grad, so dass man sich fragt, was denn eine solche Route (hier die R.1437) in einem AVF alpin zu suchen hat, in welchem Anstiege beschrieben werden, die "ohne besondere technische Ausrüstung durchführbar sind und den II. Grad in der Regel nicht überschreiten".
Nun, da selbst ein Stefan Meineke die Tour schon mit III bewertet und im Hüttenführer Luitpold-Haus für die Schlüsselstelle zutreffend eine IV- vergeben wird, wusste ich natürlich, was mich erwartet, nämlich eine äußerst anspruchsvolle "Gratwanderung".
Die im Hüttenführer vorgestellte Lightvariante kann meiner Meinung nach nicht empfohlen werden. Da kommt man nämlich in unheimlich heikles T 6-Gelände mit Kletterei, die sehr wahrscheinlich kein Vergnügen ist.
Den zweiten (Wander-)Teil hing ich dann mit dem ganzen Klettergeraffel als Konditionstraining dran...und weil ich aufgrund der Diskussion mit


Zur Schwierigkeit:
Gratübergang Wiedemerkopf-Kreuzkopf:
Eine Stelle IV- (2. Aufschwung), eine Stelle III (1. Aufschwung), außerdem eine weitere Stelle III (8 Meter-Abbruch kurz nach dem Wiedemer) im Abstieg (diese habe ich mittels Abseilen überwunden), ansonsten Gehgelände bis T 5+ und Kletterei bis II
Kreuzkopf-Weittalkopf-Überschreitung:
Kletterei bis II+ und Gehgelände bis T 5
Hochvogel und Kreuzspitze:
Gehgelände T 3-4 und leichte Kraxeleinlagen bis I, viele Seilversicherungen
Zur Ausrüstung:
Ich empfehle, auch ohne vorhandene Haken über den Abbruch abzuseilen, da sich oberhalb ein dafür sehr gut geeigneter Zacken befindet. Also: 30-Meter-Seil, Abseilequipment, Schlingen, Kletterhelm und für die schwierigen Aufschwünge evtl. 2-3 Expressschlingen, einige Karabiner.
Außerdem Wanderstöcke. Den Pickel braucht man nicht. Möchte man im Abstieg vom Hochvogel den Kalten Winkel begehen, dann sind momentan im Herbst Steigeisen hilfreich.
Vom Giebelhaus (1065m) auf dem allseits bekannten und übervölkerten Weg zum Prinz Luitpold-Haus (1846m; 1 Std 35 min) und nach der ersten größeren Pause in weiteren 40 min über den versicherten Steig auf den Wiedemerkopf (2163m), von dem man bereits eine fantastische Aussicht genießt. Immer wieder beeindruckend sind die Felsfaltungen der Fuchskarspitze und der allgegenwärtige Hochvogel.
Vom Wiedemerkopf zunächst leicht über kleinere Gras- und Schrofenhügel. Schnell kommt man an den 8-Meter-Abbruch. Hier fällt der Grat senkrecht ab. Die Stelle kann leicht rechts haltend in zunächst gut gestuftem Fels, aber sehr ausgesetztem Gelände angegangen werden (oben II, unten III, in der Mitte befindet sich ein alter Haken). Ich entschied mich fürs Abseilen, was an dieser Stelle eine gute Alternative darstellt.
Weiter geht's in brüchigem, aber leichtem Gelände mit vielen Kraxeleinlagen und Schrofen. Da der Fels sehr unzuverlässig ist, muss man immer die notwendige Vorsicht walten lassen. Nach einer halben Stunde Vergnügen steigt man in eine tiefe Scharte ab, aus der man links über Geröll problemlos Richtung Luitpold-Haus absteigen kann. Die Umgehung der nun folgenden Schlüsselstellen auf der anderen Seite erfordert dagegen gute Nerven, Klettergewandtheit und eine ordentliche Portion Orientierungssinn.
Abschreckend, dunkel und unheimlich steil, so präsentiert sich die Wand des ersten Aufschwungs vor mir. Ich trete etwas nach links...wo soll's da bloß hochgehen? Doch nicht etwa den senkrechten, schmierigen Riss? Doch, da in der Mitte...ein Haken...also: Action. Geht eigentlich ganz gut, der Fels ist ausnahmsweise von guter Qualität, aber man muss bei der Steilheit schon kräftig zupacken...oben kommt man dann auf einen kleinen Absatz, auf dem man sich ausruhen kann. In der Nähe steckt ein Standhaken.
Und sofort geht's an den zweiten Aufschwung: Grifflos, steil...ich überlegte zuerst, ob's nicht linker Hand besser ginge, aber dann entdeckte ich über mir in einem Riss einen Haken...oh je... Mensch, muss man hier abgekocht sein, wenn's denn free solo sein soll, denn senkrecht unter mir gähnen schwarze Schlünde...psychologisch ist das noch um einiges heftiger als von der reinen Schwierigkeit her betrachtet, denn die Wand scheint nach oben kein Ende nehmen zu wollen. Dabei sind es nur zwei bis drei Züge, aber das weiß man nicht, wenn man die Tour nicht kennt...glücklicherweise dauert dieser Nervenkitzel nicht länger, sonst wäre es ohne Sicherungen oder auch Rückzug nicht mehr gegangen. An einem neuen Haken mit ebenso neuer Schlinge ruhte ich mich erstmal kurz aus.
Von hier ist's zunächst noch steil und brüchig bis zum Ausstieg auf den Grat, aber nicht mehr schwierig (T 5+). Die letzten 50 Höhenmeter zum Gipfel des Kreuzkopfs (2287m) empfindet man nach der Kletterei wie den Gang auf einer Strandpromenade.
Zeitbedarf vom Wiedemerkopf: ca. 1 Std 30 min
Der weitere Tourenverlauf kann kurz abgehandelt werden. Die Überschreitung des Weittalkopfs (2289m) ist

Fazit: Eine ungewöhnliche Tour der Gegensätze. Der erste Teil ist einsam, anspruchsvoll und landschaftlich sehr reizvoll. Am Hochvogel dagegen herrscht Hochbetrieb auf gut ausgebauten Wegen. Insbesondere an Wochenenden beeinträchtigt der Massenauflauf den Genuss.
Tourengänger:
quacamozza

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